Freitag, 29. Dezember 2023

Live in Bremen: Die Liga Der Gewöhnlichen Gentleman

Liga! Liga! Liga! Foto: luserlounge
(Ms) Satt und Desorientiert. Das war der Zustand, bevor Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen am Mittwoch zum Tanz einluden. Satt wegen der Feste. Desorientiert, weil sich mehrere Fragen stellten. Zum Beispiel: Welcher Tag ist heute? Gibt es eine Vorband und wenn ja, wer mag das sein? Wann geht es los? Ist schon wieder zwischen den Jahren, wenn die Liga traditionell in Bremen, Hamburg und Berlin spielt? Einige Antworten gab es dann im Laufe des Abends: Mittwoch, 27. Dezember. Ja, Pete Astor. 20 Uhr. Ja, sie spielt!

Dieser Termin ist eine lieb gewonnene Tradition. Zum einen von der Band, zum Anderen natürlich für mich als Besucher. Eine kleine Recherche genügt, um herauszufinden, dass auch Superpunk schon zwischen den Jahren ein paar Konzerte spielten. Hamburg und Berlin waren stets dabei, die dritte Stadt variierte ein wenig. Mal Kiel, mal Hannover. Bremen kam und blieb für die Liga. Es ist eine Band, die ich schon lange verfolge und deren Lieder ich mir für ein Konzertbesuch nicht zwingend vorher anhören muss, denn die Texte schlummern irgendwo im Hirn. Die Rhythmen und Melodien, wenn es dann live auf die Ohren gibt, lösen sie dann automatisch heraus. 

Also ab zum Lagerhaus. Ein kleiner Tapetenwechsel nach der weihnachtlichen Völlerei ist genau das Richtige! Um zwanzig vor acht ist noch gar nicht so viel los, aber das wird sich noch ändern. Doch ausverkauft ist es bei weitem nicht. Egal. Ich hatte den Eindruck, dass alle Anwesenden einen super Abend hatten. Das hoffe ich insbesondere für Pete Astor, der vor der Liga ein paar Lieder spielte. Singer-Songwriter ohne Band als Support… puh… das ist durchaus schwere Kost. Klar, Pete war super sympathisch, aber seine Stücke haben mich nicht vom Hocker gerissen.
Nicht so wild (für mich), denn danach ging es halt richtig rund! Gerade wenn man eine Band schon öfter gesehen hat, dann kann der Blick ja mal ein wenig Schweifen. Da stehen nun also fünf Herren auf der Bühne. Und alle völlig verschieden! Da steht Fabio Papais an der E-Gitarre. Völlig versunken, introvertiert, in sich gekehrt, eins mit seinem Instrument, ab und an singt er was ins Mikro. Links daneben Gunther Buskies. Wie immer stark am Keyboard und Gesang. Ich frage mich, ob ihm sein Instrument jemals schon hingeflogen ist, er wippt es derart stark nach vorn und hinten, dass es in der ersten Reihe fast an den Kopf knallen könnte, würde man direkt davor stehen. Mit E- oder Akustikgitarre und Gesang natürlich Carsten Friedrichs, der Mittelpunkt der Band. Er ist ein toller Entertainer, zweifelsohne. Wie er die eigenen Lieder an- oder abkündigt, zeugt von viel Selbstironie oder gesunder Überzeugung. Stichwort: Genial! Rechts am Bühnenrand Tim Jürgens: Die personalisierte Coolness. Klar, Bassisten sind immer cool, aber Jürgens hat das zu Ende gespielt. Erhaben über den Dingen hämmert er die satten Töne rein, sieht unsagbar zufrieden aus und scheint diesen Abend voll und ganz zu genießen. Und dann dahinter, sitzend: Heiko Franz! Drummer sind oft wilde Tiere, Franz jedoch ein spielfreudiger Held der guten Düfte! Beinahe in Trance treibt er die Band durch den ganzen Abend! 

Und was spielen sie? Lieder von Geschäften! Eis Gerd, Matratzenmarkt, Kilo Shop, Getränkeautomaten. Diese ganzen kleinen, großen, wunderbaren Geschichten sind ein Traum! Ein eineinhalbstündiges Konzert der Liga ist eine großartige Pause vom ganzen Drumherum. Insbesondere in dieser diffusen Zwischenzeit Ende Dezember. Lieder, die nicht weh tun, ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, das Tanzbein schwingen lassen, obwohl der Sound ein wenig besser hätte sein können. Egal. Die Liga ist und bleibt ein Garant für großartige Unterhaltung und musikalische Kurzweil, wie es nur wenige andere können! Bis zum nächsten Mal!

Montag, 18. Dezember 2023

Voodoo Beach - Wonderful Life

(Ms) Das habe ich nicht erwartet. So viel Energie. So viel Atemlosigkeit. So viel Kraft. So viel Dichte. Insbesondere diese letzte Eigenschaft ist der Punkt, der beim neuen Album von Voodoo Beach am meisten heraussticht. Der Sound der gesamten Platte Wonderful Life ist sehr eng, komprimiert, lässt kaum Raum für Zwischentöne oder flache Phasen. Ja, da ist auch viel Lärm dabei, wenn Lieder mal wieder ausbrechen oder noch einen Schritt in ihrer Intensität weiter gehen. Und genau das ist der Punkt, der mich bei dieser Platte so wahnsinnig packt. Zugegebenermaßen kannte ich das Trio bislang überhaupt nicht. Hätte auch nicht vermutet, dass derartige Musik sich hinter diesem Namen verbirgt. Okay, die Sounds hätten schon gepasst. Doch deutsche Texte hätte ich hier nicht vermutet. Da fällt mir auch gar kein Äquivalent ein. Vielleicht noch die Gruppe Sport, die es leider nicht mehr gibt. Aber so wuchtige deutschsprachige Musik… noch nie gehört und gerade das macht dieses Album für mich sehr, sehr spannend!

Vor drei Jahren ist Sängerin und Gitarristin Heike Marie Rädeker eingestiegen und ergänzt Josephine Oleak am Schlagzeug und John-H. Karsten am Bass. Zu dritt beschwören sie einen wahnsinnigen Klang herauf, der sich auf ihrem neuen Album, das Anfang Dezember erschien, breit macht und dort brilliert. Neun Stücke sind ‚nur‘ auf dem Album aber ich würde sagen, dass das reicht. Wozu noch mehr wenn doch alles gesagt ist?!
Zart beginnt diese Platte. Ein paar Gitarrensaiten werden gezupft, Bass kommt dazu, Schlagzeug setzt ein, es ist dunkel, dicht, verzaubert. Fremde Fenster ist der perfekte Start in diese Platte, weil der Track so lange so ruhig ist. Zum Refrain hin bricht der Klang dann aus, es scheppert, wummert! Ein wenig Angst vor Monotonie und Wiederholung lässt lieber bei anderen reinschauen, reinhorchen und es als Geheimnis abspeichern. So textet vielleicht noch Dirk von Lowtzow. Das einseitige Gespräch auf Nein ist eine Ablehnung. Logisch, sagt der Titel ja auch schon. Das Spiel mit der Stimme entfacht viel Kraft, als ob das nicht gehörte Gegenüber nicht ernst genommen wird. Dazu dieser unglaubliche Sound, was für eine irre Energie - wow! Das Gitarrenspiel von Rädeker hat durchaus etwas Psychedelisches. Kein Wunder, dass diese Musik einen schnell in den Bann reißt. Die Hand ist wohl der Song, der die gesamten Stärken dieser Band in drei Minuten und siebenunddreißig Sekunden aufs Beeindruckendste zeigt. Das muss schlicht und einfach erlebt werden! Verschworen geht es auf Freunde zu. Aber unter seinen Freunden muss man auch eingestehen, dass die Vergangenheit passé ist: „Die Nostalgie ein abgetragenes Kleid.“ Das Erlebte ist der Grundstein, aber es müssen auch neue Geschichten erzählt werden. Als ich Immer Noch zum ersten Mal hörte, dachte ich, es sei ein Liebeslied. Doch Zweifel sind angebracht. Denn die Verliebtheit widmet sich nur der „Idee, das alles gut ist.“ Der Schein trügt also. Insbesondere der Bass untermauert das auf diesem Stück, der sich wunderbar und kraftvoll durch die Strophen und Refrains mäandert. Die Pause vor dem letzten Aufbäumen dieses Tracks ist so klug gesetzt. Man denkt, es sei vorbei und dann bäumt sich das ganze Stück in seiner Kraft nochmals auf - einfach, aber super gut arrangiert! Zum Ende hin kommen noch zwei Features. Das eine mit John Moods (Fenster), das andere mit Hendrik Otremba (Messer). Beide können mich tatsächlich gar nicht so sehr überzeugen. Es bleibt der Eindruck, dass die Band am stärksten ist, wenn sie bei sich ist. 

Wonderful Life von Voodoo Beach ist seit Langem das beste Neue, was ich an deutschsprachiger Musik gehört habe. Genreunabhängig. Der düstere Charakter spricht mich sehr an, aber noch mehr die kompromisslose Kraft und Dichte, die in jedem einzelnen Stück steckt. Das ist ungeheuer gut gemacht! Punkt.

08.02.24 Berlin, Berghain Kantine
09.02.24 Erfurt, VEB Kultur
10.02.24 Hamburg, MS Stubnitz
24.02.24 Dresden, Ostpol
25.02.24 Leipzig, Conne Island
28.02.24 Stuttgart, Merli
29.02.24 München, Milla
01.03.24 Karlsruhe, Kohi
02.03.24 Essen, Grend


Freitag, 15. Dezember 2023

KW 50, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Sb/ms) Im Radio kam vorhin ein Quiz und vorher fragte der Moderator den Teilnehmer, was denn sein Lieblingsessen auf Weihnachtsmärkten wäre. Da kam ich parallel dann auch ins Denken. Und abgesehen davon, dass Weihnachtsmärkte schön, aber soo geil nun auch nicht wieder sind, fiel mir erstmal überhaupt nichts ein. Das meiste ist halt das Imbissessen, was es sonst auch überall gibt. Der Teilnehmer meinte, dass so eine Knobi-Pilzpfanne geil ist. Ja, das kann ich auf jeden Fall verstehen. Aber es gibt ein großes Dilemma. Denn all die tollen Weihnachtsmarktessen stehen in Konkurrenz zu einem Imbissklassiker, der halt immer gewinnt. Die guten, alten Pommes. Kann man nichts gegen sagen. Außer, dass es frittierte Sonnenstrahlen sind - da kotz ich ja direkt ab. Aber so eine Fritte, schön kross und am besten mit Remoulade oder Joppiesoße ist einfach unglaublich geil! Dicke Fritten besser als dünne. Kross besser als labbrig. Ist klar. Na dann… ab auf den Markt!

Dino Paris & Der Chor der Finsternis
(Ms) Wenn es nicht offensichtlich übertriebener Trash wäre, hätte ich dieses Stück direkt wieder ausgemacht. Aber es ist halt Dino Paris. Und dieser Typ ist unberechenbar. Dieses Jahr veröffentlicht er sehr viele Singles - ein Album sollte dann ja nicht mehr lange auf sich warten lassen?! - und alle sind sehr, sehr unterschiedlich. Mal die kritische Ballade, mal ein Tanzhit. Und nun hämmern die Synthesizer erneut auf Fleisch Ist Hot. Eigentlich ein saisonaler Song, der im Sommer am besten wirkt, wenn die Grills am laufenden Band heiß glühen. Doch auch die Weihnachtszeit ist ja eine des Fleisches. Braten, Ente, Gans, was weiß ich?! Hauptsache ein großes Stück totes Tier liegt mitten auf dem Tisch, wird mit einem scharfen Messer auseinander geschnitten und garniert mit einer schweren Soße in sich hineingeprügelt. Lecker, lecker. „Salami am Abend gibt mir den Kick!“ Ja, so isses! Kommt am 24. dann direkt nach Last Christmas!


Endless Wellness
(Ms) Österreich, alte Lady. Musik aus deinem Land ist ganz schön gebeutelt. Wer hat eigentlich das Label Austropop erfunden?! Diese Person muss ein bisschen angesoffen gewesen sein. Das war dann da. Und Wanda, Bilderbuch und Voodoo Jürgens wurden darunter genannt. Was haben die denn für Gemeinsamkeiten?! Eben. Was für ein bescheuerter Begriff. Auch Endless Wellness sollten am besten nichts mit Austropop zu tun haben. Denn es lässt sich doch besser beschreiben, oder?! Erstmal ist das guter alte Indiemucke. Zweitens ist sie herrlich schrammelig. Drittens muss sie gar nicht perfekt sein. Viertens besteht sie aus vier Freunden, die seit 2021 zusammen musizieren. Fünftens ist eine Orgel dabei! Sechstens hat Hjörtur (vormals Oehl (s.u.)) eine neue musikalische Heimat gefunden. Ja, sie klingen ein wenig nach Hamburger Schule, aber dann sind wir ja direkt beim nächsten problematischen Begriff. Also: Reset! Endless Wellness aus Wien machen gute Musik. Richtig gute Musik! Sie changieren wahnsinnig zwischen Tragik und Komik und treffen damit einen richtig guten Ton. Das ist ein schmaler Grat und sie tanzen drauf. Und ja, ich mag den Akzent sehr! Ein paar Lieder wie Danke Für Alles sind schon zu hören und am 26. Januar (oder Jänner!) kommt ihre erste Platte namens Was Für Ein Glück auf dem sehr guten Label Ink Music heraus. Das kann als Vorbestellung schon noch auf den Wunschzettel, oder?! Genau!


Fjørt
(Ms) Machen, machen, machen. Weiter, weiter, weiter. Bloß nicht durchatmen. Bloß nicht stehen bleiben. Ballern, ballern, ballern. Kein Schlaf, keine Pause, kein Innehalten. Machen, weiter, ballern. Peng! Aus. Die Arbeit, das Private, all die Dinge, die von uns gefordert werden. Vieles davon so unnütz, schwer nachvollziehbar. Doch wir machen mit, machen weiter, halten irgendwie durch. Irgendwie aber halt nur. Bis der Puls dann so hoch ist, dass man platzt, sprengt, explodiert. Ob Fjørt das mit ihrem neuen Song so sagen wollten, weiß ich nicht, aber ich sehe das darin. Nur drei Minuten geht dieses Stück und es ist verhältnismäßig moderat. Denn die Band kann noch wesentlich lauter, wilder, kräftiger. Und das so richtig gut. Ich selbst habe das Trio aus Aachen so richtig erst seit ihrem aktuellen Album auf dem Schirm und live haben sie mich ziemlich weggehauen! Wie gut, dass sie ab Januar wieder auf Tour gehen. Wer sich eineinhalb oder zwei Stunden inbrünstig anschreien lassen möchte, sollte dringend hingehen - es wird eine massive Erfahrung werden. Versprochen!

17.01. Kiel, Die Pumpe
18.01. Leer, Zollhaus
19.01. Dortmund, FZW
20.01. Saarbrücken, Garage
24.01. Nürnberg, Z-Bau
25.01. Marburg, KFZ
26.01. Karlsruhe, Substage
27.01. Darmstadt, Centralstation
31.01. Bielefeld, Forum
01.02. Jena, Kassablanca
02.02. Potsdam, Waschhaus
03.02. Düsseldorf, Zakk
04.02. Aachen, Musikbunker


Oehl
(Ms) Der Morgen ist eine fragile Tageszeit. In verhältnismäßig kurzer Zeit steht eine große Aufgabe an: wach werden, sich ordnen und irgendwie bereit sein für den neuen Tag. Frisch machen, anziehen, essen, alles im Rucksack?! Mit dem Rad oder dem Auto? Welche Kleidung ist die richtige?! Viele essentielle Fragen stehen auf dem Plan. Oft möchte ich gar keine Musik zu diesem Zeitpunkt hören. Oder etwas, das mehrere Ebenen bedient. Und da steht Oehl ganz oben auf der Liste. Denn ich mag so vieles, was er in seiner Musik verbindet. Das Poetische packt mich sehr, hinzu kommt eine oft sehr sanfte, toll ausgerichtete Musik, die nicht zu wild ist, nicht zu lahm, sondern genau den richtigen Grad an Sanftheit trifft. Das gefällt mir außerordentlich gut. Es gibt ein neues Lied, was das frühe Tanzbein in Schwung bringen könnte: Die Arbeit Des Frühlings. Ungewohnt schnell ist das Stück. Doch genauso nuschelig ist er am Mikrophon. Ein Lied, das bewusst macht, dass manche Dinge viel Zeit brauchen, mitunter in Vergessenheit geraten und dann - eventuell ungeahnt - aufblühen!

Freitag, 8. Dezember 2023

KW 49, 2023: Die luserlounge selektiert

Droga krajowa 49
Quelle: de.wikipedia.org

(Sb/ms) Wann stehen eigentlich endlich die Osterhasen wieder im Supermarkt herum und warten auf ihren Kauf und Verzehr?! Drei, vier Monate Weihnachtskram reicht mir ja jetzt schon. Hier vertrocknen auch die Lebkuchen und Pfefferkuchen. Viel zu süß der ganze Kram. Was für ein großes Glück, dass der reichhaltige Silvesterkram endlich die Regale erobert und uns kaufgeilen Konsumenten wieder das Geld aus der Tasche zieht. Richtig Bock. Kann es kaum abwarten, bis kurz vor dem Einunddreißigsten endlich wieder Knallfrösche, Bleigießen und Böller in satten Mengen auf mich warten. Ich werde alles einpacken, alles kaufen, alles anhäufen, alles anzünden. Richtig gut! Und dann wieder Osterhasen. Oder schon wieder Wassereis? Oder ein paar FlipFlops? Ach, egal, Hauptsache kaufenkaufenkaufen!

Marie Curry
(Ms) Zugegebenermaßen waren die Erwartungen und Wünsche ein wenig höher. Aber ganz woanders angefangen: Marie Curry ist das einzige Mitglied von Neonschwarz, das vorher nicht Solo in Erscheinung getreten ist. Ein ganz seltener Werdegang im Rap. Meist sind MCs ja solo unterwegs. Ohnehin gibt es ja auch nur wenige ‚Rap-Bands‘. Neonschwarz ist so eine, die jahrelang extrem stabil abgeliefert hat. Nun gönnt sich das Quartett eine kleine Pause und Marie Curry steht endlich Solo in den Startlöchern. Als ich ganz am Anfang von dieser Nachricht las, war ich direkt Feuer und Flamme, weil ich ihre Stimme so mag. Nun ist mit Nag Champa ihre zweite Single draußen und leider lodert es da eher weniger bei mir. Es klingt ein wenig austauschbar und beliebig. Vielleicht liegt es aber auch nur an diesem Stück, wer weiß?! Zum Glückt kommt ja am 1. März ihr Album Cameo raus und damit noch viel mehr Tracks, die mich hoffentlich mitreißen werden - meine Hoffnung ist groß!

05.04.2024 Wiesbaden, Schlachthof 
06.04.2024 Hannover, Faust 
12.04.2024 Berlin, Bi Nuu 
13.04.2024 Hamburg, Molotow 
24.04.2024 Leipzig, Conne Island 
25.04.2024 München, Feierwerk 
03.05.2024 Bochum, Bahnhof Langendreer


Peter Wolff & Jens Borgaard
(Ms) Rein klanglich packt mich diese Musik gar nicht mal so sehr. Aber sie erzählt eine Geschichte. Und diese Geschichte ist derart hart und bitter, dass die Aufmerksamkeit ganz schnell da ist. Auf Destroyer, dem neuen Album von Peter Wolff und Jens Borgaard, geht es um einen Autounfall. Einen, den Borgaard selbst mit ansehen musste und in den gemeinsamen Liedern darüber singt, wie er aus der Sicht des Verursachers wohl verlaufen ist. Es steht also der große Versuch im Raum, sich in diese Person hineinzuversetzen und das ganze Schicksal musikalisch und textlich einzufangen. Den Moment des Aufpralls, die Festnahme, die Einsicht, dass man einem anderen Menschen das Leben genommen hat. Hui, was für eine wahnsinnige Herausforderung, was für ein tonnenschweres Thema. Kein Aufheller, nein. Auch nicht musikalisch. Denn diese Platte ist ein - logischerweise - kräftig, düsteres Werk, was einen durchaus in die eigenen Einzelbestandteile zerreißen kann. Krasse elektronische Klänge, hart, tief, kalt. Dazu hat Kai Lietzke einen Film erschaffen, der sehr abstrakt arbeitet. Wer sich diesem ganzen Klotz ausliefern lassen will, der wird eine abenteuerliche Reise machen, die bedrückt. Aber irgendwie ist es auch stark, wie hier alles zusammenfließt. Das ist große Kunst, auch wenn sie einem den Atem abschnürt.


Nichtseattle
(Ms) Peng! Da sind sie wieder. Die Lieder, die direkt in den Magen gehen. Oder in die Seele. Auf jeden Fall ganz tief. Die Lieder, die einen dann doch sehr nachdenklich zurücklassen. Auf doppeltem Wege. Denn Frau Sein von Nichtseattle ist große Posie. Zudem ist es ein selbstbewusstes, feministisches Statement. Worüber sie singt, ist bitter und wahr. Den Text kann man unter dem Video hervorragend nachlesen (oder halt geduldig sieben Minuten zuhören). Und dann sitze ich hier als Typ auf dem Sofa und möchte etwas dazu schreiben. Kann ich? Darf ich? Erste Frage: Geht so. Zweite Frage: Tja, das weiß ich gar nicht so genau. Denn ich stecke halt nicht drin in diesem Thema. Natürlich bespreche ich das mit einigen Frauen in meinem Umfeld, aber nachfühlen ist schwer. Ich kann es nur erahnen, welche Ansprüche und Erwartungen von außen an sie getragen werden. Und bin dann doch mittendrin, denn irgendwie - bewusst oder unbewusst - erwarte ich ja auch etwas von den Frauen in meinem Umfeld. Inwiefern das mit ihrem Geschlecht zusammenhängt, weiß ich nicht. Ich hoffe, dass das nicht so eine große Rolle spielt. Doch das spielt sich manchmal doch unbewusst ab. Und so stammel ich hier was in die Tasten, das diesem Lied wahrscheinlich gar nicht gerecht wird. Also: Zuhören, mitfühlen, gut finden. Am 12. April kommt ein neues Album, es wird Haus heißen und sicher elf weitere großartige Lieder beinhalten.

13.01. St. Peter Ording, Beach Motel van Cleef Festival (solo)
03.05. Brilon, Stadtschenke (solo)
04.05. Stade, Hansesong Festival (solo)
03.06. Hamburg, Aalhaus
04.06. Köln, Bumann & Sohn
05.06. Nürnberg, Soft Spot
06.06. Leipzig, Conne Island
07.06. Karlsruhe, Kohi
08.06. München, Kammerspiele
09.06. Frankfurt, Brotfabrik
13.06. Berlin, Maschinenhaus


Wanda
(Ms) Vor einem Jahr spielte Wanda eine große Tour und sie machten in Bremen halt. Es war der 30. November und die Erwartungen waren recht neutral. Einige Male zuvor sah ich die Band schon, die anfängliche Euphorie und der große Amore-Rausch sind ein wenig abgeflacht. Doch dieser Abend hielt einiges bereit und war ein großes Fest. Am Ende musste/durfte ich feststellen, dass Wanda vielleicht eine der richtig großen Rockbands ist, die auf Deutsch singen. Es hat enorm viel Spaß gemacht und halt auch richtig viel Energie gehabt! AMORE! Immer noch!
Nun steht für kommendes Jahr ein neues Album in den Startlöchern. Ende Nie wird es heißen, ein genaues Datum soll noch folgen. Die Tourplanung steht - logisch, dass da Ausschau gehalten wird. Die ersten Töne dazu gibt es auch schon. Bei Niemand Anders heißt das Stück und ist eine ruhige Nummer zu großen Themen. Liebe und Tod gemeinsam ist direkt super hart, aber auch das können die Wiener Jungs, die sich jetzt nach Christians Tod offiziell zu dritt zeigen. Wanda - Amore, Baby!

09.12.23 Jerzens (AT) - Hochzeiger Open-Air 
22.12.23 Wien (AT) - Wiener Stadthalle, Weihnachten mit Wanda 
25.04.24 Zürich (CH) - x-tra 
26.04.24 Bern (CH) - Bierhübeli 
27.04.24 Ulm (DE) – Roxy AUSVERKAUFT 
29.04.24 Heidelberg (DE) - Halle 02 
30.04.24 Erfurt (DE) - Central 
02.05.24 Hannover (DE) - Capitol 
03.05.24 Dortmund (DE) - FZW 
04.05.24 Münster (DE) - Jovel 
06.05.24 Rostock (DE) - MAU Club 
07.05.24 Potsdam (DE) – Waschhaus AUSVERKAUFT 
31.05.24 Gmunden (AT) - Rathausplatz 
08.06.24 Rock im Park (DE) 
09.06.24 Rock am Ring (DE) 
12.06.24 Coburg (DE) - Kulturfabrik 
13.06.24 Fulda (DE) - Museumshof 
19.07.24 Graz (AT) - Freiluftarena B 
20.07.24 Klam (AT) - Burg Clam 
02.08.24 Lustenau (AT) - Szene Open Air 
30.08.24 Kufstein (AT) - Festung 
31.08.24 Dresden (DE) - Junge Garde


Pascow
(Ms) Ein neues Musikalbum hat oft nur eine extrem kurze Halbwertszeit, oder? Manche Singles kommen schon ein halbes Jahr vorher raus. Manchmal ist schon ein Viertel bekannt, bevor die Platte dann endlich in den Händen zu halten ist. Dann kommt noch die Tour hinterher, die Festivals und das war es irgendwie. Dann wird diese Band wieder ad acta gelegt und zur nächsten neuen Single wieder gehört. Ein bisschen übertrieben beschrieben an dieser Stelle. Aber es ist was dran, oder? Umso besser finde ich, wenn ein Album in seiner künstlerischen Form viel länger zelebriert wird. Da steckt ja auch irre viel Arbeit, Herz, Verzweiflung, Planänderung und Leidenschaft drin. Grüßt Eve ist aus meiner Sicht nicht mal eins der stärkeren Tracks aus dem aktuellen Album Sieben von Pascow. Aber nun ist noch ein Video dazu rausgekommen - geil! Vielleicht dient es auch ein wenig dazu, die Frühjahrestour zu promoten. Obwohl diese Band das nun wirklich nicht nötig hat, aber vorenthalten wollen wir das auch niemandem.

07.02.24 Bochum, Bahnhof Langendreer (ausverkauft)
08.02.24 Heidelberg, Halle 02
09.02.24 AT - Linz, Stadtwerkstatt
10.02.24 AT - Wien, WUK
11.02.24 Nürnberg, Z-Bau
12.02.24 OFF
13.02.24 CH - Aarau, Kiff
14.02.24 Chemnitz, AJZ Talschock
15.02.24 Wolfsburg, Schwimmbad
16.02.24 Rostock, Mau Club
17.02.24 Kiel, Pumpe (ausverkauft)

Sonntag, 3. Dezember 2023

Live in Bremen: Fatoni

Wunderbare Welt in Bremen. Foto: luserlounge
(Ms) Hui, das war aber ganz schön kalt auf dem Weg zum Schlachthof! Vor dem Gebäude ist ein kleiner Skatepark, es war spiegelglatt. Aber: Angekommen eröffnete sich ein hervorragender Abend!
Fatoni ist auf Tour und wahrscheinlich ist seine aktuelle Konzertreise die erfolgreichste, die er je gespielt hat. In Bremen sollte er ursprünglich im Lagerhaus spielen, das wurde aber schon vor Wochen in den größeren Schlachthof hochverlegt. Eine richtig tolle Location in Nachbarschaft zum Bahnhof, wo nebenan momentan der Circus Roncalli einlädt!
Den Erfolg hat Fatoni sich regelrecht verdient. So lange ist er schon dabei, so lange rappt er schon so gut und so markant, endlich kann er ein paar Lorbeeren davon ernten. Sicherlich scheffelt er nicht die große Kohle, aber so viele ausverkaufte Shows auf der aktuellen Tournee sprechen eine klare Sprache.
Also rein in das schöne Backsteingebäude, wo sich theatermäßig die Ränge nach oben hin erstrecken und darin sogar eine Bar versteckt ist. Eröffnet hat den Abend Shogoon, der die erkrankte futurbae ersetzte. Gegeben hat mir sein Auftritt nur ganz wenig. Er war ein sympathischer Typ, doch seine Texte haben mich nicht gepackt. Einige andere aber schon, so wie es zu vernehmen war, dann passt das doch!
Gegen 21 Uhr betrat Fatoni dann die Bühne, wie immer in gelber Hose und der New-York-Hotdog-Collegejacke und mit Popcornmaschine bei Ready am Pult.
Selbstredend begann der Abend direkt mit einigen Tracks des neuen Albums und das Publikum war sofort elektrisiert. Auch ich hatte direkt richtig viel Bock, hab mich sehr über Du Wartest oder Links Rechts gefreut. Ja, die neue Platte ist schon richtig gut! Früh war aber auch klar, dass Fatoni nicht ganz fit ist. Ein wenig behäbig wirkte er an dem Abend, griff immer wieder zur Teetasse. Vielleicht war der Abend zuvor in Hamburg mit Deichkind und Juse Ju auf der Bühne ein wenig zu krass oder er trägt einfach nur eins der unzähligen Viren aktuell mit sich herum… Doch seiner Laune hat es keinen Abbruch getan, auch nicht der im Publikum. Großer persönliche Freude kam bei Das Alles Ist Kunst auf, was für ein starker Banger! Natürlich darf der Akustikgitarrenpart bei seinen Gigs nicht fehlen mit Klassikern wie Lassen Sie Mich Künstler Ich Bin Durch oder neuen Tracks wie Mein Junges Ich oder dem ersten Fatoni-Weihnachtslied, das gestern Weltpremiere feierte! Natürlich wartet man bei einem Fatoni-Gig auch stets darauf, dass Juse Ju mit auf die Bühne stürmt und sie einige Lieder zusammen performen, doch er war nicht dabei. Zu meiner großen Überraschung und Freude war jedoch Milli Dance von Waving The Guns am Start - das hätte ich gar nicht erwartet und sie haben unter anderem Seven Eleven gemeinsam abgerissen! Die beiden rappen völlig verschieden, ergänzen sich jedoch auch total! Eine starke Kollaboration! Ein Höhepunkt war auch das neue Auseinander, das er ein paar Mal noch einspielte, um die Menge komplett eskalieren zu lassen. Richtig gute Aktion: Beim Moshpit nur die Frauen aufeinander zurennen zu lassen - eine Seltenheit! Am Ende mit Lichtermeer im Publikum spielte er noch Mit Dem Taxi In Die Therapie und ein äußerst kurzweiliger Abend war auch schon wieder vorbei. Das Publikum trug ihn durch den Abend und ich hoffe sehr, dass er die kommenden Auftritte gesundheitlich gut bewerkstelligen kann. Ich habe schon richtig Bock aufs nächste Mal!

Freitag, 1. Dezember 2023

KW 48, 2023: Die luserlounge selektiert

Straßenschild der Delaware State Route 48
Quelle: de.wikipedia.org

(Sb/ms) Dies ganze Black Friday-Geschichte. Das ist ja ganz schön krank. Aber freisprechen davon, dass ich nicht auch zugeschlagen hätte, kann ich mich nicht. Dafür war dies und das doch zu verlockend. Nochmal zurück zum Stichwort „Das ist ganz schön krank“. Vorletzten Sonntag in ganz geselliger Runde zusammen gesessen, Brunch, futtern ohne Ende, richtig gut, liebe Leute, viel Spaß! Und um kurz vor zwölf haben einige Leute ihr Handy gezückt, öffneten den Shop des selben Ladens und dann hieß es: Möglichst viel Dinge in den Warenkorb packen - und dann abwarten. Kurz mal nachgefragt, was denn da eingekauft wird. Dann erschrocken gewesen: Ein Händler von Protein-Pulvern haute ordentlich raus. Aber natürlich schön begrenzt; offenbar mussten die Leute dann hoffen, dass die Wünsche im Korb bleiben und es dann satte Rabatte gibt. Dann mal nachgefragt, was die da so weniger zahlen würden. Vom Hocker gefallen. Für so eine krasse Scheiße kann man offenbar sehr viel Geld ausgeben, Rabatte hin oder her. Hier gibt es alles frei Haus:

Zweilaster
(Ms) Ist Euch neue Musik manchmal auch ein wenig zu glatt? Alles ein bisschen zu steril? Alles ein wenig zu desinfiziert? Die 80er sind musikalisch ja wieder da. Da entsteht durchaus der Eindruck: Je retrohaftiger, desto glatter. Das ist natürlich völlig beweisfrei und subjektiv, aber eine sehr gute Überleitung zur aktuellen Platte von Zweilaster. Denn da schrammelt und schrabbelt es an allen Ecken und Enden. Nein, keine Panik, es stört nicht. Viel mehr ist es durchaus charmant und gehört wohl zum Konzept. Da muss nicht alles perfekt sein. Da kann auch mal ein kleiner Verspieler bleiben, wenn der Rhythmus zufällig holpert oder das Riff nicht ganz sauber ist. Alles egal. Worum es Zweilaster genau geht, weiß ich nicht. Aber das Duo aus Stuttgart hat mit Scheiblettenkäse Und Sehnsucht zum Einen einen großartigen Titel hingeblättert und darauf sammeln sich zum Anderen viele phantastische Lieder! Arno und Marie schreiben Lieder der Alltagstragik. Da bleibt natürlich auch nicht aus, das Komik anheim zieht. Das macht die ganze Platte unsagbar sympathisch - selten so viel Freude dabei gehabt, neue Musik zu entdecken, da es echt viele Überraschungen gibt, das ganze ist sehr unvorhersehbar. Und dadurch genial. Das Schöne ist: Die Platte kam schon letztes Jahr raus, doch ab dem 8. Dezember gibt es sie zum ersten mal auf Vinyl! Der Auftrag ist also klar, oder?!


Björk & Rosalía
(Ms) Einzelne Lieder für einen guten Zweck. Ich weiß nicht so genau… So viele Tracks, die für einen guten Zweck geschrieben und veröffentlicht worden sind, kenne ich gar nicht. Aber die, die so aufploppen, haben den Anschein zu schnell geschrieben worden zu sein. Natürlich steht der Zweck im Vordergrund, aber der musikalische Anspruch sollte ja nicht gänzlich fallen gelassen werden. Zum Glück gibt es aber auch Künstlerinnen wie Björk, die nie einen platten Track ans Tageslicht bringen würden. Seit vergangener Woche ist Oral zu hören. Ein Stück, das schon seit über zwanzig Jahren in ihrer Schublade schlummerte, aber nie den richtigen Rahmen fand. Als sie nun mitbekam, dass sich in riesigen Lachszuchtfarmen vor ihrer Heimat Island ein Parasit ausbreitete und daraufhin eine Million Fische getötet wurden, holte sie dieses Stück raus, um ihrer Fassungslosigkeit Raum zu schaffen. Muss das echt sein? Zum Einen die Reaktion, zum Anderen, dass Tiere so erbärmlich und zusammen gedrängt leben müssen?! Alles, was dieses Lied einspült an Einnahmen, wird einer gemeinnützigen Organisation gespendet, die sich genau gegen solche Fischfarmen einsetzt. Und um noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu erreichen - als ob ihr Name nicht genug Gewicht hätte - hat sie sich noch den Megapopstar Rosalía ins Boot geholt und einen richtig tollen Song rausgehauen. Sowohl Björks typische Arrangements sind darauf zu hören, als auch eine etwas massenkompatiblere Aufarbeitung. Das hat sich alles sehr gelohnt - ich wünsche beiden, dass ordentlich Geld damit verdient werden kann.
PS: Vielen Dank für das Gegenbeispiel!


Frame The Moon
(Ms) Was ist jetzt eigentlich nochmal Popmusik? Sven Regener meinte (glaube ich) mal, dass alles Popmusik ist, mit dem ganz gezielt Geld verdient werden will. Also schon alles intendiert. Dem schließe ich mich so nicht an. Ich glaube eher, dass Pop eine gewisse Leichtigkeit, Sorglosigkeit ausmacht, die schnell ins Ohr geht und zu der man auch recht einfach tanzen kann. Vielleicht will Pop gar nicht so viel, aber das muss ja auch gar nicht sein. Vielleicht haut der Pop damit ja seinen größten Trumpf auf den Tisch: Eine Pause vom Alltag erschaffen, einfach mal für ein paar Minuten die Augen schließen und sich mit den eingängigen Melodien mitreißen lassen. Wer das will, sollte recht schnell Frame The Moon einschalten. Das Kölner Duo veröffentlichte vor ein paar Tagen ihre neue Single Cry, den Vorboten zur ersten EP, die kommendes Jahr erscheinen wird. Zu hören sind satte Elektrobeats mit einem ganz bewussten 80er-Jahre-Touch, auf der sich Lena Schüttens Stimme ausbreitet und singt You don‘t make me Cry, you will make me stronger. Ein Liebessong? Ein Powersong? Ein Aufbausong? Zum Glück könnten wir Hörende damit ja machen, was wir wollen. Für mich ist es ein Tanz- und Pausensong und ich bin sehr gespannt, was die beiden noch abliefern werden…


Everything Everything
(Ms) An dieser Stelle muss ich nochmal erwähnen, dass mir englische Texte oft völlig egal sind. Ich höre da nicht immer so richtig drauf. Nur bei einigen Bands sind sie mir wichtig, wie bei Nada Surf zum Beispiel. Bei Everything Everything sind sie mir echt egal. Etwas anderes rückt bei dieser Band in den Fokus. Und das dürfte auch nicht so verwunderlich sein. Seit vielen, vielen Jahren machen sie richtig geile Musik mit einer Menge Know-How. Klar, sie haben das studiert, aber das heißt ja noch lange nicht, dass sie auch den Drive beherrschen. Diese Briten tun das aber. Mad Stone ist auch so ein Track, bei dem ein paar geniale Sound-Kniffe (für mich) ausreichen, damit ich dabei bin. Dazu gesellt sich die unsagbar starke Stimme von Jonathan Higgs, die hoch, runter, schnell, langsam, alles kann. Sehr hoher Wiedererkennungswert! Richtig viel Bock auf ihr neues Album Mountainhead, das am 1. März erscheinen wird. Dann ist auch endlich dieser schäbige Winter vorbei!


Sonntag, 26. November 2023

Dagobert - Schwarz

Foto: Fritz Fechner
(Ms) „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“ So hart, bitter und direkt hat es Paul Celan in seiner bekannten Todesfuge einst geschrieben. Bei seinem Gedicht über die Gräuel im Zweiten Weltkrieg lässt es einen heute noch erschaudern.
Weit vorher, mit völlig unterschiedlichen Anlässen und bis heute ist der Tod in der Kunst ein immer wiederkehrendes Motiv. Eines, das hart ist. Eines, das Angst macht. Eines, das aber auch Erleichterung versprechen kann. Denn sterben müssen wir alle, nur wie begreifen wir das eigentlich? Und wann? Lyrisch ist es seit jeher auch ein Motiv vieler Österreicher. Josef Winkler hat es sicher in seinem Werk auf die Spitze getrieben. Ständig spielen Todesfälle aus dem Heimatdorf und der Familie eine Rolle, niemals lässt es ihn los. Es ist ein biologisches Thema. Ein Theologisches und Philosophisches.

Irgendwo in diesen ganzen Sphären, die Bücher füllen, bewegt sich nun auch der Schweizer Sänger Dagobert. Am 24. November veröffentlichte er sein neues Album. Es heißt Schwarz und die neun neuen Lieder behandeln alle den Tod. Ein Konzeptalbum der ganz besonderen Art. Den poppig-schlageresken Touch, den seine Lieder immer schon hatten, sucht man hier vergeblich. Eher tritt er hier als Liedermacher, Chansonnier auf. Nicht nur das dieses endgültige Thema alle Strophen und Refrains durchströmt, auch die Arrangements folgen einem klaren Plan: Der Text soll im Vordergrund stehen. Daher gibt es keinen Rhythmus, kein Schlagzeug auf dem gesamten Album. Streicher, Flöten, Klavier, Harfen säumen Dagoberts Stimme, die ganz unterschiedliche Blickwinkel auf den Tod richtet.

Die Platte startet mit dem hymnischen Todessehnsucht. Schnell wird klar, dass die Texte hier wirklich von großem Gewicht sind und der Sänger sich von einer ganz anderen Seite zeigt. Ein Stück, in dem der Ich-Erzähler so am Boden ist, dass er sich nur noch den Tod wünscht, um endlich von allem erlöst zu sein. Da muss man erstmal schlucken, denn wesentlich fröhlicher wird es nicht. Auch nicht auf Dagobert Und Die Blumen, auch wenn der Titel ein wenig seltsam scheinen mag. Doch darin sucht er eine alte Bekanntschaft oder Liebe auf, extra mit einem Strauß Blumen in der Hand, doch niemand öffnet und die Blumen - wie auch derjenige, der sie fest hält - lassen darauf den Kopf hängen. Traurig, traurig.
Und doch kann der Tod auch schöne Seiten mit sich ziehen - ja, es ist kaum zu glauben. Natürlich lässt er verzweifeln und zu verstehen ist das alles eh nicht. Doch er kann auch ein Vehikel für starke, positive Emotionen sein und Anlass geben, der großen Liebe ein großes Lied zu schreiben. Stille Abenteuer ist so eines. Solch sanfte Zeilen folgen darin einander, die aufrecht und fest bezeugen, diese Liebe, die zwei Menschenleben begleitete, groß und wundervoll war.
Der Höhepunkt dieses außergewöhnlichen Albums ist die Rabensinfonie. In den anderen Stücken packt mich die Musik gar nicht mal so sehr, sie spielt ja auch keine so große Rolle. Hier sticht sie aber in gewaltigem Maße zu. Der schwarze Vogel scheint hier ein Zeichen des Todes zu sein und das gewaltige Arrangement untermalt, welche bittere Botschaft er mit sich bringt. Enden tut das Werk mit dem gleichnamigen Lied - Schwarz. Oft wird der Tod ja auch als der Ewige Schlaf bezeichnet, oder jemand Verstorbenes ist ‚friedlich eingeschlafen‘. Nur halt, dass diese Menschen leider nicht mehr aufwachen. Auch den Traum, den Dagobert zum Schluss hin träumt, ist hart, er schwelgt von der Schönheit des Lebens und der erfüllenden Liebe, die es gab. Doch so hart und bitter dieses Album auch begann, so schließt es auch. Denn der Ich-Erzähler wacht hier doch nicht mehr auf. Es bleibt alles schwarz.

Ja, das ist keine leicht Kost. Trotz allem hat mich diese Platte nicht runtergezogen. Viel mehr begeistert mich an den neun Stücken, von welcher Seite sich Dagobert auch zeigen kann und das hier sehr souverän tut. Das macht die Konzerte, die er kommendes Jahr dazu spielt natürlich sehr interessant. Wie startet man als Besucher in solch einen Auftritt und wie geht man raus?! Das alles kann nur die Erfahrung zeigen.

05.03.2024 Bozen, Parkhotel Mondschein
06.03.2024 Zürich, Bogen F
07.03.2024 Basel, Gannet
13.03.2024 Stuttgart, Merlin
14.03.2024 Karlsruhe, Kohi
15.03.2024 Mainz, Schon Schön
16.03.2024 München, Fat Cat
22.03.2024 Bern, Gaskessel
23.03.2024 Luzern, Neubad
27.03.2024 Bremen, MS Loretta
28.03.2024 Hamburg, Hafenklang
29.03.2024 Berlin, Colosseum
30.03.2024 Leipzig, Noch Besser Leben

KW 47, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.Wikipedia.org
(Sb/ms) Na klar, es sind nur noch gut vier Wochen, aber man muss es ja nicht übertreiben, oder? Jegliches Gefühl von Weihnachten ist meilenweit entfernt. Es ist doch gerade mal Herbst geworden, oder? Erstmal das ganze Blätter- und Drinnensein-Programm, vor dem Ess-Programm. Und dann der ganze Schmuck. Oder was Leute dafür halten. Girlanden, Wichtel, Bäume. Ne, das zündet alles noch so gar nicht. Dafür zündet das hier enorm: 
 
Bon Jour
(sb) Bon Jour klingt französisch (und ist es natürlich auch), kommt aber aus Österreich und ist nicht irgendeine Band. Das Musikkollektiv besteht aus prominenten Mitgliedern wie Mario & Giovanna Fartacek (Mynth bzw. Berglind), Dodo Muhrer (The Makemakes), Leo-C. Scheichenost (Olympique/HFA-Studio), Omar Abdalla (Siamese Elephants), Julian Pieber (Good Wilson, Paul Plut) und die Singer/Songwriterin Amelie Tobien. Wahrscheinlich wäre mir ihr Debütalbum Chapter 1: Growth tatsächlich durchgerutscht, wenn mich das Promo-Team nicht daran erinnert hätte. Also hab ich nochmal in die Mail reingeschaut und erstaunt festegstellt, dass da der Leo von Olympique mitmacht. Nicht nur, dass ich die Salzburger Band verehrt habe, als es sie noch gab, nein, auch zu Leo direkt gibt es einen Link. Denn er, der Grafiker war es, der mein Hochzeitgeschenk an meine Frau designte und gestaltete. Aber das nur am Rande...

Musikalisch präsentiert sich das Debütalbum der Band sehr vielseitig, ist aber der deutlich im Indie Pop angesiedelt, was aufgrund der Historie der einzelnen Mitglieder wenig verwundert. Dass da beim ein oder anderen Track ordentlich Ohrwurm-Potential vorhanden ist, ebenso. Logische Konsequenz: Bei FM4 gehen Bon Jour steil und gelten in der Alpenrepublik schon als das nächste große Ding. Zurecht natürlich...
 
Live:
23.04. - Wien, Flex
25.04. - Linz, Posthof
26.04. - Salzburg, Rockhouse
27.04. - Graz, PPC
 


Mobile Ethnic Minority
(sb) Oida, is des lang her, dass wir Mobile Ethnic Minority im Programm hatten. Im Dezember 2013 (!) stellte uns MEM-Mastermind Mario im Rahmen des luserlounge-Adventkalenders seine Favoriten vor. Der Münchner indes ist weiterhin aktiv und veröffentliche kürzlich sein 14. Soloalbu namens Play. Und was soll ich sagen? Die Musik taugt mir damals wie heute: tief aus dem Herz, Balsam für die Seele. Laute Töne sind die Ausnahme, einfühlsame Klänge und Worte wärmen von innen.
 


Mars Red Sky
(Ms) Wenn Musik größere Bahnen der Kunst zieht, dann bin ich sofort dabei. Und noch dabeier bin ich, wenn das so richtig gut gemacht ist. Wenn eine Geschichte erzählt wird, wenn die Farben, das Tempo, die Intensität, wenn alles stimmt. Dann sind Genres egal, manchmal auch der Text, woher die Band kommt. Es ist einfach nur noch der Moment, wenn die Kunst mir gegenüber steht und wir langsam miteinander verschmelzen. So geschehen bei der französischen Band Mars Red Sky und ihrer Single The Final Round. Das Trio mit den schweren Gitarren hat dazu ein fulminantes Video gedreht (oder drehen lassen), das den Geist der Musik perfekt mit sich nimmt - ich bin ganz begeistert. Es ist ein richtiger Kurzfilm geworden hoch dramatisch, traurig, schräg, schmerzhaft. Und das Schöne ist, dass das in den ersten Momenten überhaupt nicht abzusehen ist. Dazu erklingen ihre dunklen, langsamen, aber raumeinnehmenden Gitarren, dass es nur so knallt! Ja, das packt mich sehr! Mehr davon gibt es auf ihrem neuen Album, das am 8. Dezember erscheinen wird. Auf Dawn Of The Dusk sind ‚nur‘ acht Stücke zu finden, aber wenn die alle so ballern wie The Final Round, dann braucht es auch gar nicht mehr…

 
Nirvana
(sb) Als Grunge groß wurde, war ich Teenager und habe ihn geliebt. Pearl Jam, Alice In Chains, Soundgarden, die Screaming Trees – die Bands aus Seattle und Umgebung liefen bei mir rauf und runter. Die erfolgreichsten Vertreter des Genres waren aber natürlich Nirvana, Kurt Cobain das Gesicht der Bewegung. Bereits damals hielt ich das Trio für überschätzt und auch heute noch würde ich Pearl Jam jederzeit Nirvana vorziehen. Aber keine Frage: Nevermind war stilprägend, der Nachfolger In Utero musikalisch eine deutliche Weiterentwicklung. Es sollte das letzte Studioalbum von Nirvana sein, die wenigen Veröffentlichungen sind legendär. Zum 30-jährigen Jubiläum folgte dieses Jahr der Re-Release von In Utero, der neben dem ursprünglichen Album eine zweite Scheibe mit 14 Liveaufnahmen enthält. Genauer gesagt ist das nur eine Variante der Deluxe Edition, aber selbst die ruft schon schöne Erinnerungen an die 90er hervor. Es war eine gute Zeit…
 
 
Oasis
(sb) Schlanke 25 Jahre hat The Masterplan, die B-Seiten-Sammlung von Oasis, inzwischen auf dem Buckel. Grund genug für die Gallaghers, dem guten Stück mit remasterten Versionen der Tracks einen neuen Anstrich zu verpassen und das Album nochmal zu veröffentlichen. Das ein oder andere Goodie in Form neuer Tracks oder zusätzlicher Aufnahmen wäre wünschenswert gewesen, aber was solls? Für mich war The Masterplan in seiner Gesamtheit schon immer das zweitbeste Album der Band aus Manchester nach Definitely Maybe. Eigentlich unfassbar, dass die Songs ursprünglich alle nur Zugaben zu den Singles der ersten drei Longplayer waren. Die meisten Künstler kriegen sowas nicht mal als Best Of hin… Für Fans ist die 25 Years Edition ein nettes Sammlerstück, aber ob man das sonst braucht? I woaß ned…
 

Sonntag, 19. November 2023

Ghost Woman - Hindsight is 50/50

Foto: Valène De Valck
(Ms) Auf wie vielen Festivals war ich schon? Viele Bands habe ich auf Festivals schon gesehen? An wie viele kann ich mich gar nicht mehr erinnern? Sowohl an den Namen als auch an den Auftritt. Da kommt über die letzten 15 Jahre einiges zusammen. Oft steht man dann ja dort zusammen vor der Bühne, hat eine gute Zeit und nach unbekannten Bands kommt dann der Satz: „Oh, das muss ich mir aber merken, das war gut.“ Dass aus diesem Satz eine langfristige Bindung an eben jene Band entspringt… da wüsste ich spontan kein einziges Beispiel. Zu viel kannte ich vorher schon oder der Nachhall war dann insgesamt doch nicht sooo groß.
Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis das Gegenbeispiel auftaucht! Es heißt Ghost Woman und hat richtig gut geknallt.
Es war dieses Jahr im Sommer in Dangast. Das kleine Örtchen am Jadebusen zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven zieht sonst Camper und Alltagsflüchtende aus dem Umland an, doch wenn das Watt En Schlick stattfindet, dann sind 10.000 Musiknarren da! Sie erobern den kleinen Strand und erleben ein tolles Wochenende voll mit Musik, Lesungen undundund! Sonntag, am frühen Abend standen dann Evan Uschenko und Ille van Dessel auf der Bühne und relativ schnell dröhnte es aus den Boxen nach allen Regeln der Kunst! Ein Duo, das richtig viel Power mit sich bringt. Ille van Dessel sitzt an den Drums und bildet das rhythmische Grundgerüst. Darüber lässt sich Uschenko mit seiner Gitarre und allerhand Effektgeräten aus. Dass die Band keinen Bass hat, ist nicht zu merken, da der Gitarrensound wahnsinnig satt ist.

In den vergangenen eineinhalb Jahren erschienen bereits zwei Alben, nun kommt das Dritte. Laut Evan Uschenko aber das erste, in dem das Projekt seinen eigenen Sound so richtig gefunden hat. Ja, gut Ding hat Weile, insbesondere wenn seit 2016 an und mit der Band getüftelt wird. Sieht man sie live, wird relativ schnell klar, dass Gesang keine große Rolle spielt. Also, Uschenko singt schon, aber was und worüber - und das sagt er selbst - ist zu vernachlässigen. Worauf kommt es der Band nun also an? Ich glaube, es ist die Verselbstständigung ihrer Musik, wenn sie live gespielt wird. Auf Hindsight ist 50/50, der Platte, die am 24. November erscheint, ist kein Lied außer Juan länger als fünf Minuten. Auf der Bühne wird das anders aussehen. Es ist beinahe mühsam, nun jedes Lied vorzustellen und deren Eigenarten zu beschreiben, wenn sie live eh länger, lauter, lässiger werden. Es geht bei diesem Album viel mehr um die Einstellung, was Ghost Woman eigentlich wollen und halt so richtig gut können! Und das ist in jedem Fall eine ungeheure Dynamik erzeugen. Ich freue mich schon richtig darauf, Ottessa live zu hören. Eines der Stücke, die ganz krautrockmäßig mit Wiederholungen und spiralförmigem Wahn arbeitet. Ja, es wird auch richtig düster, Along Pt 2 ist da das beste Beispiel. Ein Track, der richtig am Abgrund steht. Der unglaublich eingängige Rhythmus könnte richtig träge machen, wenn Uschenkos Gitarre sich darüber nicht vollkommen austoben würde. In den Strophen zugegebenermaßen recht zaghaft, aber dann brechen die Sounds immer wieder heftig raus! Hier sollte man auch zu Hause dringend aufdrehen, um sich diesem dichten Klang genussvoll zu ergeben. Auch Yoko ballert ohne Ende! Ein Lied, das zum Einen sehr mächtig und kompromisslos wirkt, zum Anderen auch von großer Freude und hohem Tempo lebt. Es kribbelt und kribbelt und kribbelt, das endlich wieder live zu sehen! Zum Glück kommt die Band im Januar für ein paar Shows hier her! Das sei allen sehr ans Herz gelegt. Ich weiß es nicht genau, kann mir aber sehr gut vorstellen, dass jede Show einzigartig wird. Je nach dem, worauf die beiden in diesem Moment Bock haben, was länger, kürzer, lauter, wilder, verzerrter wird… Hindsight Is 50/50 ist in jedem Fall ein saustarkes Album, das einen schnell in den Bann zieht und so schnell nicht mehr los lässt!

22. Januar - München, Milla
23. Januar - Wien, Chelsea
24. Januar - Nürnberg - Z-Bau
25. Januar - Köln, Bumann & Sohn
26. Januar - Bremen, Lagerhaus
27. Januar - Berlin, Lido


Freitag, 17. November 2023

KW 46, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.Wikimedia.org
(Sb/ms) Schwarz. Einfach nur noch schwarz und es regt sich nicht mehr. Von jetzt auf gleich. Wollte nachts schauen, wie spät es ist und das war dann nicht mehr möglich. Mist. Handy tot. Das, was mich zunächst in Schockstarre versetzt hat, entpuppte sich in den Tagen danach als große Freiheit. Klar, mit all den Menschen schreiben, geht nicht mehr und ich weiß auch nicht immer, wie spät es ist. Aber im Großen und Ganzen ist die handylose Zeit eine große Freiheit. Wozu schaue ich auch ständig darauf? In den meisten Fällen passiert überhaupt nichts. Das kleine, flache Teil ist doch eh nur ein Zeitfresser und Stressgenerator! 

Hannes Wittmer
(Ms) Lange Zeit war nichts von ihm zu hören. Doch spätestens, seitdem Hannes Wittmer sein Alter Ego Spaceman Spiff im Schrank eingesperrt hat und unter seinem Klarnamen musikalisch in Erscheinung tritt, meldet er sich - gefühlt nur dann - wenn er etwas zu sagen hat. Oder zu schreiben, sein Blog ist eine wahre Freude, das ist ein richtig guter Mensch! Jetzt hat er wieder etwas mitzuteilen - sogar in musikalischer Sicht, was wunderbar ist. Es sah längere Zeit nicht danach aus, als ob er die große Lust dazu hat. Doch im kommenden Jahr kommt ein neues Album von ihm raus, juhu!!! Sag Es Allen Leuten heißt das Album, das im Mairisch-Verlag als LP erscheinen wird und auf seiner Homepage für alle kostenlos runterzuladen sein wird. Warum das so ist, kann man - wie gesagt - auf seinem Blog lesen. Zehn neue Lieder wird es kommendes Jahr zu hören geben. Lieder über Depression beispielsweise. Ein Umstand aus den letzten Jahren, den er hoffentlich überwunden hat, ihn aber - nachvollziehbarerweise - weiterhin beschäftigt. Nach dem gesellschaftlichen Das Große Spektakel wird diese Platte nun allem Anschein nach sehr persönlich. Und das sind die großen Stärken, die er dann ausspielen kann. Ich freue mich unglaublich auf dieses Album, Hannes Wittmer verfolge ich seit vielen, vielen Jahren und jedes Mal wusste er zu überraschen!


Alicia Edelweiss
(Ms) So ganz schräg scheint es nicht mehr bei ihr zuzugehen. Klar, ihre äußere Erscheinung ist ein toller Hingucker, ungewöhnlich, schön, beeindruckend, einmalig. Alicia Edelweiss sah ich das erste Mal als Support von Voodoo Jürgens und Teil seiner Band an all möglichen Instrumenten. Die Österreicherin hat es richtig drauf, ist enorm versiert, versteht ihr Handwerk bis ins Detail. Und nun hat sie ein neues Stück für die Welt, es heißt Rest. So originell und schräg wie Dreck kling sie schon länger nicht mehr und das ist irgendwie auch ganz gut. Viel mehr hört es sich an, als ob sie viel CocoRosie gehört hätte in letzter Zeit! Ja, das klingt richtig toll, was sie hier arrangiert hat! Ihre Stimme steht im Vordergrund, das Lied ist schmal, aber sehr prägnant instrumentiert und hinterlässt eine zerbrechliche, aber sehr schöne Klangfarbe. Lasst euch begeistern: 


Olli Schulz
(Ms) Das scheint seine beste Seite zu sein. Die, die am ehesten aus ihm spricht. Die, die eigentlich schon seit so, so vielen Jahren bestaunen, belauschen ist. Es ist nicht die Rolle des Pöblers. Es ist nicht die Rolle des Geschichten-aus-den-90ern-Erzählers. Es ist nicht die Rolle des ins-Wort-Fallers. Es ist nicht die Rolle des Showteilnehmers. Olli Schulz war immer schon am besten, wenn er seine Lieder singt. Denke ich so darüber nach, finde ich es völlig schräg, dass es ganz viele Menschen gibt, die Olli Schulz als Musiker überhaupt nicht kennen oder wahrnehmen. Dabei ist das doch das Steckenpferd, das ihm seinen jetzigen Platz erst ermöglicht hat, so ist er in den ganzen Trubel doch erst reingerutscht. Und ich finde es wunderschön, dass er wieder genau diese Lieder singen, die so herrlich schulzig sind. Ohne n! Einfach So heißt seine neue Single und sie steht für genau das, wofür er auch außerhalb der Musik bekannt ist: Nicht jeden Punkt durchdiskutieren, nicht zu viel reflektieren und komplizierter machen, als es ohnehin schon ist. Mal ein bisschen weniger rational und vernünftig sein und einfach so eine gute Zeit haben. Ja, auch ein wenig die Augen verschließen vor all dem Kram, der da draußen passiert. Nicht einigeln und vergraben, sondern darauf achten, dass das Herz schlägt und stets das Schöne Überhand gewinnt! Am 9. Februar erscheint dann endlich eine neue Platte von ihm: Am Rand Der Zeit und sie wird sicherlich aufblühen mit all den wunderbaren Texten, die er immer schon geschrieben hat, ohne drüber, albern, laut oder prollig zu sein.

09.02.2024 Bielefeld, Lokschuppen
10.02.2024 Oberhausen, Turbinenhalle
11.02.2024 Stuttgart, Wagenhallen
13.02.2024 Ulm, ROXY
14.02.2024 Leipzig, Haus Auensee
15.02.2024 Nürnberg, Löwensaal
16.02.2024 München, TonHalle
18.02.2024 Berlin, Tempodrom
27.02.2024 Köln, E-Werk
28.02.2024 Wiesbaden, Schlachthof
01.03.2024 Bremen, Pier 2
02.03.2024 Hannover, Capitol
04.03.2024 Hamburg, Große Freiheit 36
05.03.2024 Hamburg, Große Freiheit 36


Enno Bunger
(Ms) Es ist unheimlich. Wenn es nicht so schön wäre, würde es mich fast ein wenig schockieren. Doch wenn Menschen immer wieder Kunst darbieten, die mit dem ersten Berühren umhauen, dann passt es entweder wie die Faust aufs Auge oder es ist etwas Mystisches. Oder es ist Enno Bunger, der mal wieder ein neues Lied geschrieben hat. Denn das ist die Faustregel: Sind neue Stücke von ihm zu hören, versetzten sie mir regelmäßig beim ersten Hören einen üblen Schlag. In die Magengrube, ins Herz, ins Hirn. Aber Schlag. Weil so mächtig. Weil so unsagbar gut geschrieben, gesunden, arrangiert. Weil Enno Bunger die große Gabe hat, immer wieder ganz bittere, harte Themen anzufassen und sie in Musik zu packen. Er singt Lieder über den Tod nach langer Krankheit oder über den Krieg. Stets schwere Kost. Oder wie nun, über Depression. Ein Thema, auch wenn immer wieder in der Öffentlichkeit besprochen, das Berührungsängste mit sich bringt. Ein bisschen Tabu ist noch daran. Therapie und mentale Hilfe hat in einigen Kreisen noch das Stigma des Schwachen, obwohl es den Ruf der Stärke haben sollte. Ich Sehe Was, Was Du Nicht Siehst heißt das Stück, das just erschien. Bäm - Magengrube! Ein Lied, das wirkt. Wenn dann seine leicht kratzige Stimme durch die Ohren dringt, weiß man auch ohne Begleittext, dass hier ein Betroffner singt. Aus Erfahrungen. Für andere, die sich darin wieder erkennen und darüber reden und bestimmt auch für die, die sich dadurch trauen, sich Hilfe zu suchen. Was für eine Geste, was für ein Mensch. Mehr harte, aber so wunderschöne Kost gibt es dann auf seinem neuen Album Der Beste Verlierer, das am 19. Januar erscheinen wird.

07.03.2024 Kiel, Die Pumpe
08.03.2024 Essen, Zeche Carl
09.03.2024 Hannover, Pavillon
11.03.2024 München, Ampere
12.03.2024 AT-Wien, Fluc
13.03.2024 Berlin, Festsaal Kreuzberg
15.03.2024 Frankfurt, Mousonturm
16.03.2024 CH-Zürich, Bogen F
17.03.2024 Mannheim, Alte Feuerwache
19.03.2024 Stuttgart, Im Wizemann Club
20.03.2024 Köln, Bürgerhaus Stollwerck
21.03.2024 Osnabrück, Rosenhof
22.03.2024 Hamburg, Gr. Freiheit 36
24.03.2024 Bremen, Schlachthof
25.03.2024 Leipzig, Täubchenthal
26.03.2024 Jena, Kassablanca
27.03.2024 Dresden, Tante Ju


Donots
(Ms) Auch in großen Städten sind die Marktplätze - oder anderweitige, große Plätze in der Innenstadt - für musikalische Erlebnisse kaum zu haben. Es sei denn, es gibt sie etwas wie einen Kultursommer oder so und Heino und Nena spielen da. Oder DJ Ötzi. Für Punkrock ist weniger Platz in den Innenstadt. Das ändert sich kommendes Jahr - zumindest in Münster. Dann wird nämlich der Domplatz zerlegt. Niemand anders als die Donots werden da den eigenen 30. Geburtstag feiern! An diesem Ort ist sonst mittwochs und samstags Markt, ein bisschen Show und Shine zwischen Kartoffel, Käse und Lakritze. Oder irgendwelche politischen Kundgebungen finden dort statt. Ein Glück, dass die Stadt so eine Show ermöglichen wird. Denn die Donots gehören fest zu ihr. Auch wenn sie eigentlich aus Ibbenbüren kommen, ihre Jahresabschlusskonzerte in Osnabrück spielen, ist ihr Proberaum doch in Münster. Und in der Halle Münsterland fanden bislang ihre größten eigenen Konzerte statt, 10.000 Leute passen da rein. In die Innenstadt können nochmal 2.000 mehr Leute pilgern. Und das sollte man auch tun, denn es ist davon auszugehen, dass sie ganz feine Gäste mitbringen und einen unvergesslichen Tag und Abend dort zelebrieren werden. Dann sehen wir uns am 17. August eben dort! Und bis dahin hier:

29.11. Leipzig, Haus Auensee
30.11. Hannover, Capitol (Restkarten)
01.12. Dortmund, Westfalenhalle (ausverkauft)
02.12. Bremen, Pier 2
06.12. Bielefeld, Lokschuppen
07.12. Erlangen, Heinrich-Lades-Halle
08.12. Saarbrücken, Garage (Nachmittagsshow)
08.12. Saarbrücken, Garage (Abendshow, ausverkauft)
09.12. Stuttgart, LKA Longhorn (ausverkauft)
17.08.2024 - Münster, Domplatz


Samstag, 11. November 2023

KW 45, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.Wikimedia.org
(Sb/ms) Warum gehen Menschen in die Kneipe? Klar, zu Hause wären alle Getränke günstiger, aber der Geselligkeitsfaktor ist hoch, oft die Atmosphäre toll, der Ort passend oder dort läuft Fußball. So geschehen letzten Freitag. Haben noch ein Platz im Bremer Eisen bekommen (super Laden!) und uns zu einem Typen dazu gesetzt. Er fragte, warum wir erst zur zweiten Halbzeit da seien, wir: Zug verpasst. So ist das. Er aber war nicht zum Fußball schauen da, sondern saß allein an einem großen Tisch und … hat gelesen! In einer Kneipe am Freitagabend. Verrückt. Das würde mir nie einfallen, aber ich finde es beeindruckend. Dazu noch eine Autobiographie von Marcel Reich-Ranicki, die er uns sehr ans Herz legte. Nicht nur, dass der mürrische Literaturkritiker viel zu berichten hat, sondern offenbar sehr lustig sei. Ein guter Tipp und eine herrliche, kleine kurzweilige Begegnung mit Menschen.

Cave To Cosmos
(Ms) Dieser kleine Beitrag könnte so ganz anders aussehen als der Rest. Denn Emanuel Winkler, der sich singend als Cave To Cosmos nennt, ist mir mit zusammen zur Schule gegangen. Aber Anekdoten aus vergangenen Zeiten, die mit Musik so gar nichts zu tun haben, sind hier selbstredend fehl am Platz. Am 1. Dezember veröffentlicht er seine erste EP Truth Waits In Deepest Nights. Es scheint ein langer Weg gewesen zu sein, bis er musikalisch dort landete, wo er sich jetzt befindet. Denn so ein Sound, wie man hin hier hört, muss erstmal entwickelt werden. Die tolle Stimme hat er immer schon mitgebracht. Denn Sinn für Klang auch. Bestechend bei In Deepest Nights, der ersten Single der EP, sind die vielen kleinen Elemente, die aufhören lassen. Der prägnante Bass, das Cembalo-artige Spiel, die verzerrte Gitarre, die sich lange anbahnt, und später voll durchschlägt. Dass er zusammen mit Tobias Siebert im Studio war, ist zu hören - hier bahnt sich etwas ganz Tolles an. Und das schreibe ich nicht, da ich Emu (so früher genannt) seit Jahren kenne, sondern weil das hier schlichtweg überzeugt!


Mine
(Ms) Schlauer ist man immer hinterher. Könnte man sagen. Wäre aber auch wünschenswert, wenn man schon vorher die besseren Entscheidungen treffen könnte. Doch wie geht das eigentlich? Oft geht es gar nicht. Wie denn auch? Und: Lassen sich denn überhaupt stets beständige Aussagen treffen? Für vieles bestimmt. Aber so viel befindet sich im Wandel und meine Idee von heute könnte übermorgen schon überholt sein und in die falsche Richtung driften. Tja. Dann steht man da und denkt sich: Wenn ich könnte, wüsste ich, was wichtig ist, was nicht. So wie Mine auf ihrem neuen Lied Ich Weiß Es Nicht. Passenderweise geht sie für das dazugehörige Video zurück in ihr Gymnasium. Tja, was hätte man sich alles gewünscht, in der Schule zu lernen?! Mit welch überflüssigen Dingen hat man seine Zeit vergeudet?! Dieser Track ist der erste Höreindruck von ihrem neuen Album. Baum erscheint am 2. Februar! Sicher bleibt die Platte nicht so klavierballadig wie dieses Stück. Dafür ist die Musikerin ja viel zu neugierig und geil auf andere, ungewöhnliche Instrumente, die ihre Arrangements bereichern, auch wenn es immer nur eine Ebene sein mag. Ihre Ideen sind so gut, fein, intelligent, dass sie sicher auch auf ihrem fünften Album einen ganz eigenen Klang an den Tag legt. Und bereits diese Single packt mich schon mehr als der gesamte Vorgänger! Baum? Ich hab Bock!

18.04.24 Hamburg – Große Freiheit 36
19.04.24 Essen – Zeche Carl
20.04.24 Köln – Carlswerk Victoria
21.04.24 Leipzig – Täubchenthal
23.04.24 Wien (AT) – Arena
24.04.24 München – Muffathalle
25.04.24 Erlangen – E-Werk
26.04.24 Dresden – Stromwerk
28.04.24 Kiel – Pumpe
29.04.24 Bremen – Schlachthof
30.04.24 Berlin – Columbiahalle
02.05.24 Frankfurt – Zoom
03.05.24 Aarau (CH) – Kiff
04.05.24 Mannehim – Alte Feuerwache
05.05.24 Münster – Skaters Palace
07.05.24 Hannover – Pavillon
09.05.24 Stuttgart – Im Wizemann


Alanis Morissette
(Ms) Isn‘t It Ironic? Ja, schon! Aber auch ein bisschen geil. Jetzt ist es schon fast Mitte November, doch der ganze Weihnachtskram steht schon seit Wochen in den Supermärkten. Auch andere Geschäfte verkaufen schon allerhand Deko-Kram und so langsam muss ich auch mal darüber nachdenken, wem ich was schenke und was denn eigentlich zu essen gibt?! Argh, Stress! Aber eines ist vollkommen klar, es wird sehr häufig Last Christmas laufen. Es ist und bleibt DER Weihnachtstrack überhaupt! Reiner Pop, großer Kitsch, phantastische Melodien und ein unbeschreibliches Gefühl der Vorfreude und der Heimeligkeit. Sicher schon tausend Mal wurde das Lied gecovert und Alanis Morissette macht da jetzt einfach mit und gibt dem Stück einen sehr sanften, charmanten Gitarrenpopanstrich. Ja, das hört sich großartig an, sehr weich und gut gelaunt. Läuft jetzt öfter, okay?!

 
Adam Angst
(sb) Twist heißt das neue Werk von Adam Angst und könnte vielfältiger kaum sein. Von der Ballade über den tanzbaren Popsong bis hin zu Punkrock ist alles vertreten, was das Musikherz begehrt. Das Wichtigste daran ist und bleibt aber die Haltung - und daran lässt die Band keinerlei Zweifel aufkommen. Stellvertretend dafür steht wohl ein Track, in dem Adam Angst eine seit Jahrzehnten sehr erfolgreiche Band aus Frankfurt gekonnt durch den Kakao ziehen und ihr den Spiegel vorhalten. Ganz großartig!

Live hier - der erste Teil der Tour mit den Donots:

29.11. Leipzig, Werk 2
30.11 Hannover, Capitol
01.12. Dortmund, Westfalenhalle (ausverkauft)
02.12. Bremen, Pier 2
06.12. Bielefeld, Lokschuppen
07.12. Erlangen, Heinrich-Lades-Halle
08.12. Saarbrücken, Garage (Nachmittagsshow)
08.12. Saarbrücken, Garage (Abendshow, ausverkauft)
09.12. Stuttgart, LKA Longhorn (ausverkauft)
 
21.02. Bremen, Schlachthof
22.02. Hannover, Musikzentrum
23.02. Jena, Kassablanca
24.02. Karlsruhe, Substage
27.02. München, Muffathalle
28.02. Berlin, SO 36
29.02. Hamburg, Fabrik
01.03. Köln, E-Werk
02.03. Wiesbaden, Schlachthof
20.04. Osnabrück, Popsalon 
06.-08.06. Merkers, Rock am Berg
 
 
Monteluna
(sb) Wenn man an italienische Musik denkt, kommen einem wohl am ehesten die unvermeidlichen Gianna Nannini und Eros Ramazzotti in den Sinn. Schwierig. Dann lieber tollen Ska-Punk á la Talco, NH3, Los Fastidios oder Ashpipe. Oder entspannte Klänge von Jovanotti. Aber es geht auch straighter Rock, wie Monteluna auf ihrem neuen Album Questi Danni eindrucksvoll beweisen. Schnell, schnörkellos, aber zu keiner Zeit langweilig - hört es Euch an, das ist wirklich ein toller Geheimtipp aus Monferrato!
 
 
Adam Green
(sb) Hm, wie soll ich hier starten...? Also: Ich stehe Adam Green seit jeher sehr ambivalent gegenüber! Zum Einen imponiert mir ungemein, wie er schon immer drauf geschissen hat, was man von ihm erwarten könnte und seit jeher sein Ding durchzieht - und das, zumindest in Europa, mehr oder weniger erfolgreich. So weit, so gut, aber mir persönlich gibt seine Musik leider mit wenigen Ausnahmen nicht so arg viel, weswegen ich auch dem Tribut-Album Moping In Style - A Tribute To Adam Green eher skeptisch gegenüberstand. Aber siehe da: Satte 26 Tracks werden auf der Compilation gecovert und dabei gibt sich die Creme de la Creme der Indieszene die Klinke in die Hand. Regina Spektor, The Cribs, Devandra Banhart, The Lemonheads, The Libertines, Ben Lee und einige andere versuchen sich an den Songs des Meisters und verleihen ihnen teilweise einen sehr eigenen Anstrich. Das ist alles in allem sehr kurzweilig, zu 100 % überzeugt es mich aber immer noch nicht. Die Ambivalenz bleibt...
 


Kaiser Chiefs
(sb) Es gab mal eine Zeit, da waren die Kaiser Chiefs in aller Munde und auch außerhalb Englands richtig erfolgreich. Tracks wie Oh My God, Ruby, I Predict A Riot oder Oh My God durften auf keiner Party fehlen, Hallen und ganze Touren waren ausverkauft. Inzwischen backen die Herren aus Leeds etwas kleinere Brötchen, auch wenn sie in ihrer Heimat noch immer ordentlich charten.
 
Im Frühjahr 2024 wird Kaiser Chiefs' Easy Eighth Album erscheinen, die Vorabsingles unterscheiden sich von allem, was die Band einst so groß machte. Und genau hier muss man wohl bei der Urteilung der Scheibe ansetzen! Wenn man sich nämlich im Vorfeld von dem Gedanken verabschiedet, hier eine Fortsetzung der Erfolgsalben Employment oder Yours Truly, Angry Mob serviert zu bekommen, dann geht man unvoreingenommen an die Sache ran und erkennt durchaus die ein oder andere Perle. Anders zwar - und zumindest meiner Meinung nach nicht so geil wie früher - aber halt doch nicht so schwierig wie ich es erwartet hatte. 


 
Feine Sahne Fischfilet
(sb) Eine Livealbum von Feine Sahne Fischfilet war mehr als überfällig und hier ist es nun also! Alles glänzt - alles Live serviert einen äußerst gelungenen Querschnitt durch die Bandgeschichte und bietet auch klanglich viel Schönes. Keine Frage: Die Band aus Vorpommern hat sich ihren Status hart erkämpft und verdient. Alles in allem wird die Konzertstimmung gut eingefangen, wobei die Umschnitte von Track zu Track für meinen Geschmack etwas zu scharf sind. So wird zwar unnötige und womöglich fade Wartezeit eingespart, andererseits leidet die Authentizität dann doch etwas darunter. Wie man es halt macht...

Wer sich live von den Qualitäten von Feine Sahne Fischfilet überzeugen möchte, der kann das hier tun:

07.12.2023 Hannover, Swiss Life Hall
08.12.2023 Erfurt, Messehalle
09.12.2023 Bremen, Pier 2
12.12.2023 Köln, Palladium
13.12.2023 CH-Zürich, Halle 622
14.12.2023 Offenbach, Stadthalle
16.12.2023 Leipzig, Haus Auensee (Ausverkauft) 
17.12.2023 Bielefeld, Lokschuppen
18.12.2023 Leipzig, Haus Auensee (Zusatzkonzert)
19.12.2023 München, Zenith
21.12.2023 Rostock, Stadthalle


Dienstag, 7. November 2023

Psychedelic Porn Crumpets - Fronzoli

(Ms) Die Gitarre ist ein faszinierendes Instrument. So viele Varianten. Dazu noch Ukulele oder Guitarlele. Akustisch, elektrisch. Bass. Sechs oder zwölf Saiten. Oder so viele, wie man will. Tocotronic haben dem Instrument eine wunderbare Hymne geschrieben. Selbst kann ich ein wenig Ukulele spielen, ist nicht schwer. Doch wenn es dann zu einem sauberen Gesamtklangbild kommen soll, sollte schon einiges an Know-How dabei sein, wie dieses Ding denn zu bedienen ist. Dabei geht es mir noch nicht mal um Können oder verschiedene Modelle. Klar, all das spielt eine große Rolle. Ganz viel Wissen und Theorie gehört dazu. Aber sicherlich auch eine gehörige Portion Intuition. Nicht nur, welche Akkorde zusammen harmonieren, sondern auch wann die Lautstärke in einem Track aufgedreht werden soll. Welcher krasse Bruch bringt das Lied nach vorne? Welcher kleine akustische Part steigert die Stimmung? Und vor allem: Welcher Verzerrer knallt mir richtig schön um die Ohren?! Welchen Knopf muss ich drücken, damit die Boxen richtig geil scheppern und aus dem Zusammenspiel eine irre Ekstase wird?! Was können vier Gitarren - Bass inklusive - gemeinsam an perverser Power entwickeln? Wie hyperaktiv können sie werden? Wie weit kann ich das alles aufdrehen, dass es doll, aber immer noch fett wird?!

Die Antwort ist sehr einfach. Sie lautet: Psychedelic Porn Crumpets und kommt aus Australien.
Bereits letztes Jahr kam ein Album des Quintetts aus Perth raus und Night Gnomes war schon ein irres Brett. Nun erscheint am 10. November schon die nächste Platte und heißt Fronzoli. Soll ungefähr sowas bedeutet: Etwas Nutzloses, das als Deko noch hinzugefügt wurde. Nun gut. Weder diese Scheibe noch all die Gitarren darauf sind Fronzoli. Ganz im Gegenteil. Hier scheppert es herrlich an allen Ecken und Enden und genau das macht über gut eine halbe Stunde unsagbar viel Spaß!

Frech, wie dieses Album startet! Die Akkorde ballern auf Nootmare (K-I-L-L-I-N-G) Meow! nur so hintereinander. Die Rhythmen überschlagen sich. Eine klare Ankündigung, dass hier ein wilder Ritt beginnt! Die Boxen scheppern direkt, sodass alles wackelt. Und das direkt am Anfang - so lasse ich es mir gefallen! Ja, es ist schon unverschämt, solch einen heftigen Track direkt zu Beginn aufzufahren!  Kaum kann man durchatmen hier. Sollen wir wahrscheinlich auch gar nicht. Viele Tracks wie (I’m A Kadaver) Alkazam drehen sofort auf, wenn sie starten. Die Energie, die durch die Takte und Rhythmen ballern, ist so ansteckend - irre! Zwischen verspielt und gewaltig liegen oft nur Millisekunden. Leider - das muss ich ja echt einräumen - ist mir völlig egal, was diese Band singt, die Texte könnten auch Vertonungen von Bedienungsanleitungen sein. Mir geht es hier einzig darum, wann und wie doll es knallt! Und das immer wieder aufs Neue, auch auf der starken Single Dilemma Us From Evil! Nein, das wird mir nicht langweilig, weil jedes Stück natürlich ein Unikat ist. Fast ungewohnt entspannt geht dann auf Cpt. Gravity Mouse Welcome hier zu. Ein richtig melodiöser Start zeichnet dieses Stück aus. Da stellt sich natürlich die Frage: Trügt der Schein oder ist hier tatsächlich mal ein etwas entspannterer Track dabei? Nicht, dass dieses Album stressig sei, ganz und gar nicht. Aber es ist schon sehr…lebhaft! Und siehe da: Der Schein trügt nicht!
Besondere Stärke entfachen die Australier immer, wenn die Gesangsmelodien mit den Gitarrenriffs einher gehen wie oft auf All Aboard The S.S.Sinker. Das verlangt natürlich auch Fingerfertigkeit, davon scheint reichlich vorhanden zu sein. Dann kommt Hot! Heat! Wow! Hot! Na klar, hier ist der Name Programm. Keine Pause, die Gitarre schrammelt nach vorne, es wird ins Mikro gebrüllt, es ist ein komplett wilder Ritt auf den Synapsen! Hierfür braucht es keine Drogen oder andere Rauschmittel, um den vollkommenen Kick zu erleben. Das macht die Musik durch ihre ungeheure Kraft schon von ganz allein! Ja, ganz am Ende atmet dieses Album mit Mr & Mrs Misantrope ein wenig durch, fast ein sanfter, versöhnlicher Abschluss . Der Track steigert sich ganz angenehm, wird auch laut, aber nicht mehr ganz so wild.

Hach, das macht unglaublich viel Spaß, pausenlose Energie, Dichte, Dynamik, aufgedrehte Gitarren in allen Farben und Formen. Fronzoli ist keineswegs Nippes, sondern glänzt im Regal!

02.03. Köln, Luxor
03.03. Hamburg, Übel & Gefährlich
05.03. München, Strom
07.03. Zürich, Bogen F