Foto: Valène De Valck |
Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis das Gegenbeispiel auftaucht! Es heißt Ghost Woman und hat richtig gut geknallt.
Es war dieses Jahr im Sommer in Dangast. Das kleine Örtchen am Jadebusen zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven zieht sonst Camper und Alltagsflüchtende aus dem Umland an, doch wenn das Watt En Schlick stattfindet, dann sind 10.000 Musiknarren da! Sie erobern den kleinen Strand und erleben ein tolles Wochenende voll mit Musik, Lesungen undundund! Sonntag, am frühen Abend standen dann Evan Uschenko und Ille van Dessel auf der Bühne und relativ schnell dröhnte es aus den Boxen nach allen Regeln der Kunst! Ein Duo, das richtig viel Power mit sich bringt. Ille van Dessel sitzt an den Drums und bildet das rhythmische Grundgerüst. Darüber lässt sich Uschenko mit seiner Gitarre und allerhand Effektgeräten aus. Dass die Band keinen Bass hat, ist nicht zu merken, da der Gitarrensound wahnsinnig satt ist.
In den vergangenen eineinhalb Jahren erschienen bereits zwei Alben, nun kommt das Dritte. Laut Evan Uschenko aber das erste, in dem das Projekt seinen eigenen Sound so richtig gefunden hat. Ja, gut Ding hat Weile, insbesondere wenn seit 2016 an und mit der Band getüftelt wird. Sieht man sie live, wird relativ schnell klar, dass Gesang keine große Rolle spielt. Also, Uschenko singt schon, aber was und worüber - und das sagt er selbst - ist zu vernachlässigen. Worauf kommt es der Band nun also an? Ich glaube, es ist die Verselbstständigung ihrer Musik, wenn sie live gespielt wird. Auf Hindsight ist 50/50, der Platte, die am 24. November erscheint, ist kein Lied außer Juan länger als fünf Minuten. Auf der Bühne wird das anders aussehen. Es ist beinahe mühsam, nun jedes Lied vorzustellen und deren Eigenarten zu beschreiben, wenn sie live eh länger, lauter, lässiger werden. Es geht bei diesem Album viel mehr um die Einstellung, was Ghost Woman eigentlich wollen und halt so richtig gut können! Und das ist in jedem Fall eine ungeheure Dynamik erzeugen. Ich freue mich schon richtig darauf, Ottessa live zu hören. Eines der Stücke, die ganz krautrockmäßig mit Wiederholungen und spiralförmigem Wahn arbeitet. Ja, es wird auch richtig düster, Along Pt 2 ist da das beste Beispiel. Ein Track, der richtig am Abgrund steht. Der unglaublich eingängige Rhythmus könnte richtig träge machen, wenn Uschenkos Gitarre sich darüber nicht vollkommen austoben würde. In den Strophen zugegebenermaßen recht zaghaft, aber dann brechen die Sounds immer wieder heftig raus! Hier sollte man auch zu Hause dringend aufdrehen, um sich diesem dichten Klang genussvoll zu ergeben. Auch Yoko ballert ohne Ende! Ein Lied, das zum Einen sehr mächtig und kompromisslos wirkt, zum Anderen auch von großer Freude und hohem Tempo lebt. Es kribbelt und kribbelt und kribbelt, das endlich wieder live zu sehen! Zum Glück kommt die Band im Januar für ein paar Shows hier her! Das sei allen sehr ans Herz gelegt. Ich weiß es nicht genau, kann mir aber sehr gut vorstellen, dass jede Show einzigartig wird. Je nach dem, worauf die beiden in diesem Moment Bock haben, was länger, kürzer, lauter, wilder, verzerrter wird… Hindsight Is 50/50 ist in jedem Fall ein saustarkes Album, das einen schnell in den Bann zieht und so schnell nicht mehr los lässt!
23. Januar - Wien, Chelsea
24. Januar - Nürnberg - Z-Bau
25. Januar - Köln, Bumann & Sohn
26. Januar - Bremen, Lagerhaus
27. Januar - Berlin, Lido
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