Freitag, 16. Dezember 2022

KW 50, 2022: Die luserlounge selektiert

Quelle: pink-dots.de
(Sb/ms) Der Unterschied von benötigter Hilfe und einem unbeabsichtigtem Hilfsangebot im Zug. Letztens Mal wieder in die Heimat, in die schöne Provinz gefahren, die für ein Wochenende in Ordnung ist, dann aber auch schleunigst wieder verlassen werden will. Ein Teilabschnitt durch kalte Felder und verschlafene Wälder mit der regionalen Regionalbahn. Dann kann schon mal das Bedürfnis aufkommen, aufs Klo zu müssen. Im Zug nie schön, aber so ist der Mensch. Nur: Beide (!) Toiletten defekt. Nix zu machen, abgeschlossen. Bei einer lief sogar unten Wasser raus. Lecker. Und während der Fahrt war es unmöglich mit dem Fahrzeugführer zu sprechen. Erst bei einem längeren Halt. Der war durchaus verständnisvoll, ist selbst auf diese Toilette angewiesen. Aber eine Schande, dass solche Züge durch die Gegend fahren. Da wäre Hilfe schön gewesen. Dieser Tage dann nach der Arbeit heim, der Zug war voll, ich stand für die zwanzig Minuten, kein Problem. Plötzlich piepte es hinter mir und ich wusste nicht, wie mir geschah. Ich drückte wohl wider besseren Wissens den Zughilfeknopf. Huch. Ich wollte doch nur lesen. Vielleicht können die diesen Knopf in dem anderen Zug einbauen.

Martin Kohlstedt
(Ms) Immer wenn Martin Kohlstedt neue Musik raus bringt, bin ich sehr gespannt. Denn es ist völlig offen, wie es klingen wird. Der Kerl ist so vielseitig und kreativ! Da bin ich immer wieder ganz begeistert. Kommt eine neue SIngle mit Chor raus? Oder spielt er wieder „nur“ am Klavier? Oder wird es doch wieder eine elektronisch-wummernde Nummer? Ja, das ich ist vorher kaum abzusehen. Dieser Tage kam MOD raus, die neue Single seines Albums Feld, das im März kommenden Jahres erscheint. Und irgendwie bin ich total glücklich, dass es wieder so elektronisch geworden ist. Zwar sehr sphärisch und tragend, doch mit einem durchaus treibenden Grundbeat. Wie er seine Musik komponiert, ist ebenso verrückt wie genial. Zu den unterschiedlichen Liedern gibt es immer eine Grundstruktur, eine Basis. Die archiviert er mit drei großen Buchstaben. Ob er das dann live genauso spielt, bleibt offen. Je nach Stimmung, Venue und Anlass kann er alles umändern, bleibt den zugrunde liegenden Harmonien der einzelnen Liedern aber treu. Daher freue ich mich stark auf seine Tour kommendes Jahr und selbstredend auch auf die neue Scheibe!


Sarah Walk & Adam Barnes & Joe Hicks
(Ms) Am besten lässt es sich doch zusammen musizieren. Alle, die das mal selbst gemacht haben, wissen um den Zauber. Das macht eine Band aus. Oder ein Orchester oder Chor oderoder. Doch es gibt Zusammenschlüsse, die etwas besonderer sind. Einige Male waren beispielsweise Honig, Ian Fisher, Town of Saints, Jonas David und Tim Neuhaus gemeinsam als Tour of Tours unterwegs. Zu zehnt. Irre. Das waren wirklich denkwürdige Abende. Dann passieren spezielle Dinge, unvorhersehbare Momente. So oder so ähnlich dachten vielleicht auch Sarah Walk, Adam Barnes und Joe Hicks, die Anfang kommenden Jahres gemeinsam touren werden. Drei Singer/Songwriter, denen sanfte, schöne Melodien und ein leichter Hang zur Melancholie inne liegen. Aus Oxford, Chicargo und Newbury stammen die drei. Und sich zusammen zu tun, ist eine unglaublich gute Idee, das zeigen die abgesagten und verschobenen Konzerte aus diesem Herbst und Winter. Zusammen lassen sich mehr Leute erreichen und zusammen lässt sich eine enorme Atmosphäre entwickeln. Ich denke, dass das bei diesen Abenden sicher der Fall sein wird. Also, auch wenn man die drei vielleicht nicht kennt, hin da:

05.01.23 - Berlin, Privatclub
06.01.23 - Hamburg, Astra Stube
07.01.23 - Wilhelmshaven, Pumpwerk
08.01.23 - Hannover, Kirche Alt-Garbsen
10.01.23 - Göttingen, Nörgelbuff
11.01.23 - Bielefeld, Die Hechelei
12.01.23 - Köln, Die Wohngemeinschaft
13.01.23 - Karlsruhe, Nun Café
14.01.23 - Kassel, Goethe´s PostamD


Orbital
(Ms) House oder Techno ist nun wirklich nicht unser Spezialbereich. Manchmal sind da aber Dinger dabei, die sofort knallen. Ja, ich wähle die Musik, über die ich schreibe, nach einem relativ einfachen Muster aus: Es muss mich packen. Meistens sogar recht schnell. Sonst purzeln keine Worte aus meinem Kopf. Zugegebenermaßen habe ich von Orbital noch nie was gehört, kenne aber sicher mehr, als ich denke. Immerhin sind die Brüder Paul und Phil Hartnoll seit dreißig Jahren (!) im Geschäft und drehen an den Reglern weitaus länger als manch DJ‘eske Eintagsfliege. Nimmermüde Musiker finde ich per se schon mal stark, insbesondere wenn der Sound dann so eine klare Handschrift hat. Hört man ihre neue Single Ringa Ringa (The Old Pandemic Folk Song) zusammen mit The Mediaeval Baebes, dann wird man automatisch zurück in die 90er gespült. Doch das ist kein Anachronismus, das ist das, was die beiden immer schon gemacht haben. Stark! Ein böses Kinderlied gepaart mit einem klassischen Technogerüst. Das geht ziemlich schnell ins Ohr und irgendwie bekomme ich Lust darauf, in einer laserdurchfluteten Disco im Nebel bis morgens durch zu tanzen… Ihr neues Album Delusion erscheint am 17. Februar!


Malta Mina
(Ms) Die Frage, warum Menschen überhaupt musizieren, ist gar nicht mal so doof. Auf der einen Seite ist sie leicht, auf der Anderen sehr schwer zu beantworten. Klar, es macht Spaß. Ja, es bringt Menschen zusammen. Und nochmal ja, es tut ungemein gut. Beharrlich attestiere ich Musik heilende Wirkung, medizinische Kraft, rezeptfrei. Darüber singt auch Sebastian Witte über sein Projekt Malta Mina ein tolles Lied, Little Fires. Für sich alleine zu singen mag schon irre schön sein. Das Gute daran ist für all diejenigen, die nicht so sicher im Ton sind: wer anders hört nicht zwingend zu. Und manchmal dringt so ein kleines Lied dann nach außen und andere stimmen ein. Oder es schwirrt zu den Personen neben an und zaubert denen ein Lächeln ins Gesicht. Alles möglich. Dann bekommt Musik Sinn, dann bettet sie die Menschen ein und tut schlicht und einfach gut. Gerade der Aspekt, dass die Töne und Melodien dann durch den Orbit schweben, liegt Malta Mina nahe, da sich seine Musik häufiger schon mit allem, was so über uns schwirrt, befasst. Ungeahnt tanzbar ist dieser Track geworden und macht doch irgendwie Mut, oder?


Donots
(Ms) Der Grand Münster Slam ist noch gar nicht so lange her. Leider konnte ich selbst nicht vor Ort sein, weiß aber von Freunden, dass es eine irre Sause gewesen sein soll. Was für eine schöne Tradition die Donots doch da pflegen: In der nahenden Weihnachtszeit die Halle Münsterland voll machen und das ganze Ding zum Beben bringen! Dieses Jahr sogar an zwei Tagen! Irre! Das ist kein kleines Ding, da spielen sonst andere Größen oder es finden halt Messen statt. Doch, dass sie es immer wieder schaffen, diese Halle voll zu machen, gibt ihnen Recht, nicht damit aufzuhören. Wie gut, dass es auch neue Lieder gibt, die gefeiert werden wollen. Wie gut, dass viele mitflilmende Leute da waren - den Besuchenden wurde vorher Bescheid gegeben, dass sie filmen sollen. In Zusammenarbeit mit Ingo Schmoll kam dabei zu Auf Sie Mit Gebrüll ein Video heraus, das die berstende Stimmung des Abends ideal eingefangen hat! Hach, wie gern wäre ich dabei gewesen unter den moshenden, schwitzenden, glückseligen Menschen! Ganz ehrlich: ich bekomme Gänsehaut, wenn ich mir dieses Video anschaue! Im Februar kommt endlich die neue Platte Heute Ist Ein Guter Tag. Liebe Fans des deutschsprachigen Punkrock, das wird ein Knaller werden!

Dienstag, 13. Dezember 2022

Leselounge: Dave Grohl - Der Storyteller

Quelle: Ullstein.de
 (Ms) Das Wichtigste vorweg: Ich kenne mich mit Scream nicht aus. Ich kenne mit mit Nirvana nicht aus. Ich kenne mich mit Queens Of The Stoneage nicht aus. Ich kenne mich mit Them Crooked Vultures nicht aus. Ich kenne mich mit den Foo Fighters nicht aus.
Die Musik all dieser Bands interessiert mich überhaupt nicht. Nichts davon spricht mich nur in irgendeiner Art und Weise an.

Dave Grohl kennt aber dennoch jeder. Und während Corona so vor sich hin coronisierte, brauchte dieser nimmermüde Kerl eine Beschäftigung. Keine seiner Bands durfte spielen. Die ganze Welt stand still. Dass die Ideen nur so aus ihm raus sprudeln, zeigt ja schon, dass er mehrgliedrig im Musikgeschäft unterwegs ist. Und das schon seit wirklich vielen Jahren. Die Zeit war also reif, dass er all seine Erlebnisse aus einer zweifelsohne umtriebigen und sehr erfolgreichen Zeit als Musiker mal aufschreibt.
Dieses Buch habe ich geschenkt bekommen und aus den oben genannten Gründen war ich erstmal ein wenig distanziert. Dann dachte ich mir aber: Hey, auch wenn mir die Musik von Dave Grohl relativ egal ist, dann wird er ja sicher einiges zu erzählen haben. Seine Eindrücke aus der Zeit mit Kurt Cobain - sicher super interessant! Seine Eindrücke als Leader einer großen Rockband - sicher super lesenswert! Seine Eindrücke aus dem Zusammensein mit vielen großen Namen der Musik - sicher super unterhaltsam.

Man mag aus diesen Zeilen schon herauslesen, dass ich mit dem Buch nicht viel anfangen kann. Und das hat nichts damit zu tun, dass es beispielsweise schlecht geschrieben sei. Nicht jeder Songschreiber ist auch ein guter Schriftsteller, bei weitem nicht. Da gibt es große Unterschiede. Der Stil ist locker, es lässt sich sehr einfach lesen. Und ja, seine Anfänge sind wirklich spannend, die erschütternden Tiefs und die vielen Hochs sind enorm. Genügend Stoff für mehrere Leben und sicher für alle Fans ein nettes Buch zum Schmökern. Das ging mir in den ersten 150 der ca. 450 Seiten auch so. Es hat irgendwie Spaß gemacht, ich war neugierig. Doch dann kippte der Gesamteindruck massiv. Bis dahin schien mir Dave Grohl nämlich ein total angenehmer, sympathischer Kerl zu sein.
Doch dieses Buch dreht sich irgendwann zu einer Hymne auf sich selbst. Er stellt sich derart als unzerstörbarer Hulk da, dass es mir tierisch auf die Nerven ging. Er ist schmerzresistent, robust im Trinken, braucht eigentlich keinen Schlaf, ist der perfekte Vater, die ideale Rampensau, ein wahnsinnig erfolgreicher Typ. Dave Grohl ist perfekt. Und er ist der ideale Mann, hart, cool, kann alles selbst. Boah, ist das langweilig! Es folgt eine Heldengeschichte auf die nächste. Gähn!
Zu dieser Selbstdarstellung gesellt sich ein Understatement, das ich ihm nicht abkaufe. Klar, er hat viele Menschen großer Bekanntheit getroffen, war im weißen Haus, hat mit Paul McCartney eine Freundschaft undundund… unermüdlich wiederholt er, dass das alles nicht selbstverständlich für ihn ist. Okay, ja, glaube ich ihm zum Teil. Auf der anderen Seite muss aber auch gesagt werden: Das hier ist Dave Grohl. Der ist seit 30 Jahren ein großer Name im Rockgeschäft, massiv erfolgreich, macht mit den Foo Fighters Stadien voll! Spielt fast immer vor mehreren zehntausend Menschen. Ist doch klar, dass man dann in gewisse Kreise rein rutscht. Diese Underdog-Rolle kaufe ich ihm einfach nicht ab. Sorry.

Daher ist dieses Buch doch eine im Grunde genommen langweilige Angelegenheit. Die Sensationen sind keine mehr, weil sie sich so stark aneinanderreihen und die Darstellung des Understatement-Kerls ist für mich einfach unglaubwürdig.

Das ist jedoch nur mein Eindruck. So ist das beim Lesen halt.
Vielleicht mag es bei anderen anders sein.
Daher eventuell: Viel Spaß bei der Lektüre!

Samstag, 10. Dezember 2022

KW 49, 2022: Die luserlounge selektiert

Quelle: Wikipedia.org
(Sb/ms) Dieser kleine Einstiegstext hier soll eigentlich nur ein sympathischer Lückenfüller sein, bevor es um die wundervolle Welt der Musik geht. Und mit meinem Job will ich hier eh keinen zumüllen, da er hier überhaupt nichts zu suchen hat. Doch diese ganze WM, darüber will ich nicht schreiben. Weihnachten auch nicht. Und das, was jetzt kommt, liegt mir doch irgendwie am Herzen. Die Grundschule, an der ich arbeite, liegt in einer Gegend, die ökonomisch sehr schwach ist, sozial manchmal auch. Doch es ist ein toller Ort, an dem ich grundsätzlich gerne arbeite. Doch beim Betreten des Geländes am Dienstag war ich mal wieder bestürzt: Erneut wurde bei uns eingebrochen. In eine Grundschule. Was will man da denn holen?! Es liegt kein Geld in der Gegend rum und ein Matheheft aus der zweiten Klasse ist ein lausiges Diebesgut. Erneut. Ja. Vor gut acht Wochen war es das letzte Mal. Davor vor gut zwei Jahren. Es ist furchtbar. Das Wissen, dass jemand in den eigenen Sachen herumgewühlt hat, ist unschön. Noch unschöner finde ich, dass es für die Kinder, die zwischen sechs uns elf Jahre alt sind, fast schon normal wird, dass bei uns eingebrochen wird. In eine Grundschule. Man, man, man…

Da setze ich mir doch liebend gern abends die Kopfhörer auf und drehe laut. Das hier zum Beispiel:

Captain Gips
(Ms) Guter Rap ist wie Wein. Je älter der Mensch am Mikro ist, desto besser. Okay, okay. Gewagte These. Aber es gibt so viele gute Beispiele. Und ja, ein wenig relativieren muss ich auch: „Alt“ ist nun wirklich nicht gleich alt. Es gibt einfach vereinzelte Rapper, die im Laufe der Zeit immer besser werden. Mein Lieblingsbeispiel ist Mädness. Der scheißt auf die ganzen üblen Rap-Business-Seiten und erzählt recht schonungslos von sich. Es kann gut sein, dass Captain Gips nun auch an diesem Punkt angekommen ist. Neonschwarz, seine Crew, pausiert nun wohl etwas länger - mehr Zeit, an den eigenen Liedern zu feilen. Und das hat er wohl auch sehr, sehr gut gemacht. Muss Ja ist sein neuer Track und selten habe ich Captain Gips so musikalisch gelassen und textlich genau gehört. Das gefällt mir enorm. Es hat beinahe schon den Eindruck, dass er Vergangenes hinter sich gelassen hat. So könnte man auch das dazugehörige Video interpretieren, in dem er am Hamburger Elbstrand eine Kiste aus dem Keller vergräbt. Der neue Track ist Teil seiner neuen EP Die Young As Late As Possible. Super Name, oder? Sie erscheint am 16.12. und könnte wirklich, wirklich gut werden.
Ach… und das mit dem Wein. Echt. Keine Ahnung. Ich trinke den Traubensaft nicht. Aber Vergleichhölle ist Vergleichhölle.


Niels Frevert
(Ms) Hach, ich mag dieses Spiel irgendwie. Denn es ist so einfach und subtil und funktioniert dennoch gut. Hat eine Musikerin oder eine Band eine neue Platte in petto und will sie ankündigen, geht das mittlerweile so: Titelbilder auf den digitalen Plattformen werden geändert. Dazu gesellt sich manchmal noch ein kurzes Video, das mal mehr oder weniger kryptisch ist. Alles deutet darauf hin, dass es etwas Neues gibt, aber für ein paar Tage hält man scheinbar alle im Wartemodus. Ach, ich finde das süß. So hat es auch der wunderbare Niels Frevert diese Woche gemacht. Erst ein neues Bild, dann ein kleines Video, dann die Ankündigung des neuen Albums samt Single und Tourdaten. Und was habe ich mich gefreut. Lange ist Frevert schon im Geschäft, doch vor zwei Jahren erst habe ich ihn zum ersten Mal live gesehen und mich gefreut, dass die Gänsehaut der Studiolieder auch live so herrlich bebt. Ich halte ihn für einen der gefühlvollsten Texter, der mit ganz wenig Worten ganz große Dinge ausdrücken kann. 3-Minuten-Romane hat mal jemand geschrieben. Wie wahr und passend! Pseudopoesie heißt seine neue Scheibe und wird am 24. März erscheinen. Nimmt er sich selbst Hops? Unwahrscheinlich. Viel mehr bleibt er brüchig. Zum Einen natürlich in seiner Stimme, seinem Markenzeichen neben den faszinierenden Texten. Wenn sie knarzt oder flirrt, dann gehört das zu ihm dazu. Positiv brüchig ist auch das erste neue Stück, Weite Landschaft. Es beginnt wie so oft bei Niels Frevert, dramatisch, melancholisch, wunderschön. Doch dieses mal bleibt es nicht dabei, sondern nimmt unerwartet Fahrt auf, das Schlagzeug peitscht nach vorn, Gitarren und Keyboards spielen sich in einen Wirbel, der auch im Text wohnt, die weite Landschaft, die plötzlich niedergebrannt wurde. Und auch im Video gehen beide Seiten herrlich zusammen (oder auseinander, wie man will). Das gefällt mir extrem gut und schnürt die Neugier auf eines der Alben, auf die ich mich im kommenden Jahr extrem freue!

19.04.2023 Bremen, Lagerhaus
20.04.2023 Hannover, Pavillon
21.04.2023 Hamburg, Markthalle
22.04.2023 Berlin, Lido
23.04.2023 Leipzig, Moritzbastei
26.04.2023 Köln, Gloria
27.04.2023 Mainz, KUZ
28.04.2023 Schorndorf, Manufaktur
29.04.2023 München, Strom
30.04.2023 Mannheim, Alte Feuerwache
09.05.2023 Erfurt, Zentralheize
10.05.2023 CH-Zürich, Bogen F
11.05.2023 Freiburg, Waldsee
12.05.2023 Ulm, Roxy
13.05.2023 Dortmund, FZW
18.05.2023 Dresden, Groovestation
19.05.2023 Magdeburg, Moritzhof
20.05.2023 Rostock, Peter Weiss Haus


Frittenbude
(Ms) Es ist sehr leicht zu sagen, dass man diese und jene Band nicht mehr höre. Weil sie einen vielleicht vor zwei, drei Jahren nicht mehr gepackt hat. Und dann stellt man sie ins Abseits und Neues hat irgendwie gar keine Chance mehr. So ist das bei mir und Frittenbude. Eine Band, die ich zweifelsfrei mit der Zeit zwischen Schulende und Studiumsanfang verbinde. Wilde Party, viel Feierei, viel Rumtreiberei und Ziellosigkeit. Der perfekte Soundtrack dieser Zeit. So verlor ich in den vergangenen Jahren die Bindung zur Band und, ja, einiges der letzten Alben hat mich wenig begeistert. Doch nun sind sie wieder da. Nun ja, sie waren ja nicht weg. Sondern mussten sich eher ein wenig neu finden, denn aus dem Trio ist ein Duo geworden. Und das Duo zeigt, dass es das kleine 1x1 der textlastigen Partymusik immer noch drauf hat. Am 3. März erscheint ihr sechstes Album Apokalypse Wow, dieses Mal auf ihrem eigenen Label Nachti. Die zweite Single ist seit ein paar Tagen draußen und Stoli macht viel Spaß! Es ist nicht nur eine tanzbarer Hymne aufs Zusammensein, sondern knallt insbesondere durch ein ganz, ganz tolles Video und die herrlichen Bläser zum Ende hin! Eine Tour steht dann selbstredend auch noch an, geht da hin!

09.03.2023 München - Technikum
10.03.2023 A-Wien - Flex
11.03.2023 A-Graz - PPC
16.03.2023 Kiel - Pumpe
17.03.2023 Hannover - Faust
18.03.2023 Bremen - Lagerhaus
23.03.2023 Karlsruhe - Substage
24.03.2023 Köln - Luxor
25.03.2023 Frankfurt - Zoom
30.03.2023 Hamburg - Uebel & Gefährlich
31.03.2023 Berlin - Festsaal Kreuzberg
01.04.2023 Leipzig - Conne Island


Deichkind
(Ms) Vorschnelle Urteile im Musikgeschäft sind einfach, aber oft vollkommen falsch. Zu schnell könnte man beispielsweise Deichkind für ein großes Spaßunternehmen mit bollernden Bässen halten. Na klar, ein großer Hang zum Schwachsinn und der vollendeten Eskalation steckt in der DNA der Hamburger. Doch sie zeigen immer wieder mit Kopfnickerbeats gesellschaftliche Missstände auf. Sie münden live in einer großen Party, doch sie haben viel zu sagen. Bevor im kommenden Februar ihr nächstes Album Neues Vom Dauerzustand erscheint, kam diese Woche mit Geradeaus frisches Material raus. Beeindruckend dabei ist, dass die visuellen Elemente immer wichtiger werden und eine Geschichte erzählen. Vom Friedensflieger Mathias Rust, von Corona-Drohnen-Sonderlingen oder völlig überzogenen Fahrmanövern. Textlich geht es in eine weitere Richtung, geradeaus halt. Immer weiter, weiter, schneller, schneller, atemlos, atemlos, kaputt, kaputt. Das ist Kunst, zweifelsohne. Was mir hier besonders gefällt, ist, dass Roger Rekless nun volles Mitglied des Projekts Deichkind zu sein scheint. Das passt einfach hervorragend. Live kann man kommendes Jahr hier ausrasten:

21.06.2023 Wien, Wiener Stadthalle
22.06.2023 München, Olympiahalle
23.06.2023 Leipzig, Festwiese
07.07.2023 Dortmund, Westfalenpark
08.07.2023 Frankfurt am Main, Festhalle
04.08.2023 Stuttgart, Cannstatter Wasen
25.08.2023 Hannover, Expo Plaza
26.08.2023 Hamburg, Trabrennbahn Bahrenfeld
02.09.2023 Berlin, Parkbühne Wuhlheide


Justice
(Ms) Die 00er-Jahre sind immer noch das Jahrzehnt, das meinen Musikgeschmack ziemlich stark geprägt hat. Die Zeit, die unzählige Hits hervorgebracht hat, teilweise im Wochenrhythmus. Irre. Es war die Zeit des Indie-Vormarschs, des Britpop und allen wunderbaren Weggefährten. Doch es passierte auch scheinbar Unvorstellbares. Nämlich, dass elektronische Musik in diese Szene eindrang, aufgenommen und sehr erfolgreich wurde. Das absolute Paradebeispiel dafür sind Justice. Das französische Duo veröffentlichte vor fünfzehn Jahren das Album  (Cross) und wurde dafür bis heute zurecht abgefeiert. Es folgten weitere starke Platten und Nummern. Ihre eigene Remix-Scheibe Woman Worldwide gehört für mich zu einen der tanzbarsten Bassplatten überhaupt. Zu Ehren der ersten Fußstapfen wird das Debut am 15. Dezember neu überarbeitet veröffentlicht, es kommen sogar sechs neue Tracks dazu. Auch ihr Riesenhit D.A.N.C.E. kommt in neuem Gewandt daher! Wobei… das stimmt so gar nicht. Der Rapper Logic nutzte das Sample für seinen Track The Spotlight, das sein Sprungbrett zum Erfolg wurde. Hier vereinen sich beide nun also ganz offiziell. Mich holt der Track wenig ab, aber das ist egal. Justice sind weiterhin eine irre Band, die ich gern mal live sehen würde…

Donnerstag, 8. Dezember 2022

Alin Coen & STÜBAphilharmonie

Foto: David Dollmann
(Ms) Ist das ein Best Of? Das klären wir gleich. Angenommen, es wäre eins, müssten ein paar Rahmenbedingungen geklärt werden. Eigentlich gäbe es nur zwei einigermaßen sinnige Zeitpunkte, wann so etwas veröffentlicht wird. Eine Rückschau auf das Schaffen. Entweder ist es ein Abschied oder das Ende einer Periode. Vielleicht gibt es eine Änderung in der Besetzung oder ein gewisser Zyklus an Kreativität ist vorüber. Dann kann ich das durchaus gut verstehen. Aber nur unter der Bedingung, dass wirklich viel da ist. Wer drei Alben veröffentlicht hat, muss in meinen Augen wirklich kein Best Of auf den Markt bringen. Zeitpunkt Nr 1 also: Ein irgendwie geartetes Ende. 
Zeitpunkt Nr 2 ist weitaus weniger romantisch. Denn das ist die Verortung im Kalender: Die verdammte Geldmacherweihnachtszeit. Wer da nicht alles noch was auf den Markt und in die Regale schmeißt, worauf eigentlich niemand so wirklich gewartet hat. Das lässt sich jedes Jahr schauerlich zusammen sammeln.

Nehmen wir an, diese Punkte sind einigermaßen nachvollziehbar. Dann haben wir mit dieser Platte ein gehöriges Problem. Alin Coens Album in Zusammenarbeit mit der STÜBAphilharmonie ist kein Best Of, so viel Material für eine umfangreiche Rückschau ist nicht vorhanden. Es endet auch keine Periode, Alin Coen macht nicht plötzlich psychedelischen Rock. Nein. Doch leider passt das mit dem Termin. Es erschien am 2. Dezember. Komplettes Weihnachtsgeschäft. Nur Geldmacherei würde ich dieser Musikerin niemals vorwerfen. Nein. Nein. Nein.

Was dann also anfangen mit diesem tollen Album? Wie ist es einzuordnen? Aus lauter Alben, die es gibt, auf denen es keine zu einhundert Prozent neue Musik gibt, sticht dieses Werk doch ziemlich stark heraus. Was dieses Album schaffen will, ist, eine wirklich besondere Zusammenarbeit zu würdigen, einzufangen, festzuhalten. 2018 und 2019 fanden Alin Coen und die STÜBAphilharmonie zusammen. Letzteres ist ein Orchester, 80 Kopf stark, worin nur ehrenamtliche Menschen spielen. Wie toll, wie wunderschön! Zusammen spielten sie sieben ausverkaufte Konzerte. Es muss gänsehautig, einzigartig gewesen sein. Viele Menschen fragten nach Aufnahmen, Wiederholungen, Möglichkeiten, das im Nachhinein zu genießen.

Nun gibt es sie. 10 Stücke sind zusammen gekommen. 10 Lieder wurden nochmal zusammen im Studio eingespielt. Die Liederauswahl war sicherlich nicht leicht, aber wunderschön. Das zu finanzieren, war nicht leicht. Oder doch?! Alin Coen hat via Crowdfunding um Hilfe gebeten und das Ziel wurde locker übertroffen. So groß war der Wunsch nach diesem schönen Album! Ein toller, kleiner, gefühlvoller Streifzug durch Alin Coens Schaffen und eine nicht zu überbordende Zeitspanne, in der sich das Orchester austoben kann, ohne dass es zu theatralisch wird. Niemals biedert dieses Album an. Es hat durchaus seine cineastischen, großen, emotionalen Momente, klar. Doch es ist weit von Kitsch entfernt. Sehr empfehle ich, dieses Werk über Kopfhörer zu hören. Dann wird es unglaublich nah, greifbar, durchdringt den Körper, alle Instrumente sind zu hören, zu spüren. 
Beim ersten Hören dachte ich jedoch: Ouh! Oh! Puh! Neee! Warum ist Du Bist So Schön denn so dissonant? Verspielt haben sie sich wohl nicht. Warum so eine jazzige Phase zwischendurch woanders? Bricht das hier ab und an? Nein. Die Arrangements müssen zwingend unabhängig von den Studioversionen der Stücke gesehen werden. Sonst könnte man hier unzufrieden werden. Und dafür gibt es - meines Erachtens - keinen Grund.

Dieses Album zu kaufen und zu hören ist sehr lohnenswert. Der Genuss ist groß. Hier steckt nicht nur enormes musikalisches Können drin, sondern auch spürbar viel Leidenschaft.
Die mündet darin, dass Alin Coen mit dem Orchester kommendes Jahr auf Tour geht! Dieses einzigartige Ereignis sollte sich niemand entgehen lassen:

10.04. Hamburg, Laieszhalle
11.04. Berlin, Admiralspalast
12.04. Leipzig, Haus Auensee
14.04. München, Alte Kongresshalle
15.04. Ilmenau, Festhalle
01.10. Ludwigshafen, BASF Feierabendhaus
02.10. Stuttgart, Theaterhaus
03.10. Köln, Theater am Tanzbrunnen
06.10. Dresden, Alter Schlachthof
07.10. Erfurt, Theater


Freitag, 2. Dezember 2022

KW 48, 2022: Die luserlounge selektiert

Quelle: seeklogo.com
(Sb/ms) „Dieses Geschäft ist auf Dauer geschlossen, wir bedanken uns für die vergangenen 27 Jahre.“
Nur einen Steinwurf von meiner Wohnung aus entfernt, sah ich dieses traurige Schild an einer Tür hängen. Vorher war Ausverkauf. Danach haben die Inhaber alle Regale ausgeräumt, gestrichen und nun fehlt selbst das Schild an der Tür. Kaum noch eine Spur ist übrig von diesem tollen Geschäft. Nur über den Fenstern hängt noch das große Schild mit dem Namen. 27 Jahre. Irre. Was für eine Zeit. In dem nun leeren Laden war bis vor kurzem eine Fachbuchhandlung für pädagogische Literatur. Ich war ab und an mal drin, da ich bestimmte Bücher suchte. Und fand. Die Menschen darin waren sehr kundig. Konnten schnell weiterhelfen, hatten einen tollen Überblick über ihr eigenes Sortiment, mussten nie suchen, ob das da ist. Ein Handgriff und das Heft oder Buch war in meinen Händen. Da steckte viel Kenntnis, Leidenschaft und Freundlichkeit drin. Ich hoffe einfach, dass es den Menschen nun gut geht und die Aufgabe des Ladens nicht ihre Existenz bedroht.

Ah, und da sind wir ja schon direkt bei Weihnachten. In den letzten Jahren hatten wir immer einen tollen Adventskalender mit vielen erstklassigen Beiträgen. Ich in ganz ehrlich: Ich hab es dieses Jahr nicht kommen sehen. Einfach vergessen. Pardon. Wir machen dennoch so weiter wie immer! Freitags wird selektiert. Und das geht so:

Stars
(Ms) Musik in der Weihnachtszeit. Das ist eine überaus heikle Angelegenheit. Radiohörernde sind dem sicher schon länger ausgesetzt und einige Spotify-Playlisten werden auch schon mit dem großen Popzauber infiziert sein. Weihnachtslieder aus dem Indie- oder Rock-Bereich gibt es natürlich auch zahlreiche. Durchsetzen tun sie sich nicht. Für viele Musizierende ist es eine liebgewonnene Tradition. Beispielsweise bei Stars aus Kanada. Sie gehen oft in der Adventszeit in Kanada und den USA auf Tour. So auch in diesem Jahr und schenken allen Menschen ein sehr sanftes, zartes Weihnachtslied. Die Band selbst sagt, dass dieses Lied einem ein wenig die Feiertagshölle ersparen soll. Ich denke, dass das klappt, so schön und beruhigend ist Christmas Anyway. Noch schöner ist, dass die Band die gesamten Einnahmen durch das Lied spenden werden. Das sind echt richtig gute Menschen! Und im Februar kommen sie auch für zwei Termine nach Deutschland. Sehen wir uns in Hamburg?

17.02.2023 - Hamburg - Knust
18.02.2023 - Berlin - Lido


Staring Girl
(Ms) Ich bin der festen Überzeugung, das Musik heilsam ist. Dass sie Wunden schließen kann. Dass sie therapeutische Wirkung hat. Dass sie beruhigen kann. Dass sie ihren warmen Mantel ausbreiten kann unter dem ich mich verkriechen kann. Dass sie mich erfasst, mitnimmt, tröstet. Die wunderschöne Kraft der Musik: Ich weiß, dass es sie gibt! Immer wenn ich Staring Girl höre, dann umschließt mich eine beschützende Hülle, sie hält mich und streift mir sanft über den Rücken. Das liegt zum einen an dem unglaublich schönen, runden, toll ausgelotetem Klang der Band. Wie gefühlvoll Frenzy Suhr beispielsweise den Bass spielt, das ist herrlich, das geht nicht einfach so an einem vorbei. Über dem wunderbaren Musikteppich breitet Steffen Nibbe seine einzigartigen Texte aus. Es geht stets um Menschen; er erzählt ihre kleinen Geschichten mit so gut ausgewählten Worten, dass ich mich immer wieder drin erkenne und/oder mich darin fallen lassen kann. Das gelingt wirklich nur ganz wenigen Textern. Am 13. Januar veröffentlichen sie ihr neues Album Schräg Fällt Das Licht, das sicher großartig wird. Doch die Band braucht ein wenig Unterstützung, um die Pressung der CDs und Schallplatten finanziell zu stemmen. Bitte macht da mit. Das ist sehr gut angelegtes Geld und die Möglichkeiten, die sie über Startnext bieten, sind vielfältig und für jeden ist etwas dabei. Dann können wir sie nächstes Jahr hier sehen:

13.01.2023 - Kiel, Hansa48
14.01.2023 - Hamburg, Knust


Dagobert & Kay Shanghai
(Ms) Und es geht weiter mit den weihnachtlichen Liedern. Und wenn Dagobert dazu ein Stück schreibt, dann weiß man auch, was man erwarten kann. Dann werden die großen Gefühle ausgepackt und das Herz pocht ein wenig schneller. Denn tief aus den Schweizerischen Bergen ruft uns die pure Romantik heim, wenn es heißt, dass Weihnachten Zu Zweit gefeiert wird. Am Kamin, mit heißen, belebenden Getränken, wohlig eingepackt und mit ein paar kleinen Geschenken hier und dort. Für solch ein Stück braucht man selbstredend Unterstützung, sonst ergibt der Titel ja auch gar keinen Sinn. Mit an Bord ist Kay Shanghai, Clubbetreiber in Essen und bekanntes Gesicht des Potts. Optisch und stimmlich ist das alles unglaublich harmonisch. Und da ja eh klar ist, dass Dagoberts Musik stets mit einem Augenzwinkern zu genießen ist, drehen wir das hier mal ganz laut!


Shybits & Eddie Argos
(Ms) Wie?! Noch ein Weihnachtslied?! Oh, man! Ja, es ist wahr. Besinnlicher ging es hier sicherlich noch nie zu. Und mit dem dritten Lied haben wir noch mehr musikalische Bandbreite dabei, denn Shybits und Eddie Argos sind eher dafür bekannt, die Gitarren knallen zu lassen. Auf Hope This Christmas werden sie entspannt und sanft angeschlagen. Ein süßes, kleines Lied, das den kindlichen Blick aufs Fest aufblinken lässt.
So. Zugegebenermaßen packt mich keines dieser Weihnachtslieder in besonderer Weise. Es sind alles nette kleine Spielereien, doch hängen bleibt davon nichts. Sicher ist es auch nicht das Ziel dieser Lieder. Auf der anderen Seite, ist die Halbwertszeit dieser Musik eh sehr, sehr kurz. Für gut drei Wochen sind sie noch spielbar und kommendes Jahr ist dann eh wieder neues Hörmaterial auf dem Weg. Aber nun gut: Schöne Adventszeit! 


Gregor McEwan
(Ms) Bald geht es wieder los. Vielleicht hat es auch schon angefangen. Zum Ende des Jahres hin gibt es allerhand Zinnober. Der ganze Konsum ist ja eh schon schlimm genug. Dann wird noch auf heile Welt überall getrimmt und für das kommende Jahr wird stets Besserung gelobt. Und dann kommen die Jahresrückblicke. Will ich gar nicht sehen. Schaut man sich die großen Themen an, sieht das nämlich nicht gut aus. Ganz und gar nicht. Klima am Arsch und keinen kümmert es. Ein erbitterter Krieg im Osten Europas. Elon Musk macht, was er will. Trump auch. Und kann ich demnächst noch meine Rechnungen zahlen? Keine Ahnung. Ein bisschen Vorsehung dabei hatte Gregor McEwan, der wirklich das passende Lied dazu geschrieben hat: The End. Das ist es, das Ende. Das haben größtenteils wir alle als Gesellschaft so gut hinbekommen. Doch leider, leider haben einzelne Persönlichkeiten und Institutionen so viel Einfluss und Macht, dass ihnen eine besondere Schwere der Tat zuzuschreiben ist. Über all jene sing der Musiker dieses Mal. Zart, aber dennoch eindringlich. Erneut ist ihm damit ein toller Song gelungen! Hier kann man ihn kommendes Jahr live bestaunen:

23/01/23 - Wesel - JZ Karo
25/01/23 - Dortmund - subrosa
26/01/23 - Unna - Lindenbrauerei
28/01/23 - Schwerin - Speicher
24/03/23 - Schwäbisch-Hall - Anlagencafé
25/03/23 - Lindau - Zeughaus
26/03/23 - München - Milla
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Donnerstag, 1. Dezember 2022

Live in Bremen: Wanda

Schlechtes Bild, gute Sicht. Foto: luserlounge
(Ms) Wo ist der Reiz bei der ganzen Konzertebesucherei? Klar, es geht immer um den Moment und die zwei Stunden Sorglosigkeit. Aber auch die äußeren Rahmenbedingungen sind spannend. Ich persönlich freue mich immer sehr, wenn ich in einen Laden gehe, wo ich vorher noch nie war. So gestern Abend geschehen. Am Mittwoch spielten Wanda in Bremen. Der Ort hatte den wundersamen Namen Modernes. Genial! Gelegen ist es in der Bremer Neustadt, Kaffeeduft liegt in der Luft, da Jacobs in der Nähe röstet, die Fachhochschule ist direkt nebenan, das Viertel ein Stückchen und eine Weserüberquerung weit weg. Das Modernes ist ein wenig verrückt aufgebaut. Denn man kommt rein, geht links oder rechts und steht direkt neben der Bühne. Oft ist sie am anderen Ende des Gebäudes. Hier ist man direkt mittendrin. Dann schlängelt man sich so hindurch und kann fast überall gut sehen. Toll gebaut. Und noch toller: Oben in der Decke sieht man einen großen Kreis, Durchmesser locker fünf Meter oder so. Und dieser Kreis entpuppt sich als Fenster, das sich öffnen und schließen kann. Zwischen Vorband und Wanda wurde es kurz aufgemacht. Selten kam in so einen großen Raum so schnell frische Luft. Super Laden, bis auf das Haake Beck…

Wanda also. Das aktuelle Album finde ich überraschend gut. Außerdem habe ich sie das letzte Mal vor drei Jahren live gesehen, gab ja ein paar Gründe… Anfangs habe ich mich noch gefragt, wie die Stimmung wohl wird aufgrund Christians Tod. Dazu später mehr.
Wir kamen rein, als die Vorband schon spielte. Tatsächlich habe ich im Vorfeld nirgends erfahren, wer das wohl ist. Stand nirgends. Soeckers standen auf der Bühne. Ich kannte sie nicht. Doch ihre Musik habe ich schon tausend Mal gehört. So beliebig klang das. Irgendwas zwischen Vonwegen Lisbeth, AnnenMayKantereit. Das war so spannend, wie einer frisch gestrichenen Wand beim Trocknen zuzuschauen.

Wanda also. Jetzt aber echt. Es lässt sich nicht leugnen, dass das ein unglaublich geiler Abend war. Da dürfte es keine zwei Meinungen geben. Doch bei dem Pärchen, das neben uns stand, war ich mir nicht so sicher. Sie haben sich nicht geregt. Keine Mimik. Er hat ein Mal gegähnt. Ei, Ei, Ei… Diese Band ist eine Garantie für einen ausgelassenen Abend, das kann man nicht anders sagen. Und sie spielen voller Passion. Da wird keine Show abgezogen. Alles was der Marco da auf der Bühne sagt zwischen den Liedern entspringt seinem Herzen, das ich spürbar. Ein Wanda-Konzert ist auch keine Trauerveranstaltung. Das muss so festgehalten werden. Doch Christian wurde mit aufrichtigem, ehrlichem Applaus gehuldigt. Das halte ich für ein Konzert dieser Art für einen sehr guten Weg.
Wanda 2022. Offiziell sind sie nun als Quartett unterwegs. Live spielen sie zu sechst. Und das ist direkt spürbar, denn da war ordentlich Wumms in den Liedern, das ging ab! Insbesondere der zweite Gitarrist tat dem Sound der Band enorm gut, das hat richtig gut gesessen. Generell herrschte auf der Bühne eine große Harmonie. Allen war anzumerken, wie sie sich auf den Abend freuten. Das schwappte über und die Laune im sehr bunt gemischten Publikum war herausragend. Bis auf besagtes Pärchen neben uns. Die Leute feiern Wanda einfach ab. Und das vollkommen zurecht. Klar, bei den neuen Liedern ist die Euphorie noch ein wenig zurückhaltender. Doch als Luzia, Schick Mir Die Post oder Bussi Baby durch den Bremer Abend hallten, gab es kein Halten! Ich persönlich habe mich total über Va Bene gefreut. Ein scheinbar einfacherer Track, der durch seine Wiederholung jedoch enorm an Kraft gewinnt - Es muss alles weitergehen! Doch auf Kommando geht auch so ein Abend vorbei - 1, 2, 3, 4!
Wanda also. Wäre es übertrieben diese Band als größte Rockband im deutschsprachigen Raum zu bezeichnen, die noch keine 30, 40 Jahre im Geschäft ist?! Nein, keineswegs. Sie zeigen es auf der Bühne, wie stark sie sind. Wie viel Leidenschaft und Aufrichtigkeit in ihrer Musik steckt. Das ist irre, das macht sehr viel Spaß. Da nimmt man auch eine kurze Nacht und einen verschwommenen Morgen für hin! Immer wieder gerne, immer weiter spielen! Wanda!