Montag, 30. Mai 2016

Lemo - "Stück für Stück"

Lemo aka Clemens Kinigadner. Foto: Kidizin Sane.
(ms) Wir müssen wieder einmal über Austropop sprechen. Den Begriff und die Musik.
Der Begriff "Austropop" ist nicht ganz unumstritten. In Deutschland wird er als Synonym benutzt für all die aufstrebenden, erfolgreichen Bands, die in den letzten Jahren aus dem schönen Süden hochgeschwappt sind. Wanda, Bilderbuch, Olympique. Im sehr lesenswerten Artikel über die Vinyl-Szene in Wien aus der letzten MINT wurde die Gegenperspektive eingenommen. Ein Plattenhändler meinte dort, dass unter Austropop in Österreich jegliches Pop-Format verstanden wird, das aus den heimischen Landen veröffentlicht wird. Auch Falco wird (noch) darunter verstanden.
Wir haben es also mit einem etwas schwammigen Begriff zu tun, der aber en vogue ist.
Einer kommt jetzt hinzu.
Er nennt sich Lemo, sein wirklicher Name ist Clemens Kinigadner. Zu seinem Schutz: Er ist Wahlwiener, er singt in klarstem Hochdeutsch, ganz ohne Wiener Schmäh.


Lemo hat so einige Kapitel hinter sich. Insbesondere seine berufliche Laufbahn ist ein astreiner Flickenteppich: Gitarrenverkäufer, Bahnhofsreiniger, Pizzataxifahrer.
In "Stück für Stück" steckt eine Menge Arbeit nach Projekten, die im Sande verlaufen sind. Es sind 11 Tracks, in denen man hört, dass der Texter und Sänger schon einiges erlebt hat: Liebe, Leben, Ängste. In bester Indie-Manier mit Gitarre, Bass, Schlagwerk, Paino setzt sich seine markante, leicht kratzige Stimme durch. Bosse kommt einem in den Sinn. Bei einigen Arrangements auch Olli Schulz.

Der Opener "Der Himmel über Wien" eröffnet das Album furios. Es starker Gitarrenpop-Song, der das Ende einer Liebe verarbeitet, den Kopf wieder aufrichtet und Abstand sucht: "Ich lass die scheiß Stadt hinter mir". Der beste Song direkt am Anfang? All das Feuer in den ersten Minuten verbraucht?
Mitnichten.
Na klar sind einige seiner Stücke Melancholie pur. Indie-Pop halt. Aber sie ziehen einen nicht runter, der Hörer verfällt nicht in Schwermut, sondern kann es locker und leicht nehmen. "Rückwärts gegen die Einbahn" ist hier der beste Repräsentant.
Zum Schmunzeln kann er seine Fans auch bringen. "Tomanten auf den Papst" ist eine höchst ironische Nummer, wortverspielt, fast ein bisschen blöd. Der Song bleibt aber im Ohr kleben.
In Österreich ist "Vielleicht der Sommer" bereits im Vorfeld ein kleiner Hit geworden. Und es wäre eine Schande, wenn er nicht auch in Deutschland an den herrlichen Sommerabenden abends uns den Soundtrack spielt.
Klar, das Album hat auch ein paar Hänger. Es überzeugt aber dadurch, dass es nicht aufdringlich ist und schön unbemüht klingt. Lemo möchte nicht zwingend ganz nach oben. Er will das, was er zu sagen hat, sagen. Seine markante Stimme macht dieses Debut absolut hörbar! Empfehlung.

Hier wird er bald live zu sehen sein (nähere Infos zu Locations tba.)

24.09.2016 - Wien WUK
25.09.2016 - Salzburg Rockhouse
29.09.2016 - Linz Posthof
01.10.2016 - Lustenau

25.10.2016 - Wörgl Komma
29.10.2016 - Antholz Festival Südtirol
10.11.2016 - Frankfurt
11.11.2016 - Ruhrgebiet
17.11.2016 - Gern Folknight


PS: Austropop hin oder her. Das ist nicht Wanda, Bilderbuch oder oder. Das ist Lemo, und das ist echt gut!

Sonntag, 29. Mai 2016

Heißer Tanz: Neonschwarz in Münster

Gemütlich im Gleis 22, Gips, Mauser, Y, Curry. Foto: luserlounge
(ms) Der Wetterbericht für Samstag, den 28. Mai, war eher ernüchternd. Tagsüber eher mild und grau, abends soll es dann gewittern. Und genauso ist es dann auch gekommen. Dennoch war der Weg zum glorreichen Gleis 22 in Münster trocken zu überstehen. Aus Eimern hat es vorher geregnet. Daher war es unsagbar schwül.
Die musikbegeisterte Meute machte es sich noch während des Auftritts von Haszcara, die als Support von Neonschwarz einheizte, draußen und im Club gemütlich. Dort war schon merklich spürbar: Es wird heiß! Haszcara will nicht unter dem Label "feminist Rapper" auftreten. Das hat sie eindeutig bewiesen, ihre Texte und Punchlines saßen! Großes Rapkino mit einem Rülpser und ein wenig Kotze.

Nach einer kleinen Pause und einem gefühlten Temperaturanstieg um weitere 9 bis 12 Grad ging es richtig ab! Neonschwarz sind mit "Metropolis" auf Tour und haben bereits letztes Jahr bewiesen, wie sie das Gleis 22 zum kochen bringen können. Da erinnerte sich sicher auch Johnny Mauser erneut, dass die Bühne etwas niedrig ist und man sich schon mal den Kopf stoßen kann.
Nach einem Intro der Track für den Abend: "In deiner Stadt".
Einer der besten Tracks des neuen Albums kam direkt im Anschluss mit "Dies Das Ananas". Das volle Haus war textsicher und angefixt, die Stimmung war schon zu Beginn auf dem Höhepunkt. Neben älteren Songs wie "Unser Haus" oder "Fliegende Fische", kamen die neuen Tracks voll auf ihre Kosten: "Rapstars", "2015", "Atmen", "Metropolis", "Goldenes Ticket", "Check Yo'Self", "Eskalation".
Captain Gips, Marie Curry, Spion Y und Johnny Mauser überzeugen nicht nur musikalisch und raptechnisch, sondern auch als Unterhalter. Es war ein perfekter Gig, bei dem man gemerkt hat, dass es den Hamburgern sichtlich Spaß macht im vollen Haus zu spielen. Und immer mit Attitüde, das Herz auf der linken Seite!
Den kompletten Abriss komplettierte dann "Militante Tante". Es durfte gesprungen und gepogt werden, was im relativ kleinen Gleis 22 gerade so möglich ist.
Wie beim letzten Gastspiel wurde als allerletzter Track Captain Gips' Solo-Hit "Hug Life" zum besten gegeben. Ein würdiger Abschluss für ein heißes, starkes, lautes, einfach nur geiles Konzert.




Dienstag, 24. Mai 2016

Moop Mama - "M.O.O.P.topia"

Moop Mama. Foto: Lena Semmelroggen
(ms) "Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann."
Wie komme ich denn jetzt darauf? Ach, auch egal.
Diese Rezension muss mit zwei persönlichen Dingen beginnen. Das ist eigentlich nicht unsere Art, aber das am Freitag neu erscheinende Album "M.O.O.P.topia" von Moop Mama ist so geil, dass man das ruhig mal machen kann.
1. Ich habe mit gut 8 Jahren angefangen Altsaxophon zu spielen. Die ersten drei, vier, fünf Jahre ungefähr waren insbesondere für alle anderen im Haus eine harte Zeit, das ist mir sehr bewusst. Gerade als kleiner Bub ein doch nicht leicht zu erlernendes Instrument. Später allerdings hat es einfach nur Spaß gemacht. Mein Faible war weniger die Klassik, sondern Blues und insbesondere Jazz. Dabei höre ich privat kaum Jazz. Das Spielen zu viert (Sopran, Alt, Tenor, Bariton) ist einfach unbeschreiblich stark. Wer Trompete oder Posaune spielen kann, wird es mir bestätigen.
2. 2013 habe ich auf dem Juicy Beats das erste Mal Moop Mama live gesehen. Es muss am frühen Nachmittag auf der Funkhaus Europa-Bühne gewesen sein. Und da hat es mich gepackt. Wie geil, phantastisch, mitreißend, groovig, tanzbar, beeindruckend kann Livemusik nur sein? Die zehn stets in rot gekleideten Münchener beweisen es seit Jahren.
Angefangen haben sie mit ihre Guerilla-Auftritten in der Münchener Innenstadt, heute gehen sie mit Jan Delay auf Tour und bringen nun ihr drittes Album raus.


"M.O.O.P.topia" zu schreiben ist etwas mühselig, die Platte laufen zu lassen hingegen ein voller Genuss. 14 Songs haben sie zusammen geschmissen, um sie diesen Sommer ihren Fans, und die die es definitiv noch werden, auf die Ohren zu hauen. Sie haben sich ein paar prominente Freunde mit ins Boot geholt, sorgen so für Abwechslung, die sie streng genommen nicht brauchen, da die meisten Songs aus sich heraus perfekt ins Ohr gehen, doch das ist dann das Sahnehäubchen.
Die erste Singleauskopplung "Die Erfindung des Rades" legt nicht nur nahe, den Drahtesel wieder aus dem Keller zu holen, sondern auch ein Hit für die Sonnentage dieses Jahr zu werden. Neben Kenos Sprechgesang legt sich eine Mischung aus Big Band und Trap. Das lustige "Alle Kinder" mit Jan Delay spielt mit ebensolchen Witzen und Wortspielen. Im Refrain kommt dann noch ein (Kinder-)Chor hinzu und der nächste beinharte Track ist fertig. Auch die Herren Blumentopf haben es sich nicht nehmen lassen vor der Beendigung ihrer Karriere auf diesem neuen Silberling mitzumischen. "Typ*Ische Verhältnisse" überzeugt nicht nur mit einem breiten Beat, sondern auch mit unserer oft etwas eigenartig anmutenden Gesellschaft.
Thema Texte: Zwischen unterhaltend ("Alle Blumen") und wortgewandt ist es Moop Mama stets ein Interesse die Ecken und Kanten in Politik ("Meermenschen", "Herr der Lage") deutlich anzusprechen und auch anzuprangern. Schlau ist es auch Songtitel mit Musikgestaltung zu kombinieren, siehe "Prokrastination", hier soll nichts vorweggenommen werden, der Song wirkt nach dem zweiten, dritten Hören von ganz allein. "Lösch das Internet" wirkt etwas aggressiver, macht uns aber erneut deutlich, wie viel Zeit wir vor YouTube, mit dem Kopf gesenkt auf dem Bildschirm und mit dem Zeigefinger wischend verschenken.

Das dritte Album von Moop Mama ist rund, fein abgestimmt, oft schön locker, mal aufmerkend.
Aufforderung: Geht am Freitag zum Plattenhändler eures Vertrauens und legt euch das Ding zu. Erscheint auch als dunkelblaue 180 Gramm Vinyl!

Hier sind sie in den kommenden Wochen und Monaten:

17.06 - Duisburg - Traumzeit Festival
22.06 - Kiel - Kieler Woche
23.06 - Bielefeld - Campus Fest
30.06 - Ulm -Ulmer Zelt
01. - 02.07 - Bingen - Binger Openair
01. - 03.07 - Köln - Summerjam
22.07 - Karlsruhe - Das Fest
23. - 24.07 - Cuxhaven - Deichbrand Festival
25.07 - Freiburg - ZFM
04. - 06.08 - Lustenau - Szene Openair
05. - 06.08 - Horb am Neckar - Mini Rock Festival
13.08 - Rotenburg o.d. Tauber - Taubertal Festival
14.08 - Eschwege - Open Flair
19. - 21.08 - Leipzig - Highfield Festival
20.08 - St. Pölten - Frequency Festival
25.08 - Übersee - Chiemsee Festival



Mittwoch, 11. Mai 2016

Graham Candy - "Plan A"

Graham Candy. Foto: Michel Passin
(ms) Einer der Sommerhits des Jahres 2014 war "She Moves" von Alle Farben. Als bei beim Juicy Beats in Dortmund aufgelegt habe, konnten wir ihn sogar live bestaunen. Ich bin ja - das muss ich ehrlich gestehen - lange, lange Zeit davon ausgegangen, dass der Gesangspart von einer Frau adaptiert ist. Weit gefehlt. Doch das ist nicht das erste Mal, dass solche Verwechslungen geschehen können. Beispiel: Beim ersten Hören von Portugal. The Man kam mir ein ähnlicher Gedanke.
Nun sind wir alle ein wenig schlauer.
Denn gesungen hat bei "She Moves" Graham Candy.
Nach diesem Wahnsinnserfolg und seiner EP "Holding Up Balloons" aus dem letzten Jahr, kam vergangene Woche sein erstes eigenes Album heraus: "Plan A".



Sehr schnell kommt man dazu, behaupten zu wollen, dass es sich dabei um ein lockeres, hochproduziertes Pop-Album fürs Radio handeln mag. Wer dies tut, hat die 12 Tracks dann aber nur einmal nebenbei durchlaufen lassen. Allein die (teils lange bekannten) Namen, die dabei mitgewirkt haben lassen aufhören wie David Lemaitre. Nikolai Potthoff hat bei Tomte Gitarre gespielt und für Miss Platnum und Leslie Clio produziert. Müssen wir noch etwas zu Tobias Kuhn sagen? Stichworte: Monta, Miles, Produzent von Tomte, Judith Holofernes, Die Toten Hosen.
Da steckt also was drin.



Unter anderem auch eine Menge Biographie.
Der Neuseeländer lebt, wie könnte es anders sein, seit geraumer Zeit in Berlin. Doch die Leichtigkeit, Frische und gute Laune seiner Heimat hat er auf sein Album gepackt. Das verrät direkt der zweite Track "Glowing in the Dark", das herrlich verspielt daher kommt.
Kein Album ohne Geschichte des Titels. Musik war immer sein großer Traum. Sein Vater hatte stets berechtige Bedenken. Denn: Wieviele erfolglose Musiker wandeln durch unsere Gesellschaft?! Daher war dieser auch nicht so sehr davon angetan, dass Graham vor hatte, alles auf dieses Pferd zu setzen. Sein "Plan A" ging aber vollkommen auf!
Viele der Songs eignen sich als der absolute Soundtrack, um dieser Tage und den gesamten Sommer hindurch am See zu liegen und das Leben zu genießen. "90 Degrees" als Paradebeispiel.
Richtig persönlich wird es dann auf "Memphis" und "Heart of Gold", in denen er die oben erwähnten Auseinandersetzungen mit seinem Vater verarbeitet. Bei letzterem hört man auch deutlich einen gewaltigen Chor im Hintergrund. Dieser wurde natürlich in seinem ehemaligen College in Auckland aufgenommen. Wo er herkommt und was er will. Diese beiden Komponenten ziehen sich durch 12 abwechslungsreiche Lieder hindurch.
Es ist zu hoffen, dass unabhängig von dem "She Moves"-Erfolg, dieses Album ein Erfolg wird.
Verdient wäre es durch und durch.

Hier wird er bald live zu sehen sein:



Supporttour für Silbermond "Leichtes Gepäck" Tour 2016
10.05.16 Hannover, TUI Arena
12.05.16 Hamburg, Barclaycard Arena
13.05.16 Kiel, Sparkassen-Arena-Kiel
14.05.16 Dortmund, Westfalenhalle 1
16.05.16 Erfurt, Messehalle Erfurt
17.05.16 Nürnberg, Arena Nürnberg
18.05.16 Wien, Wiener Stadthalle
21.05.16 München, Olympiahalle
22.05.16 Stuttgart, Hans-Martin-Schleyer-Halle
24.05.16 Mannheim, SAP-Arena
25.05.16 Zürich, Hallenstadion
27.05.16 Frankfurt, Festhalle
28.05.16 Berlin, Wuhlheide

Open Airs 2016
12.06.16 Nova Rock Festival
15.07.16 Melt! Festival
30.07.16 Trebur Open Air
21.08.16 Dockville Festival
11.09.16 Lollapalooza Festival

"Back Into It"-Tour 2016
14.10.16 Leipzig, Moritzbastei
15.10.16 Dresden, Scheune
17.10.16 Wien, B72
20.10.16 München, Backstage
22.10.16 Aarau, KiFF
23.10.16 Stuttgart, Kellerklub
25.10.16 Dortmund, FZW
26.10.16 Wiesbaden, Schlachthof
27.10.16 Köln, Gebäude 9
28.10.16 Frankfurt, Das Bett
29.10.16 Hannover, Kulturzentrum Faust
09.11.16 Nijmegen, Merleyn
10.11.16 Amsterdam, Paradiso
12.11.16 Hamburg, Nochtspeicher

Dienstag, 10. Mai 2016

Hype?! Drangsal - "Harieschaim"

Max Gruber aka Drangsal. Quelle: musikexpress.de
(ms) Hilfe!
Was bringt denn die deutschsprachige Musikszene in letzter Zeit für Gesichter an den Tag? In wenigen Monaten bzw. Jahren sind Wanda und AnnenMayKantereit ganz weit oben. Andere Singer-Songwriter wie Joris oder Philipp Dittberner sind zwar eher im Radio anzutreffen, doch auch weit oben. Schwer, sich das zu erklären.
Und nun ist Max Gruber dran!
Er nennt sein Musikprojekt "Drangsal" und hat vergangenen Freitag sein Debut "Harieschaim" veröffentlicht. Kein Problem, wir brauchten auch drei Anläufe, den Titel einigermaßen richtig lesen zu können.
Da ist er nun. Wird von Intro, Musikexpress, Spiegel, ZEIT etc. in den höchsten Tönen dafür gelobt, dass er mit Konventionen bricht und den Sound der 80er in erfrischender Weise zurück bringt.
Wir fragen uns: Ist der Hype in diesem Ausmaß musikalisch gerechtfertigt?
Ganz wunderbar funktioniert sein PR-Marketing. Er findet viele scheiße, grenzt sich ab, will nicht dazu gehören, aber dennoch ganz nach oben.
Sein Debut geht gerade mal etwas über 30 Minuten. Zehn Songs, die kurz abgehandelt sind. Und tatsächlich bleiben einige davon wirklich gut im Ohr, andere haben mit einigen Schwächen zu kämpfen. Oft wird geschrieben, dass er in der Tradition von New Wave, Joy Division oder Depeche Mode steht. Das stimmt vom Klang her schon. Doch kann man da locker auch NDW und 80er Musik in Deutschland wiederfinden. Gehen wir zu weit, wenn man behauptet, dass das Bassspiel bei "Der Ingrimm" an den frühen Herbert Grönemeyer erinnert? Wohl kaum.



Folgende Lieder auf "Harieschaim" sind eher Füllmaterial: "Allan Algin", "Hinterkaifeck", "Sliced Bread #2".
Dieses lädt schon zum Tanzen ein: "Do The Dominance", "Moritzzwinger".
Diese hier überraschen mit fettem Sound: "Der Ingrimm", "Will Nur Dich", "Love Me Or Leave Me Alone", "Schutter", "Wolpertinger".
Damit haben wir alle zehn Lieder beisammen. Hier können wir nochmal über Sprache reden. Viele Lieder suggerieren, dass sie auf Deutsch gesungen werden. Dabei ist "Will Nur Dich" das einzige deutschsprachige. Manchen Bands gelingt dieser Wechsel der Sprachen überhaupt nicht. Letzteres Lied könnte übrigens auch locker von Joachim Witt oder Falco interpretiert worden sein. Will so etwas das Entfant Terrible der 2010er Jahre überhaupt hören?
Das steht in den Sternen.
Was ziemlich sicher ist: Der Hype um Max Gruber und Drangsal funktioniert wunderbar. Seine eigene Headliner-Tour kommt erst im Herbst. Vorher wird er sich auf einigen Festivals beweisen müssen, ob er den teilweise komplexen Sound ohne Weiteres auf die Bühne bringen kann. Wir werden dies aufmerksam beobachten.



Max Gruber also.
Klingt so, als wenn man neben ihm in der Grundschule gesessen hat und "Ben liebt Anna" gelesen hat. Heute ein Normalo aus Berlin vielleicht. Oder einem hippen Viertel aus dem Ruhrgebiet. Es braucht etwas, um die komplette Bandbreite von "Harieschaim" begriffen zu haben. Gebt dem Jungen etwas Zeit. Mal sehen, was ihm noch bevor steht.

Drangsal wird hier bald live zu sehen sein:

15.05.16 Leipzig - Wave-Gotik-Treffen
16.05.16 Essen - Pfingst Open Air Werden
27.05.16 Augsburg - Modular Festival
28.05.16 Neustrelitz - Immergut Festival
04.06.16 Mannheim - 6. Maifield Derby
25.06.16 Chemnitz - Kosmonaut Festival
15.07.16 München - 20. M94.5 Sendergeburtstag
17.07.16 Gräfenhainichen - Melt! Festival
30.07.16 Dortmund - Juicy Beats
06.08.16 Münster - Auf weiter Flur
12.08.16 Rees-Haldern - Haldern Pop Festival
21.08.16 Hamburg - Dockville Festival
28.08.16 Köln - C/O Pop Cologne Music Festival
28.10.16 Köln - Gebäude 9
03.11.16 Münster - Gleis 22
04.11.16 Wiesbaden - Schlachthof
11.11.16 Stuttgart - Keller Klub
12.11.16 Dortmund - FZW
18.11.16 Dresden - GrooveStation
19.11.16 Berlin - Lido
23.11.16 Salzburg - Rockhouse
24.11.16 Wien - B72
27.11.16 Zürich - Amboss Rampe
09.12.16 Leipzig - Moritzbastei

Dienstag, 3. Mai 2016

Neonschwarz - "Metropolis"

Mauser, Gips, Ypsilon, Curry. Foto: Hendrik Köhler, audiolith.net.
(ms) Marie Curry muss ihre Workshops begrenzen und hat gar nicht so richtig bei Trouble Orchestra angefangen. Johnny Mauser ist mit Trouble Orchestra mit Volldampf vorausgeprescht, musste aber aussteigen. Captain Gips' Solopläne liegen erstmal still.
Was nach drei traurigen Geschichten klingt hat einen guten Grund: Alle sind so sehr mit Neonschwarz beschäftigt, dass für alles andere keine Zeit mehr bleibt. Was mit ein bisschen freundschaftlichem Abhängen, Texten und Beats basteln angefangen hat, ist jetzt wirklich groß geworden: Ausverkaufte Shows, geplante Auftritte ohne Ende, hier Interviews, dort andere Termine.
Die Rap-Crew namens Neonschwarz hat sich nach oben gerappt, doch sind auch immer wieder ganz bodenständig geblieben. Neben einem rappelvollem Auftritt im Uebel & Gefährlich spielten sie auch auf dem kostenlosen Detten Rockt im Münsterland gegen Nationalismus und Fremdenhass.

Nun geht die zweite Runde los.
Am kommenden Freitag (6.05) kommt das neue Album "Metropolis" raus.
Ohne all zu viel vorwegzunehmen: Es ist noch fetter, breiter, abwechslungsreicher als der Vorgänger "Fliegende Fische". Dazu haben sie sich ein wenig Hilfe mit ins Studio geholt. Beats kommen unter anderem von Farhot, Ulliversal oder Chaozz.
Dabei rausgekommen ist eine mehr oder weniger konzeptartige Sammlung von ganzen 17 Tracks! Der Titel lässt erahnen, worum es geht: Stadt, Metropole, Dreck. Aber auch: Freiheit, Party, Gesellschaftskritik und eine saubere Attitüde gegen alles, was von rechts gekrochen kommt. "2015" verbindet beide Alben mit dem Aufschrei, dass immer noch Asylbewerberheime brennen, die AfD beginnt die Gesellschaft zu verseuchen und man immer noch aufmerksam sein sollte, was gerade so abgeht!
Beginnen tut das Album dennoch mit einem der besten Neonschwarz-Tracks überhaupt. "Dies das Ananas". Der Beat ist so dermaßen gut, dass es einen nicht still sitzen lässt. Dabei scheint so vieles egal: Konventionen, Druck von außen, egal.



Etwas breiter im Klang ist beispielsweise auch "Atmen". Johnny Mauser singt statt zu rappen. Wirklich interessant ist "Kennlernrunde". Alle vier beschreiben, wie es dazu bekommen ist, dass drei eigenständige Rapper und ein DJ angefangen haben, zusammen starke Musik auf die Beine zu stellen.
Weitere Highlights des Albums sind "Rapstars", "Jogginghosentag" oder "Das Goldene Ticket", was ohne Umwege mal der Hit des Sommers werden kann.
Natürlich sind bei 17 Songs auch welche dabei, die eher untergehen ("Drahtesel", "Standstreifen" oder "Küstenfieber").
Doch, halt, Stopp! Ist ein linkes Rap-Album nicht eine Platte von linken Rappern für linke Rap-Fans? Ein bisschen Selbstbeweihräucherung und Selbstreferenz? Eigentlich will diese Musik doch etwas erreichen, verändern und Menschen vor die Schuhe spucken, oder? Natürlich ist das ein berechtigter Einwand. Doch die Band weiß das, Captain Gips sing immerhin in "2015": "Ich weiß, es nicht reicht, wenn wir ab und an einen Song schreiben." Na bitte.

Fazit: "Metropolis" ist ein starkes, intensives Rap-Album, das eindeutig den Fokus auf Texte und Hooklines legt, das nahe geht, die Augen öffnet und dazu aufruft, sich in der Öffentlichkeit einzumischen.
Die Welt, die Metropole geht unter.
Davor wird aber die beste Party gefeiert. Soundtrack: Neonschwarz!

Wir empfehlen dringend diese Crew live anzusehen:

12.05.2016 Berlin - About Blank
13.05.2016 Kopenhagen - 2-års fest - Revolutionære Antifascister
14.05.2016 Rostock - Riotinmyheart
15.05.2016 Flensburg - Dockyard Festival
26.05.2016 Würzburg - Cairo
27.05.2016 Augsburg - Kongress am Park (Modular Festival)
28.05.2016 Münster - Gleis 22
25.06.2016 Leipzig - Laut & Live
15.07.2016 Jena - JG Stadtmitte
16.07.2016 Goldenstedt - Afdreiht un Buten
22.07.2016 - 23.07.2016 Wiesen - Hip Hop Open Austria
06.08.2016 Hamburg - Spektrum Festival
11.08.2016 - 13.08.2016 Püttlingen - Rocco del Schlacko
27.08.2016 Hannover - Irie Revoltés Open Air