(ms) 2012: Tom Green, Joe Newman, Gwil Sainsbury und Gus
Unger-Hamilton sind die britische Band Alt-J. In jenem Jahr bringen sie das
Album „An Awesome Wave“ auf den internationalen Musikmarkt und stellen diesen
prompt Kopf. Die Songgewänder, Melodien, Experimente, Zusammensetzungen an Instrumenten
und Rhythmen kommen so frisch und neu und qualitativ hochwertig daher, dass sie
zurecht in den Pop-Himmel gelobt worden sind. „An Awesome Wave“ ist eine
Wahnsinnsplatte!
Quelle: theguvernment.com |
2014: Im Frühjahr wird bekannt gegeben, dass Sainsbury die Band verlassen habe.
Was hätte das für ein Schnitt sein können in der so jungen Bandhistorie. Sie
hätten aufhören können oder erst mal sich zurückziehen können, um zu
beratschlagen, wie es denn nun weitergehen solle. Dabei waren sie gerade dabei
ein neues Album auf den Weg zu bringen. Doch stattdessen: Machen sie einfach
weiter. Zu dritt, ohne Ersatz. Der Bass muss nun woanders herkommen. Aber da
beim Erstling schon immer ein sehr elektronischer, beinahe analoger Bass zu hören
war, war die musikalische Hemmschwelle vielleicht nicht so hoch.
September 2014: „This Is All Yours“ steht in den Plattenläden und glänzt! Das Cover eher ein abstraktes Gemälde, aber die Aufmachung ist sehr ähnlich wie bei der ersten Scheibe. Ein schöner Wiedererkennungswert. Und wie steht es mit der Musik? Wie kann man an ein Überfliegeralbum wie „An Awesome Wave“ anknüpfen? Wie oft sind die Erwartungen unglaublich hoch, man kennt es von anderen Bands, die ein Meilenstein als Debut vorgelegt haben und dann verschwunden sind, weil überfordert. Nicht so die drei nerdig aussehenden Normalos aus Leeds.
September 2014: „This Is All Yours“ steht in den Plattenläden und glänzt! Das Cover eher ein abstraktes Gemälde, aber die Aufmachung ist sehr ähnlich wie bei der ersten Scheibe. Ein schöner Wiedererkennungswert. Und wie steht es mit der Musik? Wie kann man an ein Überfliegeralbum wie „An Awesome Wave“ anknüpfen? Wie oft sind die Erwartungen unglaublich hoch, man kennt es von anderen Bands, die ein Meilenstein als Debut vorgelegt haben und dann verschwunden sind, weil überfordert. Nicht so die drei nerdig aussehenden Normalos aus Leeds.
Die zweite Scheibe präsentiert sich ebenso gewandt, abwechslungsreich,
aufregend, ruhig, laut, wild, genau abgemischt und doch so schwer greifbar,
weil in gut 50 Minuten eine große Bandbreite an Stilen abgefeuert wird. Das
Intro hat es schon in sich, es nimmt den Hörer mit in eine eigene Welt, die
leicht, verspielt und ein bisschen extravagant ist. „Arrival in Nara“ und „Nara“
gehen da genauso weiter. Nara ist eine Großstadt in Japan, die vor
Sehenswürdigkeiten nur so überfüllt ist und in der ein 2006 geschlossener
Freizeitpark liegt. Ein unnatürlicher Ort, und hier gibt es den Soundtrack
dafür. Und dann die zweite Single „Every other freckle“. Klar, bei englischen
Texten setzt man sich oft nicht soo stark mit der Bedeutung und den Zeilen
auseinander. Hier soll das doch mal beispielhaft geschehen, da einige Zeilen kaum
hinter dieser Musik zu vermuten ist, die etwas Indianerartiges in den Breaks
haben. Ein paar Beispiele: „I
want to share your mouthful“, „And lick you like a crisp packet“, I’m gonna paw
paw at you like a cat paws at my woollen jumper.“ Klingt nach Porno,
hört sich aber dennoch phantastisch an. Zack, Bruch: „Left Hand Free“ kommt mit
schrammelnden Gitarren und The Clash-artigen Riffs daher. Zack, Bruch: „Garden
of England“ ist ein einminütiges Zwischenspiel mit Blockflöten. Kann man von
halten was man will (ich hasse Blockflöten), aber seltsamerweise passt das
wundervoll in das Gesamtgewandt. „Hunger oft he pine“ bringt den nächsten
Kracher, der aber eher ruhig daher kommt und sich steigert. Hierzu muss erwähnt
werden, dass das Video die Stimmung des Liedes sehr gut wiedergibt, die
Dramatik, das Extraordinäre: Ein junger Mann läuft gehetzt durch den Wald,
Pfeile fliegen an ihm vorbei, durchbohren in mehrfach bis er sich schließlich
auf einer Lichtung mit Benzin übergießt und anzündet. Wahnsinn!
„Bloodfloot pt. II“ knüpft sowohl vom Titel als auch von der Melodie an den Vorgänger an und schließt somit einen sehr großen Kreis.
„Bloodfloot pt. II“ knüpft sowohl vom Titel als auch von der Melodie an den Vorgänger an und schließt somit einen sehr großen Kreis.
Alt-J ist die Band der Stunde. Sie müssen es sein. Sie haben sich selbst dahin gespielt. Mit Genialität, Mut, Kreativität und einer Menge Know-How setzen sie sich oben auf den Pop-Olymp und grüßen mit diesem Werk zu uns Konsumenten und dem Rest des Musik-Business herunter. Sie setzen neue Maßstäbe, ob sie wollen oder nicht!
Im Februar sind sie in Europa unterwegs. Man sollte sich das antun und vorbeischauen.