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Wie soll man damit umgehen?! Hier kommt - nach letzter Woche - der nächste unaufgeforderte Tipp, und er ist auch wirklich richtig gut! Smiley.
Ich war ein paar Tage auf dem Rad unterwegs, immer die Weser hoch, bis sie bei Bremerhaven in die Nordsee mündet. Was für eine schöne Art der Fortbewegung. Zwei große Vorteile hat das (mindestens): Erstens ist es ein richtig gutes Gefühl, sich selbst mit eigener Kraft über einige Kilometer hinfort zu bewegen. Zweitens ist man ja verhältnismäßig langsam unterwegs. Und dann schaut man ganz viel nach links und rechts. Da stehen dann ein paar Schafe. Da fließt der große Fluss entlang. Da sind andere Radelnde. Da ist ein schöner, kleiner Pausenort. Herrlich. Das macht den Kopf sehr frei. Klar, das löst kein einziges der obigen Probleme. Aber es tut einfach unglaublich gut. In zwei Wochen folgt dann das Kapitel: Wandern tut gut, bis dahin geht es hier etwas ruhiger zu.
(Ms) Ja, es wird alles immer schneller. Das ist Fakt. In den letzten Jahren haben sich die Veränderungen in unseren Leben unglaublich beschleunigt. Nicht nur, dass wir immer mehr mitbekommen. Erst Corona, dann ein ungeheures Aufkommen von KI, was immer krasser wird und die Richtung völlig unklar. Regierungen werden immer nationaler. Es sieht insgesamt gar nicht mal so gut aus. Zu diesem einfachen, aber doch sehr klaren Schluss ist auch Matthew Caws gekommen. Der Texter und Sänger von den wunderbaren Nada Surf hat dazu ein Lied geschrieben, es heißt New Propeller und ist die nächste Auskopplung ihres Albums Moon Mirror, das am 13. September erscheinen wird. Es ist wesentlich ruhiger als das vorherige In Front Of Me Now, aber das muss es auch, weil es die Thematik irgendwie verlangt. Doch kein Nada Surf-Track ohne eine positive Nachricht. Denn diese Band steht wie kaum eine andere für das Gute im Menschen und hört niemals auf, genau daran zu glauben. Egal, wie düster es um uns steht, wie böse es um uns herum wird und welche Gefahren der technische Fortschritt auch mit sich bringt: Wenn wir zusammenstehen, uns unterstützen, gut zueinander sind, dann sind wir gewappnet. Don‘t Be Afraid, You Won‘t Be Replaced.
The Planetoids & whoiswelanski
(Ms) Da haben sich mehrere Musiker aus verschiedenen Bands zusammen getan und ein paar tolle Lieder miteinander geschrieben; dann wollen sie auf Tour aber gemeinsam geht das manchmal schwer. Aber das zusammen eingespielte Stück soll natürlich dennoch performt werden. Aber wie soll das dann ablaufen? Häufig werden Gesangsparts eines Features ausgelassen oder ein Part der Stammband übernimmt das. Oder der Song ist so komplex, dass das gar nicht geht. Blöde Situation. The Planetoids aus Hannover haben nun eine Lösung dafür gefunden: Ihre Gäste erscheinen als Hologramm! Wow, ziemlich coole Sache, die erstmal ein wenig futuristisch, aber auch total pfiffig daher kommt. So sind immer alle dabei, die dabei sein sollen. Die Künstler von Don‘t Get Me haben ihnen dabei geholfen. Mit der Band whoiswelanski haben sie beispielsweise den Track Sick geschrieben. Eine richtig kurzweilige, sommerliche Tanznummer, die sie so endlich live spielen können, ohne dass sie auf ihre Musikerfreunde verzichten müssen. Genial? Genial! So sieht das dann aus:
Zoon Phonanta
(Ms) Sythies an die Macht! Lasst die Synthies die Welt regieren! Es täte ihr so gut! Denn dann würde man den ganzen anderen Quatsch, nein, nicht vergessen, aber sehr gut für gewisse Zeit mal beiseite schieben, bis wir von der Realität wieder überrollt werden. Alle Macht den Knöpfen und Tasten und Schaltern, die so herrlich wabernde, welträumliche Musik entstehen lassen. Lasst ihre Melodien und Beats immer wiederholen, bis sie uns eingesogen und mitgenommen haben. Lasst sie den Bass aufdrehen und den Körper erzittern! Nicht allzuschnell, aber dafür druckvoll und mit viel, viel Groove! Dann nämlich erklingen Zoon Phonanta. Und das mit reichlich Wumms und richtig viel Power. Ja, diese Musik macht süchtig. Sie klingt wie von weit außerhalb unserer Galaxie, ist aber tatsächlich menschengemacht. Das Trio wollte schon so lange diese Platte rausbringen. Dann kam eine Pandemie und diverse körperliche Zäsuren haben das Erscheinen des nach der Band benannten Albums verzögern lassen. Aber jetzt knallt es so richtig. Am 30. August erscheint eine Platte mit zwar nur sieben Tracks, aber die haben es verdammt noch mal in sich! Lasst euch entführen!
Propaganda
(Ms) Heikel darüber zu schreiben, denn ich kenne die früheren Werke von Propaganda gar nicht. Die Düsseldorfer Bands wurde bereits 1982 gegründet, ich kam erst acht Jahre später auf die Welt und meine Berührungspunkte mit der elektronischen Musik, die sich gerade in eben jener Stadt in den 70/80ern manifestiert hat, sind rar, nehmen aber in den letzten Jahren stetig zu.
Ralph Dörper und Michael Mertens sind heute Propaganda, vor über zwanzig Jahren kam die letzte Platte unter diesem Namen und in dieser Besetzung raus. Ich finde es beeindruckend, dass sie sich trotz (oder gerade wegen?) all der Zeit zusammen tun und wieder an frischer Musik tüfteln. Haben früher noch Claudia Brücken oder Susanne Freytag der Band ihre Stimme verliehen, so werden es auf der neuen Platte andere Sängerinnen sein. Auf der Single Purveyor Of Pleasure ist es zum Beispiel Thunder Bae, die über die herrlich langsam schreitenden Melodien singt. Das klingt ziemlich gut, schon recht poppig, aber so gut arrangiert, dass es nicht beliebig ist. Dass es unmöglich ist, einen musikalischen Geist von vor vierzig Jahren ins Hier und Jetzt zu katapultieren, sollte klar sein. Als Neuling im Propaganda-Hören bin ich auf jeden Fall sehr angetan. Am 11. Oktober erscheint über Bureau B das neue, selbstbetitelte Album. Könnte richtig gut werden!