Samstag, 29. Juni 2024

KW 26, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Sb/ms) Zwei alte, wirklich alte Männer reden im Fernsehen. Einer wird eine der wichtigsten Nationen der Welt führen. Nazis mischen sich schön unters fußballselige Volk. Heftigster Starkregen belastet Keller, Felder und Existenzen. In Europa gab es immer noch einen ordentlichen Rechtsruck in den letzten Wochen. Zwar sinkt die Inflationsrate ein wenig, aber Urlaub ist unsagbar teuer geworden! 
Wie soll man damit umgehen?! Hier kommt - nach letzter Woche - der nächste unaufgeforderte Tipp, und er ist auch wirklich richtig gut! Smiley.
Ich war ein paar Tage auf dem Rad unterwegs, immer die Weser hoch, bis sie bei Bremerhaven in die Nordsee mündet. Was für eine schöne Art der Fortbewegung. Zwei große Vorteile hat das (mindestens): Erstens ist es ein richtig gutes Gefühl, sich selbst mit eigener Kraft über einige Kilometer hinfort zu bewegen. Zweitens ist man ja verhältnismäßig langsam unterwegs. Und dann schaut man ganz viel nach links und rechts. Da stehen dann ein paar Schafe. Da fließt der große Fluss entlang. Da sind andere Radelnde. Da ist ein schöner, kleiner Pausenort. Herrlich. Das macht den Kopf sehr frei. Klar, das löst kein einziges der obigen Probleme. Aber es tut einfach unglaublich gut. In zwei Wochen folgt dann das Kapitel: Wandern tut gut, bis dahin geht es hier etwas ruhiger zu. 

Nada Surf
(Ms) Ja, es wird alles immer schneller. Das ist Fakt. In den letzten Jahren haben sich die Veränderungen in unseren Leben unglaublich beschleunigt. Nicht nur, dass wir immer mehr mitbekommen. Erst Corona, dann ein ungeheures Aufkommen von KI, was immer krasser wird und die Richtung völlig unklar. Regierungen werden immer nationaler. Es sieht insgesamt gar nicht mal so gut aus. Zu diesem einfachen, aber doch sehr klaren Schluss ist auch Matthew Caws gekommen. Der Texter und Sänger von den wunderbaren Nada Surf hat dazu ein Lied geschrieben, es heißt New Propeller und ist die nächste Auskopplung ihres Albums Moon Mirror, das am 13. September erscheinen wird. Es ist wesentlich ruhiger als das vorherige In Front Of Me Now, aber das muss es auch, weil es die Thematik irgendwie verlangt. Doch kein Nada Surf-Track ohne eine positive Nachricht. Denn diese Band steht wie kaum eine andere für das Gute im Menschen und hört niemals auf, genau daran zu glauben. Egal, wie düster es um uns steht, wie böse es um uns herum wird und welche Gefahren der technische Fortschritt auch mit sich bringt: Wenn wir zusammenstehen, uns unterstützen, gut zueinander sind, dann sind wir gewappnet. Don‘t Be Afraid, You Won‘t Be Replaced. 


The Planetoids & whoiswelanski
(Ms) Da haben sich mehrere Musiker aus verschiedenen Bands zusammen getan und ein paar tolle Lieder miteinander geschrieben; dann wollen sie auf Tour aber gemeinsam geht das manchmal schwer. Aber das zusammen eingespielte Stück soll natürlich dennoch performt werden. Aber wie soll das dann ablaufen? Häufig werden Gesangsparts eines Features ausgelassen oder ein Part der Stammband übernimmt das. Oder der Song ist so komplex, dass das gar nicht geht. Blöde Situation. The Planetoids aus Hannover haben nun eine Lösung dafür gefunden: Ihre Gäste erscheinen als Hologramm! Wow, ziemlich coole Sache, die erstmal ein wenig futuristisch, aber auch total pfiffig daher kommt. So sind immer alle dabei, die dabei sein sollen. Die Künstler von Don‘t Get Me haben ihnen dabei geholfen. Mit der Band whoiswelanski haben sie beispielsweise den Track Sick geschrieben. Eine richtig kurzweilige, sommerliche Tanznummer, die sie so endlich live spielen können, ohne dass sie auf ihre Musikerfreunde verzichten müssen. Genial? Genial! So sieht das dann aus:


Zoon Phonanta
(Ms) Sythies an die Macht! Lasst die Synthies die Welt regieren! Es täte ihr so gut! Denn dann würde man den ganzen anderen Quatsch, nein, nicht vergessen, aber sehr gut für gewisse Zeit mal beiseite schieben, bis wir von der Realität wieder überrollt werden. Alle Macht den Knöpfen und Tasten und Schaltern, die so herrlich wabernde, welträumliche Musik entstehen lassen. Lasst ihre Melodien und Beats immer wiederholen, bis sie uns eingesogen und mitgenommen haben. Lasst sie den Bass aufdrehen und den Körper erzittern! Nicht allzuschnell, aber dafür druckvoll und mit viel, viel Groove! Dann nämlich erklingen Zoon Phonanta. Und das mit reichlich Wumms und richtig viel Power. Ja, diese Musik macht süchtig. Sie klingt wie von weit außerhalb unserer Galaxie, ist aber tatsächlich menschengemacht. Das Trio wollte schon so lange diese Platte rausbringen. Dann kam eine Pandemie und diverse körperliche Zäsuren haben das Erscheinen des nach der Band benannten Albums verzögern lassen. Aber jetzt knallt es so richtig. Am 30. August erscheint eine Platte mit zwar nur sieben Tracks, aber die haben es verdammt noch mal in sich! Lasst euch entführen!


Propaganda
(Ms) Heikel darüber zu schreiben, denn ich kenne die früheren Werke von Propaganda gar nicht. Die Düsseldorfer Bands wurde bereits 1982 gegründet, ich kam erst acht Jahre später auf die Welt und meine Berührungspunkte mit der elektronischen Musik, die sich gerade in eben jener Stadt in den 70/80ern manifestiert hat, sind rar, nehmen aber in den letzten Jahren stetig zu.
Ralph Dörper und Michael Mertens sind heute Propaganda, vor über zwanzig Jahren kam die letzte Platte unter diesem Namen und in dieser Besetzung raus. Ich finde es beeindruckend, dass sie sich trotz (oder gerade wegen?) all der Zeit zusammen tun und wieder an frischer Musik tüfteln. Haben früher noch Claudia Brücken oder Susanne Freytag der Band ihre Stimme verliehen, so werden es auf der neuen Platte andere Sängerinnen sein. Auf der Single Purveyor Of Pleasure ist es zum Beispiel Thunder Bae, die über die herrlich langsam schreitenden Melodien singt. Das klingt ziemlich gut, schon recht poppig, aber so gut arrangiert, dass es nicht beliebig ist. Dass es unmöglich ist, einen musikalischen Geist von vor vierzig Jahren ins Hier und Jetzt zu katapultieren, sollte klar sein. Als Neuling im Propaganda-Hören bin ich auf jeden Fall sehr angetan. Am 11. Oktober erscheint über Bureau B das neue, selbstbetitelte Album. Könnte richtig gut werden!

Freitag, 28. Juni 2024

Conny Frischauf - Kenne Keine Töne

(Ms) Wo sind die Grenzen von Musik? Länge? Lautstärke? Irgendeine Art von Instrumentierung? Ist Vogelgezwitscher Musik? Und wenn ja, ist es unsere Stimme, wenn wir sprechen, auch? Wie eng oder weit ist der Begriff? Wann wird aus einer Gedichtrezitation ein Lied? Gibt es überhaupt Grenzen? Ist alles Musik? Oder auf der anderen Seite dann gar nichts?!

Puh, spannende Fragen, oder?
Ja, finde ich schon. In meiner kleinen Welt hat Musik immer etwas mit klanglichen Ideen zu tun. Länge oder Lautstärke spielen keine Rolle. Vielleicht hat auch Intention etwas damit zu tun. Oder gibt es Musik, die keine Bedeutung aus Interpretensicht hat?! Ich kann es mir kaum vorstellen.

Warum die ganzen Fragen ohne Antworten?! Am 28. Juni (heute!!!) erscheint das neue Album von Conny Frischauf. Es heißt Kenne Keine Töne und der Titel ist zu einem kleinen Teil der Platte auch Programm. Nein, hier wird Musik nicht an seine Grenzen gebracht. Aber es gibt ein paar Stellen, die diese Thematik streifen. Die Wiener Musikerin hat vor drei Jahren auf Bureau B Die Drift veröffentlicht und mich zumindest ganz schön in Ekstase versetzt. Meine Anknüpfungspunkte mit elektronischer Musik waren bis dato rar gesät. Doch diese Platte hat an meiner Hörgewohnheit viel geändert. Im Laufe der Zeit öffnete ich mich älterer und neuer Spielart von Krautrock und der ganzen elektronischen Spielart, die damit zusammenhängt. Sehr tanzbar, manchmal ein bisschen schräg, aber im Grunde griffig und immer wieder auch sehr, sehr schön!

Drei Jahre sind nun vergangen, bis der Nachfolger zu haben ist. 16 Stücke sind auf 40 Minuten Spielzeit verteilt. Daraus lässt sich ja schon ablesen, dass zumindest einige Stücke sehr kurz sind. Insbesondere diese kurzen Stücke sind spannend, wenn es um die Grenzen oder das Wesen von Musik geht. Das krasseste Beispiel ist wohl Zwei Minuten. Zwischen vielen elektronischen, herrlich schwingenden Stücken herrscht hier Stille. 120 Sekunden lang. Ist das Musik? Schwer zu sagen. Clever ist es alle Male. Als Pause muss es nicht gedacht sein, denn Kenne Keine Töne ist nicht anstrengend. Aber an vielen Stellen komplex. Denn Conny Frischauf nutzt nicht nur Sythies und allerhand elektronisches Gerät. Sondern auch Querflöte, Klatschgeräusche, Naturaufnahmen und immer wieder sehr gekonnt ihre eigene Stimme. Auf M zum Beispiel. 54 Sekunden lang summt, spricht, dreht, dehnt sie das Wort müssen so stark, dass es aberwitzig erscheint. Ist das Musik?! Gute Frage. Auch auf der Interlude wird nur ein wenig getrommelt. Dididi Dadada hat - wenig verwunderlich bei dem Titel - auch keinen wirklichen Text. Aber den braucht die Musik ja auch nicht. Es gibt also zahlreiche Takte, Töne, Melodien, die zumindest kurz innehalten lassen. Und vielleicht ist genau das der Plan dahinter. Je weiter weg ein Stück von den normalen Hörgewohnheiten ist, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt es ja. Clever ist es alle Male.

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch viele andere Stücke, die etwas normaler (?) sind. Nordwestwind ist eine wunderbare Momentaufnahme aus dem Wiener Sommer. Bisschen Träumen ist genau das, was der Titel verspricht. Töne spielen langsam und sehr entspannt hin und her, bleiben kurz hängen und lüften auf ganz angenehme Weise kurz das Hirn. Auch hier lässt es sich wieder wunderbar innehalten, ganz ohne Worte. Auch Röte braucht kein gesprochenes oder gesungenes Wort. Das übernimmt an dieser Stelle die Querflöte. Selten war dieses Instrument so tanzbar! Richtig viel Groove steckt auch in Aller Wege (Zwölf), das mag ich immer lauter und lauter drehen und ich stelle mir die Frage, ob sie ernsthaft immer wieder fuck singt oder es nur danach klingt.

„Der Mund bewegt die Worte nur“, singt sie am Ende auf Test. Vielleicht der Schlüssel zum Album?! Wer weiß… Selten hat mich eine Platte sowohl zum Nachdenken über Musik an sich angeregt und gleichzeitig so gut unterhalten. Es gibt auch noch einige Instrumentalstücke, die herrlich durchs Weltall wabern und einfach nur gut tun. Kenne Keine Töne ist faszinierend. Wunderschön und aneckend zugleich. In jedem Fall ist es Kunst und sehr clevere Musik!


Samstag, 22. Juni 2024

KW 25, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Das mag jetzt nach esoterischem Quatsch klingen, aber: Wie beruhigend und schön ist es eigentlich, Tiere zu beobachten?! Und ich meine jetzt nicht das Haustier oder die Katze von nebenan. Sondern das, was so durch den Garten oder über die Felder und Wiesen fliegt und läuft. In den letzten Wochen bin ich großer Fan eines Hasen geworden, der nebenan auf einer Wiese sitzt. Ich rede mir ein, dass seine Freundin auch öfter da auftaucht. Und dann sitzen sie da so rum. Mümmeln ein wenig Gras weg. Lauschen mal mit aufgestellten Löffeln nach den Umgebungsgeräuschen und ich schaue ihnen einfach nur dabei zu. So ein süßer, kleiner Fratz. Die hoppelten auch gar nicht weg, als ich einige Meter neben ihnen stand. Wunderbar! Das hat Effekte wie ein kleiner Urlaub. Einfach mal ein Tier beobachten. Mehr nicht. Nur zuschauen und das gut finden. Kein metaphysischer Unterbau.

L‘Impératrice
(Ms) Popmusik aus Frankreich. Ist ein Phänomen, das hier irgendwie wenig Boden unter den Füßen findet (anders herum ist das sicherlich genauso). Und wir reden hier nicht über French House und allem, was damit zusammenhängt. Doch seit gut zehn Jahren gibt es eine Band, die beharrlich daran arbeitet, dass ihre Reichweite auch bis zu uns langt. Und das nicht mit irgendeiner Art des Marketings, sondern einfach nur mit pfiffiger Musik. Ja, das was LImpératrice seit einigen Jahren machen, ist super tanzbar, luftig leicht und sehr catchy! Die französischen Texte mitzusingen ist natürlich nicht ganz leicht, aber hin und wieder bedienen sie sich mittlerweile auch der englischen Sprache. Vor zwei Wochen haben sie ein neues Album veröffentlicht und Pulsar ist genauso tanzbar und fröhlich, wie all ihre Musik vorher auch schon war. Vielleicht ist es auch ganz gut, dass nicht alles verständlich ist (mein Schulfranzösisch reicht nur noch dazu aus, um zu sagen, dass ich kein Französisch spreche…). Denn das macht es viel einfacher, diese Platte laut zu drehen und einfach mitzutanzen. Zehn Tracks mit 40 Minunten Spielzeit - perfekt! Und vielleicht bleibt ja doch der ein oder andere Vokabelfetzen kleben…


Anohni
(Ms) Dieser Song lief und ich wollte ihn schon fast aus machen. Doch dann schlug er zu: der Zauber der Musik. Ist es nicht phantastisch, dass Kunst etwas innehält, was nicht zu beschreiben, sondern nur zu erfühlen ist. Klar, ich versuche hier dennoch immer wieder Worte dafür zu finden, aber es sind dann nicht immer die, die zu meinen Emotionen passen. Manche Empfindung geht halt über das Beschreibbare hinaus. Bei Breaking, der neuen Single von Anohni, ist es auf jeden Fall die große Wärme und Zerbrechlichkeit, die in dem Arrangement wohnt. Die ganz reduzierte Instrumentierung, die Klarinetten, der leicht chorische Gesang… hier kommt ganz viel zusammen, das Gänsehaut bereitet und einfach nur wunderschön ist. Mehr braucht es ja zum Glück zum Staunen auch gar nicht. Was für ein toller Track!


Walt Disco
(Ms) Ewig ist es her, dass ich mal auf einer Indie-Party war. Zu alt? Zu dörflich? Zu kaputt am Wochenende? Zu faul? Oder findet das ganze einfach zu den falschen Zeitpunkten statt?! Ach, keine Ahnung. Das Gefühl dieser Nächte ist aber noch hellwach. Die große, große Freude, mit vielen guten Menschen los zu ziehen und einige Stunde verfliegen zu lassen und die großen und kleinen Hits zu feiern. Sollte ich es dieses Jahr doch noch schaffen, möchte ich dabei unbedingt die neuen Stücke von Walt Disco hören. Denn erstens ist das ja mal ein hervorragender Name. Zweitens ist die Stimme einfach nur phantastisch, richtig gänsehautmäßig! Drittens sind die Beats, Melodien und Strophen dafür gemacht, um sie gemeinsam zu zelebrieren! Da steckt so viel Herz und Leichtigkeit drin und genau die kleine Portion Dramatik und Schwere, damit das Gemüt so richtig gepackt wird. Ihr neues Album The Warping ist ganz großartig geworden und etwas, das im Indie-Bereich so lange nicht zu hören war. Sehr kunstvoll, sehr großartig! 

18/11/24 - Hamburg - Nochtspeicher
19/11/24 - Köln - Blue Shell
21/11/24 - Frankfurt - Brotfrabik
22/11/24 - Berlin - Prachtwerk


Friedberg
(Ms) Single-Tasking. Diesen Begriff habe ich letztens irgendwo aufgesammelt und direkt abgespeichert, denn er gefällt mir sehr gut. Nicht nur, was er aussagt, sondern auch, dass einige Teile der Gesellschaft es geschafft haben, vom immer-erreichbar-sein und alles-gleichzeitig-machen zu einer ruhigeren Daseinsweise zu schwenken. Ja, wir könnten auf so vielen Partys tanzen und so viele Dinge in einem Moment organisieren. Doch danach sind wir halt platt. Und wer braucht das schon?! Eben. Gut, dass Friedberg dazu den passenden Track liefern - The Greatest! Da nach den herbstlichen Wochen nun endlich der Sommer hier durchzuscheinen scheint (ha, super Formulierung!), rufen wir hiermit diese Single zur Sommerhymne aus. Einfach mal zurück lehnen, eine Sache zu einem Zeitpunkt machen und glücklich damit sein. Es ist doch so einfach! Die Band um Anna Friedberg veröffentlich dieses Jahr noch ihr erstes Album und es könnte ganz großartig werden. Hört doch mal…


Montreal
(Ms) Die sind immer schon da und gefühlt auch immer überall: Montreal! Was sind das aber auch für irre sympathische Typen mit einer ganz besonderen Gabe: Humor und Musik. Das geht nicht immer gut. Diese Band ist aber ein sehr gutes Beispiel, dass es doch funktioniert. Dazu seit Jahren äußerst stabile Musik, die viel Spaß macht und immer wieder Haltung zeigt! Gefühlt 2009 oder so sah ich sie mal im Jugendzentrum Kamp in Bielefeld. Wir trugen Max Power zur Theke, er versuchte professionell, den dort georderten Schnaps wieder einigermaßen gefüllt mit zur Bühne zu bringen (ich vermute, es hat nicht ganz geklappt). Solche Konzertmomente bleiben hängen. Gut, dass die Band bald wieder auf große Tour geht zu ihrem aktuellen Album Am Achteck Nichts Neues. Das Kamp ist mittlerweile zu klein für Montreal - egal, es spricht für sie. Geht da unbedingt hin, es wird sich lohnen und bestimmt auch unvergessliche Konzertmomente generieren!

07.11.2024 Augsburg, Kantine
08.11.2024 AT- Wien, Szene
09.11.2024 Dresden, Beatpol
14.11.2024 Jena, Kassablanca
15.11.2024 Frankfurt, Batschkapp
16.11.2024 Stuttgart, Club Cann
22.11.2024 Bremen, Schlachthof
23.11.2024 Osnabrück, Die Botschaft
29.11.2024 Erlangen, E-Werk
30.11.2024 Hannover, Musikzentrum
06.12.2024 Magdeburg, Factory
07.12.2024 Düsseldorf, Stahlwerk
19.12.2024 Berlin, Festsaal Kreuzberg
20.12.2024 Hamburg, Markthalle
21.12.2024 Hamburg, Markthalle

Freitag, 21. Juni 2024

Dumbo Tracks - Move With Intention

Foto: Dumbo Tracks
(Ms) Vor einigen Jahren habe ich die Alben The Road Part I und Part II von UNKLE gehört und wusste ganz wenig damit anzufangen. Insgesamt ist es ja schon ein spannendes Projekt, wenn ein Künstler wie James Lavelle eine Platte macht, die eher wie ein Mixtape klingt, da es so viele Gäste und Stilrichtungen darauf gibt. Doch in meinen Ohren fehlte der rote Faden, ich habe das nicht so richtig verstanden und schnell wieder da acta gelegt.

Jetzt ist es wohl etwas müßig Lavelle und Philipp Janzen miteinander zu vergleichen, aber im Prinzip herrscht da eine ähnliche Vorgehensweise: Ein Typ hat viele Ideen und sucht sich die Leute dazu, die sie mit ihm umsetzen. Einen Richtigen Bandkern gibt es nicht, aber eine Gemeinschaftsarbeit, die ein großes Ganzes schaffen soll.

Philipp Janzen nennt sich Dumbo Tracks und veröffentlicht am 21. Juni (HEUTE!) sein neues Album Move With Intention auf dem geschmackvollen Label Bureau B. Und in meinen Ohren gelingt ihm der rote Faden total! Die Platte, bestehend aus neun Tracks, wirkt sowohl wie ein Mixtape, als auch wie ein richtig gutes, rundes Werk! Im Kern steht Janzen mit einigen Musikern, dazu holt er sich Unterstützung am Mikrophon. Der musikalische Weg besteht aus Pop, Groove und dem besten aus Krautrock - die herrlichen Wiederholungen und den Sog, in man gerissen wird. Er hat eine Dauer von 40 Minuten und ich lasse mich richtig gerne mitreißen! Tanzbar ist es obendrein!

Einen großen Anteil an dem tollen Sound dieses Albums hat Rubee Fegan, die auf vier der neun Tracks zu hören ist. Daughter Of Flood ist ist der Opener von Move With Intention und Fegans Stimme strahlt ganz viel Zauber aus. Dazu ein paar Synthies und ein treibendes Schlagzeug, das nicht aufhören mag. Eine bestechende Kombination, die den Kopf automatisch wackeln lässt. Dieses Album macht ab dem ersten Takt richtig viel Spaß! Ein ganz großartiger Gast ist auch Marker Starling (unbedingt seine Solo-Sachen hören!!!). Denn auch seine Stimme strahlt auf Slow Dispair ganz viel Wärme und Gemütlichkeit aus. Den Beat, den Janzen dazu entworfen hat, gibt Anlass, sich entspannt zurück zu lehnen, den Sound zu genießen und einfach nur im Moment zu sein. Frech, wie gut das klingt. Richtig tanzbar und mit viel Bass geht es auf What If zu, hier werden die Regler herrlich nach oben gedreht und man findet sich auf einmal in einem dunklen Club voller aufblitzender Lichter wieder, wenn Nothingspecial dazu singt. Dann kann man kurz durchschnaufen, um sich direkt danach wieder dem Sog zu ergeben. Ja, die Auswahl der Stimmen auf dieser Platte ist sehr, sehr gut! Auch CPR, wieder mit Rubee Fegan, ist ein sattes Bassbrett! Eine wunderbare Pause schenkt uns das Gastspiel mit Ada auf dem Track Mica. Wie ein leichtfüßiger Flug durch den Morgen erscheint dieses Stück - wunderbar! Auf dem Titeltrack singt Portable und zwar sehr eindringlich, fast schon beängstigend. Aber die Tiefe seiner Stimme ist wie ein wohliger Mantel auf einem elektronischen Korsett. Herrlich, wie auch dieses Stück mich in den Bann zieht. 

Jedes einzelne Lied hat ganz viel Charme, tolle Besonderheiten und doch erscheint dieses ganze Album sehr harmonisch, sehr geschlossen. Insgesamt ist es schon eher entspannt, aber das auf neun verschiedenen Weisen. Gerade das macht den besonderen Zauber von Move With Intention von Dumbo Tracks aus. Ein Album, das sehr variabel, sehr ideenreich, sehr kreativ ist und es doch schafft, wie aus einem Guss zu klingen. Zu gerne würde ich das live erleben, aber bislang steht da nichts fest. Doch hier kommt ein Album, das mich sehr überrascht und am Ende des Jahres sicher in meinen Top 5 landen wird!


Donnerstag, 20. Juni 2024

Ingo Scheel: Schlussakkord - Wie Musiklegenden Für Immer Verstummen

(Ms) Berühmte letzte Worte?! Die gibt es noch und nöcher überall nachzulesen. Eine Doku über die ganz Großen?! Kein Problem, die Mediatheken sind gefüllt mit gutem Programm. Doch auf welche Schicksale und ungeklärte Todesursachen stößt man, wenn man großen und mittelgroßen Legenden der Musiklandschaft nachforscht?!
Das hat Ingo Scheel gemacht und die Todesumstände von zahlreichen MusikerInnen recherchiert und aufgeschrieben. Im Buch Schlussakkord - Wie Musiklegenden Für Immer Verstimmen sammelt er diese auf und das ganze ist hoch spannend! Ja, es ist auch zuweilen sehr unterhaltsam und auch richtig morbide. Ja, es ist auch oft ganz schön traurig, wie der ein oder die andere denn umgekommen ist.

Whitney Houston, Sam Cooke, Marvin Gaye, John Lennon, Cass Elliot, Joe Meek oder Amy Winehouse und Kurt Cobain. Sie sind alle tot. Klar, da sind einige Protagonisten des sogenannten Club 27 dabei, doch hier werden keine modernen Märchen erzählt und diese Personen mit ihrem Tod glorifiziert. Einige dieser Geschichten sind regelrecht spannend, weil einzelne Fälle bis heute nicht ganz geklärt sind. Also da steckt richtige kriminalistische Arbeit drin und auch ein Hauch True Crime. Doch was die allermeisten dieser Personen eint, ist eine irre große Tragik. Bei vielen dieser Schicksale spielen gehörige Mengen Alkohol und andere Drogen eine nicht unwesentliche Rolle. Sind sie mit dem Erfolg nicht zurecht gekommen? Gab es zu viel schlechten Einfluss aus dem Umfeld? Spielen psychologische Gründe eine Rolle?! Dass all diese Menschen tot sind, ist natürlich furchtbar traurig. Und Ingo Scheel gelingt es in den vielen, schnell lesbaren Kapiteln sehr, sehr gut den Aufstieg und teils rapiden Fall dieser MusikerInnen zu schildern. Das hat natürlich auch ein bisschen was von Voyeurismus, aber es ist aus Sicht  von musikkulturellem Spatenwissen sehr interessant.

Am Ende dieser kurzweiligen Reise durch die verstummten Musiklegenden bleibt vielleicht auch ein kleiner Auftrag an uns alle da: Dass wir es als Gesellschaft schaffen, das Showbusiness so zu rahmen, dass nicht harte Drogen nötig sein müssen, um damit zurecht zu kommen, sodass die, die uns auf den Bühnen unterhalten, dies noch so lange tun können, wie sie wollen ohne ihrem Leben ein tragisches Ende zu setzen oder Opfer seltsamen Wahns zu sein.

Das Buch ist im Ventil Verlag erschienen und kostet 24€.

Dienstag, 18. Juni 2024

KW 24, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Sb/ms) Beim Blick nach draußen kommt noch so gar kein Festivalbegehren auf. Wer jetzt davon faselt, wie geil Dauerregen und Sturm sei, wenn die Bühnen draußen bespielt werden, betrügt sich selbst. Null geil ist das. Lieber entspannt im Sonnenschein, oder?! Genau! Ein Glück, dass das Watt En Schlick Fest in Dangst unlängst einen großen Teil seines Line-Ups bekannt gegeben hat. Eine äußerst spannende Ankündigungspolitik steht dahinter: Ein, zwei Tage nach dem Festival sind Tickets fürs kommende Jahr zu haben, für dieses Jahr waren sie in 3 Minuten weg. Alle. Und erst sechs Wochen vor dem Fest werden die Bands bekannt gegeben. Hier herrscht sehr viel Vertrauen, dass die Veranstaltenden viel richtig machen. Recht so! Denn am kleinen Örtchen Dangst am Jadebusen, gegenüber von Wilhelmshaven, schlagen richtig gute Namen auf in diesem Sommer: Fortuna Ehenfeld, Die Sterne, Mine, My Ugly Clementine, Faber, Erobique, Joy Denalane, Moop Mama, Dino Brandao, Kapa Tult, Charlotte Brandi undundund! Wahnsinn! Ein Festival direkt am Strand und dann noch diese Namen. Das wird nicht nur entspannt, sondern auch hochgradig tanzbar! Letztes Jahr war ich schon für einen Tag da, für dieses Jahr durfte ich eins der Wochenendtickets abgreifen und die Vorfreude glitzert schon am Horizont! 

Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys
(sb) Sie haben es schon wieder getan! Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys sind mit ihrem neuen Album Kult von 0 auf 1 in die deutschen Charts eingestiegen - und das völlig zurecht. All killer, bis auf einen Track no filler! Das Sextett vom schwäbischen Ufer des Gardasees fühlt und lebt den Schlager, transportiert die Amore der 80er in unsere dunklen Zeiten und erhellt die Leben derer, die offen sind für Welthits á la Santorin, Bardolino, Sophia Loren oder Velocità. Ganz große Liebe!
 

 
Dino Paris & Der Chor der Finsternis
(Ms) Der Blick in die Nachrichten genügt, um zu dem sehr simplen Schluss zu kommen: So gut sieht das alles gar nicht aus. Welche Richtung nimmt Europa an? Wann kommt wo die nächste Naturkatastrophe?! Wie geht es hierzulande politisch weiter? Wie wappnen wir uns gegen den Klimawandel? Wann werden Verbrenner endlich abgeschafft? Wie fahrradfreundlich können die Städte werden? Zig solcher Fragen könnte ich noch stellen, sie stimmen nicht wirklich euphorisch. Aus künstlerischer Sicht braucht es ein passendes Bild dazu und da dachte sich Dino Paris & Der Chor der Finsternis: Wir fahren alle in der Geisterbahn. Ja, gar nicht so verkehrt, oder?! Das ist auch der Titel seiner aktuellen Single und eines Albums, das am 12. Juli schon erscheinen wird. Wie immer paart Dino Paris Tragik, Ironie mit der Realität. So erscheint die Single musikalisch recht harmonisch, inhaltlich aber nicht unbedingt. Wer ein Lied so nennt, kommt auch an einer Kraftwerk-Autobahn-Assoziation nicht vorbei, hier in der ersten Strophe deutlich zu hören. Geschickt gemacht. Die herrliche Vermischung aus dem Schlimmen und Unterhaltsamen lässt sich auch im Video dazu sehen. Die Vorfreude aufs Album ist groß, da Dinos Musik seit jeher sehr wandlungsfähig ist, also klickt da mal fleißig rein!


Schimpfen
(Ms) Apropos fleißig! Jemand wie Dino Paris hat einfach viel zu viele Ideen für ein einziges Projekt! Es ist wirklich erstaunlich, was er allein dieses Jahr alles gestemmt hat! Sein Solo-Projekt, dann eine elektronische Reise, die er Alien Blut nennt und dann steht er immer wieder auf der Bühne. Ob es seine eigene Performance Requiem For A Car in Bochum ist oder ob er woanders seine Musik beisteuert, es ist beachtlich, was er alles schafft und auf die Beine stellt! Das muss auch nicht immer feinfühlig sein. Die Wut und der Zorn, sie brauchen auch einen Kanal. Ein hervorragender Anlass: Die EM. In Hamburg ist die Fanmeile ironischerweise auf dem Heiligengeistfeld gegenüber vom Millerntor. Da ließ es sich der Fanladen von St. Pauli nicht nehmen, ein großes Banner zu hissen mit der Aufschrift: Wer als Patriot losrennt, kommt als Faschist zurück. Ja, so einfach kann es sein. Kann. Nicht alle Fußballschauenden werden in diesen Tagen zu AfD-Sylt-Assis. Aber die Gefahr besteht. Also hat sich Dino Paris mit Ilay von The Toten Crackhuren Im Kofferraum zusammen getan, die Band Schimpfen gegründet und genau das getan, was der Name verspricht. In gut zwei Minuten schimpfen sie auf Fußball Ist M1 Life herrlich drauf los, wenn es um Deutschtümelei bei den Spielen aktuell geht. Punkrock auf die Fresse. Großartig. Am 28. Juni gibt‘s eine ganze EP mit dem griffigen Titel Schimpfen 1 und ich denke, dass die brachiale Schrammelei dann weitergeht. Ich hab Bock! Und vielleicht wird das das Video des Jahres?!

 
Ernte 77
(sb) Es gab eine Zeit in meinem Leben, da hab ich unheimlich gerne Bands wie Supernichts, The Wohlstandskinder, Chefdenker oder Knochenfabrik gehört. Ist lange her, aber wenn ich heute eher zufällig über die alten Scheiben stolpere und sie dann mal wieder auf den Plattenspieler lege, finde ich sie immer noch geil. Aus dem selben Holz sind auch Ernte 77 geschnitzt und deren neues Album Gruß aus der Küche enttäuscht in seinen 44 Minuten Spielzeit nicht eine Sekunde. Scheiß auf Trends, scheiß aufs Hypes - Punkrock auf die Zwölf und gut is. 19 Tracks mit herzallerliebsten Titeln wie Das Konzept Deutschland ist mir zuwider, Ampeln beschimpfen, Bundeskanzler der Zärtlichkeit, Saufen gegen Psychosen oder Geregelter Tagesablauf fuck off lassen darauf schließen, wie der Hase bei den Kölnern läuft. Alles in allem so unmodern und retro, dass man es zwangsläufig feiern muss.
 


Pascow
(Ms) Lieder tot hören. Kennt ihr das?! Ein und den selben Song immer und immer wieder hören bis der gruselige Tag kommt und er einfach nur noch nervt oder halt der Zauber verloren geht. Ich habe ein bisschen Angst, dass mir das in naher Zukunft bei einem Pascow-Track bevorsteht. Obwohl ich Band seit ein paar Jahren höre, ist mir das bislang noch nicht passiert. Too Doof To Fuck läuft bei mir gerade hoch und runter, nachdem ich einen Konzertmitschnitt aus Bonn mal wieder abgefeiert habe. Pascow, was für eine Band! Die größte kleine Punkband - kann man das so sagen?! Ach, egal!
Am 7. Juli spielen sie in Saarbrücken in der Commune. Die Commune ist ein selbstverwaltetes, linkes Zentrum, wo Bands Proberäume haben. Außerdem ist dort ein Sportverein ansässig und auch eine Gastronomie wird gestemmt. In Zeiten wo vielen linken Zentren öffentliche Gelder gestrichen werden, ist es erstaunlich, dass die Commune erst in diesem Frühjahr geöffnet hat. Doch vier Wochen nach Eröffnung machte das Hochwasser keinen Halt vor diesem guten Ort und etliche Liter Wasser haben einen immensen Schaden hinterlassen. Viele helfende Hände haben mit angepackt und diesen minimiert, doch ein Loch bleibt. Also kommen Pascow vorbei und spielen dort ein Benefizkonzert. Für mich ist Saarbrücken etwas weit weg, aber allen, die es dort möglich machen können: Hin da! Einen guten Ort unterstützen und eine großartige Liveband erleben. Wer zögert da noch?! Tickets soll es hier geben (obwohl ich sie da noch nicht gefunden habe).

Freitag, 7. Juni 2024

KW 23, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Nach Hause kommen. Was für ein schönes Gefühl. Entweder nach der Arbeit oder nach dem Urlaub. Die Wände zu betreten, in denen man sich wohl fühlt, daheim ist, entspannen und man selbst sein kann. Am besten ist es aufgeräumt und fröhlich. Der Tritt über die Schwelle ist die Bewegung in den schönen, wohligen Kosmos. Bei vielen Menschen gekennzeichnet durch eine Fußmatte, damit der Dreck draußen bleibt. Ist hier natürlich genauso. Da ist sogar noch ein Schild drauf, das verrät, wie das Ding heißt. Und dieser Name ist wirklich erstaunlich. Denn: Die Matte ist einfach nur schwarz. Sehr unspektakulär, einfach nur eine Fußmatte, mehr nicht. Sie heißt aber: Rainbow Black.
Tja, da weiß ich auch nicht weiter…

Los Bitchos
(Ms) Appletree, vor zwei Jahren: In der brütenden Hitze in Diepholz angekommen, Zelt aufgebaut, ein paar leckere Getränke zu sich genommen und entspannt das tolle Gelände erkundet. Es ist ein großartiger Sommer und das Festival ein wunderbarer Ort. Viel Neues gibt es zu hören. Zum Beispiel Los Bitchos, die am frühen Abend auf der großen Bühne spielen und den Platz davor in Nullkommanichts in eine heiße Tanzfläche verwandeln. Als ich nach wenigen Momenten verstanden habe, dass sie rein instrumentale Musik spielen, wächst die Neugier noch mehr! Ein toller Auftritt, der Eindruck hinterlassen hat. Nun geht die Reise der vier Damen weiter, ihr neues Album wird Talkie Talkie heißen und am 30. August erscheinen. Don‘t Change heißt die neuste Single, die zu hören ist. Mit einer frechen Art der Leichtigkeit stolziert der Song daher und macht sofort gute Laune. So einfach ist das - das wird ein klasse Album, versprochen!


Talco
(Ms) Der Circle-Pit ist eine Tanzform, die (in meinen Augen) komplett auf Ska-Punk zugeschnitten ist. Denn bei Ska-Punk geht es ja nicht ums komplette Ausrasten, sondern auch um eine recht fröhliche Art der Musik. Die Bläser treiben voran, der Genuss des Moments liegt in der Luft und anstatt einen Ellenbogen in der Seite zu spüren, ist es doch viel besser mit vielen Verrückten im Kreis zu laufen bis man nicht mehr kann. Wie könnte es besser eskalieren, als wenn dazu Talco auf der Bühne stehen?! Und das tun sie seit nunmehr 20 Jahren! Das muss gefeiert werden. Daher gehen sie mit Freunden, die noch bekannt gegeben werden, auf Geburtstagtour. Das sollte man sich besser nicht entgehen lassen. Und da die Termine im Winter angelegt sind, ein ausgezeichneter Zeitpunkt, um den Sommer schon mal herbei zu tanzen! Im Kreis.

10.01.2025 - München, Backstage
11.01.2025 - Zürich, Dynamo
31.01.2025 - Köln, Live Music Hall
01.02.2025 - Wiesbaden, Schlachthof
07.02.2025 - Berlin, SO36
08.02.2025 - Berlin, SO36
14.02.2025 - Hamburg, Markthalle
15.02.2025 - Hamburg, Markthalle
22.03.2025 - Wien, Arena Wien


Goat Girl
(Ms) Gänsehaut garantiert bei diesem Stück! Wenn es einer guten Seele aus dem nächsten Kreis schlecht geht, versucht man natürlich alles, damit es dieser Person möglichst schnell besser geht. Manchmal gibt es aber Probleme, die schwer zu bearbeiten sind. Einige Krankheiten sind fiese Gegner, so manche Sucht auch. Und so ging es Rosy, der Drummerin von Goat Girl, einige Zeit richtig mies, verfiel einer Sucht und ihre Bandkolleginnen Lottie und Holly haben sich natürlich gekümmert und Sorgen gemacht. Darum geht es im Lied Words Fell Out. Allein über solch persönliche Schicksale zu schreiben und zu singen, ist hart genug. Der Sound in diesem Track ist richtig warm, fast schon bedrückend, aber auch heilsam und aufbauend. Dazu gibt es jedoch auch ein großartiges Video, das die Stimmung des Tracks noch weiter verdichtet. Einfach anschauen, kurz innehalten. Heute erscheint das neue Album des Londoner Trios Below The Waste.

17.08.24 Hamburg, MS Dockville
11.10.24 Nürnberg, Nürnberg Pop Festival
12.10.24 Köln, MTC
13.10.24 Berlin, Privatclub


ischia
(ms) Ist es nicht super spannend, wann welche Trends wiederkommen?! Ich finde schon! Jetzt müsste man das halt nur erklären können. Irgendjemand hat wohl einfach in den vergangenen Monaten angefangen, den Sound der 80er wieder hervorzukramen - viel Bass, viel Dichte, viel Tanzbarkeit, ein klein wenig Schwermut - und dem einen modernen Anstrich verliehen. Das scheint komplett aufzugehen, viele springen derzeit auf diesen Zug, richtig viel Gutes dabei! Zum Beispiel auch ischia aus Wien, über die hier vor ein paar Wochen schon zu lesen war. Am 13. September erscheint ihr erstes Album Leave Me To The Future und dieser Tage ist der zweite Vorgeschmack zu hören, Is It Gonna Last. Die catchy Gitarre, das freche Glockenspiel und das herrlich schleppende Schlagzeugspiel machen richtig viel Bock auf das Album einer Band, deren Mitglieder auch in anderen erfolgreichen Wiener Bands spielen. Doch ischia soll ganz bewusst kein Nebenprojekt sein, sondern einfach nur ein weiterer Fingerzeig, wie gut das alles klingen kann! Richtig gut, oder?!


H-Blockx
(Ms) Kleiner Hüpfer in der Zeit zurück. Oder viel besser: Großer Sprung! Direkt ins Jahr 1994. Die Wiedervereinigung gerade noch im Hinterkopf, tragen die Menschen seltsame Farbkombinationen, haben keine Handys und sind ohnehin eher analog unterwegs. Die Telefonzelle war wichtig, Fax auch. Verrückt. Ich war gerade mal vier Jahre alt als die H-Blockx ihr erstes Album veröffentlicht haben: Time To Move! Dreißig Jahre ist das her - Wahnsinn! Nein, das war kein Nu Metal, das war Crossover und das nicht mal ein klares Genre, sondern eher die Erlaubnis, alles tun zu können, was man will. Und das haben die Jungs aus Münster auch gemacht und ein ziemliches Brett hingelegt, was damals total neu war - Time For A Revolution! Klar, die Musiker sind auch älter geworden, aber sie haben es insbesondere live immer noch drauf und sind weit davon entfernt, Baumärkte zu eröffnen! Im Herbst geht die Band auf ausgiebige Tour und einige Termine sind bereits ausverkauft - Wahnsinn! Obendrauf gibts am 27. September die erste Platte seit langem wieder auf Vinyl zu ergattern. Ein Herbst im Zeichen der H-Blockx und der satten Gitarren!

08.06. Nürnberg, Rock Im Park
09.06. Nürburgring, Rock Am Ring
28.06. Hamburg, Harley Days
11.07. Nideggen, Tollrock Festival
18.07. Paderborn, Wohlsein Open Air
19.07. LUX - Mertert, Eastcoast Festival
03.08. AUT - Lustenau, Szene Open Air
16.08. Uelzen, Open R
17.08. Sibiu, Astra Rock
12.10. Osnabrück, Rosenhof (ausverkauft)
13.10. St. Vith, Triangel
15.10. Köln, Live Music Hall (ausverkauft)
18.10. Hannover, Capitol
19.10. Hamburg, Docks (ausverkauft)
20.10. Berlin, Astra
22.10. Leipzig, Täubchenthal
23.10. Nürnberg, Hirsch (ausverkauft)
24.10. AT - Wien, Arena
27.10. München, Backstage (ausverkauft)
29.11. Stuttgart, LKA Longhorn
30.10. Frankfurt, Batschkapp
31.10. Münster, Skaters Palace (ausverkauft)
01.11. Münster, Skaters Palace (ausverkauft)


Oehl
(Ms) Gestern ein wenig über die Chancen und Gefahren von KI gesprochen. Insbesondere, wenn sie genutzt wird, um Kunst zu erzeugen. Ist ja mittlerweile alles möglich. Es ist eine Diskussion, der wir uns stellen müssen und behutsam mit umgehen müssen. Kann ein Programm Lieder schreiben, die wie Oehl klingen?! Ja, das ist sicher möglich. Aber wozu sollte es das tun? Und ist das dann noch Kunst? Ist das ein schützenswerter Mausklick? Ich glaube nicht. Denn dem Endergebnis fehlt ja das Herz. Und der kreative Schaffensprozess mit einer Hintergrundgeschichte ist doch das, was an Kunst so fasziniert. Zudem ist es ja auch ein wichtiger Kanal der KünstlerInnen selbst, um Erlebtes zu verarbeiten. Wenn Ariel Oehl also auf seiner neuen Single Das Fest davon singt, wie eine Beziehung so, so heilsam war, aber leider vorbei ist und er selbst an dieser Liebe festhalten will, dann sind da zutiefst menschliche Regungen inbegriffen, die kein Programm erfinden kann (vielleicht auch nicht erfinden sollte). Denn Ariel Oehl hat uns mal wieder ein tolles neues Lied geschenkt, auf dem er erneut zeigt, was für ein feinfühliger Poet er ist. Mit Pfiff sogar dieses Mal! Dazu gibt es ein Lyric-Video, das dieses Mal aber viel mehr ist als das:




Dienstag, 4. Juni 2024

Amanda Bergman - Your Hand Forever Checking On My Fever

Foto: Julia Mård
(Ms) Kunst kann jeden Kanal des menschlichen Empfindens berühren. Kann diese Rührungen aufbauen, intensivieren oder auch abschwächen und abflauen lassen. Durch ein herrlich romantisches Lied kann eine innige Situation noch schöner werden. Energische, laute, wilde Musik kann meinen eigenen Zorn kanalisieren und im besten Fall verfliegen lassen. Habe ich Bock zu tanzen, dann schaue ich in den 00er-Klassikern, was meine Beine am schnellsten elektrisiert. Nerven die Personen in der Schlange an der Kasse vor mir, hilft mir aggressiver Rap, dass nicht die Person es abbekommt, sondern die Verwünschungen in der Luft verfliegen. Diese Liste lässt sich noch lang erweitern.

Doch ich behaupte, dass es ein Gefühl gibt, das im Alltag selten zur Geltung kommt. Und dieses Album ist das Vehikel, um es in den Vordergrund zu hieven, um es glänzen zu lassen. Es ist das Weiche, das Seichte, das Zarte und das Schöne. Zu laut ist es draußen, zu wild, zu bürokratisch, zu dreckig sind die Ecken und der Keller eh unaufgeräumt. Wann atmet man denn schon mal entspannt durch bei sinkendem Puls, schaut auf alles Gute, hält inne und lächelt zufrieden, weil alles gut ist, wie es ist. Ich behaupte, dass dies eine seltene Situation ist. Und Amanda Bergman bringt uns mit ihrem neuen Album Your Hand Forever Checking On My Fever genau das Album, das genau das mit unvorstellbarer Leichtigkeit schafft. Ja, man könnte behaupten, dass diese Platte wenig ereignisreich ist und Phasen der Länge hat. Das mag sicher stimmen, aber diese entspannte Ruhe hat einen wundervollen Kern.

Diese Platte ist die erste, die die Schwedin seit 2016 veröffentlicht. Acht Jahre sind viel in der Musiklandschaft. Gut Ding will aber Weile haben und sie hat ja auch noch eine Band und halt auch ein privates Leben (Kinder, Landwirtschaft, Umweltaktivismus). Neun neue Stücke gibt es. Über das Ende und den Anfang des Lebens. Um das Glück und die Trauer dazwischen. Einige sind ganz reduziert arrangiert, andere etwas opulenter, aber nie überbordend. Ein paar sollen hier stellvertretend für die Platte beschrieben sein. Da ist zum Beispiel der Opener Wild Geese, Wild Love. Gezupfte Gitarre, entspanntes Schlagzeug und dann eine hauchende Stimme, die einsetzt. Ein langsames Aufwachen, aber auch einen Schlussstrich unter der Vergangenheit ziehen. Und ein Akt der Ermächtigung, dass Wahrheit auf jeden Fall weh tut, aber auch befreien kann. All das vermittelt ihre Stimme, vollkommene Aufrichtigkeit. Wie Amanda Bergman auf I Love Him `Til I Love Him Right singt, hauchend und dann wieder kräftig. Und wenn dann eine Trompete einsetzt, dann macht es Peng! Die Lieder dieses Albums sind zum Teil aufrichtige Vergangenheitsbewältigung, geht ja auch in der Gegenwart meist nicht so gut. Doch Amanda Bergman macht sich auf den Texten auch reichlich nackt, singt sich alles von der Seele. Genau dann wird die Kunst am Größten wie auf Day 2000 Awake, wenn sie auf eine vergangene Beziehung blickt, hart und ehrlich zu sich selbst. Dabei jedoch in einem wunderschön warmen Klangkorsett.
Dann erklingt My Hands In The Water, das absolute Highlight in meinen Ohren. Lang ist es her, dass ich so ein wunderschönes, glänzendes Lied gehört habe. Für die lyrische Kunst tut es mir an diesem Punkt richtig leid, aber mir ist ziemlich egal, worum es in dem Stück geht. Das Arrangement an sich packt mich total, es ist so rund, so voller Energie, voller guter Ideen und phantastischer Umsetzung! Der wunderbare, weiche Bass, die Klarinette, das nicht enden wollende Schlagzeugspiel, ihre herrliche Stimme. Das ist der Moment, in dem ich inne halte, das Leben betrachte, mich darüber freue, die Kunst schätze und absolut im Hier und Jetzt bin.

So ist unterm Strich für mich der Klang des Albums viel essentieller als der Text. Wie gesagt, das tut mir leid, aber ich finde Your Hand Forver Checking On My Fever derart genial arrangiert, dass die Texte einfach nicht so stark ins Gewicht fallen. Diese neun Stücke sind herzerwärmend, leicht, sanft, beruhigend, zum Staunen anregend. Was will ich denn mehr von Musik, von Kunst?! Eben! Und auf der anderen Seite ist es doch wunderschön, dass jeder und jede mit dieser Musik eine eigene Geschichten schreiben kann.

Live lassen sie sich her verfassen:

16.09.24 - Berlin, Privatclub
24.09.24 - Köln, Jaki
26.09.24 - Hamburg, Nochtwache


Sonntag, 2. Juni 2024

KW 22, 2024: Die luserlounge selektiert

(Ms) Entschuldigung, kleiner Vogel. Es tut mir richtig doll leid. Ich hab es einfach nicht gesehen. Dein Nest, das da unter den ganzen anderen Ästen lag. So fein und detailliert gewebt. So dicht und doch so ungeheuer leicht. Das habe ich gar nicht vermutet, dass dein Nest so leicht ist. Aber du bist sicher auch ein kleiner Spatz oder eine Meise oder ein Zaunkönig. Einer der vielen flinken Vögel, die hier durch den Garten fliegen, sich etwas zu essen holen und dann weitersausen. Oder halt kleine Äste für das Nest suchen, um es für den Nachwuchs zu bauen. Drei Eier lagen darin. Oval und wunderschön blau. Sie waren so groß wie meine Daumenkuppe. Ganz zart und fein. Die Äste, die über deinem Nest waren, wollte ich häckseln, da sie da eigentlich nicht am richtigen Ort liegen, aber sie lagen da so lang, dass du es dir heimisch gemacht hast. Jetzt sind zwei Eier kaputt gegangen und es tut mir so leid. Das letzte habe ich zurück in dein Nest gelegt. Du hast es sicherlich schon gesehen. Schaffst du es noch, dich darum zu kümmern oder ist der Schaden zu groß?! Immerhin habe ich dir ja dein Dach kaputt gemacht. Ach, Mensch. Ach, Vogel. Beim nächsten Mal passe ich besser auf, ich verspreche es dir.

Vlimmer
(Ms) Recht hatte ich. Erst Anfang des Jahres hat Alex Donat mit seinem Projekt Vlimmer die Single Mauerkipp veröffentlicht. Da meinte ich, dass er griffiger geworden sei. Vlimmer war (in meinen Ohren) lange ein recht brutales Projekt, das derbe und fast überbordend war. Nun wird die Musik langsam nahbarer ohne ihren Kern zu verlieren. Nun ist das Lied Lichtbruch zu hören (nebenbei muss ich mich als absoluten Fan der Titelgebungen seiner Tracks outen, ich mag dieses Konkrete und doch Verzerrte). Lichtbruch ist noch mehr 80er als fast alles, was Alex vorher gemacht hat. Die Stimme ist viel klarer zu hören und der Track hat wahnsinnig viel Ohrwurmcharakter - auch ein Faktor, den ich so bei Vlimmer vorher nicht unbedingt sah, weil zu komplex. Ich behaupte sogar, dass Donat noch nie so tanzbar war wie auf diesem Stück. Der Beweis folgt direkt mit der dazugehörigen B-Seite. Mal wieder ist es ein Cover, an das er sich heranwagt. Was könnte tanzbarer als Under Pressure sein?! Eben! Und das sogar auf Deutsch! Ist Alex Donat gerade auf dem Höhepunkt seines Schaffens?! Wenn ja, dann soll er möglichst lang dort bleiben!


Michèl von Wussow
(Ms) Klingt mega nach Schauspieler, oder? Oder Politiker. Aber dass Michèl von Wussow die Gitarre schweißtreibend bearbeitet und sich dabei singend vollkommen verausgabt, darauf gibt der Name keinen Hinweis. Und das ist zum Glück ja auch gut so. Der Hamburger ist gerade mal 28 Jahre alt und veröffentlicht bald sein zweites Album! Am 23. August erscheint Traum B und graphisch finde ich den Titel auf dem Cover richtig gut dargestellt, denn dort steht Trauma, das a durchgestrichen und das B daneben gesetzt. Clever! Es gibt ja richtig viel neue Indierockmusik auf Deutsch, aber da ist auch viel krasser Schrott dabei, der ein paar Hirnwindungen zu viel genommen hat. Die Musik von Michèl von Wussow ist geradeaus. Direkt aus dem Herz ins Mirko auf die Platte. Die aktuelle Single trägt den gleichen Titel wie die Platte und zeugt vom menschlichen Urinstinkt, nicht aufzugeben, einen guten Plan in der Hinterhand zu haben, und halt den durchzuziehen, wenn der erste nichts war. Das kling mal wieder so lapidar, aber ich finde es wahnsinnig wichtig, so zu denken. Ein großes Glück, dass er es so eindringlich singt, insbesondere bei diesem Livemitschnitt:

25.10. Flensburg, Kühlhaus
26.10. Rostock, Helgas Stadtpalast
27.10. Berlin, Frannz Club
29.10. Leipzig, Neues Schauspiel
30.10. München, Milla
01.11. Dortmund, Junkyard
02.11. Köln, Gebäude 9
03.11. Trier, Mergener Hof
04.11. Frankfurt am Main, Nachtleben
06.11. Münster, Sputnik Café
07.11. Hannover, Musikzentrum
08.11. Bremen, Tower
09.11. Braunschweig, Eule XO
10.11. Hamburg, Bahnhof Pauli


DIIV
(Ms) Erst vor ein oder zwei Jahren wurde mir klar, dass ich Fan des Genres Shoegaze bin. Aber nur, weil ich zu dem Zeitpunkt endlich mal durchgelesen habe, was das eigentlich bedeuten soll in diesem wilden Wirrwarr an Genrebegrifflichkeiten. Den Begriff als solchen finde ich auch total bescheuert, aber das, was sich dahinter verbirgt, spricht mich sehr an. Diese großflächigen Gitarrensounds, die dicht, aber manchmal auch ganz schön langsam sind und dennoch viel Energie erzeugen. Solch Musik spielen auch DIIV und seit letzter Woche ist ihr neues Album Frog In Boiling Water erschienen. Brutaler Name, aber sehr guter Hintergedanke: Schmeißt man das Tier in kochendes Wasser, wird es zappelnd raus wollen. Legt man den Frosch jedoch in lauwarmes und erhitzt das ganze, erstarrt das Tier und ergibt sich dem Hitzetod. Eine Metapher auf unsere Gesellschaft: finanziell, wirtschaftlich, sozial und vor allem vom Zusammengehörigkeitsgefühl. Denn daran schrauben ja einige rechte Parteien. Sind wir schon der Frosch und es wird langsam wärmer?! Möglich, oder? Lange Rede, kurzer Sinn: DIIVs neues Album ist eine Sammlung an Zuständen. Und dadurch, dass die Musik so schwelgerisch ist, saugt sie einen sofort ein. Mich zumindest. Starke Platte! 


AB Syndrom
(Ms) Den hab ich gar nicht wiedererkannt. Bennet hat keine kurzen knallorangenen Haare mehr?! Was soll das denn, das sah so unglaublich gut aus. Doch die Optik steht natürlich nicht im Fokus, wenn es um AB Syndrom geht. Da geht es um die wahnsinnig guten Lieder und die schwer zu beschreibende Musik. Ja, es ist Pop. Ja, es ist irgendwie Avantgarde. Ja, es ist irgendwie Elekctro. Ja, es ist ganz schön gut! Kennengelernt habe ich das Duo, als sie mit Mine Spiegelbild gedichtet haben. Durch einen herrlichen Zufall sah ich die Band vor ein, zwei Jahren in Oldenburg und es war richtig, richtig gut! Sehr minimalistisch, sehr dicht, sehr nah. Denn die absolute Aufgeschlossenheit und Offenheit in den Texten sind seit jeher ein Markenzeichen des Duos. Blindflug heißt die neue Single, die sie zusammen mit Trille geschrieben haben. Darin beschreiben sie die Angst, mit der Musik nicht genug zu sein, sich selbst und anderen gegenüber - das tolle Video macht das sehr eindrücklich. Es soll auch ein neues Album geben. Haltet diese Band auf dem Radar!!!


Joep Beving & Maarten Vos
(Ms) Ein Schnuppen im Wald. Ein Klavier. Ein Cello. Zwei Typen. Ein paar Effekt- und Aufnahmegeräte. Ruhe und Abgeschiedenheit. Zeit für Konzentration und Arbeit. Stille, um dem Kopf das zu entlocken, was er eventuell im Rausch des Alltags nicht konkretisieren kann. Genau an diesen Ort, im Wald, haben sich Joep Beving und Maarten Vos zurück gezogen, um gemeinsam zu musizieren. Das hatten sie schon länger vor, nun haben sie es endlich geschafft und am 19. Juli erscheint Vision Of Cotentment auf Nils Frahms Label LEITER. Joep Beving ist ja eh ein Vertreter der ganz reduzierten Klaviermusik, durchaus melancholisch aber mit ganz viel Liebe im Kern. So soll auch sein erstes Album klingen, das er mit einem anderen Musiker aufnimmt. Maarten Vos, seines Zeichens Cellist, hat schon viel kooperiert und so bringen beide das Beste mit, um eine wohl ganz phantastische Platte zu veröffentlichen. Eine Single ist schon zu hören. 02:07 ist leise und weich. Bei den ersten Malen, als ich das Stück hörte, schob sich ein Gefühl der Melancholie in den Vordergrund. Doch dann habe ich versucht, beim Hören an etwas Wachsendes zu denken. Einen kleinen Baum, ein Sprössling, eine der Pflanzen im Garten. Und schon strahlte das Lied ganz anders - ein toller Effekt. Mehr davon dann auf der ganzen Platte, ich freue mich sehr!