Donnerstag, 30. Juni 2016

KALEO und ISLAND. Ein Sommermärchen mit Gönnungson.

quelle: amazonnews.de


von Michi Bär
 
Island erlebt gerade ein Sömmermärchen. 
"Never wake me up from this dream, please never wake me up", japst die Stimme der entfesselnten Begeisterung, Gummi Ben, der isländische Kommentator nach dem Sie bei der UEFA Euro gegen England im Achtelfinale. Mit schnörkelosem Passspiel, geradlinigem Abschluss und unbändigen Kampfgeist und Einsatzwillen schlägt das gerade mal knapp über 320.000 Einwohner zählenden Land gerade die Großen Europas.
So entstehen Heldengeschichten. Der Trainer, der seine Brötchen als Zahnarzt verdient. Der Torwart, eigentlich Filmregisseur im wahren Leben.
99,8% der Bevölkerung haben das Spiel gegen England gesehen, man kennt sich.
Circa 10.000 Isländer kommen in die Stadien und malen die Ränge blau. "Es ist, als wenn deine Familie hier wäre. Die Hälfte der Leute kenne ich wahrscheinlich", sagte Abwehrspieler Kari Arnason.


Ob auch jemand aus der Mannschaft einen der vier Bandmitglieder der aufstrebenden Band KALEO persönlich kennt? Es wäre eine Überraschung wenn dem nicht so sei. Sind die vier um Bandleader und Sänger JJ Julius Son nämlich nun auch in die Gehörgänge vieler Menschen weltweit vorgedrungen.
Das liegt vor allem an dem bereits 2014 erschienenen zartsüßen "All the pretty girls". Ein absolut eingängiger und fesselnder Song, der das letzte Jahr musikalisch bereits maßgeblich mitbestimmte in Kennerkreisen.
Nun kommt das Debütalbum "A/B". Es ist insofern bemerkenswert, da es auch als A und B Seite verstanden werden kann.  
Die Lieder 1-5 sind allesamt bluesy and folky, Schrammelbretter an denen man sich stößt und dennoch irgendwie in den Mainstream ein wenig hineinpassen. Die sperrigen Riffs machen richtig Lust das Ganze live zu erleben. Highlights sind "Hot Blood" und "No Good".
Die zweite Seite wird  vom lebensverändernden "All the pretty girls" angeführt, dass so klingt, als würde man den ganzen Sommer durch den Sonnenuntergang mit schönen Menschen fahren und das vorbeiwehende Getreide träumend durch seine Finger gleiten lassen. Auch "Automobile" als Bluegrass - Country Nummer geht zackig in die Ohren und wohl auch ins Radio / Charts. In "Save Yourself" entfaltet sich die Schönheit in dem zarten Kontrast zur ersten Hälfte, ganz sicher Stammspieler in jeder Acoustic Playlist 2016. 

Was bleibt ist eine Berg- und Talfahrt an Stimmungen, so wie das Leben. Das Album zeichnet sich durch abwechslungsreiches und großartige Arrangements aus, dass mit der Unterstützung von Produzent Mike Crossey (u.a. Arctic Monkeys) nun der Rückenwind wohl nicht mehr zu nehmen ist. 

Ach, wer will diesen Sommer nicht Isländer sein? 
Jeder kennt jeden, zumindest fast. Man hält zusammen und sorgt für irrsinnige Begeisterung. 
Mehrfach. Weltweit.
Don´t wake my up from this sweet islandic summer 2016.



Wer noch nicht genug Island hat, gönnt sich auch seinen isländischen Namen hier:
Gönnungsson Namen Generator



Montag, 27. Juni 2016

Messer - "Kachelbad"-EP

Die Band Messer. Foto: Katja Ruge.
(ms) Das Bild einer Jalousie. Die Lamellen sind leicht beschädigt. Wieso ist das so? Was ist passiert? Was kann man dahinter erblicken? Gab es ein Verbrechen, wovor muss man Angst haben?
Dieses Bild ist das Cover der "Kachelbad"-EP von der Band Messer aus Münster, die letzte Woche erschienen ist. Nach dem zweiten Album "Die Unsichtbaren", das frohlockend in vielen Zeitungen und Musikzeitschriften aufgenommen worden ist, ist diese 6-Track-EP die frohe Kunde auf das dritte Werk "Jalousie", das am 19.08 über Trocadero erscheint.

3 Songs und 3 Remixe.
"Kachelbad (Prolog)" zeigt die Band da, wo sie seit sechs Jahren steht: kryptisch, verkorkst, leicht verkopft. Angelehnt an Fehlfarben oder Einstürzende Neubauten vom Klang her. Sehr experimentell, dazu ein sprechend vorgetragener Text: "Sag Jalousie und sag was dahinter liegt." Es bleibt dem Hörer überlassen, was dort Mystisches liegen mag.
"Der Mann, der zweimal lebte" ist das Kernstück der EP, ein starker Song, ein Liebeslied etwa? Texter Hendrik Otremba wagt etwas Neues. Es funktioniert herausragend! Micha Archer, ansonsten bei The Notwist zu Hause, wurde dazu gewonnen, um ein wenig Trompete zu spielen.
"Detektive" ist verquert, fordert heraus. Ein bisschen nervig, ein bisschen genial. Die anschließenden drei Remixe verarbeiten auch dieses Stück. Dabei geht es beatlastiger zu, bis das Original gar nicht mehr zu erkennen ist.

Eine EP ist immer schon entweder ein Teaser für ein kommendes Album gewesen, wie es hier der Fall ist, oder ein Überbleibsel aus Ideen, um sie irgendwie zu verwursten. Das haben Messer zum Glück nicht gemacht. Die beiden Album-Stücke lassen die Erwartungen auf "Jalousie" nach oben schnellen. Etwa zwei Monate sind es noch, dann wird es wohl richtig krachen.
Ebenso darf man gespannt sein, wie auf Albumlänge die Band sich neu gefunden hat. Pascal Schaumburg ist raus, Tobias Moebius drinnen und Manuel Chittkas Percussion wuchs als fester Bestandteil in die Band.

Hört rein, es lohnt sich!




Hier demnächst live:

28.10.16 Essen, Zeche Carl
29.10.16 Bremen, Lagerhaus
30.10.16 Bielefeld, Forum
31.10.16 Kaiserslautern, Kammgarn
01.11.16 Wiesbaden, Schlachthof
02.11.16 Köln, Gebäude 9
03.11.16 Berlin, Frannz
04.11.16 Giessen, MuK
05.11.16 Stuttgart, Zwölfzehn
06.11.16 Wien, B72
07.11.16 München, Kranhalle
08.11.16 Dresden, Groovestation
09.11.16 Leipzig, Naumanns
10.11.16 Jena, Kassablanca
11.11.16 Hannover, Cafe Glocksee
12.11.16 Hamburg, Molotow
03.12.16 Münster, Gleis 22

Dienstag, 21. Juni 2016

Traumzeit Festival: Samstag mit Tocotronic und Ásgeir

(ms) Das Traumzeit Festival. Ja! Wir haben euch schon in den letzten Jahren eifrig drüber berichtet. Es ist kein Geheimnis, dass wir leicht von diesem Liveereignis angetan sind. Duisburg hat wahrlich nicht viele schöne Ecken. Der Landschaftspark Nord gehört aber dazu. Ein Gelände mit mit den Überresten eines stillgelegten Hüttenwerks. Es ist sehr gut erhalten, mit Grünflächen ergänzt und versprüht noch den Charme, den es bestimmt einmal hatte. Fulminante, riesige Hallen, Gebäude, Maschinen, ein Gasometer, so wie mehrere Hochöfen.
Am Samstag brauchte die Gegend etwas, bis sie die Besucher in den Bann ziehen konnte, denn - wie zur Zeit eigentlich stets - hat es aus Eimern gegossen. Das kam den Besuchern und Veranstaltern nicht unbedingt gelegen. Denn zum ersten Mal wurde die große Kraftzentrale (wo in den letzten Jahren unter anderem die Editors oder Calexico gespielt haben) nicht bespielt, sondern mit einer Openair-Bühne am Cowperplatz ersetzt.
Angekommen mit durchnässten Schuhen, war das erste Ziel etwas Überdachtes. Zum Glück hat I Have A Tribe in der Gebläsehalle gespielt. Der Ire hat sich Unterstützung am Bass und Gesang geholt. Patrick O'Laoghaire selbst saß am Flügel und hat leise und bedächtig die Halle mit Gesang und Tönen gefüllt. Auch die bestuhlten Reihen füllten sich mehr und mehr. Ob das an der Musik oder am Wetter gelegen hat, sei dahin gestellt. I Have A Tribe spielten angenehmen Folk, die kleine, feine Geschichten erzählten. Die Gebläsehalle zeigte schon am Nachmittag, dass sie ein einzigartiger Ort für Konzerte ist. Innen ist es stockfinster und diverse Lichtprojektionen sorgten für Gänsehautstimmung.
I Have A Tribe, Gebläsehalle
Gitarrenlastiger ging es bei Milliarden zu. Die Gießhalle hat ihre Vor- und Nachteile. Vorteile: der Publikumsbereich ist überdacht und geht amphitheatermäßig nach oben, zudem ist der Hintergrund der Bühne stark. Nachteil: Der Bereich vor der Bühne ist, wenn es noch nicht so voll ist, so gut wie leer und damit ein vier Meter breiter Graben von Band zu Publikum. Milliarden haben es trotzdem geschafft für beste Stimmung zu sorgen. Starker Auftritt! Als kleine Pause bis zu Berd Begemann oder auch
sonst konnte man sich bei den vielen Essensständen wirklich leckere Kleinigkeiten gönnen!
Dann: Bernd Begemann und die Befreiung openair auf der neuen Bühne. Natürlich fing es an zu regnen, man suchte Unterschlupf, doch was genau den Wettergott zur Mäßigung berufen hat, bleibt unklar. Vielleicht war es der gut tanzende Sänger, der sich schnell das Shirt auszog. Wer Begemann noch nicht live gesehen hat muss wissen, dass er auch ein etwas nasses Publikum genau weiß zu unterhalten: Herrlich! Er dehnt seine Songs weit auseinander, improvisiert mit Anekdoten und bringt die Zuhörer zum Mitschnipsen, Mitpfeifen, Mitklatschen, Mitgrölen zu "Judith, mach deinen Abschluss" oder "Ich hab nichts erreicht außer dir". Großes Kino, tolle Unterhaltung, scheiß auf das Wetter.
Zum Festivalnamen, der Traumzeit, passte an diesem Samstag wohl keiner besser als der Isländer Ásgeir. Seine sphärische Musik hätte vielleicht besser in eine der Hallen gepasst, um zur vollen Entfaltung zu gelangen, doch der Funke sprang auch auf der freien Bühne über. Mit insgesamt vier Synthesizern, Gitarren, Klavier und Schlagwerk erzeugte er mit seinen fünf Mitmusikern tolle Klangwelten. Sein Erfolgsalbum "In The Silence" hat er auf Englisch wiederaufgelegt, live jedoch ausschließlich isländisch gesungen. "Torrent" oder "King and Cross" waren zwei der Höhepunkte. Ásgeir selbst hielt sich äußerst zurück mit dem Publikum zu interagieren, musste er aber auch nicht, so viel Applaus hat er bekommen. Absolut zurecht. Highlight!
Bäm! Das silber-glitzernde Banner kommt voll zu Geltung. Tocotronic!
Als Headliner des Abends spielten Tocotronic. Eigentlich muss man nichts mehr darüber schreiben. Seit Jahren machen sie konstant starke Musik, Hamburger Schule hin oder her. Politischer Diskurspop hin oder her. All das wissen die vier Mittvierziger selbst und inszenieren sich ein wenig selbstverliebt. Mit einer hymnenhafter Einmarschmusik kamen sie auf die Bühne und wurden dem späten Slot absolut gerecht! Die Gebläsehalle war proppevoll, auch der "Burggraben" vor der Bühne; dort tümmelten sich textsichere Fans und jene, die es währenddessen geworden sind. Natürlich gab es Worte gegen Deutschland, darf man auch erwarten, dazu schallender Applaus! Nur wenige Songs vom aktuellen, roten Album wie "Zucker" wurden dargeboten. Ansonsten ein toller Best-of-Mix mit Songs wie "Drüben auf dem Hügel", "Freiburg", "Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein", "Macht es nicht selbst", "Explosion". Brilliant!

Liebes Traumzeit Festival, es war wieder einmal großartig. Das Booking ist vielseitig und wirklich originell! Wir freuen uns aufs kommende Jahr und bald gibt es noch ein paar Infos zu den Änderungen aus den letzten Jahren.

Donnerstag, 16. Juni 2016

Gastartikel: Mark Forster - "Tape"

www.markforster.de
(mm) Lange habe ich drauf gewartet! Nun hat es doch noch fast 2 Wochen nach VÖ gedauert, bis ich es endlich mal anhören konnte.
Gesamteindruck? Groß! Eine tolle Mischung aus sehr tanzbaren Liedern, aber auch solchen mit textlichem und melodischem Tiefgang, die Gänsehaut verursachen.
Die erste Single-Auskopplung „Wir sind groß“ wurde auch prompt vom ZDF für die Übertragungen der Fußball-EM übernommen ‑ nicht zu Unrecht, wie ich feststellen muss. Zeilen wie „Wir fliegen weg denn wir leben hoch / Gewinnen alles und gehen K.O.“ untermalt mit den Bildern des aktuellen Spiels - perfekt! Da kann Das Erste mit Grönemeyer lange nicht mithalten.

Gefühlt hat Mark Forster uns mit "Au Revoir" (900.000 verkaufte Singles, deutscher Autorenpreis) gerade erst das mega-erfolgreiche Album "Bauch und Kopf" reingereicht und nebenbei mit dem Sideprojekt EFF lässig eine Singlechart-#1 hingelegt. Gibt aber trotzdem was Neues: Im April hat sich "Wir sind groß" schon mal breitbeinig in den Türrahmen gestellt und dafür gesorgt, dass man an Forsters neuem "TAPE" garantiert nicht vorbeikommt. 
(Quelle: http://www.markforster.de/news) 

Nun gehen wir aber mal durch das Album:

1)      Spul zurück: Super Einstieg ins Album - Ode an ein Mixtape mit dem Soundtrack des Lebens. Eingängige Melodie und jeder kennt dieses Gefühl, wenn man an die Lieder denkt, die man sich fürs Auto zusammengestellt hat.
2)      Sowieso: Egal was kommt, es wird gut sowieso... DER Motivationssong um gegen Murphy’s Law anzukämpfen. Nicht ärgern lassen, wird schon irgendwie - das ist der Grundgedanke und den finde ich gut und werde ihn bestimmt wieder brauchen.
3)      Schöner Scherbenhaufen: Ich kenne kein Album, das nicht irgendeinen Song als Tiefpunkt hatte - hier ist er also. Reißt mich gar nicht mit  - leider. Man hofft beim Durchhören dann auf bessere Lieder....
4)      Was Ernstes: Die ersten Töne laden zum Tanzen ein. Zwischendrin wird es wieder ruhiger, aber nur, um dann wieder abzugehen. Textlich kennt es wahrscheinlich jeder, der schon mal richtig verliebt war - die Sucht, die Abhängigkeit. Eine Liebeserklärung, die jeden zum Schmunzeln bringt.
5)      Wir sind groß: Tja was soll ich noch sagen, oben ist schon alles gesagt. Das Lied bleibt dank TV im Kopf und auf den Lippen - dauerhaft.
6)      Da fährt ein Bus: Ruhig, melancholisch. Je nach Situation vermutet man entweder Fernweh, Suche nach einem Ausweg. Manchmal ist es so ein „egal wohin ich will da fährt ein Bus [...] egal wohin ich komm dahin“. Leider der kürzeste Song - war über das abrupte Ende war ich schon überrascht und enttäuscht. Schade.
7)      Chöre: And dance again! Absolut der Song, bei dem die Meute auf Konzert das Springen anfangen wird - und ich am liebsten mittendrin. Freude pur! Hätte ich mir durchaus auch als den EM-Hit vorstellen können.
8)      Weiter (Right now): Das Leben ist ein Film, der immer weitergeht und bei dem man nicht weiß, was
als nächstes kommt. Entscheide aus dem Bauch heraus und lass dich überraschen, was das Leben für dich bereithält. Super Idee kombiniert mit einprägsamen Textpassagen (diese allerdings auf Englisch) und Musik, die wieder einfach nur Spaß macht.
9)      Willkommen zurück: Hmmm... weiß nicht. Nicht gut, nicht schlecht. Die inneren Geister wurden schon von anderen besungen. Passt gut rein, aber nichts Besonderes.
10)   Natalie: Beim ersten hören dachte ich nur „typische Männerentschuldigungen“ XD und doch ist das Lied tiefer, als man denkt. Geht es um die feste Freundin oder „nur“ um die beste? Weder noch! Forster besingt hier seine Schwester und dieser Fakt treibt mir dann beim wiederholten Hören doch ein Tränchen in die Augen. Unbedingt der Gänsehautbringer dieser Scheibe.
11)   Selfie: Erste Gedanken: Warum muss man jetzt auch noch Trends besingen? Antwort: Weil Mark es kann. Und das nicht mal schlecht. Ein Rückblick auf die eigene Vergangenheit  und ein Blick von außen auf sich selbst.... Wie viel man doch aus Selfies doch lesen kann und was eben nicht, beschreibt dieses Lied in einer Art und Weise, die einen doch wieder zum Nachdenken bringt. Sehr, sehr schön.
12)   Die beste Nacht: Und wieder ab in den Tanzmodus. Vorfreude, gute Laune und dann Party. Yeah! Brauch man nicht mehr viel sagen. Eindeutig auch einer der besten Songs.
13)   Für immer Forever: „Die Story, die ich immer wollte“ - die Beziehung, die niemals enden soll. Wunderschöne Liebeserklärung, über die sich sicher einige Frauen freuen dürften, wenn der Liebste sie so formuliert.
14)   Flüsterton: Nach Laut kommt leise. Auf TAPE ist es ein kleines stilles Lied zum Abschluss. Für mich jetzt auch nix besonderes, aber er rundet das Album wunderschön ab.
Als Special gibt es auf der Deluxe-Version des Albums mal keine Musik und Akustik-Versionen sondern 3 Doku-Parts „Filming Tape“ (jeweils als mp4- und wmv-Format). Für mich als Fan von Extras bei Filmen natürlich ein tolles Goodie. Mag halt aber auch nicht jeder. Aber es zeigt sehr schön, woher die durchaus unterschiedlichen Songs kommen.

Fazit: Für mich persönlich ein wahres Meisterwerk mit Auf und Ab der Stimmungen und es holt einen in fast jeder Lebenssituation ab. Ganz viel Herzblut, das man auch hört. Einfach nur schön. Identifikation mit den Liedern: 90%. Mark Forster hat mit diesem Album den Sprung nach ganz weit vorn geschafft. 

Im November und Dezember darf man dieses Schmankerl dann auch live erleben:

24.11.    Dresden
25.11.    Kassel
28.11.    Zürich
02.12.    Saarbrücken
03.12.    Aurich
05.12.    Oberhausen
06.12.    Münster
07.12.    Kiel
09.12.    Schwerin
10.12.    Bielefeld
11.12.    Bremen
15.12.    Berlin
18.12.    Erfurt
19.12.    Offenbach
20.12.    München


Dienstag, 14. Juni 2016

Tom Odell - "Wrong Crowd"

Copyright: Sony Music
(ms) Was geht in einem jungen Typ vor, der recht gut ausschaut, ein musikalisches Talent hat, entdeckt wird, einen Preis bekommt, einen Vertrag unterschreibt und noch bevor er 25 ist einen enormen Erfolg mit seinem Debut hinlegt?
So richtig können wir das natürlich nicht beantworten, wir sind ja nicht die Psychologen von Tom Odell.
Es gibt sicherlich niemanden, der nicht "Another Love" von ihm kennt: Diese Stimme, diese Dynamik im Klavierspiel, der hohe Ohrwurmfaktor.
Sein Album "Long Way Down" hat sich in Großbritannien über eine Millionen Mal verkauft, war über ein Jahr in den Charts, hat Platin-Status erreicht. Was will man eigentlich mehr? Ist doch spitze!
Nun. Tom Odell war mehr oder weniger gezwungen auf dieses Album und seinen Über-Hit reduziert zu werden und all diese bekannten Lieder zwei Jahre lang wieder und wieder zu spielen. Für einen Kreativen wie ihn einerseits ein schöner Beweis, dass seine Musik hohe Resonanz bekommt, auf der anderen Seite hatte er kaum die Möglichkeit neues Material zu schaffen, zu dicht war sein Zeitplan!




Logischerweise ist er erstmal ausgerissen.
Weg aus der Heimat, irgendwohin, wo er niemanden kennt und untertauchen kann. Welche Städte eignen sich besser als New York und Los Angeles? Zwei Moloche, in denen man ohne weiteres als Unbekannter umherschwirren konnte.
So nahm er sich die nötige Zeit, um "Wrong Crowd" zu schreiben, komponieren und mit Jim Abbiss (u.a. Placebo) fertig zu stellen. Die Erwartungen sind natürlich hoch, ein zweites "Another Love" wird erwartet sowie große Hymnen, die irgendwo auch radiotauglich sind.
Das ist auch dabei herausgekommen. Schön allerdings, dass es nicht so gezwungen klingt.
Odell schuf für die 11 Songs einen fiktiven Charakter, der sich seine Kindheit zurück sehnt und nach Unschuld in einer schnellen, hektischen Welt. Wie fiktiv dieser Charakter wirklich ist, ist selbstredend schwer zu beurteilen.


Die elf neuen Lieder klingen insgesamt ungezwungen, locker, angenehm und gehen sehr gut ins Ohr. Das Opulente, was einigen Songs zugrunde liegt (u.a. "Still Getting To Used To Being On My Own) ist gewollt, die großen Streicher, die rhythmischen Schlagzeugbeats. Ist das machmal etwas kitschig wie in "Silhouette"? Ja schon, aber es schreckt nicht ab.
Bereits der Opener "Wrong Crowd" zeigt, was er kann, dass das Piano im Zentrum seiner Musik steht. "Magnetised" könnte der nächste große Hit sein, er ist wirklich dafür geeignet!
Dadurch, dass es groß gewollt und groß produziert ist, verläuft sich ab und an der Klang, Songs verschwimmen. Ist es doch für das Radio und den Erfolg gemacht?
Diese Frage müsst ihr selbst beantworten.

Live ist er demnächst hier zu sehen:

24.06.2016 - Southside Festival
26.06.2016 - Hurricane Festival
18.11.2016 - Köln - Palladium
24.11.2016 - Hamburg - Mehr! Theater
28.11.2016 - Berlin - Huxleys
29.11.2016 - München - Backstage Werk


Samstag, 11. Juni 2016

Garbage - "Strange Little Birds"

Quelle: www.echoba.se
(sf) Pünktlich zum EM-Auftakt ein Album zu veröffentlichen, kann auch nur Musikern einfallen, deren Team nicht beim Turnier dabei ist, oder? Die amerikanisch-schottische Band Garbage haut mit "Strange Little Birds" jedoch eine Scheibe raus, die selbst die größten Freunde des runden Leders dazu bringen dürfte, den Fernseher das ein oder andere Mal abgeschaltet zu lassen und stattdessen die Stereoanlage zu strapazieren. Altes Eisen? Mitnichten! Garbage klingen an manchen Stellen frischer denn je, erfinden das Rad zwar nicht neu, aber verstehen es, ihre Stärken voll auszuspielen und ein Album vorzulegen, das voll und ganz überzeugt.

Als Shirley Manson und ihre Kollegen 1995 ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlichten, war ich noch nicht mal volljährig - Gott, ist das lange her! Und doch sind Songs wie "Only Happy When It Rains", "Vow", "Milk", "Stupid Girl" und "Queer" noch heute auf den Indie-Tanzflächen gern gehörte Gäste und Ikonen einer Zeit, in der Gitarrenmusik mein ständiger Begleiter wurde.

Mit Manson, bei der ich damals schon nicht wusste, ob ich sie sexy oder schiach finde, und Drummer Butch Vig, der sich als Produzent der Smashing Pumpkins, Nirvana ("Nevermind"!) und Sonic Youth einen Namen gemacht hatte, zählen zwei Hochkaräter der Szene zum Line-Up, doch nicht nur diese beiden sind fürs Songwriting bei Garbage zuständig, denn auch Duke Eriskson und Steve Marker bringen sich regelmäßig ein, was zur Folge hat, dass der Sound insgesamt doch deutlich abwechslungsreicher ist, als es die bekannten Singles erahnen lassen.

In regelmäßigen Abständen veröffentlichten Garbage in der Folge die Nachfolge-Alben "Version
2.0", "Beautiful Garbage" und "Bleed Like Me" und steuerten 1999 sogar den Titeltrack zum James Bond-Streifen "The World Is Not Enough" bei, ehe sich die Band 2005 erstmals eine Auszeit gönnte und die Mitglieder ihre eigenen Wege gingen.

Umso überraschender kam die doch recht zeitnahe Reunion, denn bereits 2007 stand man wieder gemeinsam auf der Bühne und brachte mit "Absolute Garbage", das diesen Namen im Übrigen wirklich nicht verdient, auf den Markt.

Danach war der Ofen aber mal so richtig aus und die Zukunft der Band stand in den Sternen. Drei lange Jahre gab es kein Lebenszeichen von Garbage, aber Totgesagte leben bekanntlich länger und so fanden sich auch Garbage 2010 wieder und legten nach zweijähriger Einspielzeit im Mai 2012 mit "Not Your Kind Of People" einen Longplayer vor, der mich zwar insgesamt nicht vom Hocker riß, über den ich mich aber doch freute, weil er mit "Control" eins meiner Garbage-Lieblingslieder enthielt.

Quelle: www.deviantart.net

Und nun also "Strange Little Birds", bei dem man zwar den Eindruck gewinnen kann, das Garbage mit bekannten Mitteln noch einmal an den komerziellen Erfolg des Debüts anknüpfen wollen, das aber auch klarmacht, dass die Band nicht auf Teufel komm raus Hits produzieren wollte. Klar, es fehlen die potentiellen Top 10-Hits, aber das Album als Ganzes funktioniert ideal, vermittelt eine düstere Athmosphäre, Mansons Stimme ist noch immer unverkennbar, versprüht eine unverschämte Laszivität und veredelt damit die instrumentale Hinterlegung der Bandkollegen. "Magnetized" und "Even Though Our Love Is Doomed" stellen zudem für mich absolute Höhepunkte des Garbage'schen Songwritings dar und dringen in die Phalanx der frühen Werke vor.

Fazit: Garbage können es immer noch - hört es Euch an!