Sonntag, 17. März 2024

KW 11, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Sb/ms) Runter in den Keller. In die Hand. Raus nach draußen. Aufbauen. Draufsetzen. Losfahren. Ankommen. Hochtragen. Zusammen bauen. Reintragen. Ankommen. Aufbauen. Draufsetzen. Losfahren. Ankommen. Zusammen bauen. Und das gleiche später wieder auf dem Rückweg. Über viele Jahre war mein Klapprad mir ein wirklich treuer Begleiter und bis auf eine kleine Platten-Schlauch-Eskapade war es immer mit vollem Einsatz dabei. Nun, wo die Strecke mit dem Zug zur Arbeit wegfällt, steht es so da und wird nicht mehr gebraucht. Armes orangenes Ding. Doch M. aus B. hat sich gemeldet und es passt genau zu seinen Anforderungen der Suche. Also ist Klappi, so sein liebevoller Spitzname, momentan auf der Reise im Karton nach B., um dort weiter die Welt zu erkunden. Vielen Dank für alles, liebes Klapprad. Gute Reise, M.!

Noga Erez
(Ms) Vielleicht ist sie die coolste Frau im Popbusiness. Locker kann sie Billie und Taylor in den Schatten stellen. Wer Noga Erez einmal live gesehen hat, weiß wovon ich schreibe. Vorletztes Jahr hatte ich das große Glück, die Künstlerin beim Appletree zu sehen und war enorm begeistert von ihrem Auftritt. Das war eine wilde Party mit beeindruckend sattem Bass und einem - im besten Sinne - ziemlich abgeklärten Auftritt! Ihr Album Kids sei jedem ans Herz gelegt! Nun hat sie einen neuen Track am Start und er hat sicher zwei Deutungsebenen. Come Back Home heißt das Stück, kommt in ihrem typischen Sound daher, jedoch mit einer leicht melancholischen Note. Ich denke, dass ihre israelische Herkunft dabei ins Gewicht fällt, wenn sie davon singt: They Stopped The Fire / I Read The News. Dann ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass es dabei um die Geiseln der Hamas geht, die endlich wieder heim sollen. Dass die Entführer sich von einem Song nicht weichspülen lassen, ist klar. Wichtig ist aber, dass Noga Erez ihre Reichweite nutzt, um darauf aufmerksam zu machen, dass seit so vielen Wochen und Monaten immer noch Menschen gefangen halten werden. Kommt Heim!

 
Lysistrata
(sb) Musik ist bekanntermaßen Geschmacks- und vor allem Gefühlssache. Lysistrata veröffentlichten 2019 ihr Album Breathe In/Out und haben seitdem bei mir einen dicken Stein im Brett. Was für eine geile Scheibe. Anfang März folgte nun der nächste Streich der Franzosen: Veil! Und nun kommen wir zurück zum Thema "Gefühlssache", weil ich meine Empfindungen anders nicht erklären kann. Denn obwohl Veil vielfältiger, eingängiger, musikalisch und - so weit ich das verstehen kann - auch textlich eine Weiterentwicklung im Vergleich zum Vorgänger darstellt war die Halbwertszeit in meiner Stereoanlage kürzer. Lags an der zeitgleich releasten starken Konkurrenz? An der eigenen Lebenssituation? Oder einfach nur an den Gefühlen? Wie dem auch sei: Lysistrata haben wieder geliefert und dürften auch live wieder ein Spektakel bieten:

08.10. Köln, Gebäude 9
09.10. Hannover, Bei Chez Heinz
10.10. Hamburg, Hafenklang
11.10. Berlin, Cassiopeia
12.10. Leipzig, Naumans Tanzlokal
13.10. München, Rote Sonne
14.10. Schorndorf, Club Manufaktur 


Illegale Farben
(sb) Gut Ding will Weile haben - und genau deswegen kommt die Rezension zu Monte Fiasko erst jetzt, obwohl das Album bereits Mitte Februar veröffentlicht wurde. Ich hatte mir die Scheibe schon vor dem Release zu Gemüte geführt, war positiv überrascht, doch die Zeit fehlte, um was draus zu machen. Und danach hatte ich sie - so ehrlich muss ich sein - schon fast wieder vergessen. Ist halt so, wenn Familie, Job und andere Faktoren so viel Raum einnehmen. Diese Woche stieß ich jedoch wieder auf die CD, also rein in den Player und geil. Joy Division meets Love A. Ich finde es wirlich grandios und ärgere mich kolossal, dass Illegale Farben auf ihrer Tour nicht mal ansatzweise in meine Richtung (Bodensee) kommen.
 
15.03.24 Karlsruhe, Alte Hackerei (mit Joseph Boys)
12.04.24 Erfurt, Museumskeller (mit SAFI)
13.04.24 Düsseldorf, AK47 (mit Joseph Boys & Kontrolle)
09.05.24 Dortmund, Subrosa
10.05.24 Berlin, Cassiopeia
11.05.24 Hannover, Faust
 
 
KMPFSPRT
(sb) Als ich vor zig Jahren in einem Sampler auf Atheist stieß, war es Liebe auf den ersten Klick. Was für eine Wucht, was für Lyrics. Seitdem habe ich KMPFSPRT auf dem Schirm und wurde selten enttäuscht - auch von Aus gegebenem Anlass nicht! Textlich war die Band nie besser, die Melodien sind mitunter geradezu unverschämt eingängig und trotzdem zündet das neue Album noch nicht ganz. Ich kann es noch nicht mal richtig beziffern, woran es liegt, vielleicht klingt es mir einfach zu clean, zu glatt produziert. Phasenweise zu poppig und zu wenig rotzig. Ich weiß es nicht. Vielleicht wirds ja bis zum Release am 05.04. noch... Aber nicht falsch verstehen: Das ist Jammern auf extrem hohem Niveau.
 
12.04.24 Bochum, Trompete
13.04.24 Bremen, Tower
26.04.24 Freiburg, Crash (Amplifest)
10.05.24 Düsseldorf, Pitcher
17.05.24 Jena, Rosenkeller
18.05.24 Berlin, Badehaus
24.05.24 Neunkirchen, Stummsche Reithalle
25.05.24 Stuttgart, JuHa West
31.05.24 Wolfsburg, JH Ost
01.06.24 Hamburg, Logo
07.06.24 Frankfurt, Nachtleben (early show)
08.06.24 München, Backstage
07.-11.08.24 Eschwege, Open Flair
 


Kiesel
(Ms) Auf weniges bin ich stolz, weil ich mit dem Wort zu wenig anfangen kann. Aber auf eines zweifelsohne: Es gibt einen Freundeskreis, der seit der 5. Klasse besteht. Da sind Menschen, die ich seit 23, 24 Jahren kenne. Sie sind immer noch meine Freunde. Was alles mal Thema war: Freundinnen, Hausaufgaben, Studienorte, Biersorte, Verhältnis zur Familie, Bachelorarbeit, Masterarbeit, Umzüge, Hochzeiten und letztens ging es halt ums Vertikutieren des Rasens. Was waren wir orientierungslos, herrje! Ich bin froh, dass sich das geändert hat. Wenn Kiesel aber singt, wie Richtungslos sie ist, dann kann ich es zu 100% nachfühlen, da ich so oft an dem Punkt war. Ja, manchmal ist er noch da, aber viele Weichen haben sich schon gestellt. Die Künstlerin aus dem Ruhrgebiet haut mit dieser Single ihre ersten eigenen Töne raus! Enorm, wie rund und richtig das klingt. Erst dachte ich, dass mir das zu poppig ist, aber da schwebt eine Ebene mit, die ich halt so gut verstehe. Lange habe kein so tolles Lied gehört, das die Wand an Entscheidungen so sehr auf den Punkt bringt. Im besten Sinne eingängig spricht Kiesel hier sicher vielen Menschen aus dem Herzen - das ist Kunst!

Freitag, 8. März 2024

KW 10, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: svgsilh.com
(Sb/ms) Ey komm, jetzt mal ganz ehrlich. Es ist so leicht derzeit schlimme Geschichten zu erzählen. Ja, sie blieben viel eher haften und machen zurecht große Sorgen. Jedoch gibt es auch so viel Gutes. Und etwas ganz entscheidend Gutes kommt jedes Jahr freihaus zu uns. Ja, es ist der Frühling und erglänzt hier im Norden an diesem Wochenende (und auch schon am letzten) in seiner vollsten Pracht. Ja, es mag etwas billig sein, übers Wetter zu schreiben, aber niemand kann leugnen, dass es jedes Jahr ein großartiges Gefühl ist, von den ersten wärmeren Temperaturen und Sonnenstrahlen gekitzelt zu werden! Also: Bluetoothbox mit nach draußen nehmen und diese frische Musik laut aufdrehen:

Friedberg
(Ms) Wann ist ein Song so richtig gut? Meines Erachtens gibt es da ein paar ganz klare Indizien für. Nummer 1: Unbemerkt wippt der Fuß auf einmal mit. Nummer 2: Unbemerkt wippt der Kopf auf einmal mit. Nummer 3: Unbemerkt stellt man das Lied etwas lauter, weil es wohl irgendwelche Synapsen richtig angeknipst hat. Herzlich willkommen bei der neuen Single von Friedberg. Sie heißt Hello und ist allerfeinster Indiepoprock. Langsam steigert sich das Stück, ohne einen wirklichen Höhepunkt zu haben, aber die Dichte, die über gut dreieinhalb Minuten aufgebaut wird, ist bestechend und geht voll auf! Dafür verantwortlich sind vor allem der vorantreibende Gesang von Frontfrau Anna Friedberg, das nimmermüde Schlagzeug und vor allem die klug eingesetzten Synthies. Zusammen ergibt das einen richtig tollen Track, den ich immer und wieder hören will! Stark! Im August kommt dann das dazu passende Album raus, wir bleiben definitiv dran, weil ganz süchtig geworden!


Matze Rossi
(sb) 12 Tracks, 12 Coverversionen, ganz viel Matze Rossi. Die Stimme ist unverkennbar und der Franke schafft es immer wieder, so viel Herz in seine Songs zu stecken, dass es in der Barn Tapes Collection nicht mal auffällt, dass sie gar nicht aus seiner Feder stammen. Gecovert werden u.a. The Cure, Detah Cab For Cutie, Bruce Springsteen, Donots, Hot Water Music oder Fugazi.
 
Zugegebenermaßen höre ich ihn lieber auf Deutsch und seine eigenen Gedanken vortragen, aber hey, wenn schon Cover, dann so. Das liegt vor allem an der Authentizität des Künstlers, zum anderen aber auch an der exquisiten Auswahl seiner Duettpartner. So teilen sich u.a. Nathan Gray, Tim Vantol, Chuck Ragan und No King. No Crown. das Mikro mit dem Schweinfurter.

Das komplett DIY-produzierte Album ist limitiert (CD: 1000 Stk., Vinyl schwarz: 250 Stk., Vinyl farbig: 250 Stk.), beeilt Euch also mit der Bestellung! Und sollte Matze Rossi mal bei Euch in der Gegend spielen, lasst Euch das keinesfalls entgehen.


Hellseatic Festival
(Ms) Musik verstehen. Gar nicht so leicht. Als ich so 15 oder 16 war wurde mir mal gesagt, dass ich zu jung sei für Die Sterne. Ich glaube, diese Person hatte Recht. Frank Spilkers Musik ist jetzt - Anfang dreißig - oft noch kryptisch für mich. Auch Neoklassik und Krautrock habe ich erst in den letzten Jahren für mich entdeckt. Genauso recht düstere Musik. Insbesondere wenn sie instrumental ist. Das kickt mich seit einiger Zeit ganz schön gut! Durch Zufall bin ich im digitalen Äther auf das Hellseatic Festival gestoßen, das dieses Jahr im September zum dritten Mal in Bremen stattfinden wird. Zwei Tage, die im Zeichen der schweren, düsteren, gewaltigen, aber auch melodiösen Musik stehen werden. Eine bestechende Kombination aus Klang und Atmosphäre und Lautstärke. Hat mich sehr neugierig gemacht, insbesondere, dass die schwedische Band Ef dort spielen wird, die ich schon lange gut finde. Den Rest des bislang bestätigten Line-Ups kenne ich nicht. Aber egal. Es fasziniert mich und ein Festival im und am tollen Schlachthof-Gelände über zwei Tage klingt mehr als verlockend. Ich hab tierisch Bock, mich von diesen Klängen umwerfen zu lassen!


Kapa Tult
(Ms) Das hier ist ein seltenes Fundstück. Insbesondere in der Musik. Tragik und Komik gehen ja immer Hand in Hand. Dann kommt das Lachen und bleibt entweder im Halse stecken oder hinterlässt zumindest einen bitteren Beigeschmack. Literarischer Tipp an dieser Stelle: Alle Bücher von Joachim Meyerhoff! Aber es geht ja um Musik hier. Und da schlagen Kapa Tult wieder zu. Schon ihr Album aus dem letzten Jahr hat mich ganz schön begeistert, weil sie es schaffen, in ihren Liedern Gesellschaft, Ironie und knallharte Realität in das perfekte Mischverhältnis zu bringen. Diese Woche war Equal Pay Day und ich hoffe, wir wissen, wie weit wir davon entfernt sind, bis wir alle gleich sind. Auch in der Kunst wird mies gezahlt. Ist auch klar. Aber darauf muss aufmerksam gemacht werden. Das tut ihre neue Single 1/2 Cappuccino - der Ertrag aus Streaminggeschäften. Bitter, bitter, vollkommen unlustig, hart. Aber dennoch ein guter Track. Und das ist die irre Stärke dieser Band. Also bitte nicht nur streamen, sondern auch kaufen und/oder hingehen:

02.04.24 Münster - Pension Schmidt
03.04.24 Hamburg - Häkken
04.04.24 Rostock - M.A.U. Club
05.04.24 Hannover - Kulturzentrum Faust
06.04.24 Offenbach - Hafen 2
07.04.24 Köln - Jaki
09.04.24 Augsburg - Soho Stage
10.04.24 Nürnberg - MUZclub
11.04.24 Leipzig - Elipamanoke
12.04.24 Bayreuth - Neuneinhalb
11.05.24 München - Lange Nacht der Musik@ GasteigHP8


Wallis Bird & Spark
(Ms) Sie ist witzig. Sie ist klug. Sie ist elektrisierend. Sie ist eine Wucht. Sie ist eine großartige Künstlerin. Und sie hält die Gitarre falsch rum. Klar, es geht um Wallis Bird! Sie kann fröhlich, sie kann laut, sie kann leise, sie kann euphorisch, sie kann melancholisch. Und sie kann auch ganz neue Ufer betreten. Und das tut sie nun mit Spark zusammen. Mit der Band hat Wallis Bird nun ein ziemlich außergewöhnliches Album aufgenommen: Visions Of Venus. Es ist ein Konzeptalbum der Geschichte der Weiblichkeit passend zum Weltfrauentag heute. Es sind neue Stücke und außergewöhnliche Coverversionen entstanden, die am 19. April auf einer Platte erscheinen. Björk trifft Hildegard von Bingen - so ist zu hören! Jedoch soll das Liveprogramm ein großes, emotionales, leises, lautes und vor allem intensives Spektakel werden. Große Empfehlung!

15.05. Allensbach, Bodenseefestival
12.07. Karlsruhe, Zeltfestival
21.07. Kronberg, Rheingau Musik Festival


König Boris
(Ms) Erwartungen und Realität. Nur weil König Boris ein Drittel von Fettes Brot war, heißt das ja noch lange nicht, dass er nun auf Solopfaden ähnlich weiter machen wird. Ganz schräge Erwartungen. Es ist doch viel mehr wesentlich klarer, dass er alleine das machen wird, was nicht zum Sound und der Idee von Fettes Brot passte. Und das tut er jetzt auf seiner Platte Disneyland After Dark, das am 26. April erscheinen wird. Zugegebenermaßen packen mich Kiss Me Kiss Me und Unten An Der Ecke nicht so sehr wie Zuhause Angekommen, aber ich fühle Ersteres schon sehr gut. Die Geschichten, die er jetzt erzählt sind auf jeden Fall recht düster, da ist wenig Party angesagt. Ich hoffe, dass er selbst wenig davon erlebt hat, sondern hier sein Talent als Storyteller zeigt! Bin davon überzeugt, dass diese Soloplatte ein ziemlicher Knaller wird!

Freitag, 1. März 2024

KW 9, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: svgsilh.com
(Ms/sb) Dies ist nun wirklich keine politische Seite, insbesondere nicht was internationale Angelegenheiten anbelangt. Doch der Tod von Alexei Nawalny hat mich wirklich schockiert! Es ist ja krass genug, dass er vor wenigen Jahren noch mit Gift attackiert wurde. Anschließend kam er ja zur Behandlung nach Deutschland. Dass er dann freiwillig wieder zurück nach Russland ging, zollt mir größten Respekt ab. Denn er wusste zu diesem Zeitpunkt sicher, dass er da nicht lebend raus kommt. Erst die direkte Verhaftung nach der Landung, dann der Prozess, die Verurteilung und die immer mieseren Umstände in den Straflagern. Was für eine grausame Spirale nach unten, bis in den Tod. Hier ist jemand für seine Überzeugungen gestorben. Das russische Regime muss ja solch große Angst vor ihm gehabt haben, dass den Entscheidern nichts anderes einfiel. Furchtbar. Erschütternd. Jetzt sitze ich hier auf dem Sofa und lese, dass der Menschenrechtler Oleg Orlow verurteilt wurde. Ganz ohne ironischen Unterton, sondern mit viel Aufrechtigkeit: Ich wünsche ihm nur das Beste und dass er da wieder raus kommt!

Das Feuilleton
(Ms) Wer sich so nennt, dem muss ja bewusst sein, nein, der hat es geplant, dass man sich über den Namen auslässt. Schön programmatisch. Das Feuilleton. So, so, die Herren Hochkultur also. Das klingt ja schon nach Tocotronic zum Quadrat. Und das wird auch eingehalten.
Nein, nein. Das ist gar nicht so schlimm und verkorkst. Aber schon vertrackt. Und das soll es sicher auch sein. Die Musik des Trios kann man nicht mal eben so nebenbei hören, da braucht es schon ein wenig Konzentration und Ruhe, sodass die verschobenen, leicht schiefen Melodien nicht als störend wahrgenommen werden. Wenn das dann aber alles erklingt, dann eröffnet sich ein Raum voll dunkler Schönheit. Am 15. März erscheint ihr Album Ab Morgen Bin Ich Unpolitisch, was natürlich hervorragend in die aktuelle Zeit passt. Insbesondere die Vorab-Single Seemann ist ein herausforderndes Stück Musik: rhythmisch, melodiös, textlich. Stark, dass es noch solche Musik gibt! Hut ab!


A Burial At Sea
(Ms) Zurücklehnen und genießen. Die Augen dabei unbedingt schließen und sich aufs angenehme Fallenlassen vorbereiten. Laut aufdrehen hilft hier tatsächlich ungemein bei der Entspannung. Versprochen. 42 Minuten kompletter Eskapismus ist mit dem Lauschen von Close To Home, dem neuen Album von A Burial At Sea garantiert! Das hier ist definitiv kein Krach, auch wenn es zunächst einen etwas wilden Eindruck macht. Aber wie die Band Klangflächen mit aufgedrehten Gitarren erzeugt und damit im Kopf cineastische Bilder kreiert, ist gewaltig. Der große Trumpf dieser Musik ist, dass sie gänzlich ohne Gesang auskommt. Genau dieses Fehlen setzt die großen Stärken ihrer Wirkung erst frei - ich bin ganz begeistert! Das ist richtig stark!


Hall Of the Mountain King
(Ms) Es ist mal wieder soweit: Wie lassen uns eine Runde anschreien! Manchmal muss das einfach sein, es tut so gut. Denn in der Kraft der Stimme liegt ja so viel Energie, die auch raus kann, wenn man sie bei anderen hört. Katharsis gewissermaßen. Willkommen bei Hall Of The Mountain King aus Saarbrücken! Wo das Trio genau einzuordnen ist, ist unklar. Und auch ein bisschen unwichtig, wenn es so gut scheppert, oder? Am ehesten würde ich sie mit Fjørt vergleichen. Denn hier wechseln sich die schreienden Parts mit den sehr Melodiösen ab und durchgängig sind die Gitarren schön aufgedreht! In The Meantime ist die erste Single, die einen hervorragenden Einblick auf ihr kommendes Album Revolted gibt, das am 22. März erscheinen wird. Da ist die österliche Besinnlichkeit dann mal schnell passé. Gut so!

 
Marie Curry
(sb) Neonschwarz kennt Ihr, ne? Also hattet Ihr es auch schon mit Marie Curry und ihrer einzigartigen Stimme zu tun. Als die erste Ankündigung eines Soloalbums kam: Schnappatmung! Dann der erste Track daraus: Hm, kann sie besser! Auskopplung Nummer 2: Okay, hatte mehr erwartet.
 
Als Cameo dann endlich als komplettes Album vorlag, war auch das erste Durchhören noch so ein bisschen mit Skepsis belegt. Aber was soll ich sagen? Ich krieg die Scheibe seit knapp zwei Wochen nicht mehr aus meinem CD-Player und hör das Ding rauf und runter. Es sind ein paar absolute Highlights drauf, z.B. der Titeltrack Cameo, Lava oder Orcas, das Feature mit Milli Dance. Vor allem aber funktioniert die Scheibe als Gesamtkunstwerk, die generationenübergreifend wirkt. Nicht umsonst singt mein Sohn seit Tagen "mach nicht kaputt, was Du nicht reparieren kannst"...

Holt Euch das Ding, hört es Euch mehrmals an, gebt ihm Euch hin!



Der Nino aus Wien
(sb) Wer nicht direkt Zugang zu Österreich im Allgemeinen und zu Wien im Speziellen hat, dem wird der Begriff "Wienerlieder" vermutlich nur bedingt etwas sagen. Also zur Erklärung vorweg: Darum handelt es sich um eine typisch wienerische Liedkunst, die der Musiker den lustigen Gesellschaften in den Heurigenlokalen in und um Wien darbot. Heuriger? Googelt es einfach, das würde jetzt zu weit führen...
 
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Nino aus Wien hat sein Album Endlich Wienerlieder seinem Großvater Rudolf Mandl gewidmet, der einst diesem Genre frönte und sich damit einen Namen machte. Stilistisch haben die Songs nicht immer etwas mit den typischen Wienerliedern zu tun, inhaltlich aber sehr wohl. Welch wunderbare Hommage an die Donaumetropole mit all ihren Schwächen und Stärken, Schön- und Häßlichkeiten, ihrem Stolz, ihrer Eitelkeit und dem ganz normalen Wahnsinn. Es wird nicht mein Lieblingsalbum vom Nino, aber es ist schon wieder verdammt stark.