Freitag, 1. März 2024

KW 9, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: svgsilh.com
(Ms/sb) Dies ist nun wirklich keine politische Seite, insbesondere nicht was internationale Angelegenheiten anbelangt. Doch der Tod von Alexei Nawalny hat mich wirklich schockiert! Es ist ja krass genug, dass er vor wenigen Jahren noch mit Gift attackiert wurde. Anschließend kam er ja zur Behandlung nach Deutschland. Dass er dann freiwillig wieder zurück nach Russland ging, zollt mir größten Respekt ab. Denn er wusste zu diesem Zeitpunkt sicher, dass er da nicht lebend raus kommt. Erst die direkte Verhaftung nach der Landung, dann der Prozess, die Verurteilung und die immer mieseren Umstände in den Straflagern. Was für eine grausame Spirale nach unten, bis in den Tod. Hier ist jemand für seine Überzeugungen gestorben. Das russische Regime muss ja solch große Angst vor ihm gehabt haben, dass den Entscheidern nichts anderes einfiel. Furchtbar. Erschütternd. Jetzt sitze ich hier auf dem Sofa und lese, dass der Menschenrechtler Oleg Orlow verurteilt wurde. Ganz ohne ironischen Unterton, sondern mit viel Aufrechtigkeit: Ich wünsche ihm nur das Beste und dass er da wieder raus kommt!

Das Feuilleton
(Ms) Wer sich so nennt, dem muss ja bewusst sein, nein, der hat es geplant, dass man sich über den Namen auslässt. Schön programmatisch. Das Feuilleton. So, so, die Herren Hochkultur also. Das klingt ja schon nach Tocotronic zum Quadrat. Und das wird auch eingehalten.
Nein, nein. Das ist gar nicht so schlimm und verkorkst. Aber schon vertrackt. Und das soll es sicher auch sein. Die Musik des Trios kann man nicht mal eben so nebenbei hören, da braucht es schon ein wenig Konzentration und Ruhe, sodass die verschobenen, leicht schiefen Melodien nicht als störend wahrgenommen werden. Wenn das dann aber alles erklingt, dann eröffnet sich ein Raum voll dunkler Schönheit. Am 15. März erscheint ihr Album Ab Morgen Bin Ich Unpolitisch, was natürlich hervorragend in die aktuelle Zeit passt. Insbesondere die Vorab-Single Seemann ist ein herausforderndes Stück Musik: rhythmisch, melodiös, textlich. Stark, dass es noch solche Musik gibt! Hut ab!


A Burial At Sea
(Ms) Zurücklehnen und genießen. Die Augen dabei unbedingt schließen und sich aufs angenehme Fallenlassen vorbereiten. Laut aufdrehen hilft hier tatsächlich ungemein bei der Entspannung. Versprochen. 42 Minuten kompletter Eskapismus ist mit dem Lauschen von Close To Home, dem neuen Album von A Burial At Sea garantiert! Das hier ist definitiv kein Krach, auch wenn es zunächst einen etwas wilden Eindruck macht. Aber wie die Band Klangflächen mit aufgedrehten Gitarren erzeugt und damit im Kopf cineastische Bilder kreiert, ist gewaltig. Der große Trumpf dieser Musik ist, dass sie gänzlich ohne Gesang auskommt. Genau dieses Fehlen setzt die großen Stärken ihrer Wirkung erst frei - ich bin ganz begeistert! Das ist richtig stark!


Hall Of the Mountain King
(Ms) Es ist mal wieder soweit: Wie lassen uns eine Runde anschreien! Manchmal muss das einfach sein, es tut so gut. Denn in der Kraft der Stimme liegt ja so viel Energie, die auch raus kann, wenn man sie bei anderen hört. Katharsis gewissermaßen. Willkommen bei Hall Of The Mountain King aus Saarbrücken! Wo das Trio genau einzuordnen ist, ist unklar. Und auch ein bisschen unwichtig, wenn es so gut scheppert, oder? Am ehesten würde ich sie mit Fjørt vergleichen. Denn hier wechseln sich die schreienden Parts mit den sehr Melodiösen ab und durchgängig sind die Gitarren schön aufgedreht! In The Meantime ist die erste Single, die einen hervorragenden Einblick auf ihr kommendes Album Revolted gibt, das am 22. März erscheinen wird. Da ist die österliche Besinnlichkeit dann mal schnell passé. Gut so!

 
Marie Curry
(sb) Neonschwarz kennt Ihr, ne? Also hattet Ihr es auch schon mit Marie Curry und ihrer einzigartigen Stimme zu tun. Als die erste Ankündigung eines Soloalbums kam: Schnappatmung! Dann der erste Track daraus: Hm, kann sie besser! Auskopplung Nummer 2: Okay, hatte mehr erwartet.
 
Als Cameo dann endlich als komplettes Album vorlag, war auch das erste Durchhören noch so ein bisschen mit Skepsis belegt. Aber was soll ich sagen? Ich krieg die Scheibe seit knapp zwei Wochen nicht mehr aus meinem CD-Player und hör das Ding rauf und runter. Es sind ein paar absolute Highlights drauf, z.B. der Titeltrack Cameo, Lava oder Orcas, das Feature mit Milli Dance. Vor allem aber funktioniert die Scheibe als Gesamtkunstwerk, die generationenübergreifend wirkt. Nicht umsonst singt mein Sohn seit Tagen "mach nicht kaputt, was Du nicht reparieren kannst"...

Holt Euch das Ding, hört es Euch mehrmals an, gebt ihm Euch hin!



Der Nino aus Wien
(sb) Wer nicht direkt Zugang zu Österreich im Allgemeinen und zu Wien im Speziellen hat, dem wird der Begriff "Wienerlieder" vermutlich nur bedingt etwas sagen. Also zur Erklärung vorweg: Darum handelt es sich um eine typisch wienerische Liedkunst, die der Musiker den lustigen Gesellschaften in den Heurigenlokalen in und um Wien darbot. Heuriger? Googelt es einfach, das würde jetzt zu weit führen...
 
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Nino aus Wien hat sein Album Endlich Wienerlieder seinem Großvater Rudolf Mandl gewidmet, der einst diesem Genre frönte und sich damit einen Namen machte. Stilistisch haben die Songs nicht immer etwas mit den typischen Wienerliedern zu tun, inhaltlich aber sehr wohl. Welch wunderbare Hommage an die Donaumetropole mit all ihren Schwächen und Stärken, Schön- und Häßlichkeiten, ihrem Stolz, ihrer Eitelkeit und dem ganz normalen Wahnsinn. Es wird nicht mein Lieblingsalbum vom Nino, aber es ist schon wieder verdammt stark.


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