Donnerstag, 27. März 2014

Heute Kinder wird´s was geben! Und zwar einen Satz heiße Ohren. Kids Choir Special!



(vl) Rund 7 Millionen Frauen in Deutschland nehmen täglich die Antibabypille ein. Obgleich die Nebenwirkungen(Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, verminderte Libido, gesteigertes Thrombose- und Krebsrisiko) allseits bekannt sind, ist die Hauptsache, dass kein Braten ins Rohr geschoben wird. 

quelle:mrsmusic.net
Kinder machen nur Dreck und stinken – aber wegmachen dürfen’s die Eltern. Sie kosten Geld und Nerven und stellen eindeutig zu viele Fragen. Wenn sie auf die Welt kommen, können sie praktisch erstmal nichts, garnichts. Alles muss man ihnen beibringen! So gesehen sind sie erstmal wahnsinnig nutzlos, könnte man sagen. Und mit der Unabhängigkeit ist es dann sowieso vorbei, man kann ja nichtmal mehr  zur Lieblingsmusik im Auto abgehen, weil der Passagier auf der Rückbank lieber die neue Bob der Baumeister CD hören mag, während sich sein Nasenrotz langsam aber sicher den Weg in seine zahnlückige Mundhöhle bahnt.  So viel zu den Negativfolgen des Kinderkriegens. Aber es gibt tatsächlich auch positive Nebenwirkungen, die niemandem vorenthalten werden sollten: Kinder, ihr lieben, Kinder können singen, und sie sind eine wahrhaftige Bereicherung für die Musik!


Das haben schon einige Musikgrößen erkannt und davon profitiert – denken wir nur an Pink Floyds „Another Brick in the Wall“ aus dem Jahre 79, oder Jay-Z’s  Klassiker „Hard Knock Life“, der sicherlich schon vielen tausend Menschen einen hartnäckigen Ohrwurm beschert hat. Und wer hat nicht schonmal zu „D.A.N.C.E.“ von Justice heiter-ausgelassen vor sich hingetanzt?
Auch in den letzten Jahren sind einige Musiker auf den Geschmack gekommen, und haben ihre Freunde und Bekannte angehauen - „Ey, kann ich mir mal dein Kind ausleihen, ich will wieder ins Studio“.



Ein aktuelles Beispiel ist „Changes“, die Nr. 1 Single,  durch die das französische House-Duo Faul & Wad Ad 2013 bekannt wurde. Baby I don’t know, just why I love you so…



Musikalisch ebenfalls in die Elektro-Schublade einzuordnen ist „Mothers Protect“ von Niki and the Dove – hier im (von mir persönlich für besser empfundenen) Goldroom-Remix



Ein besonderes Goldstück kommt von Converse – ja richtig, diese allseits beliebte Schuhmarke, die uns seit Jahrzehnten mit ihren orthopädischen Katastrophen namens Chucks versorgt – mit Erfolg. Ihr Musikprojekt „Three Artists – One Song“ hat eine wahre Perle hervorgebracht: Frank Ocean, Diplo und Mick Jones + Paul Simonon von The Clash haben sich zusammengetan, und mit Hilfe eines Kinderchores „Hero“ aufgenommen. Smoothe und rockig zugleich – der perfekte Soundtrack für die kommenden Sonnentage!


Mittwoch, 19. März 2014

Egotronic – „Die Natur ist dein Feind“ – Oder wie aus Electropunk Popmusik wurde


„Ich liebe die Dunkelheit, aber ich hasse die Natur“ – Intro, neue Egotronic-Scheibe.
„Natur ist ja prinzipiell erstmal was Gutes. Punkt.“ - Stromberg, in irgendeiner Folge.

(ms) Was genau ist Natur und welchen Wert hat sie?! Laut Wikipedia im ersten Satz das, was nicht vom Menschen gemacht worden ist.  Nun propagieren Egotronic, Torsten Burkhard und Konsorten, dass die Natur dein Feind sei. Ganz investigativ gefragt: Was steht da denn hinter?! Hauptsächlich ein radikaler Lebenswandel vom Mastermind und ehemaligen Vorreiter des Electropunk in heimischen Gefilden. Dies wiederum liegt an der Diagnose der Autoimmunerkrankung rheumatischer Arthritis, wo der eigene Körper sich gegen sich wehrt. Somit gibt’s keine Drogen, keinen Alkohol und Zigaretten mehr, was für manch einen schwer vorstellbar ist bei Torsun, der live und neben der Bühne ein großer Freund von Pilzen und anderen Substanzen war.
Hinzu kommt noch, dass für ihn Electropunk mittlerweile langweilig wurde und etwas Neues sollte den Egotronic-Sound bestimmen, nachdem auch der lange Weggefährte Endi die Band verlassen hat. Relativ schnell kamen Chrü, Reuschi und Kilian hinzu, letzterer hat mit an der Platte gebastelt. Hinter der Kombo stehen Gitarre, Schlagzeug und Electrosampler und damit der Schwenk hin zu mehr Punk und Rock, insbesondere auch live. Das funktioniert auf der Bühne komischerweise wesentlich besser als auf dem neuen Tonträger.

Quelle: www.audiolith.net
Womit wir beim Thema wären!
13 Lieder, ein In- und Outro. Wie hört es sich an? Über die ganze Laufzeit definitiv mehr nach Pop als nach Punk und ein altes Merkmal fast sämtlicher Egotronic-Platten kommt auch hier zutage. Denn pro Scheibe sind häufig nur 3-4 gute, dann aber richtig gute Songs vorhanden. Beim neuen Release geht das genauso weiter. Der erste hörbare Höhepunkt kommt mit „Noch nicht vorbei“, laut eigener Aussage der Band die erste Ballade; aber immerhin mit viel Melodie! „Oh, oh“, „Neurosen im Garten“ und „Pop stinkt“ gehen sehr gut nach vorne und ein weiteres Highlight ist das Dackelblut-Cover „Edwin van der Sar“. Eine Hommage an den ebenso schrägen wie genialen Jens Rachut, der nach vielen, vielen Bands und Projekten aktuell als Kommando Sonne-nmlich veröffentlicht.
Herauszuheben ist der Song „Band der Vollidioten“ mit dem Chor der Toten Crackhuren im Kofferraum im Hintergrund. Angelehnt an ein ähnlich klingendes Stück der nationalistischen Frei.Wild ist es eine Hassparole genau gegen diese Südtiroler, die nun auch wieder beim Echo nominiert sind und angekündigt nicht wie letztes Jahr aus der Liste gestrichen werden.  Der herrliche Chorus: „Das ist die Band der Vollidioten / Sie ist dumpf, nationalistisch / hält sich trotzdem nicht für rechts / auch ihre Fans scheiß Patrioten / und ich verachte sie zurecht.“ Das nächste Mitgröllied der Berliner. Der Rest der Platte bleibt kaum im Ohr hängen.



Und geht es jetzt textlich in die Richtung, die der Titel verheißt?!
Nein, nicht wirklich. Egotronic sind und waren politisch im links äußeren Rand angesiedelt und machten nie einen Hehl aus ihrer antifaschistischen Grundhaltung. So waren wesentliche Triebfedern für die neuen Texte Vorkommnisse in Berlin-Hellersdorf und grundsätzlich das traurige Phänomen, dass sich blitzschnell Bürgerinitiativen gegen den Bau und die Besiedelung von Flüchtlings- und Asylheimen finden und das andere Gruppen diese angreifen. Eine nicht hinzunehmende Beobachtung, nicht nur für Torsun und Co.

Wie steht es um die neuen Livequalitäten?!
Dass Egotronic-Konzerte immer ein großer Rave waren und eventuell mit 1,5 Promille noch mehr Spaß gemacht haben, ist kein Geheimnis. Da die Band unmittelbar vor, während und nach dem Release vom letzten Freitag am touren ist, haben wir in Münster mal vorbeigeschaut und waren positiv überrascht. Das Ganze hat viel Wumms und bockt extrem! Gerade die älteren Songs – natürlich auch die Parole „Raven gegen Deutschland“ – wie „Rannte der Sonne hinterher“ oder „Kotzen“ kommen mit Gitarre und Schlagwerk sehr gut! Partystimmung mit politischen Ansagen garantieren dabei einen schweißtreibenden Abend.
Dass Torsun das nüchtern hinbekommt; irgendwie könnte man da schon den Hut ziehen.
Also: Platte eher Mittelmaß mit einigen Highlights, live immer noch stark!