Lemo aka Clemens Kinigadner. Foto: Kidizin Sane. |
Der Begriff "Austropop" ist nicht ganz unumstritten. In Deutschland wird er als Synonym benutzt für all die aufstrebenden, erfolgreichen Bands, die in den letzten Jahren aus dem schönen Süden hochgeschwappt sind. Wanda, Bilderbuch, Olympique. Im sehr lesenswerten Artikel über die Vinyl-Szene in Wien aus der letzten MINT wurde die Gegenperspektive eingenommen. Ein Plattenhändler meinte dort, dass unter Austropop in Österreich jegliches Pop-Format verstanden wird, das aus den heimischen Landen veröffentlicht wird. Auch Falco wird (noch) darunter verstanden.
Wir haben es also mit einem etwas schwammigen Begriff zu tun, der aber en vogue ist.
Einer kommt jetzt hinzu.
Er nennt sich Lemo, sein wirklicher Name ist Clemens Kinigadner. Zu seinem Schutz: Er ist Wahlwiener, er singt in klarstem Hochdeutsch, ganz ohne Wiener Schmäh.
Lemo hat so einige Kapitel hinter sich. Insbesondere seine berufliche Laufbahn ist ein astreiner Flickenteppich: Gitarrenverkäufer, Bahnhofsreiniger, Pizzataxifahrer.
In "Stück für Stück" steckt eine Menge Arbeit nach Projekten, die im Sande verlaufen sind. Es sind 11 Tracks, in denen man hört, dass der Texter und Sänger schon einiges erlebt hat: Liebe, Leben, Ängste. In bester Indie-Manier mit Gitarre, Bass, Schlagwerk, Paino setzt sich seine markante, leicht kratzige Stimme durch. Bosse kommt einem in den Sinn. Bei einigen Arrangements auch Olli Schulz.
Der Opener "Der Himmel über Wien" eröffnet das Album furios. Es starker Gitarrenpop-Song, der das Ende einer Liebe verarbeitet, den Kopf wieder aufrichtet und Abstand sucht: "Ich lass die scheiß Stadt hinter mir". Der beste Song direkt am Anfang? All das Feuer in den ersten Minuten verbraucht?
Mitnichten.
Na klar sind einige seiner Stücke Melancholie pur. Indie-Pop halt. Aber sie ziehen einen nicht runter, der Hörer verfällt nicht in Schwermut, sondern kann es locker und leicht nehmen. "Rückwärts gegen die Einbahn" ist hier der beste Repräsentant.
Zum Schmunzeln kann er seine Fans auch bringen. "Tomanten auf den Papst" ist eine höchst ironische Nummer, wortverspielt, fast ein bisschen blöd. Der Song bleibt aber im Ohr kleben.
In Österreich ist "Vielleicht der Sommer" bereits im Vorfeld ein kleiner Hit geworden. Und es wäre eine Schande, wenn er nicht auch in Deutschland an den herrlichen Sommerabenden abends uns den Soundtrack spielt.
Klar, das Album hat auch ein paar Hänger. Es überzeugt aber dadurch, dass es nicht aufdringlich ist und schön unbemüht klingt. Lemo möchte nicht zwingend ganz nach oben. Er will das, was er zu sagen hat, sagen. Seine markante Stimme macht dieses Debut absolut hörbar! Empfehlung.
Hier wird er bald live zu sehen sein (nähere Infos zu Locations tba.)
24.09.2016 - Wien WUK
25.09.2016 - Salzburg Rockhouse
29.09.2016 - Linz Posthof
01.10.2016 - Lustenau
25.10.2016 - Wörgl Komma
29.10.2016 - Antholz Festival Südtirol
10.11.2016 - Frankfurt
11.11.2016 - Ruhrgebiet
17.11.2016 - Gern Folknight
PS: Austropop hin oder her. Das ist nicht Wanda, Bilderbuch oder oder. Das ist Lemo, und das ist echt gut!