Dienstag, 7. November 2023

Psychedelic Porn Crumpets - Fronzoli

(Ms) Die Gitarre ist ein faszinierendes Instrument. So viele Varianten. Dazu noch Ukulele oder Guitarlele. Akustisch, elektrisch. Bass. Sechs oder zwölf Saiten. Oder so viele, wie man will. Tocotronic haben dem Instrument eine wunderbare Hymne geschrieben. Selbst kann ich ein wenig Ukulele spielen, ist nicht schwer. Doch wenn es dann zu einem sauberen Gesamtklangbild kommen soll, sollte schon einiges an Know-How dabei sein, wie dieses Ding denn zu bedienen ist. Dabei geht es mir noch nicht mal um Können oder verschiedene Modelle. Klar, all das spielt eine große Rolle. Ganz viel Wissen und Theorie gehört dazu. Aber sicherlich auch eine gehörige Portion Intuition. Nicht nur, welche Akkorde zusammen harmonieren, sondern auch wann die Lautstärke in einem Track aufgedreht werden soll. Welcher krasse Bruch bringt das Lied nach vorne? Welcher kleine akustische Part steigert die Stimmung? Und vor allem: Welcher Verzerrer knallt mir richtig schön um die Ohren?! Welchen Knopf muss ich drücken, damit die Boxen richtig geil scheppern und aus dem Zusammenspiel eine irre Ekstase wird?! Was können vier Gitarren - Bass inklusive - gemeinsam an perverser Power entwickeln? Wie hyperaktiv können sie werden? Wie weit kann ich das alles aufdrehen, dass es doll, aber immer noch fett wird?!

Die Antwort ist sehr einfach. Sie lautet: Psychedelic Porn Crumpets und kommt aus Australien.
Bereits letztes Jahr kam ein Album des Quintetts aus Perth raus und Night Gnomes war schon ein irres Brett. Nun erscheint am 10. November schon die nächste Platte und heißt Fronzoli. Soll ungefähr sowas bedeutet: Etwas Nutzloses, das als Deko noch hinzugefügt wurde. Nun gut. Weder diese Scheibe noch all die Gitarren darauf sind Fronzoli. Ganz im Gegenteil. Hier scheppert es herrlich an allen Ecken und Enden und genau das macht über gut eine halbe Stunde unsagbar viel Spaß!

Frech, wie dieses Album startet! Die Akkorde ballern auf Nootmare (K-I-L-L-I-N-G) Meow! nur so hintereinander. Die Rhythmen überschlagen sich. Eine klare Ankündigung, dass hier ein wilder Ritt beginnt! Die Boxen scheppern direkt, sodass alles wackelt. Und das direkt am Anfang - so lasse ich es mir gefallen! Ja, es ist schon unverschämt, solch einen heftigen Track direkt zu Beginn aufzufahren!  Kaum kann man durchatmen hier. Sollen wir wahrscheinlich auch gar nicht. Viele Tracks wie (I’m A Kadaver) Alkazam drehen sofort auf, wenn sie starten. Die Energie, die durch die Takte und Rhythmen ballern, ist so ansteckend - irre! Zwischen verspielt und gewaltig liegen oft nur Millisekunden. Leider - das muss ich ja echt einräumen - ist mir völlig egal, was diese Band singt, die Texte könnten auch Vertonungen von Bedienungsanleitungen sein. Mir geht es hier einzig darum, wann und wie doll es knallt! Und das immer wieder aufs Neue, auch auf der starken Single Dilemma Us From Evil! Nein, das wird mir nicht langweilig, weil jedes Stück natürlich ein Unikat ist. Fast ungewohnt entspannt geht dann auf Cpt. Gravity Mouse Welcome hier zu. Ein richtig melodiöser Start zeichnet dieses Stück aus. Da stellt sich natürlich die Frage: Trügt der Schein oder ist hier tatsächlich mal ein etwas entspannterer Track dabei? Nicht, dass dieses Album stressig sei, ganz und gar nicht. Aber es ist schon sehr…lebhaft! Und siehe da: Der Schein trügt nicht!
Besondere Stärke entfachen die Australier immer, wenn die Gesangsmelodien mit den Gitarrenriffs einher gehen wie oft auf All Aboard The S.S.Sinker. Das verlangt natürlich auch Fingerfertigkeit, davon scheint reichlich vorhanden zu sein. Dann kommt Hot! Heat! Wow! Hot! Na klar, hier ist der Name Programm. Keine Pause, die Gitarre schrammelt nach vorne, es wird ins Mikro gebrüllt, es ist ein komplett wilder Ritt auf den Synapsen! Hierfür braucht es keine Drogen oder andere Rauschmittel, um den vollkommenen Kick zu erleben. Das macht die Musik durch ihre ungeheure Kraft schon von ganz allein! Ja, ganz am Ende atmet dieses Album mit Mr & Mrs Misantrope ein wenig durch, fast ein sanfter, versöhnlicher Abschluss . Der Track steigert sich ganz angenehm, wird auch laut, aber nicht mehr ganz so wild.

Hach, das macht unglaublich viel Spaß, pausenlose Energie, Dichte, Dynamik, aufgedrehte Gitarren in allen Farben und Formen. Fronzoli ist keineswegs Nippes, sondern glänzt im Regal!

02.03. Köln, Luxor
03.03. Hamburg, Übel & Gefährlich
05.03. München, Strom
07.03. Zürich, Bogen F



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