Freitag, 1. Dezember 2023

KW 48, 2023: Die luserlounge selektiert

Straßenschild der Delaware State Route 48
Quelle: de.wikipedia.org

(Sb/ms) Dies ganze Black Friday-Geschichte. Das ist ja ganz schön krank. Aber freisprechen davon, dass ich nicht auch zugeschlagen hätte, kann ich mich nicht. Dafür war dies und das doch zu verlockend. Nochmal zurück zum Stichwort „Das ist ganz schön krank“. Vorletzten Sonntag in ganz geselliger Runde zusammen gesessen, Brunch, futtern ohne Ende, richtig gut, liebe Leute, viel Spaß! Und um kurz vor zwölf haben einige Leute ihr Handy gezückt, öffneten den Shop des selben Ladens und dann hieß es: Möglichst viel Dinge in den Warenkorb packen - und dann abwarten. Kurz mal nachgefragt, was denn da eingekauft wird. Dann erschrocken gewesen: Ein Händler von Protein-Pulvern haute ordentlich raus. Aber natürlich schön begrenzt; offenbar mussten die Leute dann hoffen, dass die Wünsche im Korb bleiben und es dann satte Rabatte gibt. Dann mal nachgefragt, was die da so weniger zahlen würden. Vom Hocker gefallen. Für so eine krasse Scheiße kann man offenbar sehr viel Geld ausgeben, Rabatte hin oder her. Hier gibt es alles frei Haus:

Zweilaster
(Ms) Ist Euch neue Musik manchmal auch ein wenig zu glatt? Alles ein bisschen zu steril? Alles ein wenig zu desinfiziert? Die 80er sind musikalisch ja wieder da. Da entsteht durchaus der Eindruck: Je retrohaftiger, desto glatter. Das ist natürlich völlig beweisfrei und subjektiv, aber eine sehr gute Überleitung zur aktuellen Platte von Zweilaster. Denn da schrammelt und schrabbelt es an allen Ecken und Enden. Nein, keine Panik, es stört nicht. Viel mehr ist es durchaus charmant und gehört wohl zum Konzept. Da muss nicht alles perfekt sein. Da kann auch mal ein kleiner Verspieler bleiben, wenn der Rhythmus zufällig holpert oder das Riff nicht ganz sauber ist. Alles egal. Worum es Zweilaster genau geht, weiß ich nicht. Aber das Duo aus Stuttgart hat mit Scheiblettenkäse Und Sehnsucht zum Einen einen großartigen Titel hingeblättert und darauf sammeln sich zum Anderen viele phantastische Lieder! Arno und Marie schreiben Lieder der Alltagstragik. Da bleibt natürlich auch nicht aus, das Komik anheim zieht. Das macht die ganze Platte unsagbar sympathisch - selten so viel Freude dabei gehabt, neue Musik zu entdecken, da es echt viele Überraschungen gibt, das ganze ist sehr unvorhersehbar. Und dadurch genial. Das Schöne ist: Die Platte kam schon letztes Jahr raus, doch ab dem 8. Dezember gibt es sie zum ersten mal auf Vinyl! Der Auftrag ist also klar, oder?!


Björk & Rosalía
(Ms) Einzelne Lieder für einen guten Zweck. Ich weiß nicht so genau… So viele Tracks, die für einen guten Zweck geschrieben und veröffentlicht worden sind, kenne ich gar nicht. Aber die, die so aufploppen, haben den Anschein zu schnell geschrieben worden zu sein. Natürlich steht der Zweck im Vordergrund, aber der musikalische Anspruch sollte ja nicht gänzlich fallen gelassen werden. Zum Glück gibt es aber auch Künstlerinnen wie Björk, die nie einen platten Track ans Tageslicht bringen würden. Seit vergangener Woche ist Oral zu hören. Ein Stück, das schon seit über zwanzig Jahren in ihrer Schublade schlummerte, aber nie den richtigen Rahmen fand. Als sie nun mitbekam, dass sich in riesigen Lachszuchtfarmen vor ihrer Heimat Island ein Parasit ausbreitete und daraufhin eine Million Fische getötet wurden, holte sie dieses Stück raus, um ihrer Fassungslosigkeit Raum zu schaffen. Muss das echt sein? Zum Einen die Reaktion, zum Anderen, dass Tiere so erbärmlich und zusammen gedrängt leben müssen?! Alles, was dieses Lied einspült an Einnahmen, wird einer gemeinnützigen Organisation gespendet, die sich genau gegen solche Fischfarmen einsetzt. Und um noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu erreichen - als ob ihr Name nicht genug Gewicht hätte - hat sie sich noch den Megapopstar Rosalía ins Boot geholt und einen richtig tollen Song rausgehauen. Sowohl Björks typische Arrangements sind darauf zu hören, als auch eine etwas massenkompatiblere Aufarbeitung. Das hat sich alles sehr gelohnt - ich wünsche beiden, dass ordentlich Geld damit verdient werden kann.
PS: Vielen Dank für das Gegenbeispiel!


Frame The Moon
(Ms) Was ist jetzt eigentlich nochmal Popmusik? Sven Regener meinte (glaube ich) mal, dass alles Popmusik ist, mit dem ganz gezielt Geld verdient werden will. Also schon alles intendiert. Dem schließe ich mich so nicht an. Ich glaube eher, dass Pop eine gewisse Leichtigkeit, Sorglosigkeit ausmacht, die schnell ins Ohr geht und zu der man auch recht einfach tanzen kann. Vielleicht will Pop gar nicht so viel, aber das muss ja auch gar nicht sein. Vielleicht haut der Pop damit ja seinen größten Trumpf auf den Tisch: Eine Pause vom Alltag erschaffen, einfach mal für ein paar Minuten die Augen schließen und sich mit den eingängigen Melodien mitreißen lassen. Wer das will, sollte recht schnell Frame The Moon einschalten. Das Kölner Duo veröffentlichte vor ein paar Tagen ihre neue Single Cry, den Vorboten zur ersten EP, die kommendes Jahr erscheinen wird. Zu hören sind satte Elektrobeats mit einem ganz bewussten 80er-Jahre-Touch, auf der sich Lena Schüttens Stimme ausbreitet und singt You don‘t make me Cry, you will make me stronger. Ein Liebessong? Ein Powersong? Ein Aufbausong? Zum Glück könnten wir Hörende damit ja machen, was wir wollen. Für mich ist es ein Tanz- und Pausensong und ich bin sehr gespannt, was die beiden noch abliefern werden…


Everything Everything
(Ms) An dieser Stelle muss ich nochmal erwähnen, dass mir englische Texte oft völlig egal sind. Ich höre da nicht immer so richtig drauf. Nur bei einigen Bands sind sie mir wichtig, wie bei Nada Surf zum Beispiel. Bei Everything Everything sind sie mir echt egal. Etwas anderes rückt bei dieser Band in den Fokus. Und das dürfte auch nicht so verwunderlich sein. Seit vielen, vielen Jahren machen sie richtig geile Musik mit einer Menge Know-How. Klar, sie haben das studiert, aber das heißt ja noch lange nicht, dass sie auch den Drive beherrschen. Diese Briten tun das aber. Mad Stone ist auch so ein Track, bei dem ein paar geniale Sound-Kniffe (für mich) ausreichen, damit ich dabei bin. Dazu gesellt sich die unsagbar starke Stimme von Jonathan Higgs, die hoch, runter, schnell, langsam, alles kann. Sehr hoher Wiedererkennungswert! Richtig viel Bock auf ihr neues Album Mountainhead, das am 1. März erscheinen wird. Dann ist auch endlich dieser schäbige Winter vorbei!


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