Samstag, 21. September 2024

KW 38, 2024: Die luserlounge selektiert!

Quelle: pixabay.com
(Ms) Krank zu Hause rumhängen ist echt nicht das Letzte, das ist ja klar. Doch wenn der Kopf so einigermaßen funktioniert und nur der Körper gerade nicht einsatzbereit ist, ist ja auf einmal relativ viel Zeit gewonnen. Außerdem hat ja gerade der Herbst begonnen, perfekt, um einfach auf dem Sofa zu lümmeln und zu lesen. So las ich die Tage Monde Vor Der Landung von Clemens J. Setz zu Ende. Es geht um die Lebensgeschichte von Peter Bender, einem Typen, der Anfang des letzten Jahrhunderts lebte, Pilot der Armee war und mit/nach dem ersten Weltkrieg in der Erzählung der Hohlwelt abdriftete und darin versank und nicht mehr hinauskam. Er war so sehr mit Theorien und Erklärungen beschäftigt, dass er das aufkommende Leid seiner jüdischen Frau ab Machtergreifung der Nazis gar nicht wahrhaben kann. Als Querdenker würde man ihn heute betiteln. Doch im Grunde war es ein ganz armer Wicht, der als Verrückter im KZ endete. Literarisch ist als die Tragik aber herausragend von Clemens J. Setz aufgearbeitet, da viele Kapitel genauso verwirrend geschrieben sind, wie wohl Benders Gedanken auch waren. Daher ein geschichtlicher, gesellschaftlicher und kunstvoller Lesetipp vom Sofa an dieser Stelle!

Kapa Tult
(Ms) Bands, die einigermaßen am Anfang ihrer Laufbahn stehen, haben ja durchaus das Potential, entstandene Lücken zu schließen. Eine Lücke ist seit vielen Jahren sehr groß und da denke ich, sind wir uns alle einig. Wir Sind Helden fehlen. Und zwar richtig doll. Leider konnte Judith Holofernes mit ihren Sololiedern nicht selber diese Lücke schließen. Könnten Kapa Tult das tun?! Vielleicht, oder? Musikalisch haut das schon mal richtig gut hin: verspielt, ohrwurmträchtig, tanzbar und vorantreibend! Textlich sind auch Parallelen da, wie ich finde. Ich Schmelze ist der neuste Streich der Band und knallt herrlich! Geiler analoger Bass, tanzende Keyboardsounds, scheppernde Gitarren und ein sehr unterhaltsamer Text! Schon mal vom Gegenüber so angetan gewesen, dass man dahinschmelzt?! Sicher geht das allen Lesenden so. Eine blöde Situation, bisschen peinlich, man kommt beim anderen nicht so richtig an. Tja. Pattsituation. Starkes Lied über Kurzweil und Attraktivität. 
Die Lücke schließt sich schon, oder? 


24/7 Diva Heaven
(Ms) Letztens war ich auf dem tollen Hellseatic-Festival in Bremen und sah zahlreiche Bands, die mir gänzlich unbekannt waren. Viele haben mich live total umgehauen. Da bietet sich an, da zu Hause auch nochmal reinzuhören. Die Erfahrungen sind ganz unterschiedlich. ERL, die ich live überragend fand, haben mich in der Studioversion kaum abgeholt. Anders 24/7 Diva Heaven! Hier gibt es die phantastische Erkenntnis, dass sie auf Platte mindestens genauso gut sind wie live. Denn ihr Auftritt im Magazinkeller war schon furios und voller Drang und Energie. Stark, dass sie diese Power auch auf Platte bringen! Rat Race ist zum Beispiel ein richtig ordentliches Brett! Erinnert an eine Mischung aus The Baboon Show und Amyl & The Sniffers! Am 11. Oktober erscheint ihr neues Album Gift und es könnte ordentlich scheppern! Große Empfehlung!

09.10. - Leipzig, Conne Island
11.10. - Berlin, Neue Zukunft
24.10. - Köln, Sonic Ballroom
25.10. - München, Strom
26.10. - Darmstadt, Oettinger Villa
31.10. - Hamburg, Knust
01.11. - Nijmegen, De Onderbroek
02.11. - Dortmund, Subrosa


ClickClickDecker
(Ms) Krass, was für eine Zeitreise! Ich erinnere mich, dass ich die ersten Alben von ClickClickDecker in meinem Jugend-/Kinderzimmer als Abiturient gehört habe. Höre ich die Musik im Hier und Jetzt, knapp zwanzig Jahre später, ist das ein ganz krasses Ereignis. Kevin Hamanns Musik hörte ich zu einer Zeit, als last.fm modern war und man Lieder scrobbeln konnte. Seine Lieder waren bei mir ganz weit oben dabei und ich sah ich einige Male live. Zum Glück ist das kommendes Jahr auch wieder möglich. Denn dann kommen ClickClickDecker aus der Versenkung und spielen endlich wieder Konzerte. Sie finden unter dem Namen „Wir sind uns noch nie begegnet“ und ich tippe mal ganz stark, dass das der Titel eines neuen Albums sein wird. Das ist reine Spekulation, ich habe keine exklusiven Informationen, aber so funktioniert das ganze doch. Und ganz ehrlich?! Ich freue mich richtig drauf, da diese Musik ganz stark mit mir verbunden ist, ganz viele Bilder hervorruft und vor allem zeigt, was Kevin Hamann für ein grandioser Texter ist, der Tragik und Komik immer im perfekten Verhältnis vertonte. Haltet euch den Oktober 2025 also frei!

16.10.2025 Kiel - hansa48
17.10.2025 Hamburg - Knust
18.10.2025 Köln - Artheater
19.10.2025 Hannover - Faust (Mephisto)
20.10.2025 Mainz - Schon Schön
21.10.2025 Nürnberg - Club Stereo
22.10.2025 München - Milla
23.10.2025 Leipzig - Naumanns
24.10.2025 Dresden - GrooveStation
25.10.2025 Berlin - Lido


Vereter
(Ms) Man ist schon sehr unter sich auf all den Konzerten und Festivals des Indiepops und all seinen Spielarten. Egal ob größeres Event oder kleines Clubkonzert, schaut man in das Publikum, ist das oft eine recht homogene Masse. Sie ist weiß, hat in vielen Fällen studiert und/oder ist recht wohlhabend, wenn man sich Preise an Getränkeständen oder auf Tickets anschaut. Da ist es immer ein wenig schräg, wenn auf der Bühne „Refugees Welcome“ gerufen wird. Logisch, es ist richtig und gut, betrifft da aber direkt kaum einen. Auch sind die meisten sich einig, dass die AfD scheiße ist. Oder Mieterhöhungen. Oder oder oder. Eine andere Perspektive ist vollkommen Fehl am Platz, man sucht sie händeringend. Vereter! Da ist sie, die Perspektive, die weh tut aber notwendig ist! Auf Gürtel Walzer wird davon gesungen, wie es sich denn anfühlt, kontrolliert zu werden anhand äußerer Merkmale. Das ganze eingebettet in eine Wiener Geschichte im allerbesten, knarzigen Folkpop. Und da ist die FPÖ halt scheiße! Das macht textlich Gänsehaut und musikalisch Bock auf mehr! Kommendes Frühjahr erscheint Ihr Seit Alle, das Debut und es könnte großartig werden, wenn auch schmerzhaft! 


A Deer A Horse
(Ms) Es gibt richtig viele gute, aber genauso erschütternde Berichte von Menschen, die aus Sekten oder anderen fanatischen Glaubenskreisen ausgebrochen sind. Am heftigsten sind wohl jene, die als Kind schon dort hineingeboren sind. Wenn diese Menschen dann erkennen, dass die Wahrheit doch ganz anders aussieht oder ihre innersten Überzeugungen in diesen Kreisen keinen Raum finden, wird es bitter. Von diesem Freiwerden und dieser erkämpften Emanzipation singen, ja, schreien A Deer A Horse auf ihrer neuen Single Counted As A Dog. Bitter, dass das ein Bibelzitat ist: „Ein schamloses Weib wird wie ein Hund gezählt werden.“ Uff. Klar, wo man sich dann sieht. Dazu schleppen sich die Drums durch den Track und werden von einem Gewitter aus E-Gitarren begleitet. Ja, das haut ganz schön rein, muss aber auch wehtun, denn das ist keine ausgedachte Geschichte, sondern Sängerin und Bassistin Angela Philipps erzählt aus ihrem eigenen Leben. Puh! Mehr von diesem energiegeladenen Alternativerock gibt es kommende Woche, denn dann erscheint ihr neues Album Texas Math über Rookie Records. Kommendes Jahr kommt die Band dann auch aus Amerika auf unsere Bühnen, um sie standesgemäß zu zerlegen!



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