Freitag, 12. April 2024

KW 15, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Classic Rock ist eines der langweiligsten Dinge auf der Welt. Auch so 70er/80er-Jahre Hardrock oder Metal wie Black Sabbath oder AC/DC finde ich sterbenslangweilig. Das läuft echt nie über meine Kopfhörer. Doch über ein anderes Medium in unregelmäßigen Abständen. Und dann hat diese Musik sogar einen gewissen Reiz. Das scheint alles ein wenig seltsam zu sein, ist es auch. Das ist der Hintergrund: Selten fahre ich Auto, noch weniger höre ich Radio dabei, aber wenn, dann ist es Radio21, ein Rockradiosender aus Niedersachsen. Ab und zu kommt auch ein richtig guter Klassiker oder auch mal was Neues, aber der Kern sind halt so Rocknummern der ersten Stunde. In meinen Ohren immer noch total öde. Aber beim Autofahren - und es sind meist nur kleine Strecken - untermalt das richtig gut die Atmosphäre. Irgendwas ist dann ja in der Musik, was einen mitwippen lässt. Dann tatsächlich auch mal zu Nirvana oder Volbeat. Die Autofahrt oder das Autofahren an sich macht Musik, die sonst bei mir mit einem roten Tuch belegt ist, zu einer hör- und beinahe gutfindbaren Nummer. Das ist wirklich verrückt. Musikradar Auto. Es scheint ein Eigenleben zu führen und irgendwie gefällt mir das.

Dota & Gisbert zu Knyphausen

(Ms) Wann ist Musik ergreifend? Wann lässt sie uns für ein paar Momente innehalten? Nachdenken, schwelgen, träumen? Einer von vielen Punkten kann Wärme sein. Weiche, warme, wohlig klingende Töne, die das Herz ansprechen und durch den Körper strömen. Dota ist eine der Künstlerinnen, der das scheinbar ganz leicht von der Hand geht. So wie sie singt und ihre Lieder arrangiert, da ist ganz viel Herz und Wärme dabei. Wenn sie dann noch mit Gisbert zu Knyphausen singt, muss ich innehalten. Weil es so warm und schön ist. Sie singen zusammen Wenn Einer Fortgeht, eins der vielen Kaléko-Gedichte, die sie vertont. Wenn sie zusammen Mhhmmm summen, wie schön ihre Gitarre klingt, wie weich das Keyboard, wie ergreifend die tollen Zeilen. Letztes Jahr sah ich sie zum ersten Mal live und war ganz begeistert, so begeistert, dass ich Ende des Monats wieder hingehe. Sie spiel unzählige Konzerte dieses Jahr, das sollte in allen Kalendern stehen!


Alin Coen & Max Prosa
(Ms) Und noch ein Duett! Vergiss Mich Nicht In Fremden Städten (allein dieser Titel schon, wow!) geht gerade mal ein wenig länger als zwei Minuten. Und darin steckt so viel Kraft und noch viel mehr Schmerz. Ohje! Kein Anflug von Kitsch. Stattdessen eine wundervolle lyrische Darbietung übers nicht-vergessen-werden-wollen. Tatsächlich habe ich noch nie bewusst ein Lied von Max Prosa gehört, aber seine Stimme gefällt mir direkt sehr gut. Dazu das Zarte von Alin Coen, was für eine Kombination. Wenn dann so eine Trennungsgeschichte zusammen gesungen wird, entfacht der Text noch mehr Strahlkraft und der Inhalt kommt wirklich schön zur Geltung. Selbst wenn eine große Liebe schlimm zu Ende ging, dem Anderen aufrichtig von Herzen nur das Beste zu wünschen und zu hoffen, dass ein klein wenig von einem vergangenen Wir da bleibt. Darum gehts. Bitter und hart. Aber auch wunderschön. Das zeigen die beiden in diesem tollen Stück! Zu finden ist er auf dem neuen Album Dein Haus.


Kabinett
(Ms) Synthies-Dance-Musik ist eigentlich gar nicht so sehr mein Ding. Doch eine große Band hat lange daran gearbeitet, dass das anders aussieht. Die Editors haben über so viele Jahre und Alben immer mehr elektronische Effekte mit in ihre Musik aufgenommen, dass dieser Klang heute dominant ist. Das ist ein derart schleichender Prozess gewesen, kaum aufgefallen, aber aufgegangen. Kabinett aus Mannheim spielen direkt einen Indierock, der wesentliche elektronische Elemente aufweist und dadurch getragen wird. Durch die guten Erfahrungen aus UK geht dieser Sound sehr gut ins Ohr und vielleicht muss ich mich doch als Fan von Synthies-Dance-Musik outen. Wenn in der Basis die Gitarren nach vorn gehen und die Synthies dann noch einen drauf setzen, kann eine Energie entstehen, die wirklich viel Spaß macht. Ende März hat die Band ihre neue EP Blackout veröffentlicht, die laut und leise kann und vor allem sehr, sehr rund klingt. Und dann noch diese Stimme… wow! Bald spielen sie hier:

30. April - Bottrop, OT Eigen
01. Mai - Köln, Stereo Wonderland
02. Mai - Hannover, LUX
03. Mai - Hamburg, Hebebühne
04. Mai - Berlin, Privatclub
16. Mai - Frankfurt, Ponyhof
18. Mai - Heidelberg, Halle02


UTO
(Ms) Dass ein Genre zu einem geographischem Areal passt, ist eine sehr wacklige Behauptung und ich stelle sie hier immer wieder auf, wende sie, kippe sie um, halte sie aufrecht. Es ist eine sinnlose Debatte, aber sie kommt halt immer wieder. So wie diese hier: Frankreich und elektronische Musik. Was hat es damit auf sich?! Klar, 67 Millionen Menschen machen auch andere Musik, aber die Elektronische schwappt immer wieder richtig weit über. C2C, Justice, Daft Punk, Phoenix. Und jetzt eventuell UTO? Alles deutet darauf hin, heute erscheint das neue Album des Duos: When All You Want To Do Is Be The Fire Part Of Fire. So weit, so leicht abzuspeichern. Wenn dieses Album läuft, kommen einem die genannten Künstler nicht direkt in den Sinn, dafür hat ihre Musik eine viel zu eigene Handschrift. Ab und zu ist mal eine akustische Gitarre zu hören, doch die tanzbare Elektronik hat hier Überhand und sie nimmt mich voll mit auf ihrem Trip! Selten war es leichter, auf frischen Beats zu schweben!


Pöbel MC
(Ms) Vor zwei, drei Jahren habe ich richtig viel Rap gehört. Insbesondere Waving The Guns und Pöbel MC - auch gerne zusammen - liefen da hoch und runter. Warum, Sprechgesang momentan so gar nicht bei mir läuft, weiß ich nicht. Ist aber so. Hat sich da was getan? Werden Beats nun anders gemacht? Schon bei den letzten Tracks von Juse Ju fiel mir auf, dass es wesentlich elektronischer geworden ist. Auch Pöbel MCs neue Single Heliaktion hat einen schweren elektronischen Beat. Ich finde das gar nicht mal so geil. Irgendwie verströmt das so eine Dorfpartyatmosphäre. Aber das ist nur meine Lesart.
Ein paar Mal sah ich Pöbel MC live und war tief beeindruckt. So eine hohe Textdichte, so vertrackte Verse, so komplexe Wortstrukturen. Wie kann man sich das alles nur merken? Sehr stark, gefällt mir immer noch. Und wenn er im Herbst auf Tour geht, empfehle ich es sehr gern weiter, auch wenn mich die neue Single null kickt. Denn live ist Pöbel MC ein Naturphänomen! Ehrlich!

08.11.2024 Hamburg - Grünspan
09.11.2024 Hannover - Kulturzentrum Faust
21.11.2024 Köln - Stollwerck
22.11.2024 Freiburg - ArTik
23.11.2024 Bern (CH) - Reitschule
28.11.2024 Graz (AT) - p.p.c.
29.11.2024 Wien (AT) - Flex
30.11.2024 Linz (AT) - Posthof
05.12.2024 Jena - Kassablanca
06.12.2024 Dresden - Tante Ju
07.12.2024 Cottbus - Gladhouse
12.12.2024 Nürnberg - Z-Bau
13.12.2024 München - Strom
14.12.2024 Stuttgart - Im Wizemann
27.12.2024 Frankfurt am Main - Zoom
28.12.2024 Münster - Skaters Palace
24.01.2025 Rostock - M.A.U. Club
25.01.2025 Berlin - Huxleys neue Welt


Pascow
(Ms) Allzu oft sind sie nicht auf Tour, aber es ist immer wieder möglich, sie zu sehen. Man muss nur ein bisschen Glück haben, dass Zeit und Ort passen. Im Februar sollten Pascow in Kiel spielen und ich war Feuer und Flamme. Unterkunft und Bahnfahrt standen. Ich sah sie schon mal in der Pumpe und die Vorfreude war immens. Dann die Enttäuschung: aus guten gesundheitlichen Gründen mussten einige Termine abgesagt werden. Der Nachholtermin für mich nicht möglich. Mist.
Aber, nur Geduld haben. Sie zahlt sich aus. Dieser Tage war es dann mal wieder soweit. Nicht nur, dass sie im Januar in Dortmund spielen (endlich mal wieder ins tolle FZW), nein, sie spielen auch beim Geburtstag ihres Labels Rookie Records im Hamburger Knust im Oktober. Zwei Termine, die im Kalender stehen. Die Vorfreude steigt jetzt schon, obwohl es noch einige Zeit hin ist. Die Male, die ich die Band live gesehen haben, waren so immens, so mächtig, so dicht, so kraftvoll, so ohne Vergleich, dass ich nicht müde werde, meine Begeisterung hier in die Tasten zu hauen, weil sie brennt! Pascow live - seitdem ich die Band für mich entdeckt habe, das Erstrebenswerteste im Punkrockfeld!

Festivals:
26.04.2024 Hagen a.T.W. - Stockrock Festival
06.06.2024 - 08.06.2024 Merkers - Rock am Berg
08.06.2024 Nordenham - Fonsstock
06.07.2024 Hünxe - Ruhrpott Rodeo
19.07.2024 - 20.07.2024 Selters - Seepogo

"Sieben" - Tour 2024
05.06.2024 Wolfsburg - Hallenbad
06.06.2024 Kiel - Die Pumpe
04.07.2024 Chemnitz - AJZ Talschock
05.07.2024 Nürnberg - Z-Bau
15.10.2024 Regensburg - Alte Mälzerei
16.10.2024 AT-Wien - WUK
17.10.2024 AT-Linz - Stadtwerkstatt
18.10.2024 CH-Aarau - Kiff
24.10.2024 Berlin - Festsaal Kreuzberg
25.10.2024 Hamburg - Knust (Rookie-Fest)
26.10.2024 Trier - Europahalle
17.01.2025 Dortmund - FZW
18.01.2025 Rostock - M.A.U. Club


Kiasmos
(Ms) Dieser Rausch, er ist wunderschön. Zeit und Raum spielen gar keine Rolle mehr. Sogar das Setting kann vernachlässigt werden. Sei es der entspannte Blick in den grünen Garten oder eine wuselige Alltagssituation. Wenn die Musik von Kiasmos erklingt, dann tritt das alles in den Hintergrund und der Genuss übernimmt die Kontrolle. Ich gebe sie dafür sehr gerne ab. Ólafur Arnalds und Janus Rasmussen haben nach sieben Jahre Veröffentlichungsstille eine 3-Track-EP Flown veröffentlicht und verzaubern sofort die Ohren und den Geist. Es ist tief beeindruckend, welch immense Wirkung diese ruhige Musik hat. Sowohl der elektronische Drang nach vorn als auch die leisen Klaviertakte strahlen vor Energie. Energie, die Räume öffnet, die der Kunst vorenthalten sind. Einen anderen Kanal für diese Art des Staunens ist zumindest mir unbekannt. Gern lasse ich es zu, wenn das Titelstück, Told und Dazed um mich herumschwirren. Dann schaltet sich alles andere ab und es gibt nur noch diesen Moment, diesen wunderbaren, zauberhaften Rausch. Wow! 


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