Quelle: de.wikipedia.org |
Später kam dann die Einsicht: Ja, die Kritik ist so berechtigt und die Gefahr immens. Denn es geht um viel mehr als dass ein Programm beispielsweise Musik von R.E.M. erzeugen oder die Stimme John Lennons bis zur Ununterscheidbarkeit imitieren kann. Das ist auch schlimm, ja. Es geht um das, was das Programm nicht hat: Herz! Musik ist Leidenschaft und Geist und Kunst und Arbeit. Kein Mausklick. Es ist Scheitern und Zusammensein. Und noch viel wichtiger: KI geht nicht auf Tour. Die Arbeit von Programm X kann ich live nicht bestaunen und mich dann in den Bann ziehen lassen. Und Programm X kann es auch nicht fühlen, wie es ist, die eigenen Lieder, an denen mitunter jahrelang gefeilt wurde, voller Herzblut und Liebe live zu performen. Daher ist ganz doll zu hoffen, dass der emotionale und geniale Wert von Musik auch von den Firmen anerkannt wird, die im Besitz dieser Programme sind. So romantisch darf man sein.
Kafka Band
(Ms) Klar, wenn man so um die Zwanzig ist, dann ist Kafka irgendwie dabei. Erst Der Prozess, dann die ganzen anderen nicht vollendeten Schriften. Klar, zum Einen sind es Klassiker, aber die sind auch noch richtig gut. Es gib Klassiker, die wesentlich weniger knallen! Klar, es ist jetzt nicht so unglaublich genial, wenn man einen vorhandenen Text zur eigenen Musik spricht. Aber das muss man erstmal machen und dann muss es erstmal so gut, so rund, so ansprechend und so mäandernd klingen wie bei Kafka Band. Kopf der Band ist Jaroslav Rudiš, selbst tschechischer Schriftsteller. Hier gibt sich ganz viel literarische Kunst die Klinge in die Hand. Dass sie beispielsweise bei der Single Türhüter deutsch gesprochenen Text mit einem tschechischen Refrain mischen, finde ich sehr, sehr spannend. Derartiges kam mir noch nicht zu Ohren, richtig toll! Die Band spielt ihr Album Der Process bald hierzulande und ich kann mir vorstellen, dass es richtig gut wird!
02.06. Wien - Porgy and Bess
03.06. Salzburg
06.06. Bremen - Kleines Haus (Theater)
07.06. Cottbus - Festival
01.11. Zittau - Mandau Jazz Festival
02.11. Schwabach - Festival "LesArt"
Ischia
(Ms) Dass es einen bestimmten Sound zu einem geographischen Areal geben könnte, ist ja immer eine ziemlich heikle These. Und Österreich dann direkt als Ganzes zu nehmen, kann ja nur zum Scheitern verurteilen. Aber… Es ist mir dennoch passiert: Als ich Sleep von Ischia zum ersten Mal hörte, musste ich nach nur wenigen Takten direkt an Naked Lunch denken. Das löst sich im Laufe des Tracks alles ein wenig auf, aber dieser erste Gedanke hat mich ein wenig erschreckt. Ischia spielen wesentlich weniger dramatische Musik als ihre Kollegen. Es ist auch kein Weltschmerz zu spüren, sondern eher ein lässiges Treibenlassen im Sound. Der wiederum ganz spannend ist mit folgender Hintergrundinformation: Die Hälfte der Band spielt auch bei Endless Wellness. Da geht gerade also eine ganze Menge in Wien - ich mags! Mehr von dieser schwelgerischen Musik gibt es dann im beginnenden Herbst, denn dann erscheint ihr Album Leave Me To The Future (13.09). Das wird gut!
Nodfeld
(Ms) Bekannte Situation: Nachmittags oder am frühen Abend nach Hause kommen und erstmal runterfahren. Das Gewusel des Tages hinter sich lassen, eventuell einen Kaffee trinken, schauen, was es daheim noch zu erledigen gibt. Oft will ich dabei gar keine Musik hören. Insbesondere Wildes oder Wildes mit Text stresst mich dann zu sehr. Instrumentale Stücke sind da schon viel besser, der Fokus liegt ganz woanders, rein auf dem Klang. Und ich kann mir viel einfacher meine eigene Geschichte dazu denken. Das neue Stück von Nodfeld heißt Renn!, ja mit Ausrufezeichen! Klar, der Titel und das Stück passen schon sehr gut zusammen, insbesondere die Pausen oder das Luftholen finde ich toll umgesetzt. Aber es geht auch anders: Das Auf und Ab eines Tages, die Verarbeitung eines Traumes, vielleicht sogar ein raffiniertes Abendessen. Bei diesen ungeheuer sanften Klavierklängen scheint es keine Grenzen zu geben. Das ist Kunst!
Me And My Two Horses
(Ms) Eine der größten Geschenke, wenn man länger eine Künstlerin hört, ist, die Entwicklung ganz aktiv zu beobachten. Sie mitzuerleben. Bekannte Muster kennen und Neues darin einordnen. Ein klanglicher roter Faden. Der ist in meinen Ohren ganz viel wert, das macht das Bild einer Musikerin sehr rund. Neues ist irgendwie erwartbar, hat aber auch einen großen Spielraum. Eine Welt, in die der Klang vordringen kann. So ist es aktuell mit Me And My Two Horses. Es gab eine längere Pause bei diesem Projekt. Vorher hat mich insbesondere das Album No Man‘s Land ganz stark begeistert. Nun gibt es ein neues Stück, es heißt Glimpse Of Time und ist weniger gewaltig als der vorherige Sound. Aber in der Dramatik von Stimme, Klavier und den sehr gut eingesetzten Synthies steckt die gleiche Energie, als wenn die Apokalypse hereinbringt. Zart erklingt dieses Lied, wunderschön zugleich. Doch der Schein trügt auch ein wenig, wenn es darum geht, was die Sängerin hier alles verweigert. Das sind knapp vier Minuten voller Klasse, Schönheit, Können, Staunen. Wow!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.