Freitag, 27. Dezember 2024

B O D I E S - B O D I E S

Foto: Cathleen Wolf
(Ms) Wenn der Bass einsetzt und durch den ganzen Körper strömt und alles in Ekstase versetzt. Wenn die Gitarre so sehr scheppert, das Raum und Zeit keine Rolle mehr spielen und die Emotionen richtig hoch kochen. Wenn das Schlagzeug treibt und mir fast der Atem stocken bleibt. Wenn dann oben drauf ein Text erstrahlt, der mein Innerstes berührt und den ich leidenschaftlich mitsingen will. Wenn dann eventuell noch eine Trompete darüber erklingt und alles entrückt, dann weiß ich oft gar nicht mehr, was in mir vorgeht und wie es um mich geschieht. Die Seele verlässt kurz den Körper und kommt energiegeladen wieder zurück. All das ist ein großes Glücksgefühl. Ich mag es, wenn es live knallt, wenn sich Dynamiken entwickeln, wenn ein Crescendo klug arrangiert aufgebaut wird und dann seinen Höhepunkt erreicht. Dann erlebe ich eine ganz eigene Form von Glück, dann sind alle Gedanken woanders, totaler Eskapismus. Wunderbar.

Das muss aber nicht immer so sein. Es gibt nicht nur den einen Weg. Die Pfade zum großen musikalischen Genuss sind sehr vielfältig. Und so kann man sich ja mal die Frage stellen, was denn ist, wenn das Schlagzeug verschwindet. Und der Bass. Und die Gitarre und die Trompete. Was bleibt dann?

Dann bleibt die Stimme. Oft ist sie der entscheidende Faktor, wie ein Text rüber gebracht wird. Oft unterstreicht sie die Dringlichkeit der Aussage. Oft berührt sie mehr als das ganze Drumherum aus Instrumenten, Verstärkern und Effekten. Wenn nur die Stimme bleibt, dann ist eine gewisse Essenz der Musik erreicht. Dann ist sie pur. Dann ist sie da. Dann wird es auch richtig intensiv. Dann müssen wir als Zuhörende auch ein klein wenig mehr unsere Ohren spitzen. Dann gibt es viel mehr Nuancen, die für Gänsehaut sorgen können.

Genau das hat Kat Frankie gemacht. Sie hat sich sieben andere Frauen dazu geholt, mit ihnen das Projekt B O D I E S gegründet und Anfang Dezember ein selbstbetiteltes Album veröffentlicht, was von glanzvoller Schönheit erstrahlt! Neun Lieder sind darauf zu hören, eine halbe Stunde Auszeit. Dass ausgerechnet Kat Frankie auf diese Idee kam, kommt nicht unerwartet. Bei ihren Konzerten hat sie schon oft Solostücke gesungen oder ihre Band um Unterstützung gebeten. Nun sind es Albertine Sarges, Barbara Greshake, Erika Emerson, Fama M'Boup, Liza Wolowicz, Tara Nome Doyle und Trinidad Doherty, die mir ihr zusammen singen. Wer sich ein wenig mit a-cappella-Musik auskennt, weiß, dass einzelne Personen dabei oft für den Rhythmus oder den Bass verantwortlich sind. Das ist auf diesem Werk auch immer wieder zu hören, ab und an singen aber auch alle gemeinsam. 

Ganz sanft beginnt dieses Album. Wonder heißt das erste Stück. Als ob der Gesang aus einem tiefen Schlaf erwacht und sich erstmal strecken muss. Langsam fügt sich alles zusammen, die tiefen und hohen Stimmen. Das Zuhören wird zu einem ganz neuen Prozess, es gibt keinen Text außer diesem einen Wort. Es erklingt ganz nah, durchdringt den Körper (vielleicht daher ja auch der Name des Projekts?), es lässt sich sehr schnell sehr intensiv genießen! Und bestaunen. Davon zeugt die ganze Platte. Kat Frankies Stimme übernimmt oft den Leadgesang. Wenn sie sich alle zusammen tun, wie am Ende von All Of It, dann geht kein Weg um eine intensive Gänsehaut herum. Das ist ganz großartig gemacht! Auch Petrichor hat keinen Text, Vokale wechseln sich ab, erzeugen eine Stimmung. Dabei ist zu wissen, dass Petrichor den Geruch von frischem Regen benennt. Das Stück birgt eine gewisse Dramatik in sich, einen kleinen Schmerz. Augen schließen und geschehen lassen.

Nicht alle Lieder sind neu auf diesem Werk. Im Sommer haben sie schon die EP Carmen herausgebracht und ein paar von Kat Frankies Solo-Trackswie Versailles wurden für dieses Projekt neu arrangiert. All das macht ungeheuer viel Spaß zu hören. Am besten macht man es sich dazu ein bisschen gemütlich, lehnt sich zurück, eine heiße Tasse Tee passt hervorragend, dann Augen schließen und in die Welt von B O D I E S eintauchen! Es ist ganz leicht und man wird reich belohnt.

Im neuen Jahr geht die Gruppe auf Tour. Klar, das ist ja normal im Musikgeschäft. Doch von vergangenen Auftritten gibt es ganz großartige Impressionen. Allein das Schauen dieser Aufnahmen versetzt mich in schieres Staunen. Wenn sie gemeinsam auf den Boden stampfen, wenn daraus eine Choreographie wird, wenn daraus ein ganz hoher Grad an Kunst wird, die es sich lohnt zu bestaunen! Geht da unbedingt hin!

11.01.2025 Bremen, Die Glocke
12.01.2025 Darmstadt, Staatstheater
14.01.2025 Nürnberg, Löwensaal
15.01.2025 Hannover, Pavillon
16.01.2025 Köln, Philharmonie
20.01.2025 Berlin Philharmonie
25.01.2025 Erfurt, Theater Erfurt
15.02.2025 Dresden, Kulturpalast
21.02.2025 Hamburg, Elbphilharmonie
22.02.2025 Osnabrück, Botschaft
28.02.2025 Leipzig, Gewandhaus
15.03.2025 Gütersloh, Theater Gütersloh
02.12.2025 München, Isarphilharmonie

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.