Freitag, 24. Mai 2024

KW 21, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms) Ab und zu muss man sich das Erschreckende einfach vor Augen führen. Derzeit bin ich (wieder) sehr entsetzt. Richtig erschüttert. Darüber, wie wenig die Verkehrswende politischer Wille ist. Es gibt doch keine ernstzunehmende Agenda irgendeiner Partei, die das wirklich will. So will, dass es auch sinnvoll und langfristig ist. So, dass es über eine Legislaturperiode hinaus Bestand haben kann. Dann würde ich doch viel öfter in die Bahn steigen, wenn sie besser bezahlbar wäre. Klar, das Deutschlandticket ist eine super Sache. Für diejenigen - zum Beispiel mich -, die aber nur ab und zu mit der Bahn fahren, sind 15 Minuten für 7€ schon ein satter Preis. Oder zur Urlaubszeit durch Deutschland fahren. Das ist auch sauteuer. Das Auto lohnt sich preislich eher. Hier auf dem Dorf bin ich jedoch gut an die Bahn angeschlossen, das ist ein großer Standortvorteil. Doch wenn ich zur Arbeit fahre, wenn es geht natürlich mit dem Rad, sehe ich nur Autofahrende. Niemandem wird es schmackhaft gemacht, das zu ändern. Auch eine massive Preiserhöhung für Flüge sehe ich nirgends. Autofreie Innenstädte?! Fehlanzeige. Und das sind doch keine Themen, die Fridays For Future uns gelehrt haben. Für mich lässt das nur einen Schluss zu: Nachhaltiger Verkehr ist nicht gewollt, die Autolobby insbesondere ist mächtig und der Mensch zu bequem (und vielleicht auch zu menschlich), um seine Routinen zu ändern.

Metronomy
(Ms) Tausendsassa Jason Mount! Wenn er gerade nicht mit der ganzen Metronomy-Band an neuen Stücken tüftelt oder auf Tour ist, bastelt er halt alleine oder mit Anderen am nächsten genialen Track! Das ist ihm letzten Monat mal wieder richtig gut gelungen. Mit Pan Amsterdam hat er den Song Nice Town veröffentlicht. Wie cool kann Musik eigentlich sein?! Die beiden beantworten das gerade mal in unter drei Minuten und das zündet einfach richtig gut. Was ist dafür von Nöten?! Ein satter Beat, eine richtig geile Stimme und eine Trompete. Fertig ist der Soundtrack für einen sommersatten Tag ohne jegliche Sorgen:


Amyl & The Sniffers
(Ms) Wer macht die Regeln?! Wer bestimmt, wer sich wie zu verhalten hat?! Wer schwingt die großen moralischen Reden, wenn Gesehenes vielleicht ein wenig anstößig ist?! Oder zumindest nicht so, wie man das halt hier macht?! Na klar, es sind in erster Linie immer noch die Zusehenden und -hörenden, die bestimmen wollen. Und dann natürlich die Kerle. Ja, so ist das. Die, die auf der Bühne stehen, hat mal wieder niemand gefragt. Da gilt die knapp bekleidete Frau als Sellout oder noch schlimmeres. Aber vielleicht hat Amyl & The Sniffers ja einfach Bock drauf, sich so zu geben?! Vielleicht mal in diese Richtung gedacht?! Ah, wohl nicht.
Das macht sie in ihrer aktuellen Singe U Should Not Be Doing That mehr als klar. In kompromisslosem Punkgewitter zwischen Turbonegro und The Baboon Show knallt das richtig gut und macht ungeheuer viel Bock auf mehr. Ob da bald eine neue Platte kommt, ist unklar… aber das ist ja ein lautstarkes Zeichen!


Robert Stadlober
(Ms) Singender Schauspieler sind ja immer so eine heikle Sache. Genauso wie schriftstellende Musiker. Aber dann und wann gibt es auch richtig gute Treffer. Zum Beispiel mit Robert Stadlober! Dabei hat er gar nicht selbst geschrieben, sondern das vertont, was er schockierend gut und treffend fand. Fündig wurde er bei Kurt Tucholsky, der vor gut einhundert Jahren ähnlich schlimme Zeiten erlebt hat wie wir momentan: Ein brutales Erstarken der menschenverachtenden Rechten. Damals haben sie ihre Pläne umgesetzt, soweit ist es hier noch nicht. Tucholsky hat das ganze messerscharf festgehalten, nicht ohne das Schelmische zu vergessen. Zusammen mit Wolfgang Lehmann hat Stadlober zwölf Tucholsky-Texte vertont und veröffentlicht sie bei Staatsakt am 30. August. Erstaunlich wie locker und leicht die Musik daher kommt, umso stärker rückt der Text in den Fokus, wie bei der Single Zuckerbrot & Peitsche, die seit ein paar Tagen zu hören ist. Allein der Name der Platte - Wenn Wir Einmal Nicht Grausam Sind, Dann Glauben Wir Gleich, Wir Seien Gut - lässt Großes erhoffen!


The Weather Station
(Ms) Über einige Jahre, während der Studienzeit, pflegte ich einen außerordentlichen Hang zu sehr trashigen Filmen. Da war schon wirklich viel Schrott bei. Interessant, gegen wen brutale Urwesen alles kämpfen können. Planet Terror verehre ich allerdings bis heute. So richtige Gruselfilme mag ich aber gar nicht, dafür bin ich viel zu schreckhaft. I Saw The TV Glow scheint einer der spannendsten Horrorfilme zu sein, die es derzeit gibt, alles scheint zu verschwimmen. Dazu gehört natürlich auch immer ein guter Soundtrack und den liefert niemand anderes als Tamara Lindeman, besser bekannt als The Weather Station. Ihr Album Ignorance hat mich vor drei Jahren in außerordentlicher Weise beflügelt. Was für ein zauberhaftes Songwriting! Das beweist sie nun auch mit der Single Moonlight, die sie für den Film geschrieben hat. Erneut besticht der Sound durch ein dezentes aber treibendes Schlagzeug, mit ihrer wunderbaren, immer wieder beinahe flüsternden Stimme und einem herrlich wabernden Bass. Im Grunde genommen ist das Stück gar nicht mal so aufregend, aber die Mystik der Musik schlägt unumwunden zu und zeigt: Auch das Leise, Unscheinbare kann sehr kraftvoll sein! 


Amanda Bergmann
(Ms) Für diesen Absatz ist der Vorherige unerlässlich. Denn die Musik, die Amanda Bergman macht, gleicht der von Tamara Lindeman sehr. Nicht zwingend vom Sound und dem Aufbau der Musik. Aber es steckt der gleiche Geist darin, die gleiche Haltung. Auch hier schlägt das Sanfte auf wunderbarste Art und Weise zu. My Hands In The Water sind viereinhalb Minuten zarter Traum. Der Bass ist auch hier ein ganz wichtiges Element, startet direkt am Anfang und bildet das Gerüst, auf dem der Rest steht. Mäandernde Sythie-Flächen, hypnotisches Schlagzeug und der herrlich verträumte Gesang oben drauf. Und wenn dann die Klarinetten und weitere Bläser ihren kleinen Gastauftritt haben, kickt mich dieses Stück in seiner Gänze. Genau das finde ich sehr faszinierend. In diesem Klang wohnt so viel Energie, die aber nicht dick aufträgt, sondern heimlich wirkt, nicht brutal im Raum steht, sondern von der Nische auf sich aufmerksam macht. Was einen dort erwartet ist nichts anderes als pure Schönheit! Am 7. Juni erscheint ihr neues Album Your Hand Forever Checking On My Fever und könnte nichts anderes als beeindruckend werden!

16.09. Berlin, Privatclub
24.09. Köln, Jaki
26.09. Hamburg, Nochtwache


Lambert
(Ms) Ohje, was für eine skurrile Geschichte! Da wird Lambert gefragt, ob er nicht nur die Musik eines Film schreiben möchte, sondern auch noch mitspielen möchte. Nach langem Hin und Her sagte er zu, wusste selbstredend nicht, wie katastrophal sich das entwickeln würde. Denn am Set begegnet er wohl einem Regisseur, der sich über alles stellt, es wird schwierig und schließlich wird das ganze Projekt eingestampft. Zum Glück hat Lambert aber vorher die Musik geschrieben. Sicher hatte er dabei rechtlich Glück, dass er sie behalten darf und keinen Knebelvertrag unterschrieb. Actually Good heißt die Platte, die am 30. August erscheinen wird. Nun kann man hörend den eigenen Film dazu drehen. Doch ein wenig Glück hatte der maskierte Pianist auch, denn er darf bereits gedrehtes Material verwenden, zum Beispiel für das Video der ersten Single The Stranger. Ein Masken-Ermittler, irgendwie finde ich die Idee gut. Und den Track noch viel mehr. Was für ein warmer Klang. Im Piano liegt etwas Spannendes, Mysteriöses. Das Glockenspiel glänzt, das Saxophon bringt noch etwas Verwegenes hinzu, Gitarrensaiten spielen sich hindurch, Cello verdichtet alles. Es klingt heimelig, etwas herbstlich, aber durch und durch schön und macht viel Freude auf noch mehr Nichtfilmmusik!

17.11. Bielefeld, Johanniskirche
18.11. Hamburg, Christianskirche Altona
22.11. Kassel, Theaterstübchen
23.11. Jena, Trafo
24.11. Freiburg, Jazzhaus
25.11. Nürnberg, Marthakirche
27.11. Köln, Stadtgarten
28.11. Karlsruhe, Tempel
29.11. Berlin, Fotografiska
30.11. Dresden, Club Tonne
01.12. Frankfurt, Brotfabrik

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