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Florian Paul & Die Kapelle Der Letzten Hoffnung
(Ms) Nicht an Henning Mays Stimme denken. Nicht an Hennings Mays Stimme denken. Nicht an Henning Mays stimme denken. Ich versuche es mir mantraartig einzureden… und hey, es klappt! Denn die Stimme von Florian Paul ist doch viel, viel besser! Zudem hat seine Band den herrlichen Zusatz Die Kapelle Der Letzten Hoffnung. Jawoll, sowas will man doch lesen, das knallt gut! Das macht auch sehr neugierig! Und man darf sich vom ersten Hinhören nicht festlegen lassen. Denn die Musik, die dieser Künstler macht, ist enorm vielseitig. Zum Einen schafft er die herrlich leisen, eindrücklichen Stücke, die ans Herz gehen (Wohin Du Willst). Zum Anderen kann es bei Florian Paul erstaunlich tanzbar zugehen. Was hören meine Ohren auf einmal?! Polka, satte Bläser, tolle Geschichten, ein bisschen Chanson sogar (Der Zirkus)? Wie gut ist das denn bitte?! Und warum kannte ich das vorher nicht?! Danke auf jeden Fall an die gute Seele, die mich darauf aufmerksam gemacht hat, ich tanze dann noch eine Runde durch den Garten…
Desolat
(Ms) Eines dürfte direkt klar sein: das ist ein grandioser Name für eine Band, deren Sound schön auf die Fresse kloppt! Ich könnte mir folgenden Satz nach einem Konzert dieser Gruppe vorstellen: „Dieser Abend war desolat für meine Ohren - aber geil.“ Desolat. Wenn ihre Musik erklingt, wundert es schon, dass nur drei Leute an den Instrumenten stehen, viel mehr müssten es mindestens hundert sein, um diese Wucht auf Platte zu bringen. Ja, dieses Wiener Trio hat wenig gemeinsam mit all der Musik, die sonst in den letzten Jahren aus Österreich hervorschwappte. Hier werden keine Kompromisse gemacht, hier ist der Sound sehr schwer, sehr düster, ohne Pause, mit vollem Drang nach vorn. Hat man sich erstmal darauf eingelassen, macht das sehr, sehr viel Spaß. Denn manchmal braucht das Gemüt genau das, diese Kraft, diese Wut, diese geballte Wucht! Was mich besonders dabei anmacht, ist ein relativ simpler musikalischer Trick: Ein wirklich kraftvolles Muster schön in die Länge ziehen. Viel gesungen wird hier gar nicht, viel mehr sind es die instrumentalen Phasen, die der Band ihre Energie verleihen. Je länger sie dauern, desto mehr Wirkung erzielen sie. Wow! Ihre neue Platte hat den hoffnungsvollen Titel Get Sick And Let Me Whatch You Die. Sie erscheint am 14. Juni auf dem Ami-Label Reptilian Records, das für seinen Krach bekannt ist. Jawoll, das ballert richtig gut!
Crow Baby
(Ms) Wie schön ist es eigentlich, KünstlerInnen über einen langen Zeitraum zu beobachten?! Ich mag das sehr! Entwicklungen, Änderungen, Fortschritt hören und vor allem den Weg zu der Musik, die dem Menschen immer mehr entspricht. Manchmal ist dieser Weg kurz, manchmal lang. Der von Cherilyn MacNeil ist vor allem sehr aufregend. Aus Johannesburg kommend, landete sie schon vor Jahren in Berlin, spielte in der Band von Konstantin Gropper, war zusammen mit Sam Vance-Law Traded Pilots, dann die große und wundervolle Zeit als Dear Reader und nun wird das nächste Kapitel aufgeschlagen! Crow Baby heißt ihr neues Projekt und ist durch Corona-Spaziergänge entstanden. Da war sie regelmäßig mit Jean-Louise Parker unterwegs, die ursprünglich aus der gleichen Stadt kommt. Bless The Idea ist ihre erste EP, die diesen Freitag erschien und 5 Tracks dabei hat. Wie ist ihre Musik am besten zu beschreiben?! Vor allem als sehr experimentell, ohne schräg zu werden. Hier und da werden Stücke immer wieder gebrochen, ändert sich die Instrumentierung, der Drive, die Energie, die Harmonie. Das macht sehr viel Spaß, denn es ist nie ganz klar, was der nächste Song so zu bieten hat. Vor allem ist diese EP sehr verspielt, unterwirft sich keinen Regeln und blüht genau dadurch total auf. Das ist Kunst, Baby - Crow Baby!
22.05.2024 - Ms Stubnitz, Hamburg
Efterklang
(Ms) Ach, Melancholie! Ach, Schwermut! Was wäre die Kunst ohne dich? Wie würden sich all die tollen Lieder anfühlen, wenn ihnen nicht ein gewisser Weltschmerz inneliegen würde? Was kann dieses Bedrücktsein nicht auch für ein irrer Quell der Kreativität und Schönheit sein?
Den Namen der Band Efterklang habe ich schon so, so oft gesehen, aber nie in ihre Musik reingehört. Manchmal ist das alles ein großes Rätsel. Jetzt ist es aber soweit. Plant heißt ihre neue Single und sie haben sich Mabe Fratti am Gesang und Cello (!) dazu geholt. Ein Stück, das sich in knapp vier Minuten zu purer Ästhetik entwickelt und auch das Gemüt packt. Diese breiten Klangflächen sind doch genau das, was einen kurz still und ruhig macht, um genau hinzuhören und sich für diese Zeit der Realität entreißen zu lassen. Musik ist doch das größte Vehikel für Eskapismus, auch wenn sich mal schwermütig und melancholisch ist. Am 27. September gibt es noch mehr davon, dann erscheint ihr neues Album Things We Have In Common.
Blush Always & Brockhoff
(Ms) Weg zur ersten Band: Brockhoff sah ich vor zwei Jahren beim Appletree und war neugierig, da ihr Name ja etwas nach einer EDEKA-Filiale erklingt, oder? Hat sich zumindest bei uns im Camp schnell etabliert, mal eben zu Brockhoff gehen. Hat mich leider aber live gar nicht so sehr abgeholt. Weg zur zweiten Band: Blush Always sah ich vor Kurzem als Support von My Ugly Clementine und hat mich ganz schnell in den Bann gerissen, trotz oder wegen Band aus dem Off. Aber die Energie hat mich schnell überzeugt. Jetzt haben sich beide zusammen getan und mit Bigger Picture einen Song rausgebracht, der auf bestechende Weise ein Musikgefühl erzeugt, das lange im Winterschlaf lag. Satte Gitarren, ordentlich Wumms, ein wenig Nostalgie der 90er und 00er Jahre. Ohne es genau zu wissen, vermute ich mal, dass beide Musikerinnen in dieser Zeit groß geworden sind - ich auch - und so kommt das doch herrlich zusammen! Dieser Track macht musikalisch sehr viel Spaß und geht inhaltlich sogar erstaunlich nah! Eine äußerst gelungene Kollaboration!
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