Foto: Bastian Bochinski |
November 2023:
Nun ist es raus. Baum kommt.
Über diesen Blog bin ich an MINE geraten. Seitdem hat es mir diese Künstlerin angetan, wie schon lange keine andere mehr. Spätestens mit ihrem Auftritt in der Elphi im Rahmen des Reeperbahnfestivals 2022, komplett arrangiert mit Orchester, war es komplett um mich geschehen. Was für eine wahnsinnig fantasische Künstlerin. Ich verfolge ihr Schaffen insbesondere auf Instagram mit Begeisterung – insbesondere die Reihe Sweete Instrumente, in der sie Einblick in ihre Bandbreite an Kreativität gibt und ungewöhnliche, teils unscheinbare Instrumente, deren mögliche Einsatzgebiete und Wirkungen vorstellt. Toll!
Baum kommt also. Im Februar.
ICH WEISS ES NICHT ist die erste Single und schüttet direkt wieder brachial das Geiler-Text-Hormon aus. Begleitet mit dem Piano wird bei mir sofort der Knopf „Selbstreflexion“ gedrückt. Gar nicht mal, wie mein Vorgänger hier im November schrieb, in Hinblick auf „Wofür habe ich schon meine Zeit verschwendet“… Es ist eher ein Bewusstwerden dessen, dass wir eigentlich gar nichts wissen! Die Welt ist so schnelllebig - Wahrheiten und Wissen ändern sich am laufenden Band, mit jeder kleinsten neuen Entwicklung. Ich frage mich auch als Mutter fast mantramäßig mit mir selbst im Zwiegespräch: „Wenn ich könnte, wüsste ich, was wichtig ist, was nicht – was es wirklich besser macht und was nicht“ und „Wenn ich könnte, würde ich, euch erklärn‘, wie man sich erspart, sich aufs Maul zu legen und wie man sich gleichzeitig bewahrt, kein’n Scheiss zu labern und wie man sein Innerstes besiegt. Doch das hab‘ ich bis heute selbst nicht hingekriegt.“
Damit spricht MINE mir komplett aus der verstecktesten Ecke meiner Seele. Und irgendwie verstehe ich mit diesem Text zum ersten Mal, wenn hier im Blog schon oft davon geschrieben wurde, dass Musik/Text Trost spenden kann.
Dezember 2023
Zweite Single da! Direkt die Kopfhörer auf die Ohren. NICHTS IST UMSONST. Ganz laut.
Erster Gedanke: Hoppla!? Was ist das denn? Blümchen? Irgendwelche Schützenfestbeats?
Das musste erstmal in Dauerschleife rein. Fragen.
Dann die Aufklärung: Ein fettes, graphisch geil arrangierten Computerspiel dazu auf der Homepage. Was ist das denn schon wieder für eine mega geile Idee!? Erstmal mit der Musi auf den Ohren durch das Spiel gezockt – und schon ergibt alles Sinn! Wie geil es pusht, sich die Entwicklung einer Beziehung als Game mit mehreren Leveln vorzustellen (diese Interpretation ist jedenfalls bei mir direkt aufgeploppt).
„Nichts ist umsonst, alles kostet Zeit“. Die Inkarnation einer Motivationshymne für alles, was einem wichtig ist, aber Mühe und Kraft kostet. Hinfallen. Aufstehen. Weitermachen. Geduld haben. Es wird schon alles gut. Next Level. Geschafft. Nicht aufgeben! Juhu!
10. Januar 2024
„Du hast bist zum 2. Februar Zeit über BAUM zu schreiben. Dann ist Deadline.“
Eh… Ja…. Danke?
Jetzt ist es passiert. Ich habe den Mund zu voll genommen mit meiner Schwärmerei. Drei Wochen um Worte für das zu finden, was man sich erhofft, aber noch gar nicht kennt.
Also. Erstmal Laufschuhe an. Musik auf die Ohren. Los.
Erstmal reinkommen. Cool. Die Eröffnung. BAUM. Kenne ich schon in Auszügen. Gab es glaube ich schonmal bei Insta einen kurzen Feed zu. Kommt mir auf jeden Fall direkt bekannt vor. ICH WEISS ES NICHT und NICHTS IST UMSONST folgen. Fühle mich sofort zu Hause und drin. NICHTS IST UMSONST bekommt beim Laufen von 15 Kilometern dann auch noch einmal Raum für weitere Interpretationen :D
Track 4: Stark. Ich verstehe es genau. Finde aber keine Worte.
Track 5: Ein Chor. Wuchtig auf jeden Fall. Verstehe gar nicht so richtig, was die da singen. Aber heftig. Was für ein Bruch. Einfach einen Track nur mit einem Herrenchor da reinzusetzen. Die Frau hat Nerven.
Track 6: DANKE GUT. Feat. Mauli. Erinnert mich direkt an das Feature mit AB Syndrom. Oder AB Syndrom an sich. Auf jeden Fall ein harter Text. Im Gegensatz dazu steht die doch recht verspielte, nahezu euphorische, gleichzeitig aber auch sanfte musikalische Begleitung.
An der wundesten Stelle getroffen werden. Bewusst! verletzt zu werden. „Ich drehe mich um. Drehe mich um dich! DANKE GUT zieht einen mit hinein in das Gefühl in einer toxischen Beziehung gefangen zu sein. Zu wissen, dass es nicht er richtige Weg ist, sich sicher zu sein, jetzt den Absprung zu schaffen. Wieder und wieder dabei zu versagen. Die Scham und der Selbstschutz rufen dennoch: DANKE ES GEHT GUT… Der Track braucht auf jeden Fall eine Dauerschleife.
Track 7: Direkt geiler Orgelbeat. Da ist sie. Das ist MINE! Da warte ich doch direkt auf den großen Knall des Orchesters und/oder der Streicher….. Haha! Ja! Geil! Da! Genau das ist es, was ich mag!
Track 8: Uh. Wieder Chor. Plötzlich stehe ich in einer Kirche. Was singen die? Ich bin ein Nichts? Das bedarf einer Nachbereitung.
Track 9: Rhythmus. Rhythmus. Ich spüre ihn beim Laufen noch mehr. Das dominiert erstmal.
„Pack mich in Watte und leg mich zu dir“ bleibt hängen. Dann französisch. Da möchte ich erstmal weglaufen. Also: weiterlaufen.
Track 10: Uff. Direkt die Kehle zugeschnürt. Den Song kenne ich doch. Gänsehaut. STAUB. Premiere in der Elphi. MINE schüttelte es beim Singen und sie weinte. Weinte, weinte, weinte, als sie den Song für und über ihre Mutter sang. So bitter. So aus der Seele trauernder Menschen gesungen. Nichts beschönigt. Und so zielsicher, dass jeder, der es zulässt, mit hineingezogen werden kann. Genau das Gefühl kommt gleich wieder hoch. „Ich wünschte ich hätte an irgendwas geglaubt. Doch ich bin realist. Ich glaube an nichts.
Nein.“
Puh.
Track 11:. Orgel, Orgel, Orgel. Rhythmus, Rhythus, Rhytmus. Stimme, Stimme, Stimme. Bisschen Billie Eilish.
Track 12: COPYCAT. Noch mal Billie Eilish Beats. Uh. Eine fette fette Abrechnung (mit jemand besitmmten?). Kurz. Knackig. Deutlich. Macht voll Spaß!
Track 13: Zack. Ab in die 70er mit dem Beat. Das pusht nochmal und geht in die Beine. „Ich bin das blühende Leben. Ich bin nicht kaputt zu kriegen. Ich steh voll im Saft.“ Erinnert mich an irgendeine geile Eiswerbung der 90er mit Skatebaords und bunten Miniröcken.
Track 14: Orchesterfeeling. Und auch schon wieder vorbei.
Track 15: Autsch. Das klingt nach Härte. Das klingt nach: Nochmal in Ruhe reintun. Das klingt nach: Das könnte übel werden.
BAUM zum zweiten.
BAUM zum dritten.
BAUM zum vierten.
27.01.24
BAUM ist auf jeden Fall genau der richtige Track zur Eröffnung der Platte. Ich sehe die Entwicklung der Künsterlin vor mir, die auf das Vergangene zurückblickt, es wahrnimmt, aber weitergeht. Gut gelaunt, zuversichtlich und mit Lust auf das, was nun kommt. Lust am Erwachsen werden. Erwachsen sein. „All diese Bilder ich brauche sie nicht. Doch ich kann sie sehen in meinem Gesicht“, „Aus meiner Haut schießen die Triebe.“ „Jetzt kann es wachsen…“
Das Finale, von Bläsern untermalt und mit Gänsehaut macht mir jetzt schon große Vorfreude auf das Konzert (ich stelle es mir direkt nochmal mit Orchester in der Elphi vor. Pfiuuuu….)
BAUM kündigt mit der Durchschlagskraft von Baumwurzeln an, was die Hörer*innen von BAUM erwartet: Entwicklung. Neues. Größe. Nach vorne schauen. Über den Dingen stehen.
SPIEGEL: Wer MINE nicht zum ersten Mal hört, erkennt sie hier sofort wieder. Orgel. Streicher. Rhythmus. Diese Stimme. Das Motiv des Selbstzweifels, der Selbstreflexion – jedoch mit dem mutigen Ausblick auf Entwicklung. Als Teil des Lebens.
Ein verspielter, liebevoller und zugleich ehrlicher Umgang mit sich selbst.
SCHATTIG: Ich finde einfach keinen Zugang. Woran liegt es? Im Thema „Rückzug“, „sich vor der Realität verstecken wollen“ finde ich mich wohl wieder. Auch wenn es nicht der richtige Weg ist. Vielleicht liegt es dann doch an dem französischen Bruch und meinem Unvermögen, mit dieser Sprache warm zu werden? Sprache und Text sind für mich enorm wichtig. Wenn ich den Lyrics nicht folgen, sie nicht durchdringen kann, verliert ein Song für mich nicht selten an Wert. Es lohnt sich hier sicher nochmal genauer hinzuschauen.
STEIN (feat. Mandinii): Auch mit STEIN habe ich mich schwergetan. Ist es das Gegenstück zu SCHATTIG? Von „Ich bin ein nichts“, zu „Du kannst mich nicht brechen, ich bin aus Stein“? Nicht, dass man ohne Zweifel durchs Leben stolziert. Im Gegenteil. Sich aber sicher zu sein, dass es wieder bergauf geht. Oder sich das zumindest zu sagen. Egal, wie tief das Loch ist. Egal, wie lange es dauert. Die Sicherheit „nothing ist permanent“. Mit dem penetranten, sanften Beat liebevoll ins Gehirn gehämmert und da an genau den richtigen Stellen verankert. Beim wiederholten Hören kann ich da durchaus Mut rausziehen! Ich lass mich doch nicht von anderen klein kriegen! Was auch immer sich innerlich abspielt, wie hart ich mit mir selbst ins Gericht gehe: Es gibt auch das Licht. Die Zufriedenheit. Es kostet Arbeit, sie immer wieder hervorzurufen. Aber „Du kannst mich nicht brechen, ich bin aus Stein.“
FRESH: macht richtig richtig Spaß und ich freue mich schon jetzt darauf, im baldigen Frühling mit diesem Song im Kopf und auf den Ohren, bitte laut, durch die Welt zu tanzen. Motiviert, nach vorne schauend, positiv und energiegeladen. „Und wenn der Hunger drohohohoooot, mach‘ ich ein Butterbot mit Salz!“ So ein saftiger, toller Rhythmus. Außerdem bin ich großer Fan der GoGo-Bells mit Kopfhörern geworden. Dododingdidododing
WEITER GERANNT: MINE schließt das Album mit einem Rückblick, Ausblick und Zusammenfassung zugleich. Hart. Tragisch. Mit offenem Ende. Mehr möchte ich dazu nicht schreiben. Außer, dass es immer weiter ging. Weiter geht? Wenn man STEIN glaubt, ja! Gut so!
Es ist schwer über MINE und BAUM zu schreiben. Vermutlich, weil ich auch große Erwartungen habe und nicht unvoreingenommen bin. Zu einhundert Prozent kann ich jedoch festhalten, dass MINEs musikalische Kreativität und ihre Texte, die einerseits so klar, teilweise unbequem sind, gleichzeitig so viel Spielraum für das Eigene lassen. Gerade das ist es, was diese Platte so künstlerisch wertvoll macht. Aus der Rezeption entsteht die individuelle Interpretation. Die eigene Wirklichkeit fließt mit hinein. Genau so soll es sein.
Die Bandbreite an musikalischer Experimentierfreude von MINE ist mit Worten kaum zu beschreiben und das will ich auch gar nicht. Das macht es kaputt. Dies soll jeder für sich selbst entdecken, reinlassen und sich mitnziehen lassen.
Ich freue mich riesig auf das Bundle aus Vinyl und CD mit 10 Tracks live aus Hamburg, das mich morgen erreichen wird und noch viel mehr auf die Tour ab April!
19.04.24 Essen – Zeche Carl
20.04.24 Köln – Carlswerk Victoria
21.04.24 Leipzig – Täubchenthal
23.04.24 Wien (AT) – Arena
24.04.24 München – Muffathalle
25.04.24 Erlangen – E-Werk
26.04.24 Dresden – Stromwerk
28.04.24 Kiel – Pumpe
29.04.24 Bremen – Schlachthof
30.04.24 Berlin – Columbiahalle
02.05.24 Frankfurt – Zoom
03.05.24 Aarau (CH) – Kiff
04.05.24 Mannehim – Alte Feuerwache
05.05.24 Münster – Skaters Palace
07.05.24 Hannover – Pavillon
09.05.24 Stuttgart – Im Wizemann
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