Sonntag, 28. Januar 2024

KW 4, 2024: Die luserlounge selekiert

Quelle: svgsilh.com
(Sb/ms) Hallo, ich bin Teil der schweigenden Mehrheit. Ja, es ist die bequemste aller Rollen. Es so einfach, sich hier schreibend eine Meinung zu bilden und sie dann mit einem Klick zu veröffentlichen. Doch in meinem Alltag sieht das oft ganz anders aus. Da mache ich selten den Mund auf. Egal wann. Wenn Menschen schlecht über andere reden, bin ich still und rege mich danach mit anderen Stillen über die Lauten auf. In anderen Fällen ganz ähnlich. Dass es falsch ist, weiß ich auch. Ich habe Angst vor der Auseinandersetzung, vor der Konfrontation, davor für meine Werte und Überzeugungen einzutreten. Es ist doch so viel bequemer, sich danach auszukotzen. Aber es ändert sich halt nichts. Gar nichts. Oder noch viel schlimmer: Die Lauten bekommen durch mein Leisesein ja Recht. Das ist regelmäßig Thema im Privaten. Das muss sich nun ändern. Zum Einen bestärkte mich Den Revolver Entsichern beim Kettcar-Konzert zu Jahresbeginn stark! Zum Anderen beflügeln mich die Leute, die gerade Demonstration für das Gute organisieren, für ein friedliches Zusammenleben für alle! Punkt! Und dann sind wir los am Sonntag, auf nach Bremen und es waren so viele Leute da. Ich war so gerührt von dieser Menge an guten Menschen! Wir sind so viele. So viele freundliche, liebe Leute, die ganz entspannt auf die Straße gingen und einen großen gemeinsamen Nenner haben. Das hat mir viel Mut gemacht. Ich will nicht mehr Teil der schweigenden Mehrheit sein. Sicher wird es mir nicht immer gelingen, doch dieser Auftakt tat gut! Und ich bin zuversichtlich, dass dieses Zeichen lange anhalten wird! Anhalten muss!

Sofia Portanet
(Ms) Welches Jahrzehnt feiert in welchem Kreis gerade eigentlich Revue? Die 90er in der Mode und die 80er in der Musik, oder? Die 30er werden politisch ja gerade hoffentlich in die Ferne demonstriert! Heute habe ich mitbekommen, dass Kinder wieder Macarena tanzen. Uff!
Bei aller Skepsis finde ich das Aufgreifen der 80er in der Musik ziemlich geil! Diese satten, frequenzstarken Bässe und verspielten Synthies-Sounds. Sie haben damals schon so gut funktioniert und tun es ja gerade offensichtlich wieder. Never change a winning team. Sofia Portanet macht da auch gerne mit und Paralysed ist nicht der erste ihrer Track, der sehr 80er ist. Diese Nummer hat zwar nicht so viel Drive wie manch anderes Stück der Musikerin, doch es nimmt mich auf herrlich unterschwellige Weise mit. Auf ihr neues Album Chasing Dreams (VÖ 5. April) freue ich mich schon sehr und kann mir gut vorstellen, dass es lange leuchten wird!


König Boris
(Ms) So unendlich froh, dass sich die Befürchtungen nicht bewahrheitet haben! So, so froh! Dass König Boris eine eigene Platte rausbringt, finde ich irgendwie gut. Da kam aber schnell die Erinnerung an das Projekt Der König Tanzt und da geht es mir immer noch eiskalt den Rücken runter, weil schlimm.
Das hier - so viel sei gesagt - ist ganz, ganz groß! Und das auf so vielen Ebenen. Zum Einen betritt er keine ausgetretenen Brot-Pfade, sondern eröffnet einen Neuen. Klanglich, gesanglich. Zum Anderen höre ich hier das erste Mal etwas, das auch nur ansatzweise mit The Streets - also den guten Dingern von Mike Skinner - vergleichbar ist. Und auf welchem Niveau! Die Synthie-Flächen packen mich komplett und dann noch diese Hymne auf die Stadt. Zuhause Angekommen ist ein großer, ehrlicher, aufrichtiger Track, über Hamburg. Kein Klatsch, kein Tratsch, keine Folklore, sondern ganz feine Beobachtung und die Verortung eines Selbst in diesen ganzen Wirren! Als kleiner Schreiberling höre ich viel neue Musik und vieles ist so richtig gut. Das hier ist eine große Ausnahme, eine wunderbare, große Ausnahme, die mich berührt! Es kommt auch noch eine Platte. Sie heißt Disneyland After Dark und ich setze jetzt einfach mal ganz viel Hoffnung darauf, dass das ganz stark wird!


Justice
(Ms) Die Liste an Bands, die ich irgendwann mal gerne live sehen möchte, ist relativ kurz. Ein paar Teenie-Träume wie KoRn und Slipknot sind immer noch dabei, in den letzten Jahren gesellte sich Björk dazu. Ob das noch real wird… mal schauen. Leider ja entweder auf riesengroßen Festivals oder in riesengroßen Hallen. Der vierte Name auf dieser Liste ist Justice! Seit vielen, vielen Jahren begleiten die beiden Franzosen meinen immer wieder präsenten Hang zu sehr tanzbarer, sehr klar definierter elektronischer Musik und der großen Party, die damit einher geht! Das letzte Studioalbum Woman ist tatsächlich schon acht Jahre her, zwischendurch kam noch eine ziemlich geile Remix-Scheibe und Solo-Projekte. Jetzt sind sie wieder da und genauso, wie ich sie mir erwünscht habe. Und das direkt mit zwei Singles, die sie gleichzeitig veröffentlichten. One Night/All Night ist ein Feature mit Tame Impala und eher Disco, Generator ist die derbe Elektro-Nummer für die sie auch bekannt sind und mich direkt packt! Doch sind beide Tracks nicht ganz klar einzufangen, denn sie pendeln immer zwischen verschiedenen Sounds in ihren einzelnen Abschnitten. Genauso soll es auch auf ihrem kommenden Album Hyperdrama zugehen, das am 26. April erscheinen wird. Innerhalb der Stücke soll es zu einer gewissen Art der Konkurrenz der Genre kommen, was ich eine super spannende Herangehensweise finde und mich sehr neugierig macht! Damit ist natürlich auch die Hoffnung verbunden, im Laufe des Jahres einen Namen voller Freude von dieser Liste zu streichen! Noch stehen keine Termine hierzulande fest.

 
Hammerhead
(sb) Sachen gibts, die gibts gar nicht! Da wollen Hammerhead ihr erstes Album seit 1998 (!) veröffentlichen und dann müssen sie den Release kurzfristig verschieben, weil es Beschwerden wegen des Covers gibt. Wie jetzt?

Das ursprüngliche Cover zeigte eine real existierende Burg. Bewohner bzw. Besitzer von Burgen unterscheiden sich offenkundig kaum von Mitgliedern mittel-erfolgreicher Punkbands, die sich permanent selber googeln. Beim Ritt durchs Netz wurde also das ursprüngliche Cover aufgestöbert wie ein Fasan im Unterholz. Statt Schrot gabs ein freundlich und bestimmt formuliertes Schreiben, in dem die bildliche Nutzung untersagt wurde. Dieser Aufforderung kommen Hammerhead selbstverständlich umgehend und vollumfänglich nach und haben ein anderes Cover erstellt.
 
Somit erscheint Nachdenken über Deutschland nun also erst am 09.02., sollte aber unbedingt käuflich erworben werden. Deutschsprachiger Punk/Hardcore von den Veteranen aus Bad Honnef, deren Sänger einst auch für die APPD als Minister für Raumordnung, Mauer- und Städtebau antrat.
 

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