Freitag, 9. Februar 2024

KW 6, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.wikipedia.org
(Ms/sb) Die lautesten Erdmännchen bekommen am meisten zu essen. Las ich irgendwo. Im Straßenverkehr ist das ähnlich. Da gibt es auch ganz viele laute Erdmännchen, aber die bekommen halt nichts. Außer einen dicken Hals und Schwielen auf den Händen. Und gendern muss man hier auch nicht. Erdmännchen. Automännchen. Die fangen nämlich richtig schnell an zu hupen, um zu ihrem vermeintlichem Recht zu kommen. Oder was auch immer sie damit bezwecken wollen. Schneller wird es dadurch sicher nicht. Allein am Mittwoch hörte ich es zwei Mal hinter, neben, vor mir hupen. Soweit ich es erkennen konnte, waren es immer Kerle, die dann noch wild gestikulierten und aufs Lenkrad einhämmerten (Stichwort Schwielen). Die lauten, kleinen Erdmännchen, die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, alles besser wissen und allen beweisen müssen, dass sie Recht haben. Ach, irgendwie sind sie ja schon ein bisschen süß…

Mount Kimbie
(Ms) Nach nur wenigen Sekunden besteht der unbändige Impuls, das Lied lauter zu drehen. Der Sound umhüllt mich, ich will darin eintauchen, mich verlieren. Die Gitarre spielt immer voran irgendwo zwischen The Notwist und … Trail Of Dead, aber irgendwie zarter. Die Musik von Mount Kimbie kannte ich bis hierher gar nicht. Doch als ich Fishbrain zum ersten Mal hörte, wollte ich sofort mehr davon, weil der Klang mich direkt ganz tief anspricht. Satter, leicht psychedelischer Indie, der im Kopf ganz viele Bilder erzeugt. Die gibt es zur neuen Single auch, das Musikvideo ist ganz großartig. Ein Kurzfilm über unterirdische Fabriken, in denen Fisch und Mensch irgendwie miteinander verschmelzen oder zumindest ab und an die Rollen tauschen. Das Londoner Quartett veröffentlicht am 5. April ihr neues Album The Sunset Violent und selten habe ich mich über mir noch unbekannte Töne so sehr vorgefreut!


Manu Delago
(Ms) Wie nachhaltig und klimaschonend kann Musik sein? Es gibt viele erschreckende Berichte darüber, wie belastend diese Industrie ist. Da sind die Energiekosten für Server von Spotify und Co. Da bleiben tonnenweise Müll von Festivals. Bands fliegen um die Welt mit einem riesigen Tross an Equipment. Einwegplastikbecher bleiben in Clubs nach Konzerten liegen. Puh…
Aber es gibt auch viele gute Geschichten. Einige Festivals produzieren Strom durch Sonnenenergie, haben nur Pfandbecher, Essen aus der Region, Mülltrennung. Projekte wie Goldeimer kümmern sich um die sanitären Anlagen. Doch auch auf Touren wird ordentlich Energie verbraten. Manu Delago aus Österreich hat es ganz anders gemacht. Er ist vergangenes Jahr mit seiner Band auf dem Rad von Ort zu Ort gefahren für seine Konzerte. Das ist natürlich super cool, aber auch nicht für alle machbar. Dennoch ein toller Fingerzeig, wie es auch gehen kann.
Etwas ganz Organisches strahlt Delagos Musik seit jeher aus. Und in meinen Ohren wird sein Klang immer erdverbundener, sanfter, meditativer. Über eine größere Verbundenheit mit der (Um-)Welt geht es auch auf seinem neuen Album Snow From Yesterday, das er größtenteils mit dem Trio Mad About Lemon eingespielt hat. Die drei Tiroler Sängerinnen verleihen Manu Delagos sanftem Hangspiel eine noch nahbarere Ebene, wenn sie darüber singen, wie wir Menschen auch nur ein kleiner Teil von etwas Größerem sind. Nicht nur diese spirituelle Herangehensweise packt mich, sondern vor allem diese pure Schönheit der Musik!


Blitzen Trapper
(Ms) Was macht einen Song zu einem guten Song?! Es gibt tausend gute Gründe. Doch oft sind es die kleinen Details, die automatisch mitwippen lassen. Ein paar musikalische Raffinessen, die sich einschleichen, zum ersten Hören vielleicht gar nicht so präsent sind, aber im Endeffekt doch der Grund sind, warum ein Lied mehr als nur ein Mal läuft. Bei Cosmic Backseat Education der Gruppe Blitzen Trapper wusste ich dann auch irgendwann, warum ich ihn so oft höre: die dezente Mundharmonika, die frei von jeglichem Kitsch erklingt; der feine, aber treibende Bass, der das Lied trägt; die spiralförmige Melodie. Alles zusammen macht aus diesem Lied eine kleine, richtig schöne psychedelische Episode. Hinzu kommt ein wahnsinnig beklopptes, aber tolles, ideenreiches Video voller Superhelden, Schurken und Handpuppen. Zu guter Letzt der Text: Hat der Sänger sein ganzes Wissen aus allen Radiosessions, die er auf dem Rücksitz hörte als Kind?! Lasst euch überraschen und mitnehmen von diesem tollen Song, mehr davon gibt es auf ihrem nächsten Album 100‘s of 1000‘s, Millions Of Billions, das am 17. Mai erscheint!


Girl In Red
(Ms) Großes Thema momentan: Die erfolgreichen Popsängerinnen. Die Grammys, Riesenstadien in München. Stark, dass sie so eine große Bühne bekommen und halt auch für ihre Kunst ausgezeichnet werden. Auch der Newsletter vom ZEIT Magazin fragte dieser Tage, wer denn die Grade Dame des Pop aktuell sei: Beyoncé, Adele, Taylor Swift, Madonna? Mir persönlich fehlte Billie Eilish in der Aufzählung, aber egal. Es ist gut möglich, dass diese Liste immer länger wird, wie schön, dass so große Vielfalt zu hören ist! Mitmischen will auch Girl In Red und ihre heute erschienene Single Too Much ist eine klasse Popnummer geworden! Nicht nur ihre unprätentiöse Art Musik zu machen ist ein großes Plus für sie, sondern auch, dass die noch 24-jährige aus Norwegen kommt und damit ein wenig abseits der großen Popmetropolen wirkt. Marie Ulven Ringheim, so ihr bürgerlicher Name, macht einfach richtig gute Musik. Das sollte doch ausreichen, oder?! Am 12. April folgt dann ihr neues Album I‘m Doing It Again Baby. Wenn das mal kein Grund zur Vorfreude ist!


Frank Turner & Donots
(Ms) Eine der sympathischsten Bands auf der ganzen, lieben Welt sind halt die Donots. Da kann niemand was dran rütteln, und sollte man es versuchen, entpuppt man sich doch als Banause. Und diese Supertypen von den Donots leben seit jeher von der Energie, die sie mit ihrem Publikum aufbauen und der Energie, die ihre musizierenden Freunde ihnen schenken. Ganz vorne mit dabei ist Frank Turner. Beide standen schon unzählige Male gemeinsam auf den Bühnen und werden es sicher weiterhin tun. Als weiteren Freundschaftsbeweis haben sie Franks Single Do One auf Deutsch übersetzt und Ingo Knollmann singt promt mit und es klingt halt wie ein astreiner Donots-Track! Gefällt direkt! Kann mir gut vorstellen, dass er auf einen der unzähligen Birthday-Gigs der Uribbenbührenern zu hören sein wird. Auch Frank Turner wird noch mehr gute Musik veröffentlichen in diesem Jahr. Am 3. Mai erscheint sein neues Album Undefeated!

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