Freitag, 9. Juni 2023

KW 23, 2023: Die luserlounge selektiert!

Quelle: blog.derbund.ch
(Sb/ms) Wenn immer alles gleich ist, fallen Dinge umso mehr auf, wenn sie sich ändern. So geschah es in den letzten Tagen auf dem Weg zur Arbeit. Immer die gleichen Autos an den gleichen Kurven, die gleichen Menschen an den gleichen Bushaltestellen, die gleichen roten Ampeln, wo sie immer stehen und das gleiche wartende Kinder in der Innenstadt. Auch vorher geht immer eine Frau ihren Weg. Sie trägt immer, wirklich immer einen BTS-Sportbeutel. Ich habe sie deshalb der Einfachheit halber ‚die BTS-Frau‘ genannt. Sie ist eher langsam unterwegs, mit trägen Schritten, aber mit erstaunlicher Beharrlichkeit. Nun war sie mehrere Tage nicht an dem Straßenabschnitt, den ich auch passieren muss. Doch heute gab es die große Erleichterung, sie ist wieder da. Ich war kurz davor, mir Sorgen zu machen. Denn auch, wenn man mit Erscheinungen, die wir jeden Tag sehen, erstmal nichts zu tun hat, so gehören sie doch irgendwie dazu. Nun geht sie morgens wieder zielstrebig ihren Weg. Wir hier auch:

John Carroll Kirby
(Ms) Vor acht Jahren war ich bei einem Kraftwerk-Konzert in Essen. Mitten in der Stadt ist die Lichtburg, ein wunderschönes, prachtvolles Kino, in dem der Auftritt stattfand. Auf dem Weg dorthin habe ich mich enorm gefreut und gedacht: Ja, es gibt sie noch, ein Glück! Denn in der Essener Innenstadt stand eine Gruppe Peruanischer Panflötenspieler, ich dachte, die gibt es nicht mehr, sind irgendwie weg. Und auch in Costa Rica wird Panflöte gespielt. Genau dort hat sich John Carroll Kirby vor zwei Jahren aufgehalten und sich musikalisch inspirieren lassen. An und für sich ist die Panflöte ja ein schönes Instrument, wurde aber ein wenig missbraucht. Vielleicht bringt Kirby sie ja wieder zurück. Immerhin nimmt sie auf seinem neuen Album Blowout einen prominenten Platz ein. Ende des Monats erscheint die Platte und bringt nicht nur sommerliches Urlaubsgefühl mit sich, sondern auch taktweise Entspannung. Dabei macht sich das Für und Wider instrumentaler Musik bemerkbar: Entweder es plätschert so vor sich hin oder man schließt die Augen, fliegt in Gedanken schon mal an den Strand und vergisst alles um sich herum. Ich präferiere Nummer zwei! Tolles Ding!


Crow Baby
(Ms) „Formed a band, wie formed a band!“ Das singen nicht nur Art Brut laut und mit Überzeugung, sondern sicher auch zig andere Menschen in ihren Proberäumen, wenn sie ein neues Projekt starten. Crow Baby ist so eins, dass es noch gar nicht so lange gibt. Und beim Hören war ich mächtig überrascht. Denn Teil von der Gruppe ist Cherilyn MacNeil, Kopf und Stimme der wunderbaren Dear Reader. Die sanften, zarten Klänge dieser Band haben nichts mit denen von Crow Baby gemein. Auf ihrem ersten Song, der zu hören ist, schleppen sich knarzende Gitarren hindurch so wie bei Gurr in etwa, nur etwas langsamer. Umso schöner ist die Überraschung und mich persönlich freut es ungemein für Cherilyn, dass sie (wieder/weiter) Musik macht, denn von Dear Reader gab es lange keine Neuigkeiten. Dann halt in einem anderen Gewand. Ich freue mich außerordentlich doll auf mehr! Robot Gunshot macht Bock!

 
Crucchi Gang
(sb) Das erste Album der Crucchi Gang war eine der positivsten Überraschungen des Jahres 2020. Deutschsprachige Künstler*innen, die ihre (oder fremde) Tracks auf Italienisch einsingen und ihnen eine völlig neue Bedeutung geben. Das war (und ist) wahnsinnig charmant und läuft im Auto meiner Frau noch immer auf Heavy Rotation. Selbst unser fünfjähriger Sohn wünscht sich immer wieder diese CD und summt dann bei Il mio bungalow oder La ragazza della cassa no 2 mit. Erst am Wochenende auf der Heimreise vom Comer See erlebt...
 
Nun also der zweite Streich des Ensembles um Mastermind Francesco Wilking (Tele, Die Höchste Eisenbahn). Fellini heißt das gute Stück und knüpft nahtlos da an, wo der Vorgänger aufgehört hatte. Wunderbare Popmusik, die einen gedanklich jenseits des Brenners beamt und träumen lässt. Zu hören sind diesmal u.a. Tocotronic, Liny Maly, Tristan Brusch, Antje Schomaker und Dota. Etwas weniger Hitpotential, aber danke seiner Luftigkeit fast noch ein bisschen authentischer als das Debüt.

Eine klasse Zusammenstellung, bei der sich nur eine Frage stellt: Wie konnte man Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys vergessen? Aber die Frage hatte ich ja bereits beim ersten Album gestellt...
 


Grim104 & Dissy
(Ms) Die Wege des Herrn sind unergründlich. Ja, auch die Musik ist oft verworren. Unter anderem dann, wenn man einen Weg zu einem Lied nachgeht. Von einem Cover zum Original zum Cover beispielsweise. Dies ist so eine Geschichte. Born Slippy habe ich tatsächlich zuerst bei Get Well Soon kennen und lieben gelernt, verehre es bis heute. Erst ein paar Jahre später bin ich auf das Original von Underworld gestoßen, das mich dann in seiner Intensität und Länge nochmal umgehauen hat. Von Alternative zurück zum Techno nimmt das Lied jetzt den Schwenk zum Rap. Also weitestgehend, denn die Interpretation von Grim104 und Dissy ist eher elektronisch als rapbeatlastig. Knallen tut der Track, den sie Risse genannt haben, dennoch, könnte gut spät abends auf dem Weg nach Hause laufen, wenn ein lang durchzechter Abend in den Knochen steckt. Musik, du wunderbares Wunder!


Calman
(sb) Calman fliegt in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch unter dem Radar. In Sachen Erwartungshaltung sicher nicht die schlechetste Voraussetzung, zumal das die künstlerische Freiheit nicht einschränkt. Andererseits natürlich bitter, wenn man bedenkt, mit was für einem akustischen Müll andere Millionen scheffeln. Zugegebenermaßen packt mich die neue Single nur so semi, aber da sind wir halt auch wieder bei der Erwartungshaltung: Mit seinem überragenden Album Kann Grad Nich aus dem Jahr 2020 hat Calman die Latte halt extrem hoch gelegt und daran messe ich Mensch aus Fleisch (VÖ: 25.08.). Schwierige Aufgabe, aber der Berliner Rapper ist sowas von bereit. Textlich eh stark, der Flow, die Stimme - der Mann sollte deutlich erfolgreicher und bekannter sein!




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