Mittwoch, 16. Februar 2022

Metronomy - Small World

Foto: Alex Lambert
(ms) Für den mobilen oder mit Bluetooth verbundenen Musikgenuss nutze ich keinen Streamingdienst, sondern ich packe (immer noch) mp3-Dateien aufs Telefon, die dann abgespielt werden. Das muss selbstredend regelmäßig aktualisiert werden, damit es nicht langweilig wird. Vor einigen Monaten habe ich aus irgendeiner Laune The English Riviera von Metronomy drauf gepackt. Ich muss sagen, dass das eine ziemlich gute Idee gewesen ist. Was ist das nur für eine überragende Band? Ich hatte sie schlicht und einfach lange, lange nicht auf dem Schirm gehabt und nur mit The Look assoziiert. Was für ein weitreichender Fehler! Seit Wochen tanze ich regelmäßig zu Corinne durch meine Bude und bekomme einfach nicht zu viel von diesem überragenden Track! Da steckt so viel Raffinesse, musikalisches Know-How und Groove drin. Das ist unverschämt. Und genial!

Vor elf Jahren erschien dieses Album. Vier weitere folgten plus ein paar kreative Projekte nebenher. Nun sind Joseph Mount, Oscar Cash, Anna Prior, Gbenga Adelekan und Michael Lovett wieder am Start und veröffentlichen mit Small World am 18. Februar ihr achtes Studioalbum!
Seitdem ich diese Platte hören kann, ist sie auf meinem Telefon und wird mindestens ein Mal am Tag abgespielt. Denn: Es ist schier frech, wie gut das ist! Dafür gibt es zwei wesentliche Gründe.
Der erste liegt bei mir selbst. Musikhören ist immer eine Auseinandersetzung mit den Liedern und dem eigenen Selbst. Ich hatte kaum Erwartungen - im allerbesten Sinne - und ließ mich einfach überraschen. Und diesen leeren Raum hat das Quintett voll ausgenutzt! Bei Alt-J war das kürzlich ganz anders. Meine Erwartungen waren schon recht hoch und wurden dann enttäuscht... So kann es auch gehen.

Der zweite Grund liegt natürlich in der Musik selbst. Denn diesbezüglich ist der Band ein Meisterstück gelungen. Und damit übertreibe ich nicht. Dieses Album ist eine Demonstration von Lässigkeit. Lässigkeit ohne Langeweile - das zu schaffen bedarf wahrer Geniegeist. Dope Lemon hat letztens das Gegenteil gezeigt. Lässig, aber super öde. Metronomy liefern auf Small World keine großen Dancefloor-Hits wie vor zehn Jahren. Müssen sie ja auch nicht. Die große Indie-Zeit der 00er Jahre ist ja auch passé. Also hinein in neue Gefilde und dem Rest zeigen, wie clevere Popmusik mit Groove und Tanzbarkeit funktioniert.

Der Opener Life And Death ist noch ruhig und macht Appetit. Eine Klaviermelodie spielt sich in den Vordergrund, der Bass ist sanft, Percussion zurückhaltend. Alles zusammen kündigt aber bereist Großes an. Es kommt wie ein dreiminütiges Intro daher, bis Things Will Be Fine ertönt und mich in Schwung setzt. Die geschickt eingesetzten Kleinigkeiten machen die Lässigkeit aus und vertreiben jegliche Ödnis. Die Bongos im Hintergrund, der Mix aus E- und Akustikgitarre. All das hält die Maschinerie sehr, sehr gut am Laufen. Dazu ein enorm toller Text, der schnell ins Ohr geht. Ein Crescendo an der richtigen Stelle setzt dem den Hut auf. Das ist schlichtweg ein genial gemachtes Lied, das in seiner scheinbaren Einfachheit überzeugt. Danach darf bitte getanzt werden. It's Good To Be Back ist dann doch die Hitsingle der Platte! Dieses mal sind es die Synthies, die die Abwechslung bringen. Ein ordentliches Tempo und eine verträumte Verspieltheit regeln den Rest. Sommer, hier bin ich! Dieses Lied möchte ich laut hören, während ich mit kurzen Hosen, Sonnenbrille und einem Eis durch den Urlaub ziehe. Yes! Es ist zudem wichtig zu erwähnen, dass das Gesamtkonzept voll aufgeht. Das Album hat eine Spielzeit von 35 Minuten! Perfekt! Es ist nicht zu kurz und keine Minute zu lang. Es ist einfach toll gemacht. Joseph Mount weiß ganz genau, was er hier tut. Das ist ausgeklügelt, sicher auch geplant und umso besser, wenn dieser Plan aufgeht! Und bei einem weniger aufregenden Track wie Loneliness On The Run knallt wenigstens der Bass ordentlich! Warum mir Love Factory nicht aus dem Ohr geht... darüber rätsle ich seit mehreren Tagen. Sind es die Klatscher? Die Orgel? Der Text? Die langsam steigenden Hintergrundgesänge an den richtigen Stellen? Ich kann es nicht benennen und nehme die einfachste Lösung: Alles zusammen erzwingt den Zauber! Auf I Lost My Mind ist es dann eine Pfeif-Hook, die sich mit dem Klavier zusammen packt und im Kopf bleibt. Diese vielen, kleinen, feinen Elemente bilden ein hervorragendes Ganzes! Für Right On Time fehlen mir schlicht die Worte. Das ist vielleicht das eindrücklichste Beispiel an Frechheit gepaart mit Lässigkeit. Dieses Mal: Streicher, erneut Synthies und eine super entspannte Rhythmusgitarre!

Liebe Lesende: Hold Me Tonight ist der nächste Kracher einer fulminanten Platte! Sie macht mich süchtig. Ähnlich wie bei Unendlicher Spaß will ich sie immer und immer wieder hören (das Schicksal des Protagonisten dort bleibt mir aber bislang zum Glück erspart). Dieses Album ist so ausgewogen, stark arrangiert, klug durchdacht, voller Leichtigkeit und Groove. Das habe ich noch nicht gehört. Auch nicht live. Und hoffentlich bieten sich hier bald die Chancen:

08 März 2022, Les Docks - Lausanne
10 März 2022, Kaufleuten - Zürich
11 März 2022, Neue Theaterfabrik - München
14 März 2022, Gasometer - Wien
17 März 2022, Reithalle Strasse E - Dresden
23 März 2022, Columbiahalle - Berlin
25 März 2022, Markthalle - Hamburg
26 März 2022, Carlswerk Victoria - Köln
28 März 2022, Alte Feuerwache - Mannheim

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