Sonntag, 27. Dezember 2020

KW 52, 2020: Die luserlounge selektiert!

Quelle: dreamstime.com
(sb/ms) Es ist immer noch Weihnachten und daher machen auch keinen Hehl draus: Allen lieben LeserInnen wünschen wir ein schönes Fest. Egal, wo ihr seid und mit dem ihr diese Tagen genießen werdet: Habt es gut und bleibt gesund! Vielleicht liegt ja auch die ein oder andere Schallplatte unter dem Baum?! Wer weiß...
Gleichzeitig ist dies auch die letzte Selektion in diesem Jahr. Zu zweit diesen kleinen Blog zu stemmen, macht unglaublich viel Spaß. Oft werden wir der Musik nicht gerecht, dafür müssten wir das hier Vollzeit betreiben. Dann würden wir auch mal über so etwas wie Webdesign nachdenken. Aber wir sind ja nicht wegen Ästhetik hier, sondern wegen Musik und Text. Genau das liefern wir ab. Trotz viel Arbeit und dem ganzen schönen Freizeitgedöns, werden wir logischerweise auch ab Januar wieder weitertexten, den Musikkosmos durchwühlen und selektieren, was das Zeug hält. Wenn es die Zeit und die Begeisterung für Alben zulässt, natürlich auch eine ganze Besprechung. Das ist von vielen Faktoren abhängig: Zeit, Muße, Geduld, Kreativität... Vielen Dank an alle, die uns mit Musik versorgen. Als kleines Hobby ist das schon ein tolles Privileg und als Musikverrückte der allerbeste Weg an Neues zu kommen und Großartiges zu entdecken. Bis 2021!

Letzte Selektion in diesem Kalenderjahr! ... und das geht so!

Luka Kuplowski
(ms) Wo ist der Unterschied zwischen Folkpop und Easy Listening/Singer-Songwriter? Wir sind uns ja alle einig, dass diese Manfred-und-Hans-mäßige Spielform von Folkpop mit das Schlimmste ist, was uns die Musikindustrie mal vor die Nase gesetzt hat. Ja, eigentlich ganz schöne, unbeschwerte Musik, aber diese nervige, gut gelaunte Attitüde ist wirklich übel. Das macht das Genre kaputt. Easy Listening und Singer-Songwriter haben meines provokativen Erachtens mehr Sinn, Gefühl, Gespür für einen guten, harmonischen Track, der das Gemüt beschwingt und mal im luft- und gedankenleeren Raum fliegen lässt. Die angenehme Art der sorglosen Beschallung, deren musikalisches Können immer wieder aufblitzt. Krach machen ist leicht, poppig nerven auch, fein musikalisch unterhalten ist die schwierigere Aufgabe. Luka Kuplowski hat genau das verstanden. Auf seinem Album Stardust sammelt er elf feine Perlen zusammen, die gut tun. Da wird man beinahe ein bisschen besinnlich. Nimmt da jemand leisen Anlauf, um irgendwann einen Fuß in die Spur von Lambchop zu setzen? Hehre Ziele und beste Voraussetzungen! Tolle Platte!



Mike Edel
(ms) Man neigt dazu, das immer noch Außergewöhnlichere, Gewieftere, Speziellere zu finden. Insbesondere bei Musik. Man gibt sich ja gar nicht mehr mit solider Arbeit zufrieden. So geht mir das zumindest oft. Ja, wenn es irgendwo ein bemerkenswertes Alleinstellungsmerkmal und einen ungewohnten künstlerischen Ansatz gibt, bin ich neugierig und spitze die Ohren. Doch es kann auch recht anstrengend sein, immer wieder so Kompliziertes zu hören. Womit kann man sich mal Entspannung verschaffen, die nicht nervt oder allzu beliebig klingen darf. Das sind jetzt hier natürlich Gegensätze und es soll auch keineswegs als negative Kritik erscheinen. Doch Mike Edel schafft es, einfache, gute, feine, stimmungsvolle Popmusik zu machen, der man gut zuhören kann, ohne stets so wahnsinnig aufmerksam sein zu müssen. Ja, sein Album En Masse kann auch gut im Hintergrund laufen und es transportiert eine schöne Gemütlichkeit in den Vordergrund: leichter, angenehmer Schwung. Auch als Texter beweist er sich feinfühlig. Beispielsweise auf der Single Giving Up On Giving In. Ja, insbesondere dieses Jahr ist einem viel auf die Nerven gegangen. Hoffnung und wirkliche Abwechslung kam nur selten irgendwo auf, doch man darf sich nicht unterkriegen lassen. Stets frohgemut in die Zukunft schauen - eine gute Idee. Glücklich der, der es schafft. Diese Musik hilft dabei!

 

Oakhands
(ms) Experimentieren ist wichtig. Stillstand ist der Tod. Hat schon Herbert Grönemeyer gesagt und natürlich hat er damit recht. Wenn Bands sich von ihrem musikalischen Kern entfernen und Anderes ausprobieren und zulassen, dann entsteht immer ein kleiner Konflikt: Einerseits honoriert man das, andererseits gesteht man einer Band auch nur einen gewissen Spielraum zu, um noch einen roten Faden aufweisen zu können. Zwischen sonst laut und ungestüm und nun leise und beinahe andächtig bewegen sich auch Oakhands. Die Münchener, die 2016 ihre erste EP veröffentlichten, scheuen nicht vor krachenden Gitarrenriffs und solch einem Gesang, der Halsschmerzen verursachen kann, zurück. Im April brachten sie ihren Erstling zur Welt: The Shadow Of Your Guard Receding. Daraus entsprang nun noch eine weitere Single mit wirklich sehenswertem Video! Als weitere Auskopplung haben sie sich ihr vielleicht ruhigstes, poppigstes Stück ausgesucht: Palming. Statt elektronisch verstärkt, eher akustisch, statt ausbrechenden Soundflächen die sehr gute Idee mit Bläsern dem Track eine weitere Ebene zu geben: Extrem gelungen! Dazu passt dieses schwarz/weiß-Video ideal, einfach mal 4 Minuten und 22 Sekunden sich mitnehmen lassen.



René Neumann
(ms) Wenn man keine eigene Familie hat, ist Weihnachten immer noch das Fest, zu dem man nach Hause fährt. Auch mit Anfang dreißig ist es dann wunderschön - ja, so viel Kitsch ist auszuhalten - bei Mama und Papa zu sein. Man ist wieder ein bisschen Kind, kann das auch mittlerweile alles ganz gut genießen. Insbesondere dieses Jahr. Das bedeutet aber auch eventuell in die Kleinstadt zu fahren. So ist es bei mir. Man ist froh, da weg gekommen zu sein, weil man sich ein Leben dort nicht vorstellen kann, doch das Zurückkommen in die Straßen, die man so gut kennt, ist dennoch schön. Gegen das Leben, das man in der Kleinstadt für sich nicht sieht, spricht auch, dass da nicht viel passiert. Kaum Clubs, wo Konzerte stattfinden, keine Szene, kein Gewusel. Es ist Zu Leise. In diesem seinem neuen Lied bringt René Neumann das Problem zwischen Klein- und Großstadt sehr gut zusammen. Das Stück ist nicht nur musikalisch sehr stimmungsvoll mit der genau richtigen Portion Melancholie, die man immer verspürt auf den Fahrten. Sondern es überzeugt auch textlich. Neumann selbst hat sich dafür nicht nur in jemanden hineinversetzt, sondern kann es als Pendler zwischen den Welten (Köln - Berlin) selbst gut empfinden. Ein Glücksfall, wenn dies so harmonisch in einen Song gepackt wurde.


MALTA MINA
(ms) Sich der Melancholie hingeben. Das fand musikalisch bei mir in jedem Fall vor zehn bis fünfzehn Jahren ganz stark statt. Da durfte es gerne traurig, zweifelnd, ausweglos sein. Tja, fand man das mal cool oder so? Ist das ein Zeichen des Abgrenzens gewesen? Keine Ahnung. Irgendwann tat mir diese leicht deprimierende Musik nicht mehr gut, es musste lauter, pöbelnder, freier werden. Mittlerweile kann ich mich dem wieder gut hingeben. Und MALTA MINA bietet genau den richtigen Track, um eine gute Melancholie in diese seltsame Zeit zu packen. Sebastian, der Kopf hinter dem Projekt, beschäftigt sich in seinen Liedern gerne mit dem Draußen, dem, was irgendwie weiter entfernt ist. Das Gute daran ist, dass er dabei keiner klaren, eindeutig zu definierenden Definition folgt, es ist nur weiter draußen, entfernt, weg von allem. So passt December On Mars auf vielen Ebenen: Das Skype-Video, der schöne aber auch andächtige elektronische Sound, die Zeile Don't forget me. Ja, das passt sehr gut momentan. Und nach dem kleinen, schönen Ausflug ins Innere und in die gedankenschwere Stille, kann man auch wieder Last Christmas hören. 

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