Freitag, 12. Dezember 2025

KW 50, 2025: Die luserlounge selektiert

Quelle: flaticon.com / NajmunNahar
(Ms) Festivals kommen und gehen. Beide Schritte haben oft ähnliche Gründe. Gründe für das Kommen: Bock, Bands eine Bühne geben, die (Sub-)Kultur fördern. Gründe für das Gehen: Meistens sind sie wirtschaftlicher Natur. Dass das Appletree 2027 pausiert, kommt bestimmt auch nicht von ungefähr. Genauso das Aus des Maifield Derbys in seiner vorherigen Form. Rheinkultur, BootBooHook, die Liste ist lang. Doch sie tut ein bisschen weniger weh, wenn klar wird, dass es auch immer noch genug passionierte Menschen gibt, die neue Festivals aus dem Boden stampfen. Zum Beispiel das Fairweather Fest in Bremen. Es war in diesem Jahr ein super spannendes Wochenende. Ich kannte so gut wie keine Band, habe viel kennengelernt und viel davon hat mich stark überzeugt. Flight Mode laufen regelmäßig daheim hoch und runter. Eine Band, die ich sonst sicher nicht auf dem Schirm hätte. Ein Datum für kommendes Jahr gab es direkt am Ende des diesjährigen Wochenendes: Am 5. und 6. Juni wird es wieder laut im Lagerhaus, Calavera, Eisen und in der Lila Eule. Und bereits in dieser Woche verkündeten die Organisatoren einen großen Schwung an Namen: Brockhoff, Between Bodies, Abramowicz, Swoon, Still Talk, Harker, Emperor X, State Power und noch viel mehr. Geil - ich kenne wieder kaum was und bin nun schon wieder ganz gespannt, wer mich im Sommer 2026 im Viertel überraschen wird. Danke an die Energie dieses Teams!

Fatoni
(Ms) Man könnte sagen: Fatoni ist wieder da! Doch er war nie weniger weg als in diesem Jahr. Nur halt nicht solo. Mit Juse Ju und Edgar Wasser veröffentlichte er BAWS und spielte Sonntagmittag auf dem Watt En Schlick. Stark! Nun haut er mit Nachos den nächsten Banger raus! Und was hat Dexter für einen unglaublichen Beat dazu gebastelt. So viel Kopfnickerqualität war lange nicht zu hören - geil! Dazu ein Track, der hellwach unsere Gesellschaft analysiert und zeigt, wie die Faschos an die Macht kamen und wer mit unserer unendlichen Bildschirmzeit Geld verdient. Das haut zum Einen richtig gut in die inhaltliche Kerbe und holt mich auf der Anderen musikalisch auch richtig doll ab! Klar, da wird noch eine Platte folgen in kommenden Jahr. Die Sneak Peak-Tour ist seit Langem angekündigt und sollte auf jeden Fall besucht werden. 2026 - Fatonis Jahr?

05.03. - Erlangen, E-Werk
06.03. - Wiesbaden, Schlachthof
07.03. - Münster, Sputnikhalle
12.03. - Wien, Arena
13.03. - München, Muffathalle
14.03. - Stuttgart, Wagenhallen
19.03. - Köln, Carlswerk Victoria
20.03. - Hannover, Capitol
21.03. - Hamburg, Große Freiheit 36
27.03. - Leipzig, Felsenkeller
28.03. - Berlin, Columbiahalle


Fjørt
(Ms) Wenn die Töne dieser Band und insbesondere dieses Tracks erschallen, bleibt mein Herz kurz stehen, die Hände werden schwitzig und ein scharfer Stich geht durch mein Herz. Fjørt hauen den nächsten Kracher ihrer kommenden Platte belle époque raus und treffen mal wieder den Nagel auf dem Kopf. Ich finde es extrem beeindruckend, wie selbstkritisch diese Band in vielen ihrer Texte ist, so gut wie jedes Mal fühle ich mich auf selbigem Fuß falsch ertappt. Messer heißt ihre neue Single, in der sie uns in der Pechschwarz-Ära willkommen heißen. „Ich kann das nicht besser / Bin mal wieder mein eigenes Messer.“ Stark auch, wie viel Interpretationsspielraum sie uns bieten. Denn das Messer kann in diesem Fall sehr viel sein: Selbstzweifel, zu viel Grübelei, fehlendes Vertrauen. Gefühlt dreht die Aachener Band mit ihren neuen Tracks die Wucht eben jener noch ein Grad weiter auf - beeindruckend!

11.03. München, Technikum
12.03. Jena, Kassablanca
13.03. AT - Wien, WuK
14.03. Leipzig, Werk 2
18.03. Berlin, Festsaal Kreuzberg
19.03. Wiesbaden, Schlachthof
20.03. Dortmund, FZW
21.03. Hamburg, Gruenspan
25.03. Bremen, Schlachthof
26.03. Hannover, Capitol
27.03. Stuttgart, Im Wizemann
28.03. Köln, E-Werk


Naked Lunch
(Ms) Vor 33 Jahren erschien das erste Album von Naked Lunch, zuvor veröffentlichte die österreichische Band bereits eine EP. Diesen Herbst brachten sie ihre neuste Platte raus. Was hat diese Band nicht alles erlebt. Wechsel in der Besetzung, der Beinahedurchbruch, der reelle Niedergang, die Neuerfindung, das an-sich-glauben. Puh! Songs For The Exhausted ist sicher das Album, das die Band am meisten zu sich selbst gebracht hat nach dem ganzen internationalen Hochgejazze. Insbesondere God ist ja bis heute ein unglaubliches Lied. So viel Wucht, so viel Schönheit, so viel Brutalität, so viel Zärtlichkeit. Vor 21 Jahren erschien diese Platte und sollte nichts anderes als einen erfolgreichen Neuanfang markieren. Nun veröffentlicht Tapete Records dieses wunderbare Album erneut und das erste Mal überhaupt auf Vinyl. Wenn man ein Album dieser Band in der Sammlung stehen haben sollte, dann sicher dieses.


Grim104
(ms) Hinsetzen für diesen Track. Denn die Energie von Grim104 haut einen schnell mal um. Diese Giftigkeit in seiner Stimme und wie er so gut wie jede Zeile dahin keift - das ist schon sehr beeindruckend und in den Bann ziehend. Grim104 als der Rapper, für den keine Grenzen mehr gelten, das Monster aus dem norddeutschen Sumpf. „Ich fress als Henkersmahlzeit das ganze Schafott.“ Was für Zeilen aus diesem Typen nur kommen. Ein dunkler Moloch, der sehr viel Sogkraft erzeugt und unmissverständlich seinenStandpunkt zur Musikindustrie klar macht. Mantra heißt seine neue Single, die ab dieser Woche wuchtig ballert und den nächsten Vorgeschmack auf seine neue Platte No Country For Old Grim bietet. Hui, das wird heftig!


Hi Mum
(Ms) Manchmal rauschen doch recht seltsame Gedanken durchs Hirn, oder? Vor einigen Jahren dachte ich, ich lerne nichts mehr dazu. Was für ein brutaler Quatsch. Ich habe auch keine Ahnung, aus welcher Hirnwindung das denn kam. Jeden Tag kommt was Neues dazu, ich Depp. Und vor einiger Zeit lernte ich hinzu, dass ich Shoegaze sehr gern mag. Diese breiten, kräftigen Soundflächen, die von wuchtigen und oft eher langsamen Gitarren dominiert werden. In den Strophen nehmen die sich oft ein wenig zurück, um dann nur umso stärker wieder auszubrechen. Heutiges Superbeispiel: Hi Mum! Die Nachfolge-Band von Maffai legt am 26. März ihr Debut hin und Ghostwood könnte überragend werden, wenn der Klang der ersten Singles darin fortgesetzt wird (wovon ja irgendwie auszugehen ist). Viel Kraft, viel Intensität, viele aufgedrehte Regler, viel Krach in dem ich mich ganz schnell verlieren kann. Was für eine irre Schönheit der Lautstärke!

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