Sonntag, 8. Dezember 2024

KW 49, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: pngtree.com
(Ms) In den letzten Wochen habe ich American Psycho von Bret Easton Ellis gelesen. Und musste alle paar Kapitel fast zwischen die Seiten kotzen. Natürlich ist diese exzessive Art der Gewaltdarstellung ein großes Spiel und auch eine Analyse des American Dream, wenn auch sehr schräg und ekelhaft. Zwischendurch habe ich mich durchaus gefragt, warum ich das eigentlich noch weiterlese, denn so viel Handlung hat das Buch ja gar nicht. Es dreht sich ständig im Kreis: Ausführliche Schilderung von Kleidung und Markennamen, inhaltslose Smalltalkgespräche über die neusten Restaurants und den eigenen Wohlstand, eine völlige Abstumpfung, es geht um gar nichts mehr, weil man ja schon alles hat. Und dann halt als Gegenpol, als ultimative Spitze, das unendliche Massaker an meist jungen Frauen mit allerhand Werkzeugen und in einem irren Blutrausch. Puh, ich bin froh, dass das erstmal hinter mir liegt. Happy Advent!

Tunng
(Ms) Obacht, das hier ist richtig gut! Diese englische Band ist mir mit ihrem letzten Album zum ersten Mal über den Weg gelaufen und hat mich auf zauberhafte Weise mitgenommen. Die Musik von Tunng ist sehr klug. Aber nicht oberlehrerhaft oder unzugänglich. Im Gegenteil. Das Sextett macht zum Teil recht verschachtelte Musik, doch sie ist zugleich sehr eingängig. Das ist klug. Kluges Songwriting, in dem das Level des künstlerischen Schaffens gar nicht so offensichtlich ist, aber es dennoch auf sehr hohem Niveau geschieht. Nun veröffentlichen sie am 24. Januar ihr neues Album Love You All Over Again und es gibt schon diverse Singles. Everything Else kam diese Tage raus und es besteht aus vielen kleinen musikalischen Details, die sich übereinander legen und ein unglaublich wohlig, warmes Ganzes ergeben. Die Musik ist weich und umarmend, obwohl ein paar Geräusche gerne mal knarzen. Toll arrangiert! Dieses Album und diese muss man für das kommende Jahr auf jeden Fall auf dem Schirm haben - versprochen!



The Ocean & SIERRA
(Ms) Als ich Anfang September auf dem Hellseatic-Festival in Bremen war, wusste ich nicht, wie sehr mich dieses Wochenende nachhaltig beeindrucken würde. Natürlich kommt man auch mit ein paar Leuten ins Gespräch und so wurde mir The Ocean empfohlen. Tatsächlich habe ich diese Empfehlung ein klein wenig vergessen, bis mir eine Mail über die Band reinflatterte. Die Berliner Post-Metal (was auch immer das ist) Band arbeitet seit kurzer Zeit mit SIERRA zusammen, gegenseitig remixen sie ihre Songs und die Ergebnisse sind durchaus hörenswert! SIERRA hat sich dem Track Boreal angenommen und ihm eine satte, elektronische Tiefe verpasst! Klar, man könnte schnell an so Künstler wie Skrillex denken, aber das hier ist irgendwie weniger überbordend gemacht, sondern bleibt im Kern des ursprünglichen Liedes. Das ist richtig schlau gemacht, sehr feinfühlig und bedacht trotz (oder gerade wegen) aller Härte, die darin steckt!


Yann Thiersen
(Ms) Mal wieder auf der Suche nach Begriffen. Zahlreiche Male habe ich mich hier an Genre-Bezeichnungen aufgerieben. Zum Einen sind sie völlig wertlos, weil sie kaum eine Information mit sich bringen, zum Anderen helfen sie, Musik einzuordnen. Wenn dann ein Künstler in ein Genre eingeordnet ist, kann man ja einschätzen, ob das zu den eigenen Musikhörpräferenzen passt. Seit einigen Jahren lasse ich mich von allem mitreißen, was unter dem Namen Neo-Klassik erscheint. Die Klangpalette, die sich dahinter verbirgt, ist enorm! Es sind nicht nur einfach etwas modernere Etüden. Es ist ein Spiel. Oft ein Spiel mit dem Klavier und seinen Möglichkeiten. Hauschka zum Beispiel. Wie breit das Genre ist, zeigt Martin Kohlstedt auf beeindruckende Weise. Sind einige seiner Platten sehr ruhig, will ich live dazu tanzen, da es dann in Richtung Electro geht. Beides zusammen bringt jetzt Yann Thiersen. Und das auf ebenso eindrucksvolle Art - auf einem Album! Rathlin From A Distance | The Liquid Hour kommt am 4. April raus und ist ein zweigeteiltes Werk, wie der Titel schon vermuten lässt. Die eine Seite ist ein melodischer Ausflug auf den sanften Saiten (haha) des Klaviers, die Andere geht satt in die elektronische Tiefe und ist zum Teil etwas ungemütlicher. Beide Facetten auf einer Platte. Das bringt zusammen, was der Franzose seit vielen Jahren macht. Wieso nicht auf Platte?! Eben, wird die beeindruckende Antwort sein.




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