Foto: luserlounge |
Doch ein Festival am Strand mit Gezeiten, Möwen, Schafen, Schlick, Watt und Fischbrötchen ist schon etwas einzigartiges! Und genauso wird es auch angenommen. Die diesjährige Ausgabe war in 5 Minuten ausverkauft. Und erst sechs Wochen bevor die Tore öffneten, wurde das Programm veröffentlicht. Das ging schon immer so in Dangast - enorm wie viel Vertrauen und Leidenschaft dabei ist. Genau das war an allen Ecken und Enden zu spüren. Viel Liebe zum Detail, viel Rücksichtnahme und wo tanzen schon Menschen im Meer zu Livemusik?! Eben!
Doch ein bisschen muss vor dem großen Bericht auch gesagt sein: Hier trifft sich schon ein exklusiver Kreis. 6000 Tickets waren im Umlauf und allein diese schon nicht günstig. Das Camping habe ich zwar nicht in Anspruch genommen, es ist preislich aber fair und ich habe einige Stimmen gehört, dass es sehr ruhig, gelassen und freundlich dort zuging. Die Preise am Strand sind jedoch happig! Ein 0,4-Bier für 5,50€, Pommes für 5€, viel anderes Essen zwischen 8 und 10 Euro. Für ein unbeschwertes Wochenende muss man schon ein paar hundert Euro locker machen und das kann nicht jeder. Das ist auch zu sehen: das Watt En Schlick ist ein Festival für Studenten, viele junge, gut verdienende Familien und andere Akademiker. Ich glaube, das Oldenburger Kulturpublikum ist geschlossen an den Strand gefahren. Festivals sind Luxus geworden, aber darüber schreiben auch andere. Doch zugute muss man den Veranstaltenden halten, dass Kinder bis 14 Jahren (!) umsonst aufs Gelände kommen.
Kokoroko, Foto: luserlounge |
Generell ist das Gelände ein Traum. Wenn man es sonst auch als Wochenend- oder Gut-Wetter-Besucher kennt, stellt man schnell fest, dass der Platz sehr, sehr gut genutzt wird. Und auch im kleinen Ort bekommt man schnell das Gefühl, dass alle mitfeiern.
Letztes Jahr war noch sehr nass, es wurde dazu gelernt: Aus der freien La Mer-Bühne wurde ein großes Zelt. Da war zwar noch ein großer Mast direkt vor der Bühne, aber egal - viele hatten darin Platz und es wäre ein guter Ort, um ins Trockene zu fliehen, wurde dafür aber nicht genutzt.
Los ging es am Freitag um 14 Uhr mit Moop Mama, die derzeit mit Älice zusammen spielen. Eine Band, die schon öfter da war und liebend gern eröffnet hat. Vor der großen Bühne standen viele sehr gut gelaunte Menschen, überall tummelten auch ein paar Kinder herum und es war nie so dicht gedrängt, dass es kein Durchkommen gab. Der Bass der Tuba hat ordentlich gewummert und es gab alte und neue Stücke zum Tanzen - was für ein gelungener Start! Um vier folgten dann Die Sterne! Frank Spilker brauchte zwar ab und an den Teleprompter, doch bei gefühlt zweihundert geschriebenen Liedern geht das vollkommen klar. Das war eine sehr kurzweilige Stunde und hat enorm Spaß gemacht. Die Band rauschte durch die eigene Diskographie und insbesondere der Bass hat sehr viel Freude bereitet, ein super Auftritt. Nach einer kleinen Recherche, stellte sich heraus, dass ich Die Sterne das letzte Mal 2005 gesehen habe. Wahnsinn! So langsam näherte sich das erste Highlight des Wochenendes, denn um 18 Uhr stand Mine auf der Bühne. Schon bevor sie mit ihrer Band eben jene betrat, sah man sie daneben, wie sie sich alle umarmen und vorbereitet haben. Strahlend und voller Vorfreude standen die sechs dann an ihren Instrumenten und konnten wie viele andere KünstlerInnen an diesem Wochenende ihren Augen kaum trauen. „Sind da echt Schafe?!“ fragte Mine. Das Tempo ihrer Songs wurde ein wenig angezogen, sodass viel unterzubringen ist. Was hat das denn bitte für einen Spaß bereitet?! Von den mächtigen Trommeln bis zur Solo-E-Gitarre war alles dabei. Was für eine Künstlerin und eine der wenigen, die ihre Gefühle, eben dort zu stehen und die Dankbarkeit, die sie dabei empfindet, in warme Worte packen kann. Wo andere nur „besonders“ gesagt haben, hat Mine Worte gewählt, die ans Herz gingen - wie ihre Lieder.
Direkt danach zu Oehl, der als Duo auf der schwimmenden Bühne spielte. Das war ein richtiger Bruch, doch es ging so gut auf, kaum zu glauben. Hier wurden die Stücke tatsächlich etwas langsamer gespielt, da der sonstige Wumms fehlte, aber die Zartheit von Ariel Oehls Musik leuchtete wunderbar in den Freitagabend - phantastisch!
Danach spielte Ennio. Den sah ich schon mal live und beide Male gab mir die Musik gar nichts. Gruselig war, als er Mando Diao coverte. Warum denn das bitte?! Nun gut, es waren viele Menschen vor der Bühne, die kräftig mitgefeiert haben, so ist das halt.
Für mich ging es danach ins La Mer-Zelt, denn der Jus-Meister aka Juse Ju lud zum Tanz ein. Auch ihn schon oft gesehen und er hat wirklich jedes Mal angeliefert. Das aktuelle Album kenne ich gar nicht, knallte aber ganz ordentlich. Ohnehin: Ist das noch Rap? Ist das noch HipHop gewesen?! Der gute Mann hat den Bass so derbe aufgedreht, dass es eher einem Elektrogestampfe glich. Aber mit viel Bock - was für ein Abriss! Gut, dass danach noch Kokoroko spielten, da konnte man herrlich runterkommen und wir schlugen danach langsam das Nachtgemach auf.
Oehl, Foto: luserlounge |
Nun lege ich mich nicht zu weit aus dem Fenster mit der Behauptung, dass um 18 Uhr sicher der heimliche Headliner des Tages spielte. Niemand geringeres als Erobique bat zum Tanz. UND WIE! Der Schnauzer-DJ hatte noch einen Drummer dabei und gemeinsam haben sie einfach nur den Menschen vor der Bühne und im Wasser die kürzeste und schönste Stunde des Tages beschert. Ein bisschen Improvisation, viel Bass, viel gute Laune. Zum Ende hin gab es kein Halten mehr mit Easy Mobeasy, Urlaub In Italien und Ravedave. Was ist da denn bitte passiert?! Das war ein Fest!
Wie gesagt, aus privaten Termingründen war das auch mein Abschluss. Das Ende einer irren Zeit. Sie war voll, intensiv, aber genauso entspannend und wohltuend. An einem Ort, der sehr viel Zauber ausstrahlt. Ein Ort, wo Kindern viel geboten wird. Ein Ort, wo die Essensstände tidebedingt mal unter Wasser stehen können. Ein Ort, der abends wunderschön beleuchtet ist. Ein Ort, der unglaublich viel verschiedene Musik zu bieten hat. Das Fest lockt nicht mit den großen Namen, sondern mit einem Gefühl. Klar, es freuen sich alle, wenn tolle, bekannte, große Bands kommen. Doch es müsste nicht mal zwingend sein.
Denn es geht hier ganz viel um Vertrauen und Verbundenheit. Und diese Verbundenheit zahlte sich am Montag innerhalb einer halben Stunde aus. Denn dann war das Watt En Schlick 2025 ausverkauft. Ich freue mich sehr, Tickets ergattert zu haben. Ein Jahr Vorfreude?! Gar kein Problem!
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