Freitag, 5. Mai 2023

KW 18, 2023 - Die luserlounge selektiert

Quelle: partydeko.de
(Sb/ms) Im Dezember hat sie geschlossen, die wunderbare, kleine Buchhandlung um die Ecke. 27 Jahre wurde da mit umsichtigem fachlichem Rat verkauft. Die Leute waren immer unfassbar nett und ich schrieb schon drüber. Lange wurde renoviert und die Schaufenster wurden von diesem pappfarbenen Papier von innen behangen. Nun ist alles klar und ich bin direkt noch ein kleines bisschen trauriger geworden. Es könnte ja echt alles werden. Ein kleiner Feinkostladen wäre toll. Oder eine richtig kleine Kneipe. Aber nein… es ist ein beschissener Friseursalon geworden. Als ob man sich nicht alle hundertfünfzig Meter die Haare machen lassen könnte. Das ist so bitter. Da tut jeder Weg daran vorbei doppelt weh. Ach, da fällt mir gar nichts mehr zu ein, als betrübt zu sein.
Daher mal schnell aufgedreht hier!

Fatoni
(Ms) Musikhören und das zu verarbeiten ist ein völlig irrationaler Akt, oder? Warum ich was gut oder schlecht finde, kann ich manchmal gar nicht richtig in Worte fassen. Wenn ich an Andorra, das letzte Album von Fatoni denke, kann ich nicht genau ausdrücken, warum ich gar nichts (mehr?) damit anfangen kann. Null Ahnung. Daher hat mich anfangs die Nachricht, dass in zwei Wochen eine neue Platte kommt auch gar nicht so umgehauen. Obwohl er doch der Beste ist. Argh. Zwiespalt, Zwiespalt. Wunderbare Welt heißt die neue Scheibe und könnte gut werden. Wie ich darauf komme?! Ich darf schon reinhören und heute gibt es ein neues Video. Du Wartest ist vielleicht nicht nur der poppigste Track, den Fatoni je gemacht hat, sondern auch ein großartiges Feature mit dem völlig verrückten Tristan Brusch. Das ist eine saugte Kombination. Groovig und catchy. Und ja, es geht ganz simpel um genau den Inhalt, der vom Track verraten wird. Mein Gott… warten wir viel in unserem Leben. Es gibt ja kaum eine Situation, bei der es nicht denkbar ist. Da kommt immer die große Frage auf: Ist es verschenkte Zeit oder nicht. Das muss jeder selbst für sich beantworten. Aber bei diesem Song gibt es keine zwei Meinungen, als dass das großartig ist!


Team Scheisse
(Ms) Es begann im letzten Sommer. Da sah ich Team Scheisse das erste Mal live. Zugegebenermaßen kannte ich die Band vor ihrem Auftritt auf dem Appletree gar nicht. Was die dann aber dort auf der Bühne gemacht haben, war enorm. Oder heftig, wie sie selbst sagen. Heftigness ist das Stichwort. Was macht die Band?! Unfassbar simple Punkrocktexte mit unfassbar simplen Punkrockschrammelriffs kombinieren in genau richtiger Punkrockmusikspieldauer von zwei Minuten pro Track! Das Verrückte daran ist: Die Menge rastet komplett aus. Aus einem einfachen Grund: Die Band hat einen wirklich genialen Humor in ihre Texte integriert. Ja, das ist schon ganz schön komisch und unterhaltsam. Da kann es kaum zwei Meinungen geben. Letztens sah ich sie dann nochmal im Lagerhaus in Bremen. Heimspiel für die Band. Es war rappelvoll und sie haben alles zerlegt. Dann sind wir nach Hause und es ploppte eine Frage auf: Wie lange geht dieses Rezept noch auf?! Klar, sie haben jetzt ihre zweite Platte draußen und alle Tourtermine sind ausverkauft. Ist selbstredend auch ein irrer Aufstieg und er sei ihnen mehr als vergönnt, weil es halt so geil knallt. Doch das kann meines Erachtens gar nicht so lange halten, weil es so simpel ist. Der Zauber ist klein, aber er geht auf. Was ich sagen will: Klar, das ist richtig geil und völlig krank und ich wünsche der Band, dass der Hype möglichst lange hält. Doch ich glaube, dass das noch zwei Jahre hält und dann war es eine wunderbar schräge Randnotiz in der Musikwelt. Oder sind sie in zehn Jahren Headliner beim Hurricane?! Auch vorstellbar…


Hello Emerson
(Ms) Das Musikvideo als Kunstform ist irgendwie vollkommen anachronistisch geworden, oder? Irgendwie spielt es kaum noch eine Rolle, also der künstlerische Wert. Da Streaming so mächtig geworden ist, wird das kleine, feine Video eher zur Fußnote, die halt doch irgendwie dazu gehört. Und ja, man muss auch sagen, dass es viele platte Bewegtbilder gibt. Aber mindestens genauso viele sind da draußen, die einfach bezaubernd sind. Die nicht nur toll gemacht sind, aufwendig, cineastisch, kraftvoll und durchdacht. Sondern auch mal ein kleines Lächeln aufs Gesicht zaubern. Dazu gehört definitiv Forever Stamps von Hello Emerson. Und das aus einem unsagbar simplen Grund: Es ist eigentlich ein sogenanntes „Lyric Video“. Doch es geht im Text halt um genau das Medium, auf dem der Text steht: die Rückseite einer Briefmarkenrolle. Ha, das gefällt mir richtig gut. Das gefällt mir sogar so gut, dass mir das Lied fast ein bisschen egal ist, da diese Videoidee so genial ist! Daher gibt es nur noch eines zu sagen: Film ab!


A.S. Fanning
(Ms) Das ist ja Madrugada, dachte ich sofort! Das ist so düster und auch die Streicher-Parts waren ein klarer Hinweis darauf. Selbstredend auch die Stimme, die so schnell Gänsehaut erzeugt! Aber nein… da singt doch gar nicht Sivert Høyem. Aber wer ist das denn?! Ja, das ist A.S. Fanning, der hier am Mikrophon steht und dessen Gesang durch Mark und Bein dringt. Hui, sowas habe ich aber lange nicht mehr zu Ohren bekommen. Das ist faszinierend schön, aber auch bedrückend düster. Das sind halt richtig große Töne, die der Ire auf Mushroom Cloud (Titel der Single und des Albums zugleich) ertönen lässt. Ja, dieses Album, das Ende des Monats erscheinen wird, ist derart melancholisch und dunkel, dass es vor lauter Ernsthaftigkeit fast schon wieder strahlt. Das sind doch fantastische Melodien, die hier zu hören sind, oder? Mich packt es sofort und ich gebe mich diesem Sound ergeben hin. Wow, sehr ausgeklügelt, sehr dunkel, sehr umwerfend!


Monta
(Ms) Es gibt Neuigkeiten und es gibt NEUIGKEITEN! Ja, hier unterscheiden wir doch recht deutlich zwischen toller Musik, die neu und berichtenswert ist und Künstlern, die einen wirklich hohen Stellenwert genießen! Einer dieser wenigen Menschen ist Tobias Kuhn. In den letzten Jahren wurde er wohl eher bekannt als Produzent von Thees Uhlmann oder den Toten Hosen. Auch mit den Kooks hat er jüngst zusammengearbeitet. Doch was uns seit vielen Jahren an ihm begeistert, ist sein Solo-Projekt Monta. Darin ist er der unangefochtene König des kleinen, zu tiefst melancholischen Popsongs. 2004 erschien das sagenumwobene Album Where Circles Begin, 2007 folgte The Brilliant Masses. Und danach wurde es wahnsinnig still um Monta. Also bedenklich still. Hoffnungen wurden immer wieder mal entzündet, indem die Internetseite erneuert wurde oder es vereinzelt neue Bilder online gab. Aber das war es schlussendlich auch. Doch in den letzten Jahren gab es vereinzelt neue Lieder, um die aber wenig Gewese gemacht wurde. Nun hat das alles ein Ende. Und ich habe es echt nicht kommen sehen. Dragonfly heißt das neue Stück und JA, es soll dieses Jahr auch noch ein neues Album folgen. Also jetzt wirklich. Das ist enorm, ich freue mich sehr. Auch wenn mich der neue Song gar nicht mal so packt, dafür ist er mir fast zu fröhlich. Aber soll nun egal sein, denn Monta ist wieder da und das Projekt lebt. Wow! Es gibt noch Zeichen und Wunder!

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