Donnerstag, 6. April 2023

KW 14, 2023: Die luserlounge selektiert

Quelle: de.Wikipedia.org
(Sb/ms) Über Kunst zu diskutieren, finde ich mühsam. Ja, fast schon überflüssig. Nicht, weil es anstrengend sein kann, die richtigen Worte zu finden, was man häufiger nur erfühlen kann. Wenn mir etwas nicht gefällt oder mir der Zugang zu einer bestimmten Art der Musik fehlt, dann ist es doch auch hoffnungslos, dass in seine Einzelteile zu zerlegen, nur weil man jemanden Überzeugen will. Musik lässt sich meines Erachtens nach nicht argumentativ gut finden. Da kann der Text auch noch so poetisch, das kann noch so eine gute, gefühlvolle Geschichte sein, es kann noch so sehr eine gesellschaftspolitische Analyse auf den Punkt sein, humorvoll oder aneckend. Wenn das nicht mein Herz berührt, in die Beine geht, ich mich dabei nicht fallen lassen kann, dann ergibt das für mich einfach keinen Sinn. Musik lässt sich aus meiner Warte nur erleben und so genießen. Viel Spaß beim Genuss:
 
Alexandra Stréliski
(sb) Wie unfassbar schön kann Musik sein? Mir ging es in den letzten Wochen gesundheitlich richtig dreckig, an Musikhören war in den seltensten Fällen überhaupt zu denken. Zu hektisch, zu laut und überhaupt viel zu anstrengend. Schön langsam finde ich wieder rein in den Alltag und natürlich spielt Musik da wieder eine zentrale Rolle. Und just in diesem Moment lerne ich Alexandra Stréliski kennen und BÄM, wie traumhaft sind diese Klänge! In ihrer kanadischen Heimat hat sich die Pianistin und Komponisten bereits einen Namen gemacht, nun erobert sie (hoffentlich) auch den europäischen Markt. Am 31. März erscheint ihr neues Album Néo-Romance, das von den Geschichten ihrer Vorfahren und einer neuen Liebe in Rotterdam inspiriert ist. Darauf indet die Musikerin mit polnisch-jüdischen Wurzeln einen neuen, romantischen Zugang zum Leben und ihrer Musik. Lasst Euch das nicht entgehen, das ist ganz wundervoll.
 


Bipolar Feminin
(Ms) Freude. Das ist ein schönes Gefühl. Da kann niemand widersprechen. Und ich freue mich immer, wenn aus einer ‚kleinen‘ Band eine etwas größere Band wird. Vergangenes Jahr hat die österreichische Band Bipolar Feminin ihre EP Piccolo Family veröffentlicht und ich war enorm begeistert von dieser etwas schroffen Musik mit ganz klaren Texten, die von Wut, Verzweiflung, Aufbegehren, Revolution, Träumen und einer umsichtigen Analyse des Status Quo beherrscht sind. Diese EP erschien noch auf dem kleinen Label Nuvami aus Wien. Nun wird es ein Album geben. Ein Fragiles System wird am 19. Mai auf Buback erscheinen, einer sehr guten Adresse hierzulande. Und ich freue mich so sehr für diese Gruppe, dass ihr Wege geebnet werden, für die man halt auch ein paar Verbindungen braucht. So läuft das Geschäft. Und noch besser: Die zwei Singles, die bislang zu hören sind, beweisen, dass sie ihrem Sound und ihrer Lyrik vertrauen. Das ist doch das Beste überhaupt. Wenn sich eine Gruppe, die ein wenig Aufschwung erleben kann, sich dafür nicht biegen muss. Denn die Gruppe zeigt, dass Gitarrenrock immer noch so richtig knallen kann und dass Texte immer noch wichtig sind! Zur Albumveröffentlichung gibt es hier dann definitiv mehr dazu zu lesen!


Kid Be Kid
(Ms) Die Angst zu haben, etwas zu verpassen. Ich bin ganz ehrlich: Das habe ich nie verstanden. Denn das muss doch der reinste Stress sein, wenn man überall da sein möchte, wo tendenziell etwas passiert, das man dann wieder anderen erzählen kann. Warum sich nicht auch gute Geschichten erzählen lassen?! Nur muss ich leider doch eine Einschränkung machen (keine Regel ohne Ausnahme): Letztes hätte ich beinahe Kid Be Kid in Oldenburg gesehen, doch leider war sie krank und konnte nicht mit Woods Of Birnam zusammen auf der Bühne stehen. Zugegebenermaßen kannte ich die Musikerin vorher gar nicht, doch das, was ich über sie las, hat mich wahnsinnig neugierig gemacht. Unglaublich gern hätte ich das live gesehen. Nun, vielleicht kommt die Gelegenheit, denn neue Musik ist auf dem Weg. Am 9. Juni erscheint ihr neues Album mit dem griffigen Namen Truly A Live Goal But No Ice Cream. Dass man sich das zumindest mal anhören sollte, verrät diese kleine Beschreibung vielleicht: Die Sängerin und Pianistin, die sich irgendwo zwischen Jazz und Soul bewegt, nutzt extrem wummernde Beats und Beatboxing, um aus dieser Mischung unsagbar elektrisierende Tracks zu formen. So richtig vorstellen konnte ich mir das auch nicht, aber schaut euch bitte das Video zu Naked Times an. Und hört zu. Ich glaube, damit ist alles gesagt. So zart der Beginn ist, so derbe entwickelt sich der Song. Damit hätte ich nie gerechnet. Und ich bin ehrlich traurig, dass ich das verpasst habe.

 
Rathmann
(sb) Klar, so wirklich neu haben Rathmann das musikalische Rad nicht erfunden, aber muss ja auch nicht. Entscheidend ist doch, ob es gefällt und das tut es. Das Quartett aus Marburg klingt mal wie Element of Crime, dann wieder wie Provinz - und findet doch einen Weg, einen eigenen Stil zu kreieren, der catchy und sehr unterhaltsam ist. Auf ihrer selbstbetitelten EP (VÖ: 10.03.) versammeln Sänger Magnus Ernst und seine Bandkolleginnen und -kollegen sechs Tracks, die ins Ohr gehen und im Hirn bleiben. Kann man mal so machen und es würde mich nicht wundern, wenn man Roter Wein oder Alter Luxus schon bald vor großem Publikum zu hören bekäme.



Antillectual
(sb) Kennengelernt habe ich Antillectual über die geniale Coverversion des Police-Klassikers Truth Hity Everybody. Der läuft seitdem regelmäßig bei mir, dennoch habe ich den Weg der Niederländer nicht weiter verfolgt. Warum eigentlich nicht? Nun aber flatterte das neue Album Together rein, das die Singles der letzten Monate vereint und einen wunderbaren Status Quo des Schaffens des Trios bietet. Melodischer Punkrock, der Spaß macht und einen zappeln lässt. Manchmal muss das einfach sein und je lauter, desto besser!


 
L.Dre
(Ms) Crossover war immer mies. Ich glaube, es hat nie so richtig funktioniert. Dabei meine ich Crossover als Mischung von Klassik und Rock. Symphoniker, die irgendwelche Klassiker neu aufgelegt haben. Das mag als einzelnes Stück irgendwie ganz nett sein, langweilt mich aber über die Spieldauer eines ganzen Albums doch schon stark. Dass Mixe verschieden Spielarten aber immer wieder sehr gut aufgehen, dafür gibt es genug Beispiele. Doch von einer Kreuzung von Rap und Klassik habe ich vorher noch nie gehört. Bis ich dann etwas von L.Dre gelesen habe. Der Musikproduzent wuchs mit HipHop auf, nutzte aber klassisch instrumentale Musik unter anderem zum Lernen. Nun hat er auf seinem Album LoFi Symphony beides zusammen gebracht. Die Melodien aller Stücke sind klassische Klassiker (haha), die jeder schon mal gehört hat. Doch er hat sie in einen extrem gemütlichen Hintergrundbeat gepackt. Das entspannt wahnsinnig stark, beruhigt die Nerven und macht irgendwie Spaß. Selten war funktionale Musik derart cool! 

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