Freitag, 2. Dezember 2022

KW 48, 2022: Die luserlounge selektiert

Quelle: seeklogo.com
(Sb/ms) „Dieses Geschäft ist auf Dauer geschlossen, wir bedanken uns für die vergangenen 27 Jahre.“
Nur einen Steinwurf von meiner Wohnung aus entfernt, sah ich dieses traurige Schild an einer Tür hängen. Vorher war Ausverkauf. Danach haben die Inhaber alle Regale ausgeräumt, gestrichen und nun fehlt selbst das Schild an der Tür. Kaum noch eine Spur ist übrig von diesem tollen Geschäft. Nur über den Fenstern hängt noch das große Schild mit dem Namen. 27 Jahre. Irre. Was für eine Zeit. In dem nun leeren Laden war bis vor kurzem eine Fachbuchhandlung für pädagogische Literatur. Ich war ab und an mal drin, da ich bestimmte Bücher suchte. Und fand. Die Menschen darin waren sehr kundig. Konnten schnell weiterhelfen, hatten einen tollen Überblick über ihr eigenes Sortiment, mussten nie suchen, ob das da ist. Ein Handgriff und das Heft oder Buch war in meinen Händen. Da steckte viel Kenntnis, Leidenschaft und Freundlichkeit drin. Ich hoffe einfach, dass es den Menschen nun gut geht und die Aufgabe des Ladens nicht ihre Existenz bedroht.

Ah, und da sind wir ja schon direkt bei Weihnachten. In den letzten Jahren hatten wir immer einen tollen Adventskalender mit vielen erstklassigen Beiträgen. Ich in ganz ehrlich: Ich hab es dieses Jahr nicht kommen sehen. Einfach vergessen. Pardon. Wir machen dennoch so weiter wie immer! Freitags wird selektiert. Und das geht so:

Stars
(Ms) Musik in der Weihnachtszeit. Das ist eine überaus heikle Angelegenheit. Radiohörernde sind dem sicher schon länger ausgesetzt und einige Spotify-Playlisten werden auch schon mit dem großen Popzauber infiziert sein. Weihnachtslieder aus dem Indie- oder Rock-Bereich gibt es natürlich auch zahlreiche. Durchsetzen tun sie sich nicht. Für viele Musizierende ist es eine liebgewonnene Tradition. Beispielsweise bei Stars aus Kanada. Sie gehen oft in der Adventszeit in Kanada und den USA auf Tour. So auch in diesem Jahr und schenken allen Menschen ein sehr sanftes, zartes Weihnachtslied. Die Band selbst sagt, dass dieses Lied einem ein wenig die Feiertagshölle ersparen soll. Ich denke, dass das klappt, so schön und beruhigend ist Christmas Anyway. Noch schöner ist, dass die Band die gesamten Einnahmen durch das Lied spenden werden. Das sind echt richtig gute Menschen! Und im Februar kommen sie auch für zwei Termine nach Deutschland. Sehen wir uns in Hamburg?

17.02.2023 - Hamburg - Knust
18.02.2023 - Berlin - Lido


Staring Girl
(Ms) Ich bin der festen Überzeugung, das Musik heilsam ist. Dass sie Wunden schließen kann. Dass sie therapeutische Wirkung hat. Dass sie beruhigen kann. Dass sie ihren warmen Mantel ausbreiten kann unter dem ich mich verkriechen kann. Dass sie mich erfasst, mitnimmt, tröstet. Die wunderschöne Kraft der Musik: Ich weiß, dass es sie gibt! Immer wenn ich Staring Girl höre, dann umschließt mich eine beschützende Hülle, sie hält mich und streift mir sanft über den Rücken. Das liegt zum einen an dem unglaublich schönen, runden, toll ausgelotetem Klang der Band. Wie gefühlvoll Frenzy Suhr beispielsweise den Bass spielt, das ist herrlich, das geht nicht einfach so an einem vorbei. Über dem wunderbaren Musikteppich breitet Steffen Nibbe seine einzigartigen Texte aus. Es geht stets um Menschen; er erzählt ihre kleinen Geschichten mit so gut ausgewählten Worten, dass ich mich immer wieder drin erkenne und/oder mich darin fallen lassen kann. Das gelingt wirklich nur ganz wenigen Textern. Am 13. Januar veröffentlichen sie ihr neues Album Schräg Fällt Das Licht, das sicher großartig wird. Doch die Band braucht ein wenig Unterstützung, um die Pressung der CDs und Schallplatten finanziell zu stemmen. Bitte macht da mit. Das ist sehr gut angelegtes Geld und die Möglichkeiten, die sie über Startnext bieten, sind vielfältig und für jeden ist etwas dabei. Dann können wir sie nächstes Jahr hier sehen:

13.01.2023 - Kiel, Hansa48
14.01.2023 - Hamburg, Knust


Dagobert & Kay Shanghai
(Ms) Und es geht weiter mit den weihnachtlichen Liedern. Und wenn Dagobert dazu ein Stück schreibt, dann weiß man auch, was man erwarten kann. Dann werden die großen Gefühle ausgepackt und das Herz pocht ein wenig schneller. Denn tief aus den Schweizerischen Bergen ruft uns die pure Romantik heim, wenn es heißt, dass Weihnachten Zu Zweit gefeiert wird. Am Kamin, mit heißen, belebenden Getränken, wohlig eingepackt und mit ein paar kleinen Geschenken hier und dort. Für solch ein Stück braucht man selbstredend Unterstützung, sonst ergibt der Titel ja auch gar keinen Sinn. Mit an Bord ist Kay Shanghai, Clubbetreiber in Essen und bekanntes Gesicht des Potts. Optisch und stimmlich ist das alles unglaublich harmonisch. Und da ja eh klar ist, dass Dagoberts Musik stets mit einem Augenzwinkern zu genießen ist, drehen wir das hier mal ganz laut!


Shybits & Eddie Argos
(Ms) Wie?! Noch ein Weihnachtslied?! Oh, man! Ja, es ist wahr. Besinnlicher ging es hier sicherlich noch nie zu. Und mit dem dritten Lied haben wir noch mehr musikalische Bandbreite dabei, denn Shybits und Eddie Argos sind eher dafür bekannt, die Gitarren knallen zu lassen. Auf Hope This Christmas werden sie entspannt und sanft angeschlagen. Ein süßes, kleines Lied, das den kindlichen Blick aufs Fest aufblinken lässt.
So. Zugegebenermaßen packt mich keines dieser Weihnachtslieder in besonderer Weise. Es sind alles nette kleine Spielereien, doch hängen bleibt davon nichts. Sicher ist es auch nicht das Ziel dieser Lieder. Auf der anderen Seite, ist die Halbwertszeit dieser Musik eh sehr, sehr kurz. Für gut drei Wochen sind sie noch spielbar und kommendes Jahr ist dann eh wieder neues Hörmaterial auf dem Weg. Aber nun gut: Schöne Adventszeit! 


Gregor McEwan
(Ms) Bald geht es wieder los. Vielleicht hat es auch schon angefangen. Zum Ende des Jahres hin gibt es allerhand Zinnober. Der ganze Konsum ist ja eh schon schlimm genug. Dann wird noch auf heile Welt überall getrimmt und für das kommende Jahr wird stets Besserung gelobt. Und dann kommen die Jahresrückblicke. Will ich gar nicht sehen. Schaut man sich die großen Themen an, sieht das nämlich nicht gut aus. Ganz und gar nicht. Klima am Arsch und keinen kümmert es. Ein erbitterter Krieg im Osten Europas. Elon Musk macht, was er will. Trump auch. Und kann ich demnächst noch meine Rechnungen zahlen? Keine Ahnung. Ein bisschen Vorsehung dabei hatte Gregor McEwan, der wirklich das passende Lied dazu geschrieben hat: The End. Das ist es, das Ende. Das haben größtenteils wir alle als Gesellschaft so gut hinbekommen. Doch leider, leider haben einzelne Persönlichkeiten und Institutionen so viel Einfluss und Macht, dass ihnen eine besondere Schwere der Tat zuzuschreiben ist. Über all jene sing der Musiker dieses Mal. Zart, aber dennoch eindringlich. Erneut ist ihm damit ein toller Song gelungen! Hier kann man ihn kommendes Jahr live bestaunen:

23/01/23 - Wesel - JZ Karo
25/01/23 - Dortmund - subrosa
26/01/23 - Unna - Lindenbrauerei
28/01/23 - Schwerin - Speicher
24/03/23 - Schwäbisch-Hall - Anlagencafé
25/03/23 - Lindau - Zeughaus
26/03/23 - München - Milla
07/07/23 - Wolfsburg - Hallenbad


1 Kommentar:

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