Freitag, 1. Oktober 2021

KW 39, 2021: Die luserlounge selektiert

Quelle: 39taipei.com
(sb/ms) Einige vulgäre Ausdrücke nutze ich recht häufig. Sche*ße zum Beispiel. Es ist ein sehr gutes Wort. Ein Wort, das sich durch seinen hohen Gebrauch komplett von seiner eigentlichen Herkunft emanzipiert hat. Genau das ist mir dieser Tage (mal wieder) recht deutlich geworden, wie dämlich die meisten derben Phrasen sind. Vor allem frage ich mich, warum es so oft um unsere intimen Körperöffnungen geht, jegliche Geschlechtsteile und was man damit so machen kann. Warum ist das denn so negativ behaftet? Ich glaube aus reiner Prüderie. F*cken ist an sich ja eine wundervolle Sache, zwar ein recht harter Ausdruck für hohes körperlich-sinnliches Glück, aber dennoch. Auch der W*chser scheint ein Unhold zu sein. Dabei kann Selbstbefriedigung doch eine wunderbare Angelegenheit sein! Dass das so schmuddelig konnotiert ist, liegt meines Erachtens wirklich daran, dass unsere Gesellschaft ein ganz skurriles Verhältnis zu Körpern und Sex hat. Drüber reden ist schon ungewöhnlich, obwohl es oft normal und schön ist. Dann wird es halt - mir nichts, dir nichts - überspitzt als Beleidigung genutzt. Finde ich dumm.
Auf der einen Seite lässt es sich viel konkreter und verletzender beleidigen, wenn man denn möchte oder halt in so niedlichen Formen, die ich präferiere, du Pappnase, Knalltüte, Quatschkopf!

Na gut. Genug davon, ihr Flöten. Es soll hier immer noch um Musik gehen. Das beginnt hier:

Sissi Rada
(ms) Antworten gesucht! Woher kommt dieser immense Aufschwung an neu-klassischer Musik? Alles rund ums Klavier erlebt schon seit ein paar Jahren eine extrem popkulturelle Belebung. Martin Kohlstedt, Olafur Arnalds, Hania Rani. Anne Müller ist keine neue Interpretin, aber ihre Art und Weise das Cello zu spielen hat wenig mit kammerorchestralen Bühnen zu tun. Nun kommt das nächste Instrument, das ich absolut faszinierend finde: die Harfe! Sissi Rada soll eine sehr begabte Interpretin an diesem wunderschönen Saiteninstrument sein. Den Namen kannte ich vorher auch nicht. Doch hört man in die Musik hinein, wird schnell klar, dass die Harfe nicht mal im Mittelpunkt steht. Viel mehr entwickeln sich elektronisch-sphärische Klänge um sie herum, auch Gesang ist zu vernehmen. Es bekommt einem enorm atmosphärischen Sound, warm und mysteriös. Und vielversprechend! Am 19. November erscheint ihr Album Nanodiamond, ich bin mehr als gespannt!
Nächste Frage: Was kommt als nächstes? Das Cembalo? Die Nasenflöte?

The Weather Station
(ms) Dieser Tage kam eine Mail rein, die das erste Weihnachtsalbum angekündigt hat. Von einer großen, deutschsprachigen Punkrockband. Im Zuge dieses Schwachsinns dachte ich drüber nach, was mich denn bislang in diesem Jahr schon so wirklich überzeugt hat. Ganz vorne dabei ist Tamara Lindeman, die mit ihrer Band The Weather Station ein fulminantes Album hingelegt hat. Auf der einen Seite ist Ignorance recht eingängig, auf der Anderen aber derart künstlerisch ausgeschmückt und mit so vielen feinen, schönen, tollen, hörenswerten Details versehen, dass es mir die Sprache verschlägt. Heute erscheint eine erweiterte Version der Platte digital. Eigentlich finde ich das quatschig, aber wenn es sich um so ein harmonisches, rundes, großes Werk geht, werde ich schwach. In der Deluxe-Version warten zwei neue Stücke, sowie die Instrumentale und Live-Versionen. Am 19. November folgt die physische Variante als Doppel-LP! Ich hab Bock! Zum Glück kann das nächstes Jahr auch hier live bestaunt werden:

28.03.2022 - Berlin - Frannz Club
04.04.2022 - Hamburg - Nochtwache
05.04.2022 - Köln - Blue Shell
06.04.2022 - München -Milla

Eins und Zwei und Drei und Vier
(ms) Es gibt sicherlich viele Menschen, die mir absprechen würden, über Musik aus den 80ern zu urteilen, weil ich schlichtweg viel zu jung dafür bin. Als Jahrgang '90 habe ich mit der Musik des Jahrzehnts vor meiner Geburt halt absolut nichts zu tun. Urteilen kann aber jeder meines Erachtens. Insbesondere, wenn die Musik so derart stark war! Damit meine ich nicht die kommerziell erfolgreichen Bands, sondern alles, was daneben, dazwischen, darunter entstanden ist. Vieles davon hat auch erst im Nachhinein an Reminiszenz gewonnen. Heute erscheint der Sampler Eins und Zwei und Drei und Vier mit Popmusik, die neben dem großen Schweinwerferlicht erklang. 20 Tracks - 71 Minuten deutschsprachige Musikgeschichte, die das extrem geschmackvolle Label Bureau B da zusammengetragen hat. Besonders gefällt mir dieser oft auftretende programmatischer Charakter, gepaart mit einem gewissen Schmunzeln wie auf Mein Walkman Ist Kaputt von P!OFF? Auch große, streitbare Interpreten wie der Pyrolator ist mit dem Stück Im Zoo darauf zu finden. Besonders stark wird es halt bei ganz wichtigen, gesellschaftspolitischen Liedern; da stecken Östro040 selbstredend mit Sexueller Notstand ins Auge. Dies ist nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch eine Bewusstmachung, wie kreativ und stark die Musiklandschaft hier immer schon gewesen ist, auch wenn ihr der Ruhm vergönnt war, Anerkennung haben sie alle geerntet! Und wenn nicht damals, dann mit dieser Compilation! 

Wet Leg
(ms) Was würde Jürgen Drews zu diesem Video sagen?! Ja, oft braucht es nur diese eine völlig bescheuerte Idee und wir berichten drüber. Anhaltspunkt bei Wet Leg ist selbstredend dieses Video. Also: Wie kommt man drauf? Egal, finde ich super. Einfach ein paar Dinge zusammen schmeißen, die so gar nichts miteinander zu tun haben und der Clip ist fertig. Kommt er obendrein mit einem derart catchy Gitarrenpopflair daher, bin ich hin und weg. Was Rhian Teasdale und Hester Chambers mit dem Track Wet Dream geschaffen haben, ist irgendwo zwischen tanzbarem Indiepop, Funk und ganz viel Leichtigkeit. In Großbritannien starten sie anscheinend momentan richtig durch, touren recht wild und einige Shows sind bereits ausverkauft. Hoffen wir, dass sie diesen Wahnsinn auch bald hier auf die Bühnen bringen werden!

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