Dienstag, 15. Juni 2021

Lambchop - Showtunes

Quelle: byte.fm
  (ms) Aus welchem Blickwinkel betrachte ich ein Album? Welche Gefühle herrschen vor? Welche Erwartungen schlummern in mir? Wie will ich mitgerissen werden? Bereits zum neuen Mine-Album habe ich mich ein wenig darüber ausgelassen, dass seltsame Erwartungen das Hörerlebnis schmählern können.
Beim neuen Album von Lambchop geht es mir leider sehr ähnlich. Hier tut es mir sogar noch mehr weh als bei Mine. Mit Mines Musik bin ich nicht so sehr emotional verbunden. Bei Kurt Wagner und seiner Band, seinem Schaffen sieht das schon ganz anders aus. Lambchop höre ich schon seit locker 12, 13 Jahren. Von Abi bis Arbeiten. Mr M ist melancholische Zärtlichkeit, Nixon ein wunderschönes Gesamtwerk, Damaged die Platte mit meinem Lieblingslied der Band (Crackers) und FLOTUS der extrem gelungene Turn hin zu wohlig warmer elektronischer Einbettung des typischen Lambchop-Sounds. Trotz dass in vielen ihrer Lieder nicht viel passiert und sie im Stillen wirken, packt mich die Musik der Nashviller immer wieder ganz besonders. Ja, es ist die warme Ruhe, die diese Kunst ausmacht.

Nun steht seit ein paar Wochen Showtunes in den Regalen und liegt daheim auf dem Plattenspieler. Doch der dreht sich nur selten mit diesem Album. Das hat Gründe, die ich versuchen möchte, darzulegen.
Hoch anzurechnen ist Wagner und Co., dass sie sich immer weiter entwickeln, nicht bei einer bestimmten Herangehensweise an Musik stehen geblieben sind. Immer wieder Neues ausprobieren und den einen Klang vielfältiger gestalten. Das ist schon oft sehr gut gegangen. Showtunes zieht mich nicht mit. Und es liegt wahrscheinlich an dem experimentellen Ansatz. Kurt Wagner hat wohl ein Programm entdeckt, mit dem er seine Gitarren- in Klavier-Klänge umwandeln kann. Klar: Super Idee. Wenn man 'plötzlich' Klavier spielen kann, öffnen sich ganz neue Türen und Tore. Die Idee ist ja auch wahnsinnig gut. Doch in der Umsetzung ist wenig bis gar kein Drive zu finden. Nichts, das packt. Selten klang eine Platte von Lambchop derart leer und gewissermaßen uninspiriert trotz vieler neuer Möglichkeiten. Dieses Album ist genau das Stückchen zu minimalistisch, dass der zärtlichen Ruhe seine Strahlkraft sonst gibt. Kaum Beat oder Percussion ist auf den Liedern zu hören. Dafür allerhand elektronische Effekte nebenbei und ab und an eine verzerrte Stimme. Ich muss es so dramatisch sagen: Showtunes langweilt mich auf eine Art, die ich für meine Lambchop-Gewohnheiten nie für möglich gehalten habe. Kein Highlight könnte ich nennen, alles plätschert so hinfort ohne dass meine Ohren wirklich aufmerksam werden oder mein Herz angesprochen wird. Extrem schade, da mir diese Band so viel bedeutet. Hm.

Sollten sie bald auf Tour gehen und hierzulande vorbei schauen, gehe ich selbstredend hin. Allein in der Hoffnung auf die älteren Stücke. 

1 Kommentar:

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