Freitag, 4. Juni 2021

KW 22, 2021: Die luserlounge selektiert

Bild: kyrasidwell.wordpress.com
(ms/sb) Es gibt unzählige Gründe, warum es sich schickt, nicht die Spiele der Champions League im Fußball der Herren zu verfolgen. Hauptsächlich selbstredend wegen der völlig irr gewordenen Vermarktung und dieser Super League-Kacke. Der Öl-Club hat gegen den Öl-Club gewonnen. Oder so. Interessiert ja eh keinen. Die Schreiberlinge der luserlounge sind auch passionierte Fußballfans. Doch in anderen Ligen. Und mit einer anderen Einstellung.
Ein, zwei Berichte las ich mir doch über das Finale durch, scorllte so durchs Netz und konnte schon fast wieder direkt kotzen, als ich Folgendes las: 'In Europa wird wieder Deutsch gesprochen.' Das war wohl irgendeine Pressestimme zu dem Spiel. Völlig gaga und absurd, nur weil die Trainer der letzten drei Siegermannschaften hier geboren worden sind. Kaum ist man bei Fußball, werden schon wieder schwarz-rot-goldene Farben geschwenkt und heimlich abgehitlert (ja, ich übertreibe bewusst). Direkter Kotzreiz. Und dann steht ja auch noch die EM an. Die der U21 läuft schon. Die anderen spielen bald irgendwann. Da bekomme ich direkt Angst vor besoffenen das-wird-man-ja-noch-machen-dürfen-Fahnenschwenkern. Zum Glück ist Wegfahren wieder drin!

Hier ist die luserlounge. Es ist Freitag. Wir haben Hörenswertes aus der Woche selektiert! Voilà!

Bitume
(sb) Das Oldenburger Quartett Bitume hat mittlerweile auch schon über 20 Jahre auf dem Buckel, von Müdigkeit ist jedoch keine Spur zu erkennen. Ganz im Gegenteil! Die pandemiebedingte Auszeit wurde bestens genutzt, um weit auszuholen und sowohl musikalisch als auch textlich in die Vollen zu gehen. Besonders der Auftakttrack D21 mit seiner Bestandsaufnahme der teutonischen Verhältnisse ist eine Abrechnung allererster Güte. Auf Die Entscheidung (VÖ: 25.06.) bekommt Ihr neben intelligentem Punkrock auch catchy Melodien und vereinzelte Ska-Vibes um die Ohren geschleudert, die die Band hoffentlich auch bald auf die Bühnen der Nation zaubern kann.


Gregor McEwan
(ms) Ist es möglich, zu viel Eis zu essen? Ist es möglich, zu viel Obst zu essen? Ist es möglich, zu viele Cocktails zu trinken? Ich denke nicht. Alles drei sind Lebensmittel, die ohne Maß genossen werden können. Wenn nicht: Müssen. Alles andere sollte nun Gregor McEwan beantworten, der alles sicher in gutem Umfang für sein neues Video verzehrt, genossen hat. Dieser Teufelskerl! Macht einfach zu jeder Jahreszeit eine EP. Summer also als nächstes und Summer Breeze ist das Stück, was es daraus bereits zu hören gibt. Teufelskerl auch, weil so verdammt wandelbar. Er kann Folkpop, Artpop und nun kommt eine wahnsinnig kurzweilige Gitarrenpopnummer mit einem überbordenen Maß an Lässigkeit daher. Ich bin fest davon überzeugt: Es ist nicht leicht, einen derart entspannten Song zu schreiben, wie diesen hier. Ja, im Grunde genommen passiert musikalisch nicht viel. Atmosphärisch aber schon. Ich will auch ein Glas samt buntem Inhalt und auf jeden Fall diesen Flamingo! Herrlich! Zum Glücklich sein braucht es nicht viel. Manchmal ist es nur ein Song, der zwei Minuten und siebenundvierzig Sekunden dauert.


Pendulum
(ms) Vor einigen Jahren beim Lieblingsfestival, dem Open Flair: Sonntagabend. Ich glaube, dass Rise Against oder so als letztes gespielt haben. Falsch. Als vorletztes. Eine wahnsinnig gute Liveband, auf Platte geben sie mir nicht so viel. Danach stromerten schon einige Besucher hinfort. Wir blieben und machten die Nacht zum Tag. Moment, das stimmt so nicht. Pendulum machten die Nacht zum Tag. Auf ihrer Bühne standen unzählige Scheinwerfer aller erster Lumenklasse! BAM! Taghell in Eschwege, super guter Effekt. Tja. Und dann?! Ohne Umschweife: Sie haben die Anwesenden kaputt gemacht. Mit ihrem extrem energiegeladenen Mix aus Kraft, Dynamik, Lautstärke und Kompromisslosigkeit ging es ab. Vielleicht war es nur eine Stunde oder so, aber sie blieb auf extremer Art haften. Was ein Brett an Show! Danach nahm die Band sich eine Auszeit, Knife Party war das Nebenprojekt. Und nun sind die Australier zurück. Die Elemental EP (VÖ: 17. Juni) ist das erste musikalische Lebenszeichen der drei seit Jahren! Die Härte im Klang ist wieder genau da, wo sie sein soll. Dazu ein wenig Pathos im Gesang und ordentlich Wumms! Das geht ab. Das tut gut! Die Nacht zum Tag!

 
Wormwood
(sb) Wormwood wurden 2014 als Black'n'Roll-Band gegründet. Ihre erste Veröffentlichung The Void - Stories From the Whispering Well wurde ein Jahr später in der Stockholmer Underground-Szene zum Hit, obwohl die Band selber damit gar nicht so arg zufrieden war. Klanglandschaften von schwedischer Melancholie, Geschichten von Hungersnöten und unsäglichem Grauen bilden das Rückgrat des Quintetts. Ihr neues Album Arkivet (VÖ: 16.07.) nimmt Euch mit auf eine Reise durch Länder, die bald menschenleer sein werden, in eine nicht allzu ferne Zukunft, in der Menschen ihren Verstand, ihren Willen zu gehen und ihre Heimat verloren haben. Düster, apokalyptisch und richtig gut. Ich hab mir das gestern in totaler Finsternis beim Serpentinenfahren in den Schweizer Alpen angehört und dieser Kontrast zwischen infernalem Lärm aus den Boxen und totaler Ruhe draußen war einfach nur magisch.

 
James
(sb) Im Münchner Atomic Café gab es einst ein ungeschriebenes Gesetz. Wenn die Hymne Sit Down aus den Boxen dröhnte, folgte man der Anweisung von James und setzte sich auf die Tanzfläche. Spätestens dann wurde klar, wer Stammgast war und wer Gelegenheitsbesucher. Bereits seit 40 Jahren (mit einer siebenjährigen Unterbrechung zu Beginn der 00er-Jahre) beehrt uns die Band aus Manchester mit feinstem Alternative Rock und Brit Pop. Während die Band im UK bereits fünf Top 3-Alben feiern durfte, hat sie es in den deutschen Charts bisher noch nie geschafft, die Top 100 zu knacken. Wahnsinn eigentlich!
Bassist Jim Glennie bringt das neue Album All The Colours Of You (VÖ: heute!) treffend auf den Punkt: "Ich bin gleichermaßen erfreut, stolz und überrascht von dieser Platte. Produzent Jacknife Lee hat uns und die Songs an einen neuen Ort gebracht und das ist sehr aufregend. Nach all diesen Jahren fordern wir uns und unsere Fans immer noch heraus. Viel Spaß."
Leute, holt Euch diese Platte und bringt James endlichendlichendlich in die deutschen Verkaufscharts!
 

WiebuschBosseUhlmann
(ms) Drei Chinesen mit'm Kontrabass. Das wollte ich schreiben, steht ja jetzt auch da. Ist natürlich eine rassistische Liedzeile, aber sie ploppte in meinem Geiste so auf. Uhl wollte ja das Boss-e-Ding eher im Vordergrund. Nun haben sie sich entschlossen, einfach die drei Namen AMK-mäßig aneinander zu pappen. Auch eine super Idee. Moment mal, durchatmen. Worum geht es eigentlich?! Machen wir es kurz: Bosse, Uhlmann und Wiebusch werden zusammen eine kleine Sommertour spielen! Wie geil ist das denn bitte? Ich bin ganz ehrlich: Dass die GHvC'ler mit Bosse gut können, war mir schon klar, aber dass sie sooo gut miteinander können, das war mir unklar. Kurzum: Das wird unglaublich gut. Völlig unklar aber, wer wie viel reden wird und ob Bosse und Wiebusch Uhlmann vom Laberflasch abhalten können. Es wird Solo- und Bandlieder geben. Die drei covern sich gegenseitig. Und statt Kontrabass selbstredend mit der guten alten Klampfe in der Hand! Wir sehen uns dann vor der Bühne. Ich werde der mit dem Bier in der Hand sein!

05.08. Stuttgart, Freilichbühne Killesberg
06.08. Köln, Tanzbrunnen
07.08. Darmstadt, EndlichOpenAir
08.08. AT - Wien, Globe
11.08. Hamburg, Stadtpark (ausverkauft!)
13.08. Eschwege, Open Flair
14.08. Berlin, Hoppegarten
15.08. Hannover, Parkbühne



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.