Quelle: eaststreetarts.org.uk |
Doch kommen wir zurück zum Kerngeschäft. Luserlounge. Freitag. Selektion. Ab geht's!
CocoRosie
(ms) Musikalische Avantgarde ist auch in den weiten Feldern der Pop-Musik zu finden. Dafür stehen die Schwestern Bianca und Sierra Casady mit ihrem Namen: CocoRosie. Sie wollen es dem Hörer partout nicht einfach machen, bei keiner ihrer Platten. Oft ist ein roter, musikalischer Faden schwer zu finden, aber sie verzetteln sich nie in den Breiten des Experimentierens. So wirft auch ein neuer, extrem vielschichtiger Song die Schatten eines neuen Albums voraus: Smash My Head. Der Track ist nicht nur - wie gewohnt - musikalisch anspruchsvoll, wenn ihre beiden Stimmen Gegensätze bilden, Synthie-Sounds den Beat brechen oder plötzlich eine E-Gitarre reinbricht. Die beiden sind ganzheitliche Künstlerinnen und so erscheint das Lied natürlich mit einem bildgewaltigen Video. Zwischen Weite auf dem Feld und Enge auf dem Fixierbett ist alles dabei. Großartig. So steigt bereits vier Monate vor Veröffentlichung (6. März) des neuen Werks Put The Shine On die Vorfreude auf ein Album, das es intensiv zu entdecken gilt.
Anna Depenbusch
(ms) Ein leichtes Dröhnen liegt in der Luft, es stört nicht, es macht viel mehr neugierig. Eine Dame im grünen Kleid geht auf Stöckelschuhen durch ein großes, festliches Treppenhaus, hält vor einer geschlossenen Tür, zieht die Schuhe aus und tritt ein. Es ist Anna Depenbusch in ihrem neuen Video zum Lied Eisvogelfrau. Eine Künstlerin, deren Name ich wie so oft schon irgendwo gehört habe, aber nie recht zuordnen konnte. Allein mit Klavier singt sie nun dieses wunderbare Lied über die Eisvogelfrau, die den Chor überstrahlt, aus ihm heraustreten muss, um ihrer Energie vollen Raum auf der Bühne zu bieten. Das Lied ist Teil des neuen Albums Echtzeit, das am 28. Februar auf ihrem eigenen Label Landlied erscheinen wird. Sie bezeichnet sich selbst als Liedermacherin, ihre Musik schwingt zwischen Chanson, Alin Coen und Singer/Songwriter. Tolle, zarte und positive Musik. Und gerade das ist eine wunderbare Abwechslung in gesellschaftspolitisch zittrigen Zeiten. Mit diesen Tönen kann man das alles mal hinter sich lassen und den Moment genießen. Die große Tour startet ab März, über das Album werden wir passend zur Veröffentlichung auch noch berichten.
12.03.20 - Fulda, Orangerie
13.03.20 - Ravensburg, Konzerthaus
14.03.20 - Karlsruhe, Tollhaus
20.03.20 - Halle, Händel Halle
21.03.20 - München, Prinzregententheater
22.03.20 - Freiburg, Jazzhaus
24.03.20 - Ludwigsburg, Scala
25.03.20 - Essen, Lichtburg
27.03.20 - Oldenburg, Kulturetage
28.03.20 - Wolfsburg, Hallenbad
02.04.20 - Hannover, Pavillon
03.04.20 - Berlin, Admiralspalast
04.04.20 - Jena, Volkshaus
05.04.20 - Augsburg, Parktheater
06.04.20 - Reutlingen, franz.K
07.04.20 - Darmstadt, Staatstheater
24.04.20 - Hamburg, Laeiszhalle
25.04.20 - Lübeck, Kulturwerft Gollan
Adrian Sutherland
(sb) Ein Protestsong, ein Hilferuf: Politician Man (wurde bereits im Oktober veröffentlicht) setzt sich mit der doch sehr konfliktbeladenen Geschichte Kanadas im Umgang mit seinen indigenen Völkern auseinander und fordert alle Beteiligten auf, aufeinander zuzugehen und einander zuzuhören. Adrian Sutherland kommt bei der Thematik zugute, dass er selbst fernab der Großstädte in der Attawapiskat First Nation aufwuchs und so einen authentischen Einblick in die Nöte und Ängste der Indigenos gewinnen konnte.
"Manchmal klingt Versöhnung wie eine leere Phrase und ist frustrierend. Man versucht, ständig voranzukommen, aber immer wieder erwarten einen neue Herausforderungen und Hindernisse. (...) Wir alle müssen unseren Beitrag leisten - und genau das ist die Botschaft hinter Politician Man."
Hector Savage
(sb) Mal wieder Lust, dezent angeschrien zu werden? Dann seid Ihr bei Hector Savage an der richtigen Adresse, denn die machen das nun sogar auf Deutsch, um ihr Anliegen besser verdeutlichen zu können. Heute erscheint Es sieht nicht gut aus, das Debütalbum des Quartetts und ist ein ordentlicher Tritt in den Arsch. Neun Tracks pure Energie, überraschende Wendungen und Texte, die eine gewisse Anti-Haltung gegen alles und jeden nicht leugnen können. Läuft.
Live:
08.11. Köln, Privat
14.11. Frankfurt, Klapperfeld
15.11. Hamburg, Störtebeker
16.11. Berlin, K19
30.11. Lüdenscheid, AJZ (Midsummer Fest)
ANIIML
(ms) Klar, R'n'B ist nicht das Genre, das wir hier häufig unterbringen. Aber ANIIML gibt ein eindrückliches Gegenbeispiel, den eigenen Horizont zu erweitern. Doch die Amerikanerin mit deutschen Wurzeln macht keinen eingängig-langweiligen Radio-Wisch. Es ist Pop, Gospel, verspielt, breit, elektronisch, hörbar bedacht, dennoch wild und bedient wohl auch ein Genre, das Witch-Pop genannt wird, unter dem ich mir aber absolut nichts vorstellen kann. Auf der Bühne soll es wohl hexenmäßig zugehen!
Hört man ihr Album Oh Awe weiß man gar nicht mehr, wohin. So viele unterschiedlichste Eindrücke prasseln durch die Boxen und es wird von Track zu Track immer offensichtlicher, warum das eher nicht im Radio läuft, zumindest nicht auf den großen Pop-Wellen. Hört da bitte unbedingt rein!
Als Einstiegsdroge: Handle Me, die Singleauskopplung. Hier geht es hörbar poppig zu und das mit einer tollen Aussage. Das Video steht für sich, das schreibe ich jetzt nicht tot, schaut mal rein!
Und wenn die Eindtiegsdroge noch nicht zündet. Bitte am Ball bleiben und das ganze Album hören. Denn: Selten so eine irre Abwechslung gehört! Großartig das!
Faber
(sb) Blicken wir zurück ins Jahr 2017: Quasi aus dem Nichts tauchte Faber auf und legte mit Sei ein Faber im Wind ein Album vor, das einschlug wie eine Bombe und nicht nur in meinen persönlichen Jahrescharts ganz oben landete. Das war provokativ, musikalisch und textlich was Neues und rundherum einfach nur stark.
Und jetzt? I Fucking Love My Life (VÖ: 01.11.) heißt das neue Werk von Herr Pollina und es knüpft nahtlos da an, wo das Debütalbum aufhörte. "Never change a winnig team" könnte man meinen - und doch ist der neue Longplayer weit mehr als ein Sequel! Die Texte sind noch einen Hauch pointierter, die Spitzen zielen noch ein bisschen genauer ins Herz der Gesellschaft und Fabers Stimme transportiert seine Verachtung, seinen Ekel gefühlt noch ein Stück authentischer als bislang.
Faber despektiert Oberflächlichkeiten, positioniert sich politisch eindeutig und tut dies auf eine Art und Weise, die ihm nicht zum ersten Mal Rassismus- und Sexismusvorwürfe einbrachte. Wenn der Gesellschaft der Spiegel vorgehalten wird, dann trennt sich die Spreu vom Weizen und man erkennt umso deutlicher, wer Faber intellektuell folgen kann und will. Selbstverständlich sind die Texte in vielen Passagen nicht wortwörtlich zu interpretieren, aber das Risiko des Missverständnisses geht der Künstler bewusst ein und gerade diese provokative Note hebt Faber von seinen Mitstreitern ab.
Ich habe Sei ein Faber im Wind geliebt - aber I Fucking Love My Life ist noch besser und es tut mir im Herzen weh, dass es aus Zeitmangel leider "nur" zu einer Kurzrezension in der Selektion gereicht hat, obwohl das Album es verdient hätte, ganze Seiten zu füllen. Unbedingt kaufen!
Auch live ist Faber ein Ausnahmekünstler, wie die luserlounge bereits selbst erleben durfte; demnächst gibt es wieder Gelegenheit, den Schweizer auf der Bühne zu erleben:
28.02. Hannover, Capitol
29.02. Leipzig, Haus Auensee
01.03. Hamburg, edel-optics.de Arena
03.03. Berlin, Columbiahalle
05.03. Köln, Palladium
06.03. Wiesbaden, Schlachthof
07.03. Stuttgart, Liederhalle
09.03. Wien, Arena
11.03. München, Tonhalle
12.03. Zürich, X-tra
13.03. Zürich, X-tra
12.08. Wien, Arena Open Air
Ásgeir
(ms) Letzte Woche bereits gab es extrem gute Neuigkeiten. Und das über einen schönen Weg: Die E-Mail. Den Newsletter. Eine vom Aussterben bedrohte Möglichkeit sich mitzuteilen. Der Isländer Ásgeir nutzt sie und ließ mein Gemüt langsam aber sicher glücklich, zufrieden und ruhig werden. Die Ankündigung: Neue Musik! Und mit welcher Schönheit und Wucht schlägt Youth bitte ein?! Schon schnell nach Beginn des Stückes wird das Geheimnisvolle, das Erhabene, zittrig Perfekte seiner Musik klar. Mit diesem Track bewegt er sich leicht zu seinem Debut In The Silence, das 2014 erschien. Leichte Gitarre, treibende Percussion, sein wunderbarer Gesang und irgendwann scheint eine Trompete hindurch wie Sonnenstrahlen nach einem dieser diesiger Herbsttage und gibt Hoffnung! Was für ein tolles Lied. Es ist der erste Vorbote zum neuen Werk Bury The Moon (VÖ: 7. Februar) und es könnte großartig werden! Extrem bedacht und reif klingt die Musik des 27-Jährigen! Und wir können uns glücklich schätzen, dass er im Frühjahr auch hier spielt:
28.02. - Hamburg, Mojo Club
29.02. - Berlin, Passionskirche
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