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Oft ist es ja so, dass man eine Band in erster Linie über ein einzelnes Mitglied, meist den Sänger definiert und die anderen Musiker komplett untergehen und oft genug sogar namentlich nicht mal bekannt sind. Wie heißen nochmal die anderen Bloc Party-Leute neben Kele Okereke? Oder die Mit-Musiker von Paul Smith bei Maximo Park? Auch hierzulande funktioniert das so: Tomte = Thees Uhlmann! Und das, obwohl die Band eigentlich aus namhaften Musikern (z.B. Max Schröder, Nikolai Potthoff und Dennis Becker) bestand. Sicher waren Tomte nicht nur für mich die Gruppe von Thees, in der er seine Ideen umsetzen und ausleben konnte.
Als wir Mitte Juli die Nachricht bekamen, dass der GHvC-Gründer demnächst ein neues Album veröffentlichen würde, war ich sofort Feuer und Flamme. Zu positiv und intensiv waren die Erinnerungen an die besuchten Konzerte, die vielen Stunden mit seiner Musik, als dass mich diese News kaltlassen hätten können. Also alle Alben durchgehört und festgestellt: Tomte berühren mich deutlich mehr als die Solo-Sachen! War mir damals gar nicht so aufgefallen, zeigt aber doch, dass die Musiker im Hintergrund scheinbar deutlich mehr Einfluss auf den Output haben als man so denkt. Vergleicht ruhig auch mal die oben genannten Musiker solo und mit Band - es ist erstaunlich!
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Nun also Junkies und Scientologen - kryptischer Titel, oder? Mit Fünf Jahre nicht gesungen wurde die obligatorische Hymne als Vorab-Single veröffentlicht. Und ja, es hat mich wieder extrem neugierig gemacht. Man kann es nicht anders sagen: ein unfassbar toller Song, sicherlich einer der besten, die Uhlmann je geschrieben hat. Somit lag die Messlatte fürs Album aber auch wieder extrem hoch und - da muss ich leider vorgreifen - das Niveau kann er nicht halten.
Schon die zweite Single Avicii, eine Hommage an den 2018 verstorbenen schwedischen DJ fällt deutlich ab und kann (zumindest mich) textlich nicht überzeugen, obwohl die Zeile "Elektronische Musik kann man sich so selten schön trinken" natürlich kaum wahrer sein könnte und schon jetzt als Lebensweisheit adaptiert wurde. Insgesamt erscheint mir das Album als Sammelsurium von Anekdoten, Geschichten, Erinnerungen und Witzen, die Thees zwar persönlich berühren, die Dritte aber nur schwer erreichen und außerhalb seines Circles of Trust auf wenig Verständnis treffen dürften - auch wenns vermutlich kaum jemand zugeben wird...
Insofern bleibt Uhlmann sich treu, bewahrt sich seine Authentizität, schreibt für sich und nicht für andere. Das kann bzw. muss man ihm hoch anrechnen, nach zwei Top 5-Alben stellt dieses Vorgehen aber ein kalkulierbares Risiko dar und alles andere als ein Einstieg auf Platz 1 der Album-Charts würde mich nach all dem medialem Tamtam um sein Comeback doch arg überraschen.
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Es ist ja nun auch nicht so, dass Junkies und Scientologen ein schlechtes Album ist, nein, das ist es beileibe nicht. Danke für die Angst, das er direkt an Stephen King adressiert, ist beispielsweise ein richtig guter Song, steht aber auch exemplarisch für etwas, was mich tatsächlich stört. Thees bedient sich auffällig oft externer Referenzen, sei es nun der amerikanische Autor, Avicii, Katy Perry, Fury in the Slaughterhouse, Grayson Perry, die Scorpions, Jürgen Klopp oder Marcus Wiebusch. Das kann man witzig oder originell finden - ich persönlich empfinde es als zu bemüht und nervig.
Wie dem auch sei: Thees Uhlmann hat eine Scheibe abgeliefert, die kommerziell erfolgreich sein wird, sich das auch verdient hat und vermutlich genau für das steht, was der Künstler verkörpert. Er ist ein Geschichtenerzähler, der gerne auch mal etwas weiter ausholt und der seine Zuhörer dadurch auffordert, bei der Sache zu bleiben und auf die Pointe zu warten. Bei manchen Songs klappts, bei anderen nicht. So ist das Leben. So ist Thees Uhlmann.
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