Freitag, 7. Dezember 2018

KW 49, 2018: Die luserlounge selektiert

Quelle: blog.sketchapp.com
(ms/sb) Ihr und wir waren es in den letzten Jahren gewohnt zu dieser Jahreszeit, also schon seit sieben Tagen einen Adventskalender auf diesem Blog zu gestalten und zu lesen. Dieses Jahr haben wir es schlicht und einfach nicht geschafft. Dazu fehlen die freizeitlichen Ressourcen, denn die luserlounge ist und bleibt eine Herzensangelegenheit. Wir sind verrückte Fans, die Platten und CDs sammeln, auf Konzerte gehen, so viel es geht und soweit es möglich ist, doch Priorität haben natürlich ganz andere Sachen. So versorgen wir Euch bis zum Feste natürlich wie gewohnt mit neuer Musik, Live-Berichten, der freitäglichen Selektion und allerhand mehr. Das geht zum Beispiel so:

Wire Love
Einst nannten sie sich Orbit the Earth, nun firmieren sie mit verändertem Line-Up als Wire Love - laut ist es damals wie heute und das ist auch gut so! Als Post-Hardcore dürfte man das Ganze wohl bezeichnen und mit Leave The Bones erschien am vergangenen Freitag das Debüt der Band aus Recklinghausen und Münster. Interessanterweise fühlt man sich instrumental gelegentlich an die guten, alten Blackmail erinnert, gesanglich (oder vielmehr: geschreilich) gehen Wire Love jedoch in eine andere, deutlich härtere Richtung; das angezeigte Video ist für Album nicht repräsentativ, sondern untermalt den massentauglichsten Track der Scheibe. Möchte ich mir jetzt nicht zwingend jeden Tag anhören, aber so neben der Arbeit, wenn ich nichts von außen mitbekommen möchte, kommt das schon sehr gut an.



Bilderbuch
Was für ein genialer Coup! Aus dem Nichts warfen Bilderbuch am 04.12. ein Album namens Mea Culpa ins Digitaluniversum. Physisch erscheint die Scheibe dann am 22.02. und kommt dann auch nicht alleine, denn mit Vernissage My Heart steht das nächste Album der Österreicher bereits in den Startlöchern. Marketingtechnisch ein Traum! Musikalisch würde ich mir wünschen, dass Bilderbuch es endlich mal hinkriegen, neben den meist genialen Singles (z.B. Baba, Maschin und Bungalow) nicht nur Füllstoff auf ihre Longplayer zu packen, denn die Ernüchterung war bislang meist recht groß, wenn man mit sehr großen Erwartungen ans Album heranging. Da macht Mea Culpa leider keine Ausnahme... Für mich bleiben Bilderbuch eine der überschätztesten deutschsprachigen Bands der Gegenwart.



AnnenMayKantereit
Ja, die Stimme ist immer noch phänomenal und klingt einfach geil, aber wenn das das Einzige ist, was man als Band so zu bieten hat, dann wird's schon eng. Die Texte haben mitunter mittlerweile Fremdschäm-Niveau erreicht und man möchte regelmäßig die Skip-Taste drücken, um sich den Rest des Songs zu ersparen, aber mindestens einmal muss man da komplett durch, um sich ein Bild des Fiaskos machen zu können. Die ersten fünf Tracks sind durch die Bank furchtbar, danach (Weiße Wand, Hinter klugen Sätzen, Sieben Jahre und Alle Fragen) wird's deutlich angenehmer (ach komm, ich gebs zu: da wirds sogar richtig gut!), aber Songs wie Jenny Jenny zerstören den Gesamteindruck dann doch wieder und gegen Ende hin freut man sich einfach nur noch, dass die CD bald vorbei ist. Nichtsdestotrotz werden AnnenMayKantereit mit ihrem Album Schlagschatten (VÖ: heute) wohl sehr weit oben charten - aber sagt nicht, wir hätten Euch nicht gewarnt...



Erdmöbel
Gestern war Nikolaustag. Habt Ihr auch allerhand Leckereien und Schönes aus Euren Schuhen und Stiefeln geholt und genossen? Oder kam Knecht Ruprecht vorbei? Wie dem auch sei, es weihnachtet schon gewaltig, die Märkte haben geöffnet und lang bis zum Feste ist es auch nicht mehr. Wie jedes Jahr um diese Zeit veröffentlicht die Kölner Gruppe Erdmöbel einen Weihnachts-Song. Das tun sie seit langer Zeit mit viel Kreativität und Konsequenz, dass Sie nannten ihn Putte genau richtig kommt. Ihre Weihnachtsliedersammlung Geschenk ist übrigens mein persönliches Lieblingsweihnachtsalbum. Die Lieder, Texte und Melodien sind erfrischend originell und stimmen auch gewaltig gut ein aufs Fest! Was für ein wunderschönes Lied!




Underworld
Als ich noch nicht so lange in meiner Wahlheimat wohnte, da ging ich zum Beispiel für einen Kaffee da hin, wo halt alle hingehen. Aber nicht zu diesen großen Ketten, das ist ja klar. So entdeckte ich vor sieben Jahren einen ganz gemütlichen Laden, der über zwei Ebenen geht: das fyal. Dort läuft immer Techno, House, Minimal oder wie diese ganzen Genres heißen. Für abends ist das ok. Für tagsüber gewöhnungsbedürftig. Nun haben sie neues Material zum Abspielen, denn Underworld hauten gestern Drift: Episode 1 raus, wovon im Januar ein zweiter Teil erscheinen wird. Natürlich werden die unterschiedlichen Tempi des Techno bedient. Doch wirkt es irgendwie aus der Zeit gefallen, mag man anfangs denken. Doch Tracks wie Another Silent Way oder Dexters Chalk ballern ordentlich gut. Und die Kooperation mit verschiedenen anderen Künstlern und Produzenten ist originell und hörbar nicht immer Techno. Vielleicht fehlt mir für das Gesamtkunstwerk aber auch der Zugang, einige anderen Phasen klingen ermattend. Und als Born Slippy (Nuxx) rauskam, war ich sechs.




Chefboss
In den letzten Tagen wurde der Ballon d'Or verliehen für die besten Fußballspieler der Welt. Kann man von halten was man will. Zum ersten Mal wurde eine Fußballerin ausgezeichnet, eigentlich ist sowas ja lange überfällig. Ada Hegerberg wurde danach von Martin Solveig zum tanzen aufgefordert. Sie hat glücklicherweise abgelehnt; twerken ist eindeutig sexuell konnotiert.
Zack, sind wir beim weiblichen Rap angekommen. Hier sollten wir auch auf keinen Fall die Künstlerinnen auf Äußerlichkeiten reduzieren, sondern die Musik bewerten, gut oder schlecht finden. Das Geschlecht darf einfach keine Rolle spielen. Chefboss ist absolut nicht die Musik, die ich mir privat anhören würde. Ich tendiere eher zu Haszcara, Tice oder sookee. Die beiden Damen haben es jedoch zu erstaunlicher Reichweite gebracht und steuern den offiziellen Soundtrack zum Sziget Festival 2019 bei. Voilà:




Sister Jones
Linz, Du alte Stahlstadt, Du hast uns bereits mit Künstlern wie Texta, Kayo, Average und SHY beschenkt und nun kommen auch noch Sister Jones um die Ecke. Klingt nach Female Hip Hop, ist aber tatsächlich eine sechsköpfige Pop-/Rockband, die bereits seit 2010 besteht und im Januar 2019 ihr Album Breathe veröffentlichen wird. Was uns da erwartet? Sehr entspannte Melodien, angenehme Stimmen, eine Trompete und eine Posaune - ideale Zutaten also für gute Unterhaltung und die bieten Sister Jones in Albumlänge. Netter Sidefact: Breathe ist gespickt mit versteckten Beatles-Zitaten und ich bin sicher, man darf sie behalten, wenn man sie findet. Ja, weiß insgesamt sehr zu gefallen!




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