(nvh) Wer mich näher kennen lernen möchte: hier meine erste "Herzblatt-Antwort" auf Deine erste Frage: ich steh auf gute, ehrliche Musik - dann erst kommt die Richtung. Weit vorne ist bei mir Indie, Britpop, aber auch Klänge aus den 60er und 70er Jahren.
Dies mag vielleicht auch der Grund sein, warum ich den Monday Tramps quasi "hinterher reise". Die Jungs begleiteten nämlich gerade mit Max Rafferty bei zwei Gigs in Deutschland und haben vergangenen Freitag im 59:1 in München halt gemacht. Ich persönlich besuche diesen Laden sehr gerne. Er ist nicht zu groß, intim eben, die Bühne nicht höher als 70cm und in den ersten Reihen können Groupies noch ein paar Schweißperlen ihrer Idole abfangen. Eigentlich eine ideale Location, um dem Publikum richtig einzuheizen. Dies ist den Monday Tramps auch eindeutig gelungen. Meiner Meinung nach leider etwas sabotiert durch das Talent des örtlichen Mischers, brachten die Freisinger Jungs das Publikum zum Tanzen, Schreien und Singen. Bereits beim ersten Song brach das Eis zwischen dem Frontmann Tom Appel und der zuhörenden Audience, die sich schnell in eine gefolgsame Avantgarde der Bewegung verwandelte. Dieses auf und ab der Gefühle nahm 35 Minuten lang seinen Lauf und neben bereits berühmteren Nummern, wie "Lullabies", "Kick Your Shoes Back" und "Summer Is Over", präsentieren die Tramps auch eine neue Nummer mit dem philosophischen Titel "Villarubia". Nicht wenige mochten sich wohl nach diesem Auftritt gefragt haben, wer denn heute Abend der wahre Main Act im 59:1 gewesen sei. Anlass zur Fragestellung bestand allemal. Und wenn ich mich so zurückerinnere, waren Situationen, in denen der Support mehr gefeiert wurde als der Main Act, meist ein Indiz.
Und weil die Gelegenheit sich bot, suchte ich die Tramps am Samstagabend gleich noch ein zweites Mal auf. Dieses Mal bei einem "Quasi-Heimspiel" im altbekannten Lindenkeller in Freising. An diesem Abend hatten sie das Vergnügen als Main Act auftreten zu dürfen und starteten um kurz nach 23.00 Uhr. Heute merkte man sichtlich, dass die Jungs einfach Spaß an dem hatten, was sie taten. Alles passte: die technische Mischung stimmte, das Publikum stimmte und die "Stimmung stimmte". Alles schien gut zu sein und das liesen die Tramps ihr Publikum spüren. Mit einer Spieldauer von mehr als 70 Minuten, all ihren Hits, zwei Beatles Nummern und insgesamt fünf Zugaben verabschiedeten sich vier junge Top-Musiker, die die Herzen der Leute getroffen hatten - vor allem auch die der Weiblichen.
Fazit:
Ich würde die Monday Tramps als eine Art ungeschliffener Diamant bezeichnen. Die Süddeutsche Zeitung und On3-Radio bezeichnen sie als eine Mischung aus Kooks, Kaiser Chiefs und MGMT. Das mag vielleicht richtig sein, aber ist sicherlich nicht alles. Beim einen Lied erinnern sie mich an die Gebrüder Mumford und deren Söhne, im anderen Fall lässt Einen das Gefühl nicht los, hier stünden "die neuen Beatles". Was ich letztlich damit sagen will: Die Tramps sind mehr als die Summe ihrer einzelnen Teile. Die SZ postulierte "mehr Ecken und Kanten" - ich finde das Gesamtbild der Tramps sehr stimmig. Vor allem jetzt, wo sie durch einen weiteren Gitarristen unterstützt werden, der den Sound kompletter macht und Frontman T. Appel mehr Möglichkeiten bietet sich auf seinen Gesang zu konzentrieren. Mit ehrlichen und rhetorisch hochwertigen Texten, gut abgestimmten Klang und einem starken Selbstbewusstsein haben sich die Tramps dieses Wochenende präsentiert.
Mein Tipp: Einfach mal zum nächsten Gig schauen und sich selbst überzeugen lassen. Aber heute ist erstmal Montag - und montags arbeitet ein Tramp eben nicht.
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