Freitag, 15. November 2024

KW 46, 2024: Die luserlounge selektiert

Quelle: pngtree.com
(Sb/ms) Eine Lanze für die Behörden. Was komisch klingt, ist auch komisch, weil man selten davon hört. Aber umso eher muss es raus in die Welt.
Niemand möchte gerne mit dem Finanzamt zu tun haben und das geht mir genauso. Leider muss man ja aber manchmal. Und dann kommt Post. Und dann muss man zahlen. Und das ist manchmal gar nicht mal so cool. Aber so sind die Regeln. Doch dann entdeckte ich einen Fehler im Finanzamtbrief und dachte mir: Och, nöö, jetzt muss ich mich ja beim ollen Amt melden. Doch in einer freien Minute am Montagmorgen ging ein super freundlicher Kerl dort ans Telefon und meinte: Jau, das ist alles gar kein Problem, das können Sie direkt ändern, da reicht eine Mail und dann senden wir Ihnen das korrigiert zu. Wow, dachte ich. Das ging ja schnell und entspannt! Zahlen muss ich denen immer noch. Aber es ist auch schön zu wissen, dass in einem verrufenen Amt wie dem Finanzamt ganz normale, nette Menschen arbeiten! 

Friska Viljor
(Ms) Über einige Bands in diesem Jahr zu schreiben, fühlt sich komisch an. Gut und seltsam gleichzeitig. Friska Viljor gehören dazu. In den 00er-Jahren waren die beiden Schweden ganz große Indie-Könige. Mit ihrem Album Broken von 2019 habe ich sie tatsächlich auch nochmal live gesehen und war total angetan, dass die gleiche Energie von früher noch so viel Kraft hat. Doch irgendwie ist es auch eine Band, die schon lange nicht mehr bei mir läuft. Warum eigentlich?! Vielleicht brauche ich keine euphorischen lalala-Gesänge mehr, vielleicht haben sich die Musikhörbedürfnisse ein wenig geändert. Doch ein bisschen Nostalgie ist immer okay. Oder? Ja, auf jeden Fall! Insbesondere wenn die Band ihre alten Stücke in ein leises, schönes, leicht schwerfälliges aber tolles Gewand packen. Inbreeds zum Beispiel. Mit Blaseklavier, gezupften Gitarren, Trompete, ohne Verstärkung. Das hat schon viel Heimeligkeit und eine schöne Intensität. Vielleicht brauche ich ja doch mehr lalala-Gesänge als gedacht Mitte dreißig… 



100blumen
(Ms) Es ist ja nicht nur die letzte Woche. Es sind insgesamt völlig verrückte Zeiten, oder?! Zum Einen gab es noch nie so viele progressive, innovative Ideen zur Gesellschaftsgestaltung. Klimarettung, fluide Geschlechterbilder, eine andere Art des Zusammenlebens, die auf den Menschen und nicht auf seine Herkunft oder sein Aussehen oder sein gesellschaftlichen Stand achtet. Gleichzeitig ist die Rechte sehr mächtig, nutzt sicher auch diese Bestrebungen, um sie in ihr Gegenteil zu verkehren und völlig irre Sündenböcke zu erschaffen. Man kann sich ja nur noch an den Kopf fassen! Oder laut sein! Wie intensiv das geht, erfuhr ich vor wenigen Wochen, als 100blumen in Hamburg beim Rookie Fest spielten. Die Düsseldorfer Band kannte ich vorher gar nicht, hat aber energiemäßig aus dem Vollen geschöpft! Was war das bitte für ein unerbittlicher Abriss! Pausenlos peitschten Gitarre, Bass, Schlagzeug und allerhand elektronische Spielereien nach vorn. Insbesondere der Einsatz der Synthies hatte mächtig Wumms! Nun haben sie auch das Herz auf der richtigen Seite, teilen ordentlich aus und analysieren sehr genau. Die Kinder heißt ihre aktuelle Single, die anlässlich des 9. November erschien. Sie stellen die Fragen: Wie wird es denn weitergehen, wenn die AfD so punktet und Merz Positionen aus dem 18. Jahrhundert salonfähig macht und Söder so unglaublich dämlich gegen die Grünen wettert? „Die Kinder auf dem Feld, sie preisen die Faschisten / Für den Dreck in dem sie graben.“ Laut sein, Rückgrat zeigen, dagegen halten, Liebe schenken, wissen, dass Humanismus nicht verhandelbar ist. Wer diese Band demnächst sehen kann - tut es! Wir sehen uns in Bremen!

30.11.24 Düsseldorf, Weltkunstzimmer
13.12.24 Weimar, Gerber
14.12.24 Plauen, Malzhaus – Krawampus Fest #5
07.02.25 Bremen, Lila Eule
08.02.25 Köln, Sonic Ballroom
14.02.25 Oberhausen, Druckluft
15.02.25 Erfurt, AJZ


Fazerdaze
(Ms) Dieser Moment, wenn ein neues Lied läuft, womöglich von einer bis dato unbekannten Band, und es macht direkt: Yes! Da schwingt etwas, das mich anspricht. Da ist etwas drin, was ich sofort in Gänze hören will. In diesem Fall ist es eine spannende Art der Sanftheit. Verträumte Melodien wechseln sich ab, überlagern sich, weiche Synthie-Töne verbreiten einen tanzbaren Groove. Genauso lässt es sich herrlich auf dem Sofa dahin schwelgen. Das ist schon sehr vielschichtig, was Fazerdaze da macht. Mein Kopf zumindest fängt sofort zu wippen an, die Atmosphäre spricht mich an, ich tauche ab. Amelia Murray aus Neuseeland steckt dahinter und ihr musikalischer Zauber zieht mich schnell in den Bann. Es ist ein wenig 80er-Retro, aber viel klarer abgemischt. Dazu verströmt beispielsweise Cherry Pie eine unglaubliche Größe. Nicht nur musikalisch durch die breit angelegten Synthie-Flächen, sondern auch von der Haltung hinter dem Song. Das ist unglaublich gut arrangiert, das hat richtig viel Kraft, ganz viele Menschen zusammen zu bringen. Pop, Indie, Elektronika. Hier können sich sicherlich viele einigen. Und das, ohne dass die Musik beliebig erscheint. Heute erscheint ihr neues Album Soft Power und selten war ein Albumtitel derart treffend gewählt, um die eigene Musik zu beschreiben! Ja, Fazerdaze, schlag zu mit der sanften Kraft! 

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