Dass es etwas wirklich Neues auf dem weiten Feld der Rockmusik gibt, ist in meinen Augen in den letzten ein, zwei Jahrzehnten nur Ghost gelungen - wenn auch ganz anders. Und die sind nun auch ganz weit oben unterwegs. Amyl And The Sniffers‘ Weg genau dorthin begann vor acht Jahren mit ungeheuer viel Bock. Heute ist dieser Spaßfaktor immer noch ein wesentliches Kennzeichen ihrer wuchtigen Musik. Innerhalb kürzester Zeit haben sie damals eine EP aufgenommen, ohne dass alle ihre Instrumente beherrschen konnten. Das hat sich geändert - und wie! Declan Martens holt sämtliche Kraft aus der Gitarre, die dem Instrument zur Verfügung steht. Fergus Romer rollt den Bass so gnadenlos wie kaum ein zweiter und Bryce Wilson lässt das Schlagzeug im Takt scheppern. Ganz ehrlich: Das sind doch auch Namen, die weit nach oben gehören und vor Zehntausenden spielen sollten. Die prägende und namengebenden Gestalt dieser Band ist allerdings Amy Taylor! Und sie… sie macht einfach was sie will. Ist jetzt schon ein Punkschwergewicht! Sie zieht sich knapp an und meint sinngemäß: Ja, sollen mich die Typen ruhig alle anfassen, dann habe ich endlich einen guten Grund, ihnen auf die Fresse zu schlagen! Punk! Punk! Punk!
Am 25. Oktober (heute!) erscheint ihr neues Album Cartoon Darkness und es ist völlig gerechtfertigt, dies als einen ganz heißen Anwärter für das Gitarrenrockalbum des Jahres anzupreisen! Seitdem ich die Platte hören darf, komme ich nicht davon los und suche immer wieder nach Vergleichen. Finde aber keine. Das ist eigen, das ist markant, das ist saustark! Und das sind 33 Minuten, die voller Dynamik, Energie, Rohheit und Kraft stecken. Zudem gibt es nicht einen langweiligen Moment! 13 Tracks heißt auch, die Songs ballern richtig gut durch, oft nur um die zweieinhalb Minuten sind sie lang. In der Zeit wird alles abgerissen, die Saiten weggeprügelt, die Snare durchtrommelt, die Stimme strapaziert!
Jerkin‘ ist der Beginn dieser Platte und dauert gerade mal zwei Minuten und acht Sekunden! Wow! Es ist hochgradig rasant, was auf diesem Album passiert! Im Text direkt eine Standortbestimmung. Zum Einen: Miss dich nicht mit uns. Zum Anderen: Dass soll einfach eine Menge Spaß machen! Chewing Gum danach ist tatsächlich ein klassischer Rocksong und in seiner Einfachheit genial. Außerdem ist zu hören, dass es nicht super glatt abgemischt ist. Das rotzige und leicht unperfekte Gefühl hat die Band richtig gut auf Platte gebracht. Big Dreams wird im Pressetext tatsächlich als Ballade tituliert, was natürlich ziemlicher Quatsch ist. Klar, dieses Stück ist wesentlich andächtiger und ernster als einige andere Tracks, aber eine Ballade ist das nicht - viel mehr wird man als Hörer bei einem wilden Ritt mal eben geerdet. Direkt danach ballert nämlich It‘s Mine schrammelnd und knarzig für eineinhalb Minuten gnadenlos durch die Boxen! Yes, knallt gut! Vom musikalischen Aufbau gefällt mir Doing In Me Head sehr gut, da Stimmlage und Gitarrenriff parallel gehen und somit viel Dichte erzeugen! Zum Ende hin kommt noch mal ein richtiger Brecher. Denn U Should Not Be Doing That ist der Kern dieser Band - textlich und musikalisch! Dies ist Amy Taylors Antwort auf all die dämlichen Kommentare, die ihr Auftreten und ihr Wesen und vielleicht auch die Musik ihrer Band betreffen. Hier reckt sich ein aggressiver Mittelfinger in die Gegenrichtung hoch und reißt diesen Track mit einer bestechenden Basslinie ab!
Ja, Cartoon Darkness ist eine Ansage! Es ist ein reines Gitarrenrockbrett, das ungeheuer viel Spaß macht. Amyl And The Sniffers sind mit ihrem dritten Album schon dort angelangt, wo viele andere schon lange hin wollten. Scheinbar spielend leicht sind sie dort hingekommen und man darf gespannt sein, wo diese Reise noch hingeht! Die Tourstops hier sind schon ausverkauft, in London werden sie vor 40.000 Leuten spielen… und ich kann es absolut verstehen, bin dem Hype verfallen! Rock on!
22.11.2024 Hamburg - Große Freiheit 36
23.11.2024 Berlin - Columbiahalle
25.11.2024 München - Tonhalle
25.06.2025 Berlin - Zitadelle
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.