Ef in der Kesselhalle. Foto: luserlounge |
Keine Erwartungen zu haben, ist oft die beste Voraussetzung, positiv überrascht zu werden. So geschehen am Wochenende. Für den Genuss waren zwei Dinge im Vorfeld notwendig. 1. Dass ich überhaupt drauf aufmerksam geworden bin. Denn ich kannte vorher tatsächlich nur eine einzige Band, Ef aus Schweden, die am Freitag spielten. Der Rest war mit komplett unbekannt und mit Heavy Music habe ich eher wenig Berührungspunkte. Aber ich dachte mir: Ach, komm - neue Musik kennenlernen, das ist doch voll mein Ding. Und live geht es am allerbesten! 2. Dass das Festival überhaupt stattfinden konnte. Lange stand alles auf der Kippe. Zu wenig Tickets wurden verkauft, um irgendwie bei Null rauszukommen. Es war die Rede von Gehaltsverzicht und Gagenreduzierung, um mit Leidenschaft ein einzigartiges Ereignis stattfinden zu lassen. Ich bin gespannt, wie sich die Veranstalter über die wirtschaftliche Situation nach dem Festival äußern werden. Aus vollem Herzen hoffe ich, dass Spenden, Merch-Erlöse und viel Mut das Hellseatic weiter am Leben lassen. Die Stadt Bremen hat nichts dazu gegeben. Was für ein Hohn! Dann halt selber machen…
Das Festival fand im Schlachthof statt. Vielleicht ist es die beste Location für ein Indoor-Event dieser Größe. Drei Bühnen, ein tolles Außengelände, viel Möglichkeit, dass es sich verläuft, unfassbar nette Menschen an allen Ecken und Enden. Und Rücksichtsvolle noch dazu! Selten habe ich erlebt, dass Besucher so freundlich schauen, dass auch jeder freie Sicht hat. Es kommen Entschuldigungen, wenn wem aus Versehen auf den Fuß gelatscht ist. Die Leute stellen sich entspannt beim Bier, Merch, Kaffee oder Pommes an. Wow - was für ein gelassenes Publikum!
Eine Wucht, Rotor. Foto: luserlounge |
Pedal gerissen - egal, 24/7 Diva Heaven. Foto: luserlounge |
Laut, laut, wild, wild, schwer, schwer. Doch nicht ganz. Denn die im besten Sinne komplett verrückten Veranstalter haben auch noch den Dachboden des Schlachthofs bespielen lassen. Was dort passierte, hatte mir dem Rest gar nichts mehr zu tun. Mutig oder genial. Wahrscheinlich beides. Am Samstag spielten dort Bubble Wrap Trap, eine Jazzkombo aus Israel. Warum nicht ein wenig Tanzen zwischen dem ganzen Geschrei?! Sehr gut! Doch mein heimliches Highlight nach Ef, ELR und Rotor waren Ill Raketen Und Die Weidenmeisen. Natürlich in erster Linie des Namens wegen. Die musikalische Darbietung des Trios war irre! Percussion, Fieldrecordings, Flöten, zig Instrumente und jede Menge Rausch. Die gut 40 Leute, die sich dorthin am Samstag verirrt haben, wurden klanglich reich belohnt!
Puh, erstmal durchatmen. So kam ich Samstag zu Hause an. Den Kopf voller Eindrücke. Eindrücke, die ich so niemals erwartet hätte. Und die tolle Erkenntnis: Noch nie habe ich so viel spannende Musik an einem Wochenende kennengelernt. Selten war ich unter so viel entspannten Menschen. Tatsächlich habe ich auch noch nie so einen guten Kaffee auf einem Festival getrunken! Und selten ging ich glücklicher nach Haus.
Vielen Dank, dass das Hellseatic stattfinden konnte. Als Typ, der eher aus der Indie-Ecke kommt, war es eine Offenbarung, was musikalisch so möglich ist. Grenzen wurden ausgelotet. Scheinbar Unvereinbares spielte nacheinander. Danke für den Wahn und die Leidenschaft! Ich hoffe, beim nächsten Mal wieder dabei sein zu können!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (siehe Blog-Startseite unten) und in der Datenschutzerklärung von Google.