Samstag, 8. Juli 2023

KW 27, 2023: Die luserlounge selektiert

Straßenschild des U.S. Highways 27
Quelle: de.Wikipedia.org

(Sb/ms) „Haben Sie einen Seitenschneider?“, fragte mich diese Woche der Elektriker. Puh, ich wusste nicht genau, was er von meinem eventuellen Frisierzeug wollte, aber ich musste leider verneinen. Im Zuge einiger großer Renovierungsarbeiten, die momentan anstehen, mache ich nicht nur Bekanntschaft mit allerhand neuen Fähigkeiten und wunderbaren, extrem Hilfsbereiten Menschen, sondern auch mit Namen für Werkzeuge. Beim Estrich-Anrühren fragte mich auch jemand nach einem bestimmten Teil und ich glaube, mein Gesichtsausdruck hat nicht nur verraten, dass ich mit handwerklichen Tätigkeiten sonst so gar nichts zu tun habe, und mein Job auch ein gänzlich anderer ist. Aber hey, so lernt man dazu. Ist ja nie verkehrt. Und tatsächlich war ein Seitenschneider vorhanden. Hätte er mir jedoch gesagt, dass das wie ne Zange ist, wäre doch alles klar gewesen, oder?

Talco
(Ms) Wenn das Banjo in den ersten Takten erklingt, ist schon ziemlich klar, wie die Bläser kurze Zeit später alles zum Beben bringen. Klar, die Rede ist von Talco aus Italien, die seit vielen, vielen Jahren kompromisslosen und extrem guten Ska-Punk zum Besten bringen. Für mich gehört dieses Genre seit jeher zum Sommer dazu. Es ist die ideale Tanzmusik und bei jedem Festival ein Muss und ein absoluter No-Brainer (Ja, schlimmes Wort, aber auch ein bisschen geil, oder?). Descarrila ist die neue Single aus ihrem aktuellen Album Videogame. Und es macht einfach nur Bock! Im Winter kann man dazu dann wieder in den Cubs tanzen und laut mitgrölen!

08.12 - Freiburg - Crash
15.12 - Potsdam - Waschhaus
16.12 - Oberhausen - Punk im Pott
19.01 - Chemnitz - AJZ
20.01 - Kiel - Die Pumpe


Erregung Öffentlicher Erregung
(Ms) „Dass man darüber in diesem Jahrzehnt noch sprechen muss.“ Es gibt zahlreiche Themen, zu denen dieser Satz passt. Na klar, das stimmt schon irgendwie, ist aber oft nur ein Traumdenken. Ich glaube, dass die Gesellschaft weniger emanzipiert ist, als viele es sich wünschen. Ich selbst würde mich auch als links bezeichnen, habe schon die Grünen gewählt, fahre Rad und esse kein Fleisch. Aber woanders sieht es halt so aus, wie immer schon. Und dieses ‚woanders‘ ist ganz schön groß. Konservative Geschlechterrollen sind dort das Status Quo und ein Auto immer noch ein Statussymbol. Das macht das Lied HBD von Erregung Öffentlicher Erregung nicht weniger gut. Denn darum geht es im Text. Über die immer gleichen Nase, Namen und Geschlechter in der Kunstszene. Woanders ist es auch so. Und Veränderungen in der Gesellschaft brauchen sehr, sehr lange Zeit. Aber nur nicht den Mut verlieren. Gerade bröckelt es doch an einigen Stellen, das ist zu spüren, oder? Daher schön laut gedreht, bitte! Und am 18. August erscheint ihr neues Album Speisekammes Des Weltendes.


Robert Kretzschmar
(Ms) Das Lied läuft. Und läuft. Und läuft. Und die ganze Zeit pocht es im Hinterkopf: Das kommt mir doch so bekannt vor, die Melodien und auch die Stimme ein wenig. Und das Lied läuft weiter und weiter und man kommt einfach nicht drauf. Manchmal müssen Tage vergehen oder man hat Glück und es sind nur ein paar Momente und der Schalter legt sich um. Robert Kretzschmar erinnert mich total an Why? Genau, mit dem Fragezeichen. Die leicht verschnörkelten Rhythmen und Melodien, leicht psychedelisch und in jedem Fall die markante Stimme. Alles in leiser Art wild. Und genau das mochte ich schon so sehr bei Why?, daher ist Robert Kretzschmers Musik schnell für gut befunden. Doch wer ist das eigentlich, der mich gerade mit Believe, das auf dem Album Homecoming sein wird, so überrascht? Er ist in erster Linie Drummer, den viele sicherlich von Kat Frankie oder Das Paradies kennen. Nun schnappt er sich noch mehr Instrumente, fängt an zu singen und es klingt einfach nur richtig gut. Auf die Platte (VÖ: 13. Oktober) freue ich mich richtig, das könnte echt toll und sehr fein werden, so wie das Arrangement auf diesem Track:


Hania Rani
(Ms) Musik ist Kunst. Das ist klar. Kunst hat immer viele Seiten, wie man sie betrachten kann. Ich mag es sehr, sie einfach wirken zu lassen. Ohne etwas zu denken. Einfach nur hören und dann die Musik ihre Wirkung entfalten lassen. Wenn es durch die Adern und Poren strömt, wenn der Herzschlag davon etwas mitbekommt. Wenn es lauter und leiser wird. Wenn Dynamiken spielen. Das ist die Seite des Staunens. Das ist die Seite, die vollkommen im Moment ist. Mehr braucht es nicht. Die Melodie und der Mensch, der sich dem hingibt. Und dann gibt es noch die andere Seite: Darüber schreiben. Genau die Momente, die so voller Wärme, Schönheit und Gefühl sind, die kann ich so schlecht in Worte fassen. Denn das hier beschriebene trifft vollkommen zu, wenn ich Dancing With Ghosts von Hania Rani höre. Es ist einfach nur schön. Purer Genuss. Diese sanfte, feine, zarte Klaviermelodie und die beinahe schon hingehauchten Worte, die durch das Lied strömen. Ganz unaufgeregt, ganz leise. Und dennoch sehr präsent. Das sind die Momente, wenn ich denke: Einfach nur noch hören, jedes Wort ist eines zu viel, denn es wird die Schönheit niemals treffen. Davon wird es dann am 6. Oktober noch mehr geben, denn dann erscheint das dritte Album Ghosts der Pianistin, die zunehmend mehr Instrumente in ihr Schaffen aufnimmt.


Anoushka Shankar
(Ms) Fremde Töne, ungewohnte Melodien, wenig Vertrautheit. Was macht man damit? Klar, Musik ist nicht dazu da, dass man sich zu irgendetwas zwingt, logisch. Musik soll in meinen Augen immer mit viel Genuss einher gehen. Es soll gut tun. Egal, um welches Thema es geht. Wenn es den Ohren und dem Geist gut tut, dann ist alles fein. Dann kann die Playtaste gedrückt werden. Bei ganz fremden Melodien tue ich mich schwer. Und das hat nichts mit fehlender Neugier oder so zu tun. Oder mit prinzipieller Ablehnung. Es ist halt ungewohnt. Die Sitar zum Beispiel. Eine dreisaitige Laute aus Indien. Ist mir erstmal fremd. Aber zum Glück siegt die Neugier. Und wenn Anoushka Shankar dieses Instrument so sanft und klar und andächtig spielt, bin ich dabei. Am 6. Oktober erscheint ihr neues Mini-Album Chapter I: Forever, for now. Und ich muss sagen, dass dieser Klang sehr beruhigend auf mich wirkt. Das hat echt nichts mit Bollywood-Kitsch zu tun. Das ist ganz wohlig, warm, umarmend. Es erscheint auf Leiter, dem Label von Niels Frahm. Die Ruhe und das schöne Mäandernde passt hervorragend!

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