Freitag, 25. Oktober 2019

KW 43, 2019: Die luserlounge selektiert!

Quelle: facebook.com/agencia43
(sb/ms) Das dieswöchtige Zeilenfüllthema Nummer 1 ist natürlich die morgen anstehende Zeitumstellung! Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich behaupte, dass mir diese Angelegenheit vollkommen am Allerwertesten vorbei geht. Die einzige Sache, die ich immer etwas schade finde bei der herbstlichen Umstellung: die frühe Dunkelheit. Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so regen wir uns genau ein, zwei Tage darüber auf und dann ist das auch wieder egal. Ob es die Zeitumstellung gibt oder nicht, das ist gesellschaftlich ein durchaus brisantes Ding. Bei einer europaweiten Abstimmung vor ein, zwei Jahren haben sich enorm viele Menschen daran beteiligt. Meine Vermutung: weil es so schön banal und auch irgendwie egal ist. Nur kann man halt so schön am Stamm- oder Kaffeetisch darüber reden. Wenn man pensioniert ist und das der Aufreger ist. Bei brisanteren Themen - Tempolimit auf deutschen Autobahnen, Finanztransaktionssteuer, fleischfreie Tage in der Kantine, Verbot von diesen dünnen Plastiktüten in der Obst- und Gemüseabteilung - müsste man sich ja damit beschäftigen, weil es Auswirkungen gibt. Also halten wir fest: Kleiner Aufreger am Sonntag und Montag.
Bis dahin reichen unsere Empfehlungen und Anmerkungen aus dem Reich der Musik in jedem Fall. Denn wir sind die Luserlounge. Es ist Freitag. Wir haben selektiert!

Camouflage
(sb) Good ol' times... Satte 30 Jahre hat das Album Methods of Silence auf dem Buckel, zum Jubiläum gibts nun ein Re-Issue mit reichlich Bonusmaterial. In den späten 80ern waren Camouflage omnipräsent und erreichten im Schatten der großen Depeche Mode mit ihrem Synthie-Pop regelmäßig die Top 20 der deutschen Charts. Mann, ist das lange her! Ihre beiden größten Hits The Great Commandment und Love Is A Shield sind aber auch heute noch Radio-Dauerbrenner und gerade Letzterer wird in Südamerika als beliebter Hochzeitssong genutzt. So sehr ich den Track auch liebe, aber zu dem Anlass hatte ich andere Präferenzen... Wie dem auch sei: Love Is A Shield ist natürlich der Hit des Albums und folglich gleich in sieben (!) verschiedenen Versionen vertreten. Methods of Silence (VÖ: 01.11.) ist eine Zeitreise der angenehmen Art und wer einsteigen und mitreisen möchte, der sollte sich beeilen, denn die Jubiläums-Edition ist auf 500 3-LP-Sets und 1.500 Doppel-CDs limitiert.


Young Guv
(sb) Er ist schon ein wahrer Tausendsassa, der gute Young Guv: Erst im August veröffentlichte der Brite sein erstes Album, nun legt er bereits mit Young Guv II (VÖ: heute!) nach. Krasse Frequenz! Man muss fairerweise aber auch sagen, dass das genau so geplant und die Scheiben auch als Doppel-LP-Serie angelegt waren. Das ändert aber nichts daran, dass die Kreativität nur so aus dem Künstler rauszusprudeln scheint. Mir persönlich gefiel der erste Streich einen Tick besser, weil einzelne Tracks besonders positiv herausstachen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Es gibt wieder ansteckende Popsongs mit ergreifenden Refrains auf die Lauscher und die Texte sind nicht nur witzig, sondern auch hinterfotzig kritisch.


Death Machine
(sb) Hui, was kommt denn da auf uns zu? Irgendwas zwischen Slayer und Morbid Angel? Mitnichten, denn Death Machine legen mit ihrem martialischen Bandnamen geschickt eine falsche Fährte und überraschen dann mit deutlich moderateren Tönen. Statt Metal gibts eine Melange aus traditionellem Folk, akustischen Elementen und alten Synthesizern auf die Luser, die einen ein ums andere Mal durch ihre Wirrungen und Wendungen überrascht.
Jesper Mortensen, das Mastermind hinter Death Machine, hat übrigens eine beachtliche Charts-Historie aufzuweisen und kann mit vorherigen Projekten bereits Top 5-Positionen im UK, in den USA, in Japan und in seiner dänischen Heimat vorweisen.
Im Januar 2020 werden Death Machine mit ihrem neuen Album Orbit (VÖ: 15.11.) auch einige Clubs in Deutschland und der Schweiz beehren und für reichlich Gänsehaut sorgen:

11.01. Hamburg (DE), Warenwirtschaft
12.01. Hanau (DE), Elis
13.01. Salzburg (AT), Academy
14.01. Klagenfurt (AT), Wohnzimmer
15.01. Wien (AT), Fluc
18.01. Marburg (DE), Q


Violetta Zironi
(ms) Songs, die sofort eine ganz bestimmte Atmosphäre erzeugen, strahlen viel Magie aus. Wenn sich dazu noch Bilder vor dem inneren Auge aufbauen, wird es noch besser. Heutiges Beispiel: Violetta Zironi mit ihrer neuen Single Hungry To Kill. Uff, bitterböse Ansage, die in einem sanften, chanson-ähnlichen Soundgewandt eingebettet ist, das an französische Leichtigkeit erinnert, an großen Film, rote Teppiche, Glamour, Show und klirrende Prosecco-Gläser! Inhalt des Liedes: Ein verarbeiteter Alptraum, in dem sie blind vor Liebe ihrem Gegenüber die krudesten Taten niemals zugetraut hätte, bis er sie nichts ahnend die Treppe runter stößt und seine Augen genau dieses Böse ausstrahlten. In drei Minuten erzählt sie diese Geschichte, deren schönes lalala sich herrlich im Kopf festkrallt. Das könnte locker in einem Tarantino-Film, bei dem Inhalt und Musik ja gerne mal auseinanderdriften. Besonders erstaunlich ist die musikalische Entwicklung der Italienerin. Denn bislang hat sie zwei EPs veröffentlicht (die jedoch bald zusammen plus neuem Material als Album erscheinen werden). Auf dem Erstling Scenes From My Lonely Window probiert sie sich noch im Folkpop aus, bereits auf dem Nachfolger Half Moon Lane ist eine eigene, wesentlich filigranere Handschrift zu hören. Mit der neuen Single setzt sie dem ganzen den Hut auf. Breiter im Sound, spitzfindiger arrangiert. Zironi kann man bald hier bestaunen, das könnte wahrscheinlich sehr, sehr gut werden:

06.02. Hamburg, Nochtwache
07.02. Berlin, Prachtwerk



Trixsi
(ms) Was machen eigentlich die Musiker von Love A, Findus, Herrenmagazin oder Jupiter Jones?! Genau! Sicherlich saßen sie beim kühlen Feierabendgetränk zusammen und haben sich gedacht: Lass' mal noch 'ne Band machen, die irgendwie wie wir alle, aber doch neu klingt. Gesagt - getan! Es wurde geboren: Trixsi! Gitarren, Bass, Schlagzeug, Mechenbiers Stimme und fertig ist das Ding. Es mäandert zwischen Rock, Pop und Punk. So wollen wir das. Erwähnenswerte Anekdote: Während des diesjährigen Orange Blossom Special Festivals - dem (!) musikalischen Feinschmeckerevent in Beverungen - also währenddessen... also im Set, mitten im Song... haben sie einen Plattenvertrag beim Veranstalter-Label Glitterhouse unterzeichnet. Gefällt uns sehr. Album kommt im Frühjahr, Liedmaterial gibt es jetzt schon zu hören:



Naima Husseini
(ms) Liebe Musik, ich lasse mich so gern von dir verzaubern und ich mag es noch mehr, wie du - aus unerfindlichen Gründen - für mich verschollene Künstler und Künstlerinnen wieder ins Bewusstsein rufst. Bei Naima Husseini trifft genau das (wieder) zu! Vor vielen Jahren hat sie zusammen mit der tollen Alin Coen eine TV Noir-Tour gespielt; in bestuhlten Räumlichkeiten. In Münsters Sputnikhalle war es saukalt und sauschön! Und nun kommt die hörenswerte Neuigkeit, dass sie unter dem verkürzten Namen Naima ein neues Album veröffentlicht. Heute (!!!) erscheint Funken bei euren Lieblingsanbietern. Zehn ganz feine, runde, extrem stimmige Stücke warten darauf aufmerksam gehört zu werden. Trotz der beiden englischen Titel On The Run und Gang Of One sind alle Lieder auf deutsch gesungen. Die inhaltliche Nähe der Lieder - Privates, Schmerzliches, Ehrliches, Aufbauendes - wird dadurch untermauert, dass die Platte mit Band live eingespielt wurde. Da meint man die Musiker direkt um sich zu haben. Ideal für diese Jahreszeit. Eine Tour wird sicher folgen, wir halten euch auf dem Laufenden!
Danke, liebe Musik!



Rikas
(ms) Der 14. Juli im letzten Jahr war ein sehr warmer und sehr schöner Tag. Mit Freunden habe ich ihn beim Nah Am Wasser Festival in Münster verbracht, das zum ersten Mal stattfand. Direkt als erstes haben wir die Band Rikas gesehen, die mir bis dato unbekannt war. Nach dem kurzen Gig war ich mehr als angetan. Die vier Schwaben haben eine Energie, einen Groove und eine ungeheure Lässigkeit auf die Bühne gebracht, die ich vergleichsweise vorher nur bei den Parcels gesehen habe. Zufälligerweise sah ich sie wenige Wochen später noch bei der Breminale; vollkommen durchnässt aber beseelt haben sie uns beglückt.
Das Warten auf die erste Platte hat mit dem heutigen Tag ein Ende, denn nun ist Showtime erschienen. Das Potential der Band haben auch andere erkannt, und so hat das Quartett bei Columbia/Sony einen fetten Major-Vertrag unterschrieben. So habe ich mich aufs Reinhören gefreut und gar nicht wirklich mitbekommen, als der letzte Track endete. Also: nochmal hören. Aber: gleicher Effekt. Ich habe mich gefragt: warum passiert mir das? Und beim dritten, vierten Durchlauf ist es mir aufgefallen: Showtime ist leider, leider ein völlig höhepunktfreies Album. Mit einer zurück gelehnten Belanglosigkeit plätschert dieses Album nur so an mir vorbei. Hier und da wippt vielleicht mal der Fuß mit, aber das war dann auch das Höchste der Emotionen. Eine herbe Enttäuschung nach den tollen Live-Auftritten. Ich glaube, dass die immer noch so geniale Gigs spielen. Doch woher dieser verwässerte Klang auf dem Album kommt... ich weiß es nicht. Liegt es am Druck, am Major-Vertrag und deren Knebel?! Wie gesagt: Ich gehe davon aus, dass sie auf der Bühne immer noch großartig sind. Kann man sich hier von überzeugen:

12.11.2019 Erlangen, E-Werk
13.11.2019 Frankfurt, Das Bett
15.11.2019 Saarbrücken, Studio 30
21.11.2019 München, Strom
22.11.2019 AT-Wien, Rhiz
23.11.2019 AT-Linz, Stadtwerkstatt
27.11.2019 Tübingen, Sudhaus
28.11.2019 Köln, Artheater
29.11.2019 Hannover, Béi Chéz Heinz
30.11.2019 Kassel, Schlachthof
03.12.2019 Münster, Gleis 22
04.12.2019 Bielefeld, Movie
05.12.2019 Bremen, Lagerhaus
06.12.2019 Hamburg, Molotow
07.12.2019 Flensburg, Volksbad
10.12.2019 Leipzig, Moritzbastei
11.12.2019 Dresden, Altes Wettbüro
12.12.2019 Berlin, Badehaus
13.12.2019 Würzburg, Jugendkulturhaus Cairo
14.12.2019 Stuttgart, Im Wizemann

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