Copyright: Rahi Rezvani für Deutsche Grammophon |
Phase eins: Denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Joep war immer schon Musiker, als Kind und Teenager hatte er die ersten Erfahrungen gesammelt, allein und auch vor Publikum. Er spielte Jazz, wollte professioneller Musiker werden. Was fehlt dafür? Genau, es Studium am Piano. Gesagt getan und alles sah sehr gut aus, bis er sich eine komplizierte Verletzung am Handgelenk zugezogen hat und gezwungenermaßen den Traum (vorerst) an den Nagel hängen musste. So studierte er Wirtschaftswissenschaften - wie dröge im Gegensatz zum schönen Klavier - und arbeitete lange in der Werbewelt. Spätestens seit Frédéric Beigbeders "39,90" und dem herrlichen Film dazu, wissen wir, wie es da abgeht. Werbemusik entfremdet sich und das Genre selbst, was Beving mit der Zeit auf den Zeiger ging.
Parallel zum Job spielte er weiter in unterschiedlichen Kreisen und auch Solo Klavier, Keyboard, Jazz. Leidenschaft halt. Doch so richtig fand er sich selbst in diesen Projekten nicht wieder.
Das änderte sich, als er nur noch den reinen, puren Pianosound für sich sprechen ließ. Unter Freunden und bei einer Beerdigung - geht es anmutiger? - spielte er seine Songs. Die Rückmeldungen befeuerten seine Sehnsucht nach einer eigenen Platte. Und die kam.
Die lief so gut, dass jetzt die zweite ansteht.
Phase zwei: Das neue Album heißt "Prehension" und kam letzten Freitag auf dem großen Label Deutsche Grammophon heraus. Sollte man seine Musik als Neo-Klassik bezeichnen, muss man auch über die anderen Genre-Größen wie Hauschka sprechen. Oder nicht?! Der hat zwar vor kurzer Zeit auch ein neues Album ("What If? via City Slang) veröffentlicht, spielt aber grundsätzlich andere Musik mit dem präparierten Klavier. Joep Beving ist da Purist, braucht den Schnickschnack mit Rhythmuseinheiten im Klavierrumpf nicht. Und so entstanden 15 Tracks, die gut eine Stunde gehen und kleine Geschichten erzählen, wenn der Hörer es zulässt. Es mag anfangs etwas eingängig und langweilig erscheinen. Doch die sanften, leisen, klaren Töne projizieren zwangsläufig Bilder, bei jedem andere. Dabei lässt sich ein melancholischer Unterton nicht leugnen, traurig macht die Musik jedoch nicht.
"Ich schreibe einfach, was mir schön erscheint, wobei ich viele Noten weglasse, mithilfe meines Instruments eine Geschichte erzähle und versuche, uns mit etwas zu verbinden, das schlicht, ehrlich und schön ist". Besser als der Künstler hätten wir es auch nicht ausdrücken können.
Phase drei: Was fehlt noch?! So etwas wie eine Singleauskopplung. Doch dass seine Songs nicht im Ottonormalradio gespielt werden, versteht sich einigermaßen von alleine. Daher ein schöneres, cineastisches Projekt. Er nutzte seine Musik, um einen Kurzfilm damit zu begleiten. Hier seht ihr ihn, es lohnt sich, kurz darauf einzugehen! Die graue Welt, in der definitiv etwas schief läuft, ist faszinierend.
Ansonsten legt euch "Prehension" von Joep Beving zu, um dem Chaos und Stress da draußen mindestens für eine Stunde zu entkommen. Es funktioniert.
Und hier spielt er bald live:
20.04. - Berlin - Grüner Salon in der Volksbühne
20.05. - Utrecht - Tivoli Vredenburg
25.06. - Beuningen - Down The Rabbit Hole
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