Montag, 20. März 2017

Daniel Brandt - "Eternal Something"

Brandt am Meer. Foto: Andreas Waldschuetz
(ms) Daniel Brandt. Er der erste im Namen des Berliner Experimentalprojekts Brandt Brauer Frick und bringt am 24. März sein erstes Soloalbum auf Erased Tapes raus. Letztes Jahr haben wir schon das neueste Werk der drei Elektrokomponisten besprochen und waren von "Joy" sehr angetan; trotz oder wegen des komplexen Sounds.
Liest man nun, wie "Eternal Something" entstanden ist, bleibt einem nichts anderes übrig als die Behauptung, dass es auch wieder sehr quer, schräg, wild und phasenweise eventuell auch anstrengend angehen kann. Denn ursprünglich sollte es ein reines Becken-Album sein, der Teil des Schlagzeugs, der den Tusch ertönen lässt. Dafür zog er sich anfänglich in die Ferienhütte seines Vaters in den Taunus zurück und experimentierte drei Tage lang. Doch richtig zufrieden schien er mit der Umsetzung der Urspungsidee nicht. Folge: Es sollen mehr Instrumente dazu. Am besten noch an einem anderen Ort!
Oder in den Worten Brandts: "Während eines zweimonatigen Roadtrips durch Kalifornien hatte ich endlich die Zeit, mich außerhalb meines gewohnten Umfelds, an unbekannten Orten und mit für mich zuvor ungenutzten Instrumenten, intensiv mit dieser Idee auseinanderzusetzen."



Das Ergebnis: Acht Tracks, die es in sich haben und musikalische Grenzen einstürzen lassen.
Dafür braucht selbst der erfahrenste Multiinstrumentalist etwas Unterstützung, die er sich unter anderem bei Manu Dealgo, Andreas Voss (Cello) und Florian Juncker (Posaune) holte.
Das erste Stück ist schon nichts für romantische Stunden. "Chaparral Mesa" entwickelt sich über 8 Minuten zu einem komplexen Sound-Wirrwarr. Als Leitlinie fungiert der gleichbleibende Bass, darüber erstrecken sich Sythie-Sequenzen, Percussion und gezupfte Gitarren. Diese Musik ist absolute Typsache, sie kann in ihrer Struktur herausfordernd gefallen oder abstoßend missfallen.
"FSG" hat in seiner wenig fassbaren Form Ähnlichkeiten zu einem Flug im All; der Klang ist leichter, sphärischer - ja, wie in einer fremden Sprache geschrieben.
Es ist daher gar nicht so abwegig, dass er als Support für The XX in London spielt und das Album auf dem selben Label von Nils Frahm oder Olafur Arnalds erscheint.
Nervös geht es bei "The White Of The Eye" zu: treibende Percussion gepaart mit Stakkatoklängen der Posaune lassen einen hypnotisch-gestressten Zustand erahnen, in dem die Augen durchdrehen.
Zum Glück ist auch der Track "Turn Over" auf der etwa dreiviertelstündigen Platte enthalten, der etwas Ruhe einbestellt, wenn auch mit teils disharmonischen Bläsereinschüben.
"Eternal Something" ist reife Filmmusik, für die der Film noch fehlt.
Andererseits ist es dem Hörer so viel einfacher angetan, selbst Bilder im Kopf entstehen zu lassen!

Dieses bis jetzt feststehende Konzert wird sicherlich fulminant:

15.05.2017 Berlin - Kantine am Berghain

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