Quelle: luserlounge. Ein Foto gemacht, und das ist unscharf. Super. |
Bei der Hamburger Band Kettcar kann ich das nicht.
Sie ist und bleibt für mich das non-plus-ultra was deutschsprachiges Songwriting anbelangt. Aufgrund meines Alters bin ich nicht mit But Alive... oder Rantanplan groß geworden. Sondern eben mit Kettcar. Das beweisen nun fünfzehn besuchte Konzerte und alles an Veröffentlichungen, das ich in meinem Regal stehen habe. Persönlich kennen tue ich niemanden der Band, mal hallo gesagt natürlich schon.
So war es für mich selbstverständlich vor zwei Jahren zu ihrem vorerst letzten Konzert nach Hamburg zum Reeperbahn Festival zu fahren und mit ihnen im Docks zu feiern. Ebenso erging es mir, als bekannt wurde, dass Kettcar zum 20. Geburtstag des Bremer Clubs Tower ihre Pause beenden und diesen kleinen, gemütlichen Club beehren. Dass ich dafür Karten bekommen habe ist Glück, denn allen Interessenten ist bekannt, dass der Server des Grand Hotel van Cleef während des Bestellungszeitraums zusammen gebrochen ist. Der Tower fasst circa 300 Besucher. Kettcar hätten für 3000 spielen können. Locker.
Also hin nach Bremen. Der Tower ist einer der schönsten Clubs, die ich je besucht habe. Zwar nicht von außen aber innen erstreckt sich eine tolle Behaglichkeit zwischen steinernden Mauern und Torbögen. Freundliche Securitys, sympathische Menschen an der Bar und hinter der Garderobe. Schnell erwuchs im Club eine gewisse Spannung, immerhin wollte eine Sehnsucht befriedigt werden. Nur eine Handvoll Besucher haben Kettcar noch nie live gesehen.
Um 21 Uhr ging dann das Licht aus, es kam eine Ansage von den Betreibern des Clubs zu ihrem eigenen Geburtstag, der Ehre Kettcar auf der Bühne begrüßen zu dürfen und ein Mal im Leben folgenden Satz zu sagen: "Der Name dieser Band ist Kettcar."
Applaus, Begeisterung, die fünf wie immer in schwarz gekleideten Ketten betreten die Bühne. Ihr Haupthaar wurde merklich weniger oder zumindest grau, aber in ihren Augen war eine Freude zu sehen, als wenn es Weihnachten ans Geschenkeauspacken geht. Endlich wieder live. Endlich wieder zu fünft. Endlich wieder Deiche.
So gestaltete sich ein herrlicher Abend, facettenreich gezeichnet.
Reimer erzählte von Badehosenbegebenheiten, der Beziehung zum Club (er hatte Deko angefertigt für die bis dahin schlechte Stimmung) und dass der Tower den "Applaus"-Preis gewonnen hat. Mit den 15.000€ Preisgeld wurden Bühnenlicht und Sanitäranlagen üppig renoviert. Oder zumindest steht das noch aus. Marcus hatte merkliche Textprobleme an einigen Stellen. Doch wer, wenn nicht das treue Kettcar-Publikum, kann wirklich jede Zeile mitsingen. Bei "Balkon Gegenüber" sogar 85% des kompletten Liedes. Gänsehaut. Tränen in den Augen.
Da kann man sich auch die alberne wir-gehen-von-der-Bühne-und-kommen-wieder-drauf-Rockstarpose sparen. Jenseits der Bikinilinie, Balu, 48 Stunden, Landungsbrücken raus, Im Taxi weinen, Money Left To Burn, Wäre er echt, Im Club, Rettung, Ich danke der Academy, Graceland, Kein Aussen mehr, Agnostik für Anfänger, Schrilles buntes Hamburg, Stockhausen Bill Gates und ich, Der apokalyptische Reiter.
Danke Erik, Christian, Marcus, Reimer und Lars.
Und danke, dass ihr an neuem Material arbeiten werdet. Lasst euch Zeit.
Nein, wir vergessen Euch nicht!
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