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Foto: luserlounge |
Ira Elliot ist 62, Daniel Lorca und Matthew Caws sind beide 58, das Alter von Louie Lino konnte ich nicht herausfinden. Doch spätestens nach deren Gig in Worpswede, spielt die Kategorie Alter in der Rockmusik wirklich keine Rolle mehr. Aber, wie deutlich zu merken in diesen Zeilen, treibt mich diese Frage doch stärker um als gedacht. Die New Yorker Band Nada Surf hat alle möglichen Alters-Gedanken einfach mit einer energiegeladenen Performance in Luft zerschlagen.
Diese Band gehört für mich zum innersten Kreis an Gruppen, die ich sehr lange schon höre, oft gesehen habe und die mir über all die Jahre viel Kraft gibt, mich aufbaut und ich vielleicht wage zu behaupten, diese Musik zu verstehen. Nada Surf müssen niemandem mehr etwas beweisen. Seit über 30 Jahren sind sie mit dabei und haben sich in den Staaten und Europa eine sehr große Fanschar erspielt. Die fahren auch am Sonntagabend nach Worpswede. Das kleine Künstlerstädchen nördlich von Bremen ist wirklich sehr beschaulich. Mitten im Nirgendwo ploppt eine Ortschaft mit geballter Kulturkonzentration auf. Und die Music Hall ist der Ort, wo - logischerweise - die Musik spielt.
Die befreundete Band The Cle Elum eröffnete um Punkt 20 Uhr den Abend. Puh, ja. Der Sänger und Bassist war wirklich ein super netter Kerl, konnte gut unterhalten und hatte einen tollen roten Overall an. Aber deren Musik war erschreckend langweilig. Trotz Louie Linos Keyboardspiel und Matthew Caws‘ Mitsingpart.
Daher direkt zum Hauptact des Abends! Es ist einfach so: Wenn Matthew Caws auf der Bühne steht und anfängt zu singen, dann passiert etwas im Raum. Diesem Menschen umgibt eine so große Aura an Das-Gute-Im-Menschen und Hoffnungsvoll-Nach-Vorne-Blicken, das ist unfassbar. Mit Stücken vom aktuellen Album Moon Mirror ging es los und sie haben live eine fast noch größere Wucht als auf Platte. Acht Tracks der Platte haben sie gespielt und insbesondere Intel And Dreams hat gezeigt: Hier knallen die Gitarren aber immer noch kräftig durch die Luft! Das hat, trotz den ganzen Gedanken oben, nichts mit Altherrenrock zu tun. Das ist Indie, das ist Liebe, das ist Energie! Und natürlich folgten einige Klassiker wie Inside Of Love und Cold To See Clear. Ganz zum Schluss logischerweise auch Popular, Always Love und Blizzard Of `77.
Die Energie war durchweg auf einem hohen Level. In welcher Beziehung Daniel Lorca mit seinem Bass steht, ist gewissermaßen geheimnisvoll, aber auch schön anzusehen. Louie Lino spielt so seinen Stiefel runter und Ira Elliot zieht an den Drums noch eine kleine One-Man-Show ab. So viel Harmonie, so viel Gutes im Menschen. Und dann zückt Matthew Caws sein Handy und liest auf Deutsch vor, dass seine Uroma mal in Worpswede als Malerin tätig war und er sich tierisch gefreut hat, an diesem Tag mit einem Stück Familiengeschichte verbunden zu sein.
Hach, ich komme aus dem Schwärmen ja gar nicht mehr raus. Vielleicht sehe ich auch mehr in dieser Band und ihrer Musik als viele andere. Aber egal. Dieses Konzert hat mich ganz doll aufgetankt, auch wenn die anschließende Nacht kurz war. Und es hat mich bestärkt, dass alle Menschen mit einem guten, liebenden Herzen zusammen stehen müssen, um dem Wahnsinn da draußen begegnen zu können. Always Love!
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