Freitag, 26. Februar 2021

KW 8, 2021: Die luserlounge selektiert

Quelle: contentlaunch.com
(sb/ms) Ihr könnt auf uns zählen. Was für ein starkes Zeichen. Eine tolle und wichtige Aktion der 11Freunde. Die Menschen hinter dem Magazin haben über 800 Profis, FußballspielerInnen der ersten Ligen, dazu motivieren können, sich mit diesem Slogan ausdrucksstark ablichten zu lassen für eine wichtige Botschaft: Wenn ihr, KollegInnen, euch outen wollt, habt ihr starken Rückhalt bei uns, wir sind für euch da! Denn die Gründe, warum sich bis heute - und das ist ja wahnwitzig genug - kein aktiver Profi im deutschen Fußball getraut hat, seine/ihre Homosexualität öffentlich zu machen, liegen auf der Hand. Das ist ein Sport, der mit einem ganz fiesen Begriff von Männlichkeit getriggert ist. Ich behaupte mal, dass dieses Bild gar nicht so stark in den Mannschaften rumort, sondern die Druckwellen von außen wesentlich stärker sind. In den Kneipen, den Stadionkurven, den Medien, die darüber berichten. Was muss es für ein Leidensdruck sein für Betroffene, die sich genau dieser Wand an möglichen Repressalien und dämlichen Sprüchen ausgesetzt zu sehen?! Niemandem hat wem anders reinzureden, wen er/sie liebt und mit wem er/sie gerne schlafen möchte. Das ist doch Sache des Individuums. Leider ist der Umgang mit Homosexualität und anderen sexuellen Identitäten in der Gesellschaft immer noch einer auf dünnem Eis. Öffentlich viel Rückhalt, was hinter der vorgehaltenen Hand passiert, weiß man nicht. Daher gibt es nur eine Möglichkeit, diese Rubrik für heute zu eröffnen, denn dieses Lied von Marcus Wiebusch erlebt glücklicherweise eine neue Aktualität!


Luserlounge hier. Dein Lieblingsmusikblog ohne großes Tamtam. Text. Musik. Fertig. Bitte:

Iris Romen
(ms) Ach, Herzschmerzlieder, ihr werdet nie aufhören gut zu sein, wenn ihr gut arrangiert seid! Und die junge Dame aus Holland zeigt, wie locker, leicht, behände es gehen kann. Dive ist ein Lied, das an sich selbst zweifelt: Habe ich die Liebe aus den Augen verloren? Kann ich mich noch daran entsinnen, wie sie sich anfühlte? Wie ist das nur passiert? Doch wenn Iris Romen in die Sterne schaut und ihren Glanz betrachtet, kommt das Gefühl ganz unterschwellig zurück. Mit der Beobachtung: Nein, so richtig vergessen kann man die Liebe nicht. Wahre Worte singt sie da! Mich freut es immer, wenn so scheinbar kleine Erkenntnisse in ein sanftes, schönes Lied gepackt werden und dies ein warmes, harmonisches Bild liefert. Noch ein großes Plus: Das Album Late Bloomer, auf dem dieses Lied ist, erschien letzten Sommer. Dass man auch ein halbes Jahr danach noch eine Single auskoppeln kann, finde ich unglaublich sympathisch, verlangsamt die ganze Vermarktungsmaschinerie und lässt ein künstlerisches Werk viel länger anhalten, als wenn vor (!) Veröffentlichung schon vier, fünf Videos online sind. Also: Wunderbarer Song und damit alles richtig gemacht!

 

Requin Chargin
(ms) Popmusik aus Frankreich erlangt hier nur bedingt Wiederhall. Dafür muss er schon englischsprachig sein, wie von Christine & The Queens oder so innovativ wie Daft Punk lange gewesen sind. Es lohnt aber sehr zu schauen, was drüben erfolgreich ist. Dazu gehört in jedem Fall Requin Chargin. Ihr letztes Album Sémaphore aus 2019 war ein großer Erfolg, die Klickzahlen bestätigen dies. Klar, man hat auch Vorurteile gegenüber Popmusik aus Frankreich. Doch sie bestätigen sich auf äußerst positive Weise: Eine gewisse Romantik, leichte Schwülstigkeit ohne Kitsch und genau die richtige Portion Pathos. Das vereint die Musikerin Marion Brunetto in ihrer Musik. Nun gibt es einen neuen Track: Déjà-Vu. Ein Lied, wie sie den Sternenhimmel bestaunt und über die Unendlichkeit staunt. Begibt man sich einmal in den Kosmos des Weltalls und seiner schieren Größe, bleibt man schnell atemlos zurück. Ein kurzweiliger Chanson voller Retro-80er-Style, lässigen Melodien und einem Hoch auf die Synthie-Zauberei!

 

Drip-Fed
(sb) Eine energetische Mixtur aus Punk, Hardcore und Stoner Rock á la Clutch liefern Drip-Fed auf ihrem Album Kill The Buzz (VÖ: 23.03.) ab. Wir betonen es ja immer wieder gerne: Manchmal lassen wir uns aus den Boxen sehr gerne anschreien und wenn es denn mal wieder so weit ist, dann soll es so klingen. Dynamisch, wütend und laut! Trotzdem gelingt es den Texanern, ihrer Interpretation von Hardcore sogar melodische Elemente zu verleihen, die verdammt gut ins Ohr gehen. Ich freu mich schon mega auf meine nächste längere Autobahnfahrt, denn das wird der Soundtrack dazu sein. Fix.

 
Last Days Of April
(ms) Indiepoprock. Es ist und bleibt das Genre, das für mich am meisten Zauber verströmt. Es ist sehr vielseitig, spricht manchmal direkt aus dem Herzen, tut selbigem oft weh und lässt immer wieder vor lauter großer Melodien die Faust in die Luft recken und die Beine nicht still stehen. Genau diese Musik machen Last Days Of April. Und zwar schon recht lang. Anfangs mit etwas mehr Sturm und Drang, seit einigen Jahren in einer etwas ruhigeren Spielweise irgendwo zwischen Nada Surf und Calexico. Nicht die schlechtesten Referenzen. Das schwedische Quartett veröffentlicht nun in dem 25. Jahr ihres Bestehens eine neue Platte: Even The Good Days Are Bad. Klingt ein wenig nach emo und viel Melancholie. Doch das ist nur der erste Eindruck. Die Lieder, die man schon auszugsweise hören kann, verströmen eher Leichtigkeit, ein wenig Herzschmerz und (zumindest klanglich) Zuversicht. Am 7. Mai erscheint die Platte bei Tapete Records (wo auch sonst?!) und ihr werdet sicher noch mehr davon an dieser Stelle lesen!


Sam Vance-Law
(ms) Letzten Sommer sah ich Cäthe live. Ein eindrucksvoller Auftritt, sie singt mit so viel Inbrunst und Herz; das war sehr groß! Zwischendurch hatten sie auf der Bühne ein paar technische Probleme. In der Zwischenzeit herrschte Stille und sie sagte: 'Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich bin Musikerin, keine Entertainerin.' Klar, die eigenen Songs zu moderieren heißt nicht, die Leute zu unterhalten. Ein Beispiel zur Unterscheidung. Und eine astreine Überleitung zu: Sam Vance-Law. Denn er ist nicht nur ein herausragender Musiker, der Geige spielt und gleichzeitig singt, sondern er ist auch ein wahrer Entertainer: witzig, charmant, kurzweilig. Mit Homotopia legte er vor drei Jahren ein tolles Debut hin. Zuvor geisterte er jedoch lange auf den Bühnen herum: bei Dear Reader, Get Well Soon oder Traded Pilots. Man muss ihn gern haben, so einfach ist es. Bis der Nachfolger auf Albumlänge kommt, überbrückt er uns die Zeit mit einem kleinen, feinen Projekt. Seitdem der gebürtige Kanadier in Deutschland wohnt, löst die musikalische Geschichte ihn ihm Frohlocken aus. Insbesondere die 80er, besser bekannt als Neue Deutsche Welle. Genau aus dieser Zeit hat er sich vier Lieder gepickt und eingespielt. Kommende Woche erscheint die NDW-EP, auf der unter anderem das Lied Eisbär, im Original von Grauzone, enthalten ist. Auf seiner Tour vor zwei Jahren hat er es bereits live gespielt: Ein großes, kurzweiliges, tanzbares Vergnügen!


Stick To Your Guns
(sb) Wenn man an Stick To Your Guns denkt, kommt einem wohl zunächst Hardcore-Geknüppel in den Sinn. Die Kalifornier können aber auch anders und deutlich massentauglicher. Auf ihrer EP The Meaning Remains (VÖ: 05.03.) präsentieren Jesse Barnett und Konsorten vier Akustik-Tracks und zeigen eine völlig neue Seite von sich. Und das klappt erstaunlich gut! Wenn man sich das anhört, wirkt die Stimme Barnetts im Genre Hardcore geradezu verschenkt. Sehr nice: Das Cover von Take On Me... Neben dem digitalen Release überrascht die Band auch mit einer physischen Auflage. Eine sternförmige (!) 7"-Single in mehreren Splatter-Pressungen ist exklusiv über End Hits Records und ausgesuchte Mailorder erhältlich.
 
  
Ghost Pony
(ms) Unter dem Pseudonym Marek van der Jagt hat Arnon Grünberg vor einigen Jahren den Roman Amour Fou geschrieben. Es geht genau darum: Verrückte Liebe, die auf extreme körperliche Leidenschaft ausgerichtet ist, keine Verbindlichkeiten beinhaltet und einfach nur impulsiv ist. Sollten die Verabredungen halten, stellt sich die Frage: Gibt man sich Kosenamen oder lässt man diesen Quatsch? Ein Zeitpunkt, um damit definitiv aufzuhören ist, wenn eine monogame Beziehung betrogen wird, dann möchte man nicht mehr Baby genannt werden, denn der/die andere ist ein mieses Schwein. Genau darüber singt das Berliner Quartett Ghost Pony auf ihrer ersten Single Don't Call Me Baby. Natürlich hat sich die Band einen super catchy Namen ausgedacht, der direkt aufmerksam macht. Doch das Trennungs- und Selbstbestimmungslied kommt mit herrlich viel unbekümmertem Groove daher, dass man sogar das Tanzbein dazu schwingen kann. Surf-Pop, County und ein bisschen Retro-Stil in der Aufnahme machen diesen Track zu einem herrlich kurzweiligen Vergnügen! Wenn im Laufe diesen Jahres der Erstling der Band erscheint, berichten wir selbstredend!

shatten
(ms) Gitarrenrockmusik auf deutsch ist ja immer so eine Sache. Das kann gut aber auch ganz schlimm werden. Das hier ist gut. Sehr gut sogar. Das liegt auch daran, dass die Protagonisten der Gruppe shatten viel Erfahrung im Musizieren haben, denn die Formation entspringt zum Großteil der Band Findus. Am 30. April erscheint das zur Band gleichnamige Album auf Rookie Records! Vom Klang ist es irgendwo zwischen Herrenmagazin/Love A/Adam Angst einzuordnen. Loecher Im Himmel ist der Vorgeschmack auf ein wohl tempo- und gitarrenreiches Album, ja, das macht richtig Bock! Ein Track der den Moment, das Leben, die Party feiert. Zum Entstehungszeitpunkt des Liedes wusste die Band noch nichts vom Entzug seit einem Jahr, so lange schwebt die Musik schon im Orbit. Und so groß ist die Sehnsucht, genau das wieder zu tun: Bewusst orientierungslos durch die Nacht streifen, lauter gute Menschen um einen herum, einen schönen Schwips intus und sich um nichts anderes kümmern. Ich hab 
Bock - auf diese Momente und ein wohl ziemlich gut werdendes Album Ende April!

Donnerstag, 25. Februar 2021

Brisa Roché & Fred Fortuny - Freeze Where U R

Foto: Christophe Crenel

(ms) Frankreich! USA! Tja. Man weiß gar nicht so genau, wo dieses Album geographisch einzuordnen ist. Zweifellos sind beide Länder für das Schaffen und Leben von Brisa Roché extrem bedeutsam. Sie wuchs in Kalifornien auf, verbrachte dann viele Jahre in Frankreich unter anderem als Straßenmusikerin in den Metrostationen. Die Frage ist berechtigt, ob das dann überhaupt der richtige Begriff dafür ist und nicht eher Metromusikerin. Naja. Halb so wild...
Was hat Roché uns zu erzählen?! Oha, eine Menge! Eine unglaubliche Menge an Leben! Sie hat viele Genres ausprobiert von Jazz bis Postrock. Es ist immer das gleiche Herz. Und dieses Herz wurde von unterschiedlichen Begebenheiten erschüttert, demoliert, zerrissen. Doch Brisa Roché ließ sich nie niederringen, von niemandem. Vor allem nicht von Männern! Männer aus intimen Beziehungen oder geschäftilichen Kontexten. Von denen hat sie die Schnauze voll - das lässt sich frank und frei behaupten! Freeze Where U R ist ein abwechslungsreiches, feines Album, das unter anderem solche Geschichten erzählt. Geschichten einer starken Frau, die wichtig sind. Lieder und Texte von Emanzipation, Wut auf Männer und vergangene Lieben.
Das gilt es nicht nur textlich zu entdecken, sondern auch musikalisch. Für diesen Part ist Fred Fortuny verantwortlich. Roché schrieb, Fortuny arrangierte, schickt ihr die Ideen, sie improvisierte darüber und es wurde runder und runder. Erst ganz zum Schluss wurde die Platte im Bandsound aufgenommen. Dass beide phantastisch miteinander harmonieren, zeigen viele der Lieder. Denn manchmal gehen Text und Musik auf beinahe ironische Art miteinander, genauso eindrücklich stehen sie sich dann auch wieder gegenüber. Hören wir uns das mal an.

Cover der Platte
Es ist ein Singer/Songwriter-Album mit Anleihen zum Pop, Jazz, Soul und beginnt ironischer Weise mit dem Last Song. Die lockere Bandatmosphäre zeigt direkt zu Beginn: Rochés Stimme steht im Vordergrund, wenn sie davon singt, dass eine selbst bestimmte Trennung auch immer heißt, nicht wütend zu werden, durchzuatmen und darüber zu stehen in der Erkenntnis: Das ist es nicht wert. Ein Trennungslied ist auch Tempted Tune, wo sie mit gedämpfter Stimme und reiner Klavierbegleitung in Chanson-Tradition singt. Die Assoziation zum schwarz/weiß-Film bleibt unvermeidlich. Und: Das Lied ist zweigeteilt. Erst blickt sie zurück, danach fällt sie ihre Entscheidung, Schluss zu machen und die Zweifel aus dem Weg zu räumen. Ja, sie hat alles richtig gemacht.
Ihre Stärke, dass sie auf den eigenen Beinen steht und sich von niemandem etwas sagen lässt, zeigt sie in Don't Want A Man. Der Titel steht für sich, die Musik ist ebenso kräftig und unterstreicht die Aussage. I'm Happier Alone - gut so!
Rund ist der Klang auf diesem Album, sehr rund und vielseitig. Die Schwere im Klavier auf Woman With A Star schwankt zwischen Melancholie und Zuversicht. Sich selbst Gutes tun und mit sich zufrieden sein - das klingt gruselig nach Coelho, doch Brisa Roché überhöht hier nichts, sagt es direkt raus: Ich stehe hier und der Rest kann mich mal!
Dass Fortuny und Roché durchaus verstehen, wie man Humor und Musik zusammen bringen kann, zeigen sie auf I Love You. Textlich ein schönes Liebeslied. Doch verzerrte Töne und Aufnahmen aus TV und Radio stehen derart im Vordergrund, dass der Text kaum wahrzunehmen ist. Ist das dann noch ein Liebeslied? Tja... schwer zu sagen, aber toll arrangiert!
Doch es geht auf dem Album nicht nur um sie, die vergangene Liebe und Emanzipation. Auch Gesellschaftskritik geht ihr leicht von der Feder! Blue Light erscheint erneut im Chanson-Stil und bricht damit herrlich mit der Thematik des Liedes: Das blaue Licht des digitalen Endgeräts engt uns ein in einen Minikosmos und macht uns doof. Denn: Draußen warten die Geschichten. Die Guten und die Harten, das weiß Roché!
Fred Fortuny hält sich selbst eher zurück auf dieser Platte. Zuerst ist seine Stimme auf The Pattern zu hören, einem Lied, in dem elektronische Elemente erneut im Vordergrund stehen und das schmerzhafte Zurückblicken auf eine vergangene Liebe vertonen.
Satt im Klang und klar in der Stimme singt sie zum Ende hin auf Window Gun von der Sehnsucht nach Nähe. Ja, die Liebe scheint immer wieder durch die Texte, mal zwischen den Zeilen, mal fett gedruckt, hier am Stärksten. Brisa Roché zeigt uns auf diesem vielseitigen, extrem hörenswerten Album all die Facetten der Menschlichkeit! Und wenn die Klarinette neben den Stimmen tanzt, ist klar: Natürlich treffe ich meine Entscheidungen allein und möchte mich gerne hingeben!

Brisa Roché und Fred Fortuny haben hier nur beim ersten Hören ein kurzweiliges, schönes Album produziert. Freeze Where U R wird immer besser, klarer, kraftvoller je mehr die Texte durch die feine Musik schallen. Super umgesetzt. Punkt.

Dienstag, 23. Februar 2021

Boundaries - Maidan

Foto: Malthe Folke Ivarsson
 (ms) In Dänemark sind die Nächte nicht wesentlich länger als hier, die Strände breit, das Bier teuer, die Berge mehr als flach und die Legosteine ordentlich aufgebaut. Was also bringt eine Band dazu ein unglaublich dunkles, düsteres, drückendes Album einzuspielen wie es Boundaries nun getan haben? Die Antwort bleibt uns verborgen. Und es bleibt zudem zu hoffen, dass die Texte der Gruppe nicht aus eigener Erfahrung stammen, sondern zu einem faszinierenden Hang zur dunklen Seite der Seele, wie es sonst nur die österreichischen LiteratInnen vermögen. Weltschmerz, Hoffnungslosigkeit, Melancholie, Depression, Eingeengtsein, schwere Lasten auf der Schulter und Weltuntergang. Von physischer Gewalt spricht das Quartett an keiner Stelle, doch die psychische Bedrängnis ist in jedem Akkord zu vernehmen. Denn eines zeichnet ihren Erstling Maidan aus: Das Album ist ein gewaltiger Beweis dafür, wie druckvoll Gitarrenrock sein kann. Genau das ist es: Ein Rockalbum, wie es im Buche steht. Ohne Pose, ohne jegliche Allüren, doch aufgrund der finsteren Grundstimmung wahrscheinlich auch ohne Airplay. Wer sich der Platte öffnet, taucht ein in ein dichtes Universum, dominiert von großen Gitarrenmächten und packenden Stimmungen!

Die größte Referenz, die man an die Struktur der Musik legen kann, sind bestimmt die Editors. Doch mit einem bedeutsamen Unterschied: Die Dänen scheinen ihre Gitarren ein paar Stufen runter gestimmt zu haben und die Lichtblicke sind in der Regel nicht da, so konsequent sind sie. Die Stimmen beider Bands sind erstaunlich gut mit einander zu vergleichen; großes Plus!

Plattencover
Mit schwerem Schlagzeug, gezupfter Gitarre, tiefer Stimme und einem Bass, der für reine Nervosität sorgt, geht es mit Erosion los. Das sollte man laut hören, wenn textlich die Schwere der Welt auf den Schultern des Protagonisten schwillt. Man hat das Gefühl, die Platte wird mit jedem Track stärker. Auch auf Mirror Image geht es stets nach vorne, aber auch runter, in den Keller, wo menschliche Abgründe lauern. Die Gitarren sind im besten Sinne einnehmend und durchaus hypnotisch in ihrer Wucht. Doch das Pendel dieses starken Songs ist nicht beruhigend, sondern die musikalische Dichte unterstreicht die Depression, Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit im Text. Harter Tobak, starker Tobak.
Wie es ist, sich vor der Welt verstecken zu wollen, weil Menschen und Gedanken einen verfolgen, davon erzählt Reeds. Der Sound erscheint einerseits wie eine große, dunkle, bedrohliche Wand, Wolke, Welle: mächtig, erdrückend. Doch ihr wohnt auch eine schwer zu definierende Geschwindigkeit inne, die sich nur unter dem Wasser, in der Wolke bündelt. Eine irre Energie, die fesselt, dröhnt, kracht. Das ist ein äußerst starker, beeindruckender Effekt, den die Band hier erzeugt!
Mit A Song On The End Of The World kommt mittendrin ein Spoken-Word-Beitrag, der keineswegs das Tempo rausnimmt, sondern die spannungsreiche Stimmung aufrecht erhält. Denn der Tag, an dem die Welt untergeht, wird ein ganz normaler sein. Was für ein Horrorszenario fernab von irgendeiner vorhersehbaren Invasion.
In Rites Of Passage rollt die dunkle Welle weiter. Ein finster-dynamischer Track, der übers Land zieht und für Verwüstung sorgt - Woha! Im Track ist eine Guzheng, ein chinesisches Instrument, zu hören, das perfekt eingesetzt ist. Beim Konzert (Daumen sind gedrückt!) wüsste ich gar nicht, ob ich Ohropax tragen oder mich der irren Soundkulisse hingeben sollte. Häufig dominiert ganz unterschwellig der Bass, wenn er hoch und runter saust. Auf Tusk schnürt er einem die Kehle zu, wie das Messer im Text ihr nahe ist. Das Gefühl der Zeilen lässt sich auf Indefinite Hours am besten finden: I Don't Understand How To Feel Content. Das ist zu spüren. Gleichzeitig ist dies der ruhigste Song: Im Hintergrund eine verzerrte Gitarre, die einen Grundton schafft, darüber nur Stimme und Akustikgitarre, dennoch bleibt die erdrückende Stimmung dicht. Das liegt auch an vielen wiederkehrenden Instrumentalparts, die immer wieder überzeugen.
So kommt dieses unglaubliche Album auch zu einem irren Ende, wenn Harness ertönt. Mit was für einem gewaltigen Werk diese Platte endet, ist kaum auszuhalten. Sechs Minuten Power, unaufhaltsam dank des Basses, der einen wie ein unaufhaltsamer Strudel in den Bann zieht. Dazu werden dezent aber extrem eindrucksvoll Streicher in Szene gesetzt.

Maidan der Gruppe Boundaries ist ein überwältigendes Werk. Lange habe ich nicht derart energiereiche, dichte, dynamische, konzentrierte Gitarrenrockmusik gehört. Rockmusik, was für ein unglaublich verstaubter Begriff, den man mit langhaarigen Säufern und langweiligen Riffs verbindet. Die Negativbeispiele in meinen Ohren sind da immer die Foo Fighters oder Queens Of The Stoneage - Musik, die mich unglaublich anödet. Ich lehne mich weit aus dem Fenster, aber das ist okay: Die Dänen retten dieses Genre mit einem packenden Album!
Und das ist erst ihr Debut! Wie soll es denn nur weiter gehen?! Egal, der erste Schritt gemacht und haut einem direkt in die Seele und Magengrube. Was für eine Empfehlung, was für eine Platte!

Maidan erscheint am 5. März!

Freitag, 19. Februar 2021

KW 7, 2021: Die luserlounge selektiert!

Bild: cleanpng.com
(ms/sb) Heute kann es nur ein Thema geben, über das wir hier zu Beginn berichten können. Heute ist der 19. Februar. Vor einem Jahr hat ein kranker Rassist in Hanau neun Menschen getötet. Aus einem ekelerregenden, widerwärtigem Grund: blanker Rassismus. Aus weiter unerfindlichen Gründen durfte dieser Mann scharfe Waffen besitzen. Vor seiner Tat soll er sich eine Rede vom Faschisten Bernd Höcke angesehen haben. Anscheinend hat tatsächlich nur das Aussehen der Menschen eine Rolle gespielt, um sie zu töten. Wie niederträchtig kann man sein? Woher kommt ein derart gepolter Hass?
Er fuhr durch Hanau, machte an zwei verschiedenen Orten Halt und riss Menschen aus dem Leben. Menschen, die hier wohnen, leben, Familie und Freunde haben, ihren Alltag bestreiten. Wie alle anderen auch. Nur wohl nicht aus Sicht des Täters, weil sie eine andere Hautfarbe haben als hellhäutig. Das ist grauenhaft. Zudem ist das, was mit den Hinterbliebenen und Überlebenden passiert ist, ein Zeugnis, wie Behörden, Polizei, Staatsanwaltschaften, Sondereinheiten die Menschen sehen. Das möchte ich hier nicht wiederholen. Viel eindrücklicher, luftabschneidender ist es, wenn man den Menschen zuhört, die ihre Lieben, Freunde, Kinder in dieser Nacht verloren haben. Die ARD hat mit Hanau - Eine Nacht Und Ihre Folgen ein klares, hartes Bild gezeichnet. Die Fragen stellen sich: Wie wollen wir zusammen unsere Gesellschaft gestalten? Wie können wir Menschen schützen, die Rassismus ausgeliefert sind? Wie können wir es endlich mal auf die Kette kriegen rechtsnationale Parteien bundesweit vom Verfassungsschutz überwachen zu lassen?

Nun sind wir in erster Linie musikalische Dienstleister. Hier das Hörenswerte dieser Tage! Ab dafür:

Mädness
(ms) Das Gute am Thema Beziehungen ist ja, dass es eine endlose Quelle der Kreativität sein kann. Das Verliebt-sein genauso wie der Trennungstrümmer. Anstatt es in sich hinein zu fressen, kann es kreative Auswüchse haben. Wirklich spannend und hörenswert wird es aber erst dann, wenn die Musik, die dabei heraus kommt, das Herz berührt. So pathetisch darf man das sicher ausdrücken. Entweder man findet sich darin wieder oder man kann es zumindest nachempfinden. Mädness hat darüber ein Album geschrieben: Mäd Love (VÖ: 16. April). Nein, nein, das ist keine Liebes- und auch keine Trennungsplatte. In erster Linie setzt er sich in den neuen Tracks mit sich selbst auseinander. Persönliche Reflexion in Musik - das gefällt mir extrem gut. So menschlich, so nah. Denn der Rapper ist von dem Menschen dahinter auf diesem Album kaum noch zu unterscheiden. Und das beweist er auch auf der Single Boot, die er mit der phantastischen Mine eingespielt hat. Gemeinsam alleine. Hart, so hart. Und wer kennt es nicht, wenn eine Beziehung ausläuft, dass die Zusammenzeit eher aufgesplittet ist in zwei Einzelzeiten. Hörenswert! Und sehenswert! Denn der Track bekommt durch das tolle Video eine weitere Bedeutungsebene hinzu. Doch seht selbst:



Dino Paris & Der Chor Der Finsternis
(ms) Wann bleibt man bei einem Musikvideo hängen? Klar, wenn es originell ist, unterhaltsam. Witzig auch. Oder spannend wie in einem Kurzfilm. Oder wenn sich der Text stark vom Bild abgrenzt oder sich widerspricht. Oder wenn man darauf wartet, dass überhaupt etwas passiert, so wie bei Dino Paris & Der Chor Der Finsternis und seinem neuen Lied Mein Garten. Ha, ja! Das gefällt mir sehr gut. Wie er einfach nur da so rum steht und bewässert. Punkt. Mehr passiert nicht. Eine Kameraeinstellung und das war's. Man könnte es als kleines Heimwerker-Tutorial bezeichnen, Training für den grünen Daumen, Anleitung zum Müßiggang, Unkrautjäte-Soundtrack, Bewässerungsbass, Ernteautotune. Und eigentlich stellt sich nur eine Frage: Meint er es ernst oder nicht?! Das Urteil bleibt in den Ohren der HörerIn. Unterdessen ist hier gätnerisch-musikalische Kurzweil zu genießen. Stark!

 

NOFX
(sb) Keine Frage, NOFX sind absolute Legenden in der Punkrock-Szene und nicht umsonst seit 1983 erfolgreich am Start. Sänger Fat Mike hat sich zudem mit seinem Label Fat Wreck Chords ordentlich Meriten verdient und zahreichen Bands (z.B. Lagwagon, Mad Caddies, Rise Against, Less Than Jake und Sick Of It All) zum Aufstieg verholfen. Wie nicht anders zu erwarten, kommt nun das "aber"... Vergangenheit und Fame schön und gut, aber Single Album (VÖ: 26.02.), die neue Scheibe der Kalifornier, zündet nicht so wirklich, sondern dudelt über weite Strecken vor sich hin. Die Vorab-Single Fuck Euphemism hingegen hebt sich wohltuend aus der Masse ab und besticht durch eine eingehende Melodie, ideenreiche Lyrics und ein cooles Video. Hilft aber alles nichts: Das Album kann diesen Standard leider nicht mal ansatzweise halten und ist alles in allem elend fad. Gefühlt sind die besten Zeiten da auch zwanzig Jahre her...


Kali Masi
(sb) Bereits seit 2012 sind Kali Masi aus Chicago aktiv, bei mir hatten sie sich bis zu dieser Woche noch nicht vorgestellt. Sei ihnen verziehen. Mit ihrer Single Guilt Like A Gun samt großartigem Video haben sie das nun nämlich beeindruckend nachgeholt. Feinster Indie-Rock, dem man die Wurzeln im Bereich Emo durchaus noch anhört, der dem Winsel-Modus jedoch entflohen ist und stellenweise an Weezer und die großartigen PUP erinnert. Ich hatte auch bereits die Möglichkeit, das komplette Album [laughs] zu hören und bin schwerstens begeistert - aber dazu in einem Monat mehr. Das gute Stück soll nämlich erst am 26.03. erscheinen und wird dann zeitnah in der luserlounge nochmal besprochen. Tour-Termine für Ende 2021 gibts auch schon; ob das allerdings klappen wird, steht noch in den Sternen...
 
19.11.2021 GER-Braunschweig, B58
22.11.2021 GER-Trier, Lucky's Luke 
23.11.2021 GER-Wiesbaden, Kreativfabrik 
24.11.2021 GER-Stuttgart, JuHa West 
25.11.2021 GER-München, Backstage Club
07.12.2021 GER-Köln, Blue Shell 
08.12.2021 GER-Münster, Gleis 22 
09.12.2021 GER-Kassel, Franz Ulrich 
10.12.2021 GER-Leipzig, Conne Island 
11.12.2021 GER-Hamburg, Hafenklang 
12.12.2021 GER-Berlin, Cassiopeia

 
 
Der Plan
(ms) Frank Fenstermacher: Mitte der 50er geboren, gründete in Wuppertal das Ata Tak-Label, veröffentlichte die erste Platte der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft, Saxophonist bei Fehlfarben. Moritz R. (Reichelt): Im gleichen Jahr wie Fenstermacher geboren und ebenso künstlerisches Allround-Genie, gestaltete sogar zwei Singles von Depeche Mode. Kurt Dahlke: Gab sich selbst den Namen Pyrolator - wie geil ist das denn bitte?! Spielte schon früh mit Robert Görl (später DAF) zusammen Jazzrock, machte viel Solo, ist aber auch Teil von Fehlfarbens Monarchie Und Alltag gewesen! Zusammen haben sie die Gruppe Der Plan gegründet: Frühe 80er und entwickelten wegweisende Ideen der Neuen Deutschen Welle. Sie veröffentlichten zahlreiche Platten bis zur Auflösung 1993. 21 Jahre später standen sie wieder gemeinsam auf der Bühne, veröffentlichten sogar wieder neue Musik - stark! Doch in den 80ern entwickelten sie Maschinen, die sie selbst darstellen sollten unter den Namen Fankus. Sie sollten ewig Musik produzieren. Klappte nicht ganz. Doch als letztes Jahr das unermessliche Werk der Band betrachtet wurde, fielen dem Trio sechs Stücke von damals in die Hände, die nun endlich veröffentlicht werden. Zusätzlich erscheinen auf Save Your Software (16. April) drei weitere Lieder, die auf den gleichen Tracks beruhen. Zurück in die Zukunft hört sich also so an - unglaublich frisch, sehr tanzbar, völlig visionär, bassig: forget Darft Punk!


Smith & Burrows
(ms) Für die erste, wegweisende und wichtige Phase des Britrock und -pop bin ich einfach zu spät geboren und konnte auch nie so viel mit Oasis oder Blur oderoder anfangen. Mein musikalisches Erwachen begann später. Nur wenig von der Insel hat mich über viele Jahre hinweg stabil überzeugt, ergriffen. Zum Einen Art Brut mit ihrer wundervollen Ironie und den Alltagsgeschichten. Und dann sind da die Editors, die ich nie aufhören werde zu verehren. Dynamik, Stimme, Texte, Wahnsinn. Tom Smith singt aber auch abseits der Band, am liebsten zusammen mit Andy Burrows; seines Zeichens Razorlight und We Are Scientists, also ähnliches Kaliber. Vor zehn Jahren veröffentlichten sie zusammen unter dem einfachen Namen Smith & Burrows ein Weihnachtsalbum. Puh, sollte aber wohl gut gewesen sein. Nun folgt eine richtige Platte Namens Only Smith And Burrows Is Good Enough, die heute (!) erschienen ist. Bescheidenheit sieht anders aus. Können sie sich aber auch erlauben! Allein die Single Parliament Hill ist wundervoll, vereint beide Stimmen auf das Allerbeste, erzeugt eine wundervolle Stimmung, überzeugt mit einem nahe gehenden Text und einem unglaublich schönen Video! Also, worauf noch warten?!


Etaoin
(sb) "Ich mag dich, aber ich mag sie mehr als dich." Uncoole Ansage von jemandem, den man gerne an seiner Seite hätte. Schmerzhaft, verletzend - und das nachhaltig. Da hilft es auch nicht, sich einzureden, dass alles gut ist oder wird. Oder davonzulaufen, die Wut runterzuschlucken. Die Narbe bleibt, das Gefühl kommt wieder. Genau davon handelt Pale Damp Cheeks, die neue Single von Etaoin. Sanft, einfühlsam und doch zutiefst getroffen präsentiert sich die irische Sängerin, sodass man sie am liebsten in die Arme schließen und trösten möchte. Aber das hilft ja auch nicht...

 
Eydís Evensen
(ms) Oh Island, du verwunschene Insel. Du Land der Träume und der TräumerInnen! Was strahlst du nur eine nicht-greifbare Faszination aus! Nachdem ich vor zwei Jahren dort gewesen bin, wusste ich sofort, dass ich nochmal hin muss. Oder zwei, drei Male. Niemals hätte ich gedacht, dass der reine Anblick der Natur derart überwältigend sein kann. Dass einen das emotional so ergreift, nicht loslässt. Immer mehr verstehe ich die enorme kreative Energie, die von der Insel kommt, literarisch und musikalisch. Das neueste, wunderbare Beispiel: Eydís Evensen. Die junge Pianistin spielt rein instrumental. Brotin heißt das erste Stück ihres Debuts Bylur, das am 16. April erscheint. Brotin - gebrochen. Ein Lied, das die emotionale Brüchigkeit der Musikerin darstellen will. Zusammen mit dem mystisch-tänzerischen Video kommt das Gefühl packend rüber. Obwohl es eine warme Grundstimmung hat, bricht die gefühlte Struktur immer wieder auf. Durch die dunklen Töne, das Langsamerwerden und die melancholische rechte Hand, die einem Falten auf die Stirn runzeln kann. Auch dazu ist instrumentale Musik im Stande zu! Faszinierend, anziehend, beeindruckend. Das wird ein extrem hörenswerter, stimmungsreicher Erstling der Isländerin.
Mit ihrem Album ist sie Teil des von Sony neu gegründeten Instrumental-Labels XXIM. Damit könnten Neo-Klassik, Post-Rock und Ambient ihren Siegeszug weiter fortsetzen! Spannende Entwicklung!


Fatoni & Edgar Wasser
(ms) Was ist wichtig im deutschen Rap? Genau: Den anderen ihre Grenzen aufzeigen! Wer könnte die einzige Instanz sein, um genau das zu tun? Richtig: Fatoni und Edgar Wasser. Wie gelingt es ihnen? Meisterlich! Nicht nur Der Beste ist eine Manifestation des eigenen Standpunkts: Geil auf dem Olymp, aber auch bisschen langweilig. Der Track ist bereits die zweite Auskopplung ihres gemeinsamen Albums Delirium, das am 7. Mai erscheinen wird. Nichts anderes als eine wegweisende Platte darf also zu erwarten sein. Punkt.

Freitag, 12. Februar 2021

KW 6, 2020: Die luserlounge selektiert

Quelle: nicolelong322.files.wordpress.com
(sb/ms) Gestern erschien mit Todesliste das neue Album Audio88 und Yassin. Wir haben drüber berichtet.
Eine Frage, die nicht nur dieses Album, sondern die Veröffentlichungsstrategie vieler KünstlerInnen begleitet, ist: Wie viele Singles werden im Vorfeld ausgekoppelt? Wann werden dazu welche Entscheidungen getroffen und worauf beruhen sie?
Von Audio88 und Yassin gab es fünf Videos vorab! Bei 13 Tracks auf dem Album! Über ein Drittel der Lieder sind also schon bekannt, bevor ich das ganze Album hören kann. Warum entscheidet man das? Was erhofft man sich davon?
Keine Ahnung, ich bin kein Musiker.
Daher möchte ich aber kurz aufzeigen, warum ich mich dabei so wunder: Wird das Album als ganzes Kunstwerk dadurch nicht deutlich entwertet und geschwächt und beinahe überflüssig gemacht? Ich könnte ja auch einfach nur regelmäßig Singles veröffentlichen, Edgar Wasser handhabt das beispielsweise so. Ist ja auch eine nachvollziehbare Entscheidung, wenn man sich nicht binden möchte. Aber wenn ich ein Album veröffentliche, dann weiß ich doch ganz genau, warum da welche Stücke drauf sind und warum welche Lieder eben nicht drauf sind. Das ist doch das Ergebnis eines mitunter sehr langen kreativen Prozesses. Das möchte man doch bewahren und neugierig sein, wie die Hörenden auf das ganze Werk reagieren. Hm. Offensichtlich nicht. Soll mit dieser Herangehensweise Playlisten bei Spotify und Co. bestückt werden, deren Nominierung man kurz abfeiert? Keine Ahnung. Wer Ideen hat, schreibe uns!

Raus aus der Spekulation. Rein in den Hörgenuss. Luserlounge hier. Freitag. Selektiert. Stark!

Dota
(ms) Na, auch Fragezeichen im Gesicht, im Kopf? Auch manchmal völlig ratlos, wie es weitergehen soll?! Obwohl man doch versucht, dass alles besser wird? Mal das Auto stehen lassen, Bio kaufen, Amazon boykottieren?! Ja klar, das tun wir alle. Doch manchmal hat man das Gefühl nicht so richtig weiter zu wissen, oder? Genau! Dota Kehr hat darüber ein Lied, ein Album geschrieben und zeigt bereits auf der gleichnamigen Single Wir Rufen Dich, Galaktika ihre Stärken im Texten und Songwriting. Sie bringt ihre eigenen Probleme absolut nachvollziehbar vor und gibt uns immerhin für ein Schwelgen, ein Träumen einen Ausweg: Rufen wir Galaktika! Vielleicht hat sie ja eine Antwort für uns, die lila Fee aus Hallo Spencer. Das spielerisch Leichte mit dem Ernsten verbinden, das zeigt Dota seit vielen Jahren wie es geht. Für die Single hat sie sich Francesco Wilking mit ins Boot geholt, der das Lied mit seiner warmen Stimme noch ein Stückchen runder macht. Die Platte erscheint am 28. Mai und wir werden berichten! 


Citizen
(sb) "Im Wesentlichen geht es darum, dass ich mein Haus nie verlassen will, und obwohl mich das glücklich macht, es auf verschiedene Arten doch ziemlich schlecht für mich ist.“ So beschreibt Mat Kerekes, Sänger von Citizen, die Intention seines Songs Blue Sunday. Klingt nach Lockdown-Tristesse, oder? Wie dem auch sei: Die Vorab-Single macht sehr viel Lust aufs Album Life In Your Glass World, das am 26. März erscheinen wird. Das Trio aus Ohio (USA) kommt ursprünglich aus der Punk-/Post-Hardcore-Ecke, präsentiert sich auf der neuen Scheibe jedoch deutlich variabler und so wurde mit Blue Sunday ein großartige Indie-Track ausgekoppelt, der dies bestens vor Augen führt. Kreativen Leerlauf oder Wiederholung scheint es für die Band aus Ohio nicht zu geben - eine Eigenschaft, die ich auch an meiner Lieblingsband Therapy? extrem schätze. Nur die Erwartungen an einen selbst zählen, nicht mediale Zwänge oder das Setzen auf bewährte Muster. Auf den Punkt: Das ist ein richtig geiles Album, das sich bei mir in den bisherigen Jahres-Charts sehr weit oben ansiedelt.
 
 
Vetle Nærø 
(ms) Es ist eine einfache, aber auch sichere Falle, die man gerne zuschnappen lässt: Irgendwie nordischer Name plus Neoklassik und ich bin drin. Ja, so schwach und dumpf geht's in der Selektion oft zu. Doch was Vetle Nærø spielt, weiß auch zu überzeugen, auch wenn so viel gar nicht zu hören ist. Es hat den Anschein, als ob die NeoklassikerInnen sich gegenseitig aufzeigen wollen, wie viel Minimalismus geht. Waves ist ein Stück, das ganz sanft und seicht ist ohne je zu zerbrechen. Es beginnt hauchdünn und wird langsam größer. Die Wellen, die das Lied darstellt, gleichen erst einer windstillen Ebbe, die immer flutiger, aber nie gefährlich wird. Das wirklich Erstaunliche: Nachdem diese drei, vier, fünf Wellen angekommen sind, verschwinden sie auch wieder. Der junge Norweger an den Tasteninstrumenten hat also kein beliebiges, sehr schönes Stück komponiert. Nein. Dahinter steckt auch eine sehr konkrete Idee, die beeindruckend aufgegangen ist. Vier Minuten und 36 Sekunden schwappte es einmal an Land, direkt an unsere Füße und verschwindet dann auch wieder. Was für eine tolle Momentaufnahme. Das passende Album dazu, By Heart, erschien im letzten Dezember!


Flock Of Dimes
(ms) Auf dem Rechner habe ich eine Datei, wo ich alle besuchten Konzerte dokumentiere. Wer, wann, wo, wie viele Besucher ungefähr. Man kommt ja durchaus mal durcheinander. Und nun half sie wieder, seit letztem September kam auch kein neuer Eintrag dazu.
2014 also. Dortmund. Ich war noch Student und wohnte in NRW, good old times. Das Way Back When Festival fand statt und es war ein Traum mit Honig, Friska Viljor oder Johnossi. Im exzellenten FZW spielten auch Wye Oak, auf die ich mich sehr gefreut habe. Also hin und fasziniert gewesen: Die haben zu zweit einen extrem vollen, runden und verspielten Klang auf die Bühne gebracht. Phantastisch. Sängerin Jenn Wasner macht nun schon länger Solo-Musik unter dem Namen Flock Of Dimes. Das weiß schnell zu gefallen. Ihre Musik klingt herrlich beschwingt, federleicht, zuversichtlich und sehr rund. Mit Head Of Roses erscheint am 2. April ihr zweites Album auf Subpop. Two ist die Single daraus, die es schon zu hören gibt. Dezent eingesetzte Synthie-Töne bringen Leichtigkeit, ein sehenswertes Video zeigt die Sängerin als Künstlerin. Der Track versprüht irgendwie gute Laune und erstrahlt in toller Kurzweiligkeit. Eine kleine, feine Pause von all dem, was da draußen so schwillt.


PeterLicht
(ms) Natürlich, die Freude ist immer groß, wenn PeterLicht neues Material in den Äther haut. Doch es ist und bleibt stets eine große Wundertüte, was dabei herauskommt und wie es sich anhören wird. Nutzt er wieder gerne Autotune? Bleiben seine Lieder so knallig wie seine Optik und die seiner Videos zuletzt? Wie verschwurbelt wird es beim nächsten Mal? Ist wieder mehr Bandsound zu hören? Diese Fragen kann man nun so einigermaßen beantworten, denn mit Dämonen erschien die erste Single seines kommenden Albums Beton Und Ibuprofen.
Die Optik schreckt mich ab, da bin ich ganz ehrlich. Der Sound hingegen überzeugt ab der ersten Sekunde. PeterLicht ist immer dann am stärksten, wenn er leise und etwas melancholisch ist. Ja, man hört, dass das Lied am PC zusammen gebastelt wurde, macht aber überhaupt nichts. Was genau PeterLicht meint, ist und bleibt ja oft nebulös. Auch hier. Aber die Grundaussage berührt: Wenn die Dämonen kommen / Ist jeder, der ein Menschen ist, dein Freund. Nicht nur jetzt. Das Gebilde im Kopf kann immer wieder zusammen brechen. Und ja, dann braucht es einen Menschen. So einfach ist das. Der Rest des Liedes ist ein traumwandlerischer Sparziergang.
Die Vorfreude auf die Platte ist selbstredend groß! Sie erscheint am 5. März bei Tapete Records!


Remember Sports
(sb) Loslassen. Sich von der Vergangenheit lösen. Von unangenehmen Gefühlen, ungeliebten Gewohnheiten, bedrückenden Erinnerungen. Davon handelt Like A Stone (VÖ: 23.04.), das neue Album der Indie-Rocker Remember Sports aus Philadelphia. Seit dieser Woche ist der erste Vorgeschmack daraus erhältlich und legt die Latte direkt mal ziemlich hoch: Pinky Ring besticht durch seine poppige Melodie, garniert mit einem hellen Tamburin. Das klingt laut, aber doch vertraut und nach bester US-Indie-Schule. Ihr könnt Euch sicher sein: Da bleiben wir dran und werden auch übers Album berichten!


Regener Pappik Busch
(ms) Widmen wir uns am Ende dieser Selektion dem Jazz. Ein Genre, dass immer mehr Anklang findet in der luserlounge. Ein Genre, von dem wir im Grunde genommen aber auch gar keine Ahnung haben. Da wird viel aus dem Bauch entschieden. Eine Bewertung fällt aufgrund fehlender Kenntnisse eher schwer. Aber egal, oder?! Genau!
Jazz, Nr. 1: Diese Kombo und ihr Album profitiert in erster Linie von den Namen, die darauf stehen. Das sind Sven Regener und Richard Pappik von Element Of Crime und Ekki Busch. Der Einfachheit halber haben sie ihr Projekt nach sich benannt. Und sie spielen: Schlagzeug, Klavier und Trompete. Sehr reduziert, sehr klassisch. Hier gibt's keine Schnörkel und eigentlich auch keine Experimente. Denn die Stücke, die sie für ihr Album Ask Me Now eingespielt haben, sind Coverversionen der großen Namen am Jazzhimmel: Coltrane, Monk oder Gillespie. Sichere Sache also. Dennoch verleihen sie ihren Interpretationen je nach dem Melancholie, spritzige Frische und Pepp. Das läuft gut nebenher in der Videoschalte, beim Lesen, Kochen, Entspannen. Guter Jazz. Punkt.



Archie Shepp & Jason Moran

(ms) Wir bleiben, wie gesagt, beim Jazz. Und hier wird nun klar, wo die Unterschiede in diesem Genre sind. Unterschiede in einer gleichen Spielweise: dem klassischen, entspannten Jazz. Ja, er geht hier eher Richtung Blues und Soul, doch bleibt in erkennbaren Strukturen. Sofort, ab dem ersten Ton, ist wesentlich mehr Wärme, Liebe und Leidenschaft im Klang zu hören, wenn Archie Shepp und Jason Moran zusammen spielen, brillieren. Shepp am Saxophon und Gesang, Moran am Klavier. Und - Holla, die Waldfee - wie intensiv kann Musik, kann Jazz nur sein? Hört man in die Single Sometimes I Feel Like A Motherless Child, dann weiß man es, spürt man es. Es geht kein Weg dran vorbei. Klar, Shepps Saxophonspiel strotzt vor Leidenschaft. Doch wenn er singt, geht es durch Mark und Bein. Ah, wie viel Verzweiflung, Liebe, Hingabe kann nur in einer Stimme liegen?! Es ist großartig!
Zu finden ist das Lied auf einem gemeinsamen Album, dass sie vor ein paar Jahren live eingespielt haben: Let My People Go. Da klingelt es natürlich sofort. Nicht nur die herrliche Dichte und Wärme im Klang überzeugen sofort. Sondern auch die Konstellation. Shepp und Moran kommen aus gänzlich unterschiedlichen Generationen und Traditionen. Doch zusammen lassen sie ihr Talent aufleben. Und es strahlt. Herrlich, großartig, phantastisch. Das macht wirklich große Freude. Die Platte erscheint am 26. März - ein Muss!

Donnerstag, 11. Februar 2021

Audio88 & Yassin - Todesliste

Foto: Marius Knieling
 (ms) Ein trauriges Jubiläum nähert sich: Vor fast einem Jahr waren Audio88 und Yassin auf Platzangst-Tour. Kleide Läden, richtig Alarm, völlige Eskalation. Doch dann kam das Unvermeidbare und es hält uns alle noch ordentlich im Griff. Ich wollte in bester Gesellschaft den Lüneburger Salon Hansen abfackeln, dazu kam es nicht mehr.
Doch Schnitzel und Köfte haben die Zeit genutzt, ein neues Album produziert. Es trägt den zuversichtlichen und friedliebenden Titel Todesliste und kommt über das eigene Label Normale Musik morgen (12. Februar) raus!

Dieses Album beginnt mit dem Ertönen einer Sirene! ACHTUNG! So ballert es einem entgegen! Jetzt ist Vorsicht geboten: Lauscher auf und in Deckung, wenn man Betroffen ist, wenn Audio88 und Yassin loslegen. Eines kann man vorweg sagen: So leidenschaftlich wie diese beiden Herren hasst sonst niemand! Niemand.
Nach dem Erwachen in den ersten Sekunden sind auf Schlechtes Gewissen allerlei Selbstverweise des eigenen Schaffens zu vernehmen. Klar, zu aller erst muss man sich selbst als die Geilsten feiern. Nachvollziehbar. Denn: Es gibt nur eine Möglichkeit, wer auf dem Rap-Olymp sitzt. Zwei Throne stehen bereit und sind lässig und fest besetzt. Das wird hier in aller Deutlichkeit als Diss-Track untermauert. Doch was kommt, wenn Team Normal die findet, die gemeint sind, bleibt (vorerst) unklar.
Todesliste ist natürlich ein schön krasser, Aufmerksamkeit erhaschender Titel, aber wohl auch etwas drüber. Auf Plus 1, einer der vielen Diss-Tracks samt bester Gangsta-Rap-Mentalität und mit doppeltem Boden, ist dies zu spüren: Andere Rapper, Hipster, Politiker, Nazis - ausnahmslos alle sind gemeint. Die stehen +1 oder +2 drauf und sind zum Abschuss freigegeben.
Während auf Vater Mutter Kind dreckig auf schlechter Erziehung rumgehackt wird, geht es auf Freunde um vergangene Beziehungen. Thematische Anklänge an Yassins Solo-Album sind zu vernehmen. Audio würde - aus meiner Warte betrachtet - so emotional-persönlich nicht texten. Dass er dennoch auf dem Track mitrappt, zeigt, was für eine starke Einheit die beiden sind: Wenn man darauf pocht, nicht voneinander zu unterscheiden zu sein.

Als hätte ich dich nie als einen Hurensohn bezeichnet / Nein, jetzt hast du einen eignen.

Anschließend wird fleißig darauf los getötet. Die Todesliste wird abgearbeitet. Und diese Arbeit wird zelebriert auf Lauf: Astreine Kritik einer Gesellschaft, die es in der Gegenwart nicht geschafft hat, irgendwie mit Nazis umzugehen. Ob sie in Polizei-WhatsApp-Gruppen sind oder sich andere Stiefel schnüren - egal! Dass Audio88 ein vorbildlicher Misanthrop ist, zeigt er erneut auf Kein Regen über einem knarzigen Beat. Woher der ganze Hass? Keine Ahnung, aber er kanalisiert es immer wieder auf brillante Weise. So, dass man immer wieder drüber schmunzeln muss. Denn eines ist klar: (Selbst-)Ironie wird hier groß geschrieben. Alles halb so wild, nur ein bisschen abschlachten.
Später wird aber auch eines ganz klar: Das Thema verbraucht sich selbst recht schnell. Ja, töten hier und da. Alles schön, aber auch ein wenig langweilig. Bisschen Diss auf Todi, bisschen Gepose auf Klingelton, bisschen Dystopie auf Ende In Sicht. Gähn.
Bisschen Dicke-Eier-Rap mit Nura auf Garten. Da wird ein bisschen weiter gemordet und Leichen im Garten verscharrt. Klar, immer witzig und derbe, aber auch sehr vorhersehbar.
Wäre es das, wäre das Album durchaus eine Enttäuschung. Zu schwach, zu monothematisch und auch die Beats knallen nicht so stark rein.

Aber.
Es gibt zwei Lieder, die tatsächlich - und da lehne ich mich mal weit aus dem Fenster - das gesamte Album retten. Nummer eins: WUP - Weiß und privilegiert: Eine Standortbestimmung voller beißender Selbstironie und Reflexion. Wichtig! Eines ist klar: Recht haben sie immer, auch wenn sie es bewusst krass ausdrücken. Das gehört beim Team Normal zur DNA. Was Männer von Juse Ju ist, so wird das gleiche Thema von Audio88 und Yassin aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Sehr gelungen. Und ganz ehrlich: Die Schreiber der luserlounge sind es auch: sie haben einen Schwanz und sind privilegiert.
Und dann kommt noch ein Stück, das mir die Kinnlade runterklappen ließ. Bei jedem Hören, weil es immer eindrücklicher wird: Cottbus! Selten hat man Audio88 so autobiographisch rappen gehört. Geboren in Leverkusen, wuchs er in Cottbus auf und berichtet nun darüber. Über die beschissenen Lehrer, die Nazis aus der Nachbarschaft und der absoluten Egal-Haltung aller Zuguckenden. Kraftvoll und wichtig haut er auf die Nazi-Strukturen im Osten. Das erste Mal bleibe ich auf diesem Album wirklich baff zurück - ein eindrucksvolles Dokument der jüngeren Geschichte unseren Landes. Der Rest der Lieder: Schön und gut. Doch das hier ist wirklich wichtig.

So ist Todesliste doch eine große Empfehlung. Im ganzen Gepose kann man sich suhlen und ihrem Rap-Können frönen. Bei den wirklich wichtigen Liedern wird man zum Nachdenken und Reflektieren angeregt! Sehr gute Balance.

Hoffen wir also auf ein baldiges Wiedersehen auf/vor einer Bühne!

PS: Warum fünf Videos vor VÖ?


Freitag, 5. Februar 2021

KW 5, 2021: Die luserlounge selektiert

Bild: de.depositphotos.com
(sb/ms) Manchmal fällt mir, ms, für diese Einleitung echt überhaupt nichts ein. Dann wird es oft konfus und zu gewollt. Zwei Minuten vor Fertigstellung dieses Beitrages tippe ich diese Zeilen und vor einer Stunde wusste ich immer noch nichts.
Doch dann kam die Realität, die ja bekannterweise immer genau das Stück bescheuerter ist als unsere Phantasie. Ich kam zurück von der Arbeit - ein schöner, entspannter Tag - und traute meinen Augen nicht als ich daran vorbei fuhr. Es war halt wie ein Unfall: Ich konnte nicht wegschauen. Und klar: Regt man sich über bestimmte Dinge lautstark auf, gilt man schnell als arrogant und hochnäsig. Komme ich mit klar. Aber auch: Die Grenzen des guten Geschmacks sind nicht fließend, Tocotronic. Sie sind ganz klar gezogen und zwar an einem bestimmten Punkt in fettem, leuchtendem rot! Will halt auch sagen: Ich mag keine Tiere, daher esse ich sie auch nicht.
Was die ganze Rumgewurschterei soll: Da schob eine Dame ihren Hund in einem Kinderwagen vor sich her - Blickrichtung nach vorne immerhin. Also echt. Was soll das?! Das Vieh kann doch laufen. Es hat sogar doppelt so viele Beine wie wir! Was ist das auch für eine bescheuerte Vermenschlichung von Tieren? Die Leine ist doch Strafe genug, man muss nicht auch noch komplett behemmert ausschauen.

So. Ende. Genug. Eskapismus mit Musik. Luserlounge. Freitag. Wir haben selektiert. Der Tisch ist gedeckt:
 
Schreng Schreng & La La
(ms) Klar, man trägt die Zusammensetzung der Band im Namen, aber so waren Schreng Schreng & La La auch noch nicht zu hören. So verstärkt ist das Duo Paulus/Mechenbier schon lange nicht aufgetreten; man hatte eher das Gefühl, dass Jörkk bei diesem Projekt eher etwas sanfter rüberkommt. Umso geiler, dass genau das halt nicht passiert. Worum geht es dabei eigentlich?! Genau! Gibt neues Material: Alukappenspacken heißt der Track und verspricht, was er hält: Volle Ladung drauf, den ganzen aufgestauten Frust in eine Minute (!) gepackt und raus damit in den Äther! Insbesondere die letzten beiden Worte, die mit lyrischer Inbrunst erklingen, sollte man viel öfter den Leuten entgegen schmettern, denen es gilt. Und noch mehr gute Nachrichten: Projekt 82, die neue Platte der Kombo, erscheint am 26. März! Freude schöner Götterfunken!


Sivert Høyem
(ms) Wenn seine Stimme erklingt, dann wird alles gut. Wenn seine Stimme sanft, tief und andächtig aus den Boxen strömt, geht es mir gut. Nur wenige andere KünstlerInnen können mich allein mit ihrer Stimme so beruhigen. Klar, Eddie Argos von Art Brut sing: "Everybody wants to feel sexy sometimes, I can make it happen with a voice like mine." Aber Sivert Høyem braucht diese ironische Unterschwelligkeit gar nicht. Er muss einfach nur singen. Wie er es immer schon getan hat. Solo liefert er seit vielen Jahren beeindruckend ab und über die Meilensteine von Madrugada müssen wir uns hier eigentlich nicht unterhalten, oder? Nun beschenkt uns der Norweger kommende Woche (VÖ: 12. Februar) mit neuem Material. Dann erscheint eine EP mit dem Titel Roses Of Neurosis. Fünf Lieder sind darauf enthalten, die besser in diese Zeit kaum passen könnten. Sie nehmen das Tempo aus der Unsicherheit, beruhigen das aufgescheuchte Gemüt und wirken wie ein Salbeitee für die Seele. Ja, die großen Hits fehlen auf der EP, waren dafür aber auch gar nicht angedacht. Wunderschöne und warme Pausemusik für 22 Minuten und 24 Sekunden. Das hat halt nur Sivert Høyem.

 
No King. No Crown.
(sb) Oh ja, da kommt sehr große Freude auf! Auch wenn No King. No Crown. noch auf den ganz großen Durchbruch warten, sind sie seit langer Zeit Stammgast in der luserlounge. Heute erscheint mit Shelter endlich eine neue Single der Dresdner um Sänger René Ahlig. Pandemiebedingt wird man zwar noch etwas länger auf einen Nachfolger des großartigen Albums Smoke Signals warten müssen, aber wenn man sich die Zwischenzeit mit solchen Perlen versüßen kann, dann fällt es deutlich leichter. Und falls Ihr Euch fragen solltet, warum die da im wunderschönen Video ohne Maske rumlaufen: Das Filmchen wurde bereits 2020 vor dem Lockdown und all seinen Restriktionen gedreht und steht auch schon seit etlichen Wochen (ungelistet) auf Youtube. Alles gut also. Jetzt genießt die Klänge und lasst Euch fallen... Und danach: Bestellt Euch die Alben von No King. No Crown.! Echt mal jetzt!

Jakob Mind
(sb) Urbaner Realismus eines sozialen Außenseiters. Bittersüße Melodien, die genauso verzerrt durch den Verstärker gepumpt werden wie der Geist der Person, die sie spielt. Oder anders ausgedrückt: Loser Punk. Das Erbe der Buzzcocks, der Ramones und der Dead Boys ist unüberhörbar, wenn Jakob Mind loslegt. Da der Schwede auf seinem Album The One Who Got Away (VÖ: 16.04.) sämtliche Instrumente selbst arrangiert und eingespielt hat, entstand ein Werk, das entsprechend stark geprägt von seinen eigenen musikalischen Präferenzen ist. Von Post Punk bis purem Rock'n'Roll ist alles dabei und geht sehr viel besser ins Ohr, als ich es erwartet hatte. Persönlicher Favorit: I Don't Wanna Be (Around) You!


Brisa Roché & Fred Fortuny
(ms) Niveauvolle Popmusik. Ja, sie ist rar gesät. Einfach ein paar Zeilen, Melodien und Hooklines zusammen klöppeln, ja das können viele. Einige lassen es auch gerne machen, das ist aber noch ein ganz anderes Thema. Andere hingegen sind halt komplette Künstler. Pardon: Künstlerinnen! Heutiges Beispiel: Brisa Roché. Groß geworden in Kalifornien, lange und gerne in Paris gelebt und nun zurück in heimischen Gefilden, zeigt sie uns, was raffinierte Popmusik ausmacht: Vollen Klang, authentische Texte und eine liebe zur Musik als Kunst, die durch den Sound zu hören, zu spüren ist. Anfang März veröffentlicht sie ihre neue Platte Freeze Where U R, die klanglich sehr rund ist und voll aus ihrem eigenen Leben erzählt. Hand aufs Herz: Das ist es doch, was wir oft wollen. Ehrliche, ungekünstelte Geschichten, in denen wir uns wiederfinden können. Die Magie der Musik. Und so singt uns Roché auf ihrem Album, das sie zusammen mit Fred Fortuny produziert hat, von vergangenen Liebschaften, Unabhängigkeit im Job und dem Hass auf Männer. Nachvollziehbar. So ist die Single Don't Want A Man eine schwungvolle, jazzige Antihymne auf das Y-Chromosom. Selten so leichtfüßig gehasst!


Boundaries
(ms) Was kann Musik? Das ist eine relativ einfache und offen gehaltene Frage. Über die Antowrt würde es sich lohnen, Bücher zu schreiben. Sie kann zu Freudentränen rühren und die Beine nicht mehr still stehen lassen. Sie kann und ruhig und andächtig machen - oft auch melancholisch. Sie kann uns retten durch Gedanken, Worte und Gefühle, die uns fehlen. Und sie kann uns erdrücken. Ein fulminantes Beispiel - und dabei lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster - kommt nun aus Dänemark. Die Band Boundaries veröffentlicht am 5. März ihr erstes Album Maidan. Darauf wird eine Wucht zu hören sein, die völlig platt macht. Das schaffen sie mit einer übersichtlichen Besetzung von vier Jungs - der Sound klingt nach tausend Mann, die über einen hinwegrollen: Breite, dunkle, kraftvolle Gitarrenwände, die den Bass und das Schlagzeug nehmen, um eine düstere Wolke an Klang heraufzubeschwören, die irgendwo zwischen den Editors, Joy Division und Saruman liegt. Es ist der klasse Gitarrensound aus UK, jedoch mit mehr Kraft und ein paar Tonstufen runter gedreht. Der beste Beweis: Die erste Single Harness. Sechs Minuten und 21 Sekunden Power. Uff!

Donnerstag, 4. Februar 2021

Psychedelic Porn Crumpets - SHYGA! The Sunlight Mound

Foto: Captura Obscura, Matt Puccinelli
 (ms) Es gibt unzählige sehr gute Gründe, auf synthetische Drogen zu verzichten. Auch der Begriff 'Partydroge' für LSD, Speed oder Ecstasy ist allzu verharmlosend. Zum Glück kenne ich mich da auch überhaupt nicht aus. Aber wozu derart leichtsinnig dein eigenen Körper und die Psyche ruinieren.
Ja, es geht um den Effekt, sagen die Verfechter. Was für eine dumme, beschwichtigende Ausrede. Mit ein wenig Muße und wenn man sich drauf einlässt, kann man solch abschaltende Effekte auch anders erreichen, wie die guten Damen und Herren vom Y-Kollektiv mal berichtet haben. Solch alternative Wege können sicher sehr berauschend sein, das glaube ich gerne. Man kann sich ja auch in einen beflügelnden Zustand trommeln oder singen. Das ergibt auch stets Wirkungen, wie einen wundervoll aus der Realität heben können. Dazu muss man nicht mit irgendeinem Schmu seinen Körper vergiften.
Singen und Trommeln. Das müsste man natürlich selbst machen. Doch ich bin auch davon überzeugt, dass ein Rausch durch Musikkonsum entstehen kann. Dafür braucht diese Musik dann entsprechende Power. Diese Kraft kann unterschiedlich gestrickt sein und verschieden wirken. Beruhigend, heroisch und meditativ wie bei Sigur Rós. Oder sie knallt einen aus Raum und Zeit mit einem wilden Ritt auf den Synapsen, dass das Hirn gar nicht mehr hinterher kommt, um zu den Liedern Assoziationen zu entwickeln. Damit sind wir bei den Psychedelic Porn Crumpets. Der Name ist Programm. Die Band veröffentlicht am Freitag (5. Februar) ihr neues Album SHYGA! The Sunlight Mound. Genau. 

Eine Minute uns sechs Sekunden schenken uns die Australier, um in die Platte einzusteigen. Keine Selbstverständlichkeit. Vorher ballerten sie direkt los. Nun also ein Intro, um nochmal tief Luft zu holen. Doch sobald Tally-Ho erschallt, ist die Marschrichtung klar: nach vorn, nach vorn, nach vorn! Und zwar unaufhaltsam, tempo- und energiereich, bis man gut vierzig Minuten später wieder aus diesem knalligen Film entlassen wird.
Wie gelingt der Band dieser rasende, rauschhafte Effekt? Der Klang ist natürlich geplantes Chaos sondergleichen. Erstaunlicherweise steht das Schlagzeug dabei nicht mal zwingend im Vordergrund. Könnte man es doch als treibendes Element verdächtigen. Nein, der Bass ist es auch nicht. Was bleibt? Genau! Drei Gitarren, die fuchsteufelswild gestimmt sind und ohne Ende ballern. Mindestens eine gibt das rasende Tempo und den Rhythmus vor, die anderen schlängeln sich in die Höhen, die die Band im Namen trägt: Psychedelisch! Hypnotisierend. Klar, das ist auch super anstrengend als Hörer. Aber es bockt auch ohne Ende. Die zweieinhalb Minuten von Sawtooth Monkfish sind ein herausragendes Beispiel, wie die Band einem das Hirn zerlegt. Mit jedem Takt wird es wilder, Pausen sind Fehlanzeige und auch gar nicht eingeplant.
Die hohen Töne, die immer wieder hindurchknallen, sind auch auf dem Artwork der Platte zu sehen und ziehen sich durch die äußerst sehenswerten Videos der Band. Dieses Album erscheint in einem künstlerischen Gesamtbild! Sehr gelungen - Hut ab!
Ähnlich kryptisch wie der Albumtitel, geben sich auch eine Vielzahl der Stücke. The Terrors kann man noch verstehen, ein eindrucksvolles Lied, das feine Harmonien bietet und dennoch ohne jegliche Verschnaufpause bleibt und immer krasser wird - was für ein Track!!! Mango Terrarium ist ein weiterer Supername für einen Song. Und an dieser Stelle muss ich mich entschuldigen. So höre ich hier kaum auf die Texte, viel zu mitreißend ist der Sound, zu wirbelartig die Stimmung, die hier zelebriert wird. Gerne würde ich auch The Tale Of Gurney Gridman lesen wie ein gutes Buch, doch das Quintett lässt einem auch zum Ende hin kaum Gelegenheit dazu - auch wenn es hier verhältnismäßig ruhig zur Sache geht.

Puh! Erstmal pausieren, wenn man damit durch ist. Die Band macht ihrem Namen alle Ehre. Ein Album voller Kraft und Bock. Beinahe krank. Man fragt sich sofort, ob die Australier das auch live schaffen. Tun sie. Vor zwei Jahren waren sie bei KEXP und zeigen zudem, wie unglaublich sympathisch sie sind. Ganz ohne synthetische Drogen ist diese Platte ein irre gelungener Mindfuck!

Montag, 1. Februar 2021

The Weather Station - Ignorance

Dunkles Cover eines textlich harten Albums.
(ms) Eine folklorige Aussage ist, dass Hass die höchste Form der Liebe ist. Das ist natürlich Quatsch. Quatsch ist jedoch auch, dass Hass das Gegenteil von Liebe ist. Ignoranz, so hört man hier und da, sei das Gegenteil von Liebe. Ja, das tut halt so richtig weh, wenn man gar nicht mehr angeschaut, berührt, wahrgenommen wird. Wenn man egal geworden ist. Wie es soweit kommen kann und wie sich das anfühlt, darüber hat Tamara Lindeman sich kreativ den Kopf zerbrochen und unter ihrem Band-Namen The Weather Station ein hervorragendes Album produziert, das am 5. Februar erscheinen wird. Ja, es trägt den Titel Ignorance und tut oft weh. Hier liegt die erste Stärke: Der Titel steht tatsächlich stellvertretend für das Album, kann also als Gesamtkonzept betrachtet werden. Obwohl The Weather Station ein Solo-Projekt ist, besticht ihr fünfte Album insbesondere im ausgefeilten Klang: Es ist fein, pfiffig, dicht, dynamisch, nie ausbordend und dennoch bestechend stark arrangiert.

Lange habe ich mich mit dieser Platte beschäftigt, es zig Male gehört, um den Sound zu durchdringen bis mir aufgefallen ist, wie wichtig die Texte des Albums sind. Und nun Hand auf's Herz: Allzu oft beschäftige ich mich nicht mit englischsprachigen Texten. Das bedeutet halt Arbeit und abends, wenn Zeit für Musik ist, will mein mäßiges Schulenglisch nicht mehr so wie ich. Doch dieses Mal hat es sich gelohnt - so sehr! Tauchen wir in ein Album ein, deren Texte dem Klang entgegenstehen.

Die Platte beginnt direkt mit einem der stärksten Lieder desselben. Es gibt auf Robber so derart viele klangliche Details zu hören, dass man es immer wieder von vorne abspielen möchte. Diese Feinheiten ziehen sich durch jedes einzelne Stück: Lindemans Stimme, die zart hauchend und ebenso bestimmend sein kann. Extrem ausgeklügelte Arrangements mit kammerorchesterhaftem Charakter und einem sehr ausgetüfteltem Schlagzeugspiel, das sich immer wieder beweist. In Kombination mit dem Saxophon kommt hier gar jazzige Stimmung auf. Die Dynamik, Entwicklung, Dramatik dieses Stücks ist cineastisch, ganz groß, einvernehmend und auf brillantem Niveau. Blick in den Text: Ein zarter Song mit klarer Gesellschaftskritik. Die Diebe brechen nicht bei uns zu Hause ein, sondern verhandeln an reich gedeckten Tischen und in Banken, um sich selbst an der Allgemeinheit zu bereichern.

Konzentriert man sich auf das Schlagzeug/Percussion-Spiel allein, entsteht auf Atlantic eine durchaus nervöse, angespannte Stimmung. Diese wird durch die Stimme der Kanadierin jedoch auf ein artpoppiges Level neutralisiert, sodass der Gesamteindruck keine Unruhe stiftet - ein Beweis von sehr umsichtigem Songwriting.
Als ich Ignorance zum ersten Mal hörte - ich kannte nur die beiden Singles Robber und Tried To Tell You - war ich ein wenig enttäuscht, weil mir der musikalische Drive fehlte. Doch dies ist keine Musik für den Hintergrund, auch wenn sie häufig eine seichte Stimmung verströmt. Im tiefen, mehrmaligen Hören entfacht sich hier der Zauber. Beispielsweise am letztgenannten Lied. Ein schöner Indie-Artpop-Track, der im Text groß auffährt: Das Verlangen nach jemand anderem, obwohl man die Gefahr des Vertrauensbruchs kennt. Hart. Die Stärke: Lindeman singt hier aus Sicht des Gewissens des Protagonisten. Und auch hier ist klanglich das Streicherensemble das stilprägende Element. Dass Tamara Lindeman auch Schauspielerin ist, sieht man in den dazu gedrehten Videos. Alle weisen einen tollen roten Faden auf. Sie wurden coronabedingt zum Großteil draußen gedreht. 

Auch in Loss steckt die musikalische Raffinesse im Detail: In den kleinen, eindringlichen Klaviermelodien. Der sensible Text könnte aus dem umwerfenden, harten Buch Ein Wenig Leben von Hanya Yanagihara stammen, wo der Hauptdarsteller nicht erkennen will, wie weh im manche Beziehung tut und sich vor der Wahrheit verschließt, sie ignoriert. Wer kennt es nicht?!
In die gleiche thematische Kerbe haut auch Separated. Erneut von musikalischer und textlicher Gegenseitigkeit geprägt: Die Melodien sind durchaus leicht, der Text so bitter. Hier schildert sie, wie man sich langsam, an so vielen Stellen auseinanderlebt. Trotz der harten Thematik, wird man selten depressiv dabei. Auf Wear sind es wiederum großartig platzierte Klarinettenmelodien, die in Verbindung mit den Streichern dem Klang ein wundervoll rundes Gewandt geben und sich aus dem Hinter- in den Vordergrund des Gehörgangs schleichen.

Trust ist die erste echte Ballade des Albums. Nachdem sie auf Separated ausgebreitet hat, wie man sich auseinanderlebt, so zeigt sie hier, dass trotz Zeit, die man hat, um Dinge, Missverständnisse zu klären, alles nichts hilft, wenn das Vertrauen zerbrochen ist. So wahr! Hier wird man beim Hören tatsächlich zum ersten Mal ein wenig melancholisch und treibt dem Ende des Albums entgegen, das einem durchaus den Rest gibt. Mit Heart und Subdivisions geht ein lyrisch hartes, musikalisch sehr reifes, rundes, raffiniertes Album zu Ende. Und das durchaus schwermütig in zwei Liedern die textlich erneut dem Leitthema den Rest geben.

Nach gut 41 Minuten endet Ignorance. Man taucht also wieder in das eigene Leben ein, das hoffentlich inhaltlich viel fröhlicher ist als das Thema der Platte. Es ist ein insgesamt eher leises, feinfühliges Album, das in all seinen Details - textlich und musikalisch - voller Überraschungen und Stärken steckt! Wenn man eine Lehre daraus ziehen möchte: Die aktuelle oder kommende Beziehung so gestalten, dass man sich in diesen Liedern nie wiederfindet. Und doch kennt man deren Aussagen.
Ein unglaubliches Album!