Freitag, 28. August 2020

KW 35, 2020: Die luserlounge selektiert!

Quelle: nebo.edu
(sb/ms) Liebe Leserschaft! Ich habe euch etwas verheimlicht und es tut mir leid. Naja. Okay. Es lag auch noch ein Urlaub dazwischen, daher kommt die frohe Kunde fast vier Wochen später. Aber was soll's?! Es geht ja um die Sache. Um das Erlebnis. Die Musik. Das Zusammensein. Den Genuss. Ja! Ihr ahnt schon: Livemusik! In diesen seltsamen Wochen und Monaten. Vielerorts finden Konzerte unter den nötigen Auflagen statt und ich durfte Zeuge sein, wie es astrein funktioniert hat. Am letzten Tag im Juli spielte Cäthe zusammen mit dem Bremer Duo Wezn in Oldenburg bei Einfach Kultur. In der Nähe vom Bahnhof wurde ein Hinterhof zu einem unglaublich gemütlichen Veranstaltungsort umfunktioniert, der ganz schnell ganz viel Heimeligkeit ausstrahlte. Das lag an den sehr engagierten und lieben Menschen, die dies ermöglichten und betreiben. Aber auch an der Gestaltung. Ein Mix aus schön improvisiert und professionellem Treiben. Der Eintritt war fast wie immer, man bekam sogar ein Bändchen. Jeder Gruppe war eine entsprechende Anzahl an zusammen gestellten Stühlen zugeordnet. Da war nirgends Stress, Sorge, Angst oder ein mulmiges Gefühl.
Stattdessen ganz viel Emotion und das große Bewusstsein, was einem da eigentlich gefehlt haben. Wezn haben vielleicht eine Dreiviertelstunde gespielt. In dieser verhältnismäßig kurzen Zeit aber eine irre Wucht an den Tag gelegt. Viele große, sehr gut abgestimmte elektronische Melodien und eine astreine Stimme darüber. Hui, das hat geknallt. Da wollte man am liebsten tanzen, schwitzen, sich verausgaben. Aber der reine Genuss tat auch so gut. Cäthe drosch natürlich in eine andere Richtung, voller Emotion und purer Stimme; Heidewitzka: Nackenhaare hoch! Sie ließ während des Gigs alles aus sich raus. Aus dem Lungenvolumen als auch aus dem Körper, tanzte, lief auf der Stelle, gab ihrer ohnehin schon energiegeladenen Musik noch mehr Drive. Die Dame muss kein Sport extra machen, dafür reicht die Bühne. Auch sie trat zum ersten Mal seit vielen Wochen auf und man sah ihr und ihren beiden Mitmusikern (die übrigens auch für Niels Frevert Schlagzeug und Gitarre spielen) an, wie gut es ihnen tat.
Ja, es tut gut. Und da fehlt gerade ganz viel. Hoffen wir, dass man gute Wege findet, um möglichst viel unter möglichst sicheren Bedingungen stattfinden lassen kann. Es tut gut.

Wir sind die luserlounge. Wir tun auch gut. Eurem Geschmack und euren Ohren. Freitag. Selektiert!

Und wenn Ihr danach noch ein bisschen Zeit und Lust habt, dann lest Euch doch unser Interview mit Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys durch.

Ida Wenøe
(ms) Wenn Bild und Musik Hand in Hand gehen, bin ich schnell angetan ob der der schönen künstlerischen Kombination und der gelungenen Stimmung, die diese erzeugt. Das ist bei der dänischen Musikerin Ida Wenøe und ihrem neuen Song One Step absolut der Fall! Das wunderschöne Video wird immer wieder von einem schönen, simplen aber eindrücklichen Blumenarrangement begleitet, das ein Gesicht darstellt / darstellen kann. Je nach dem, in welche Richtung der herrlich komponierte Song, der ganz fein und sanft ist und der immer wieder mit einer zarten Melancholie und doch großen Tönen arbeitet, ändert sich das Blumenmuster. Das finde ich äußerst pfiffig!
Wie viele andere Lieder, entstand auch One Step unter aktuellen Seltsamkeitsbedingungen. Der Track schwingt zwischen Singer/Songwriter und angenehmen Folkmelodien, ohne jemals beliebig oder kitschig zu werden. Der Song wird auf ihrem dritten Album enthalten sein, das aller Voraussicht im März kommenden Jahres erscheint. Dann sind wir natürlich auch wieder mit von der Partie! Bis dahin kann man das hier lange, lange genießen!



Forkupines
(sb) Vor ein paar Wochen hatten wir Euch die Forkupines bereits in der Selektion #32 vorgestellt, jetzt liegt uns endlich das komplette Album vor und der positive Eindruck hat sich nicht nur bestätigt, sondern sogar verstärkt. Das Trio aus Braunschweig setzt mit Islands (VÖ: 23.10.) ein gewaltiges Ausrufezeichen und hat es durchaus im Kreuz, auch international durchzustarten. Die Texte driften zwar des Öfteren in die Emo-Richtung (Alleinsein, Abschottung, Depression, Selbstzweifel) ab, dennoch ist die Scheibe durchgehend kraftvoll, anregend und hymnisch geprägt. Favoriten: Angels Knoll und Roads.


Angel Olsen
(ms) Manchmal fragt man sich ja, wo vorne und hinten ist. Wann etwas begonnen hat. Wo es jetzt ist. Was daraus wird. Wie die Entwicklung vonstatten gegangen ist. Das ist auch nachzuhören. Gerade Jubiläums-Alben wie jüngst bei Tocotronic zeigen Songs, wie sie mal veröffentlicht worden sind und als Bonus eine Demo-Aufnahme aus dem kreativen Schaffensprozess. Die Frage ist natürlich immer irgendwie: Was soll ich als Hörer damit? Der ein oder andere intellektuelle Student wird eine Arbeit drüber schreiben, aber das war es auch.
Anders bei Angel Olsen (logisch, jeder Vergleich hinkt). Die Musikerin veröffentlicht heute (!) ihr (halbwegs) neues Album Whole New Mess. Warum nur halbwegs? Da der melodiöse Rahmen und der Text zum großen Teil schon vorhanden und nachzuhören war. Viele der elf Stücke der Platte haben einen Cousin oder eine Cousine aus All Mirrors aus dem letzten Jahr. Doch die aktuelle Ausnahmelage (s.u.) erzeugt auch erstaunliche Produkte. So hat Angel Olsen diese (und zwei weitere gänzlich neue Lieder) genommen und sie allein nur mit der Gitarre in einer alten Kirche mit tollem Hall aufgenommen und auf dieses Album gepresst. Klingt simpel (das mag ich nicht beurteilen), der Effekt ist in jedem Fall phasenweise atemberaubend. Natürlich macht sich das bemerkbar beim neuen Track, der den gleichen Namen trägt wie die Erscheinung. Doch noch krasser finde ich es bei We Are All Mirrors. Was nicht nur ein spannender Titel ist für solche, die gerne (mitunter zu viel) über sich selbst nachdenken. Der Sound auf diesem Song ist groß. Wirklich groß. Zum Einen ist es das pure Gitarrenspiel, was sich hier zeigt. Man ist quasi mit den Ohren dabei, wie sie in dieser Kirche steht und die Saiten anhaut. Zum Anderen ist ihre Stimme perfekt inszeniert mit Effekten und inbrünstigem Gesang. Solche Phasen finden sich des öfteren auf diesem Album. Allein deshalb ist die Anschaffung lohnenswert. Denn das hier sind keine Demos, keine Arbeitstitel. Sondern reduzierte, abgewandelte Versionen von etwas, was schon mal da war und nun wiederkehrt. Gänsehaut. Super!


Antilopen Gang
(sb) Doch etwas überraschend veröffentlichte die Antilopen Gang am vergangenen Freitag das Album Adrenochrom und feierte somit nach Abbruch Abbruch bereits den zweiten Release des Jahres 2020. Offenbar hat ihnen die Corona-bedingte Isolationsphase aber gar nicht gut getan, denn der neue Longplayer ist von A bis Z enttäuschend - vor allem natürlich, wenn man bedenkt, was Koljah, Danger Dan und Panik Panzer zu leisten in der Lage sind. So aber dümpelt das Album vor sich hin, hangelt sich von Mittelmaß zu Schwächerem und wieder zurück und lässt tatsächliche Höhepunkte gänzlich vermissen. Selbst der sonst sehr großartige bandeigene Humor zündet diesmal quasi nie. Sehr schade eigentlich. Manchmal ist weniger halt doch mehr.


Linkin Park
(ms) In den frühen 2000ern war ich in der Unter- und Mittelstufe am örtlichen Gymnasium. Eine Zeit, an die ich mich irgendwie nicht so stark erinnern kann. Viel Schulalltag und Hobbys. Aber sonst nichts Weltbewegendes im eigenen Leben. Doch selbst im Nachhinein betrachtet hat diese Zeit unter uns damaligen Freunden einen ganz klaren Soundtrack. Einen sehr Markanten, der einen heute gehört immer wieder in eine gänzlich andere Zeit hineinkatapultiert. Dieser Soundtrack überzeugte uns kleine Pimpfe mit seiner ungeahnten Härte, einer starken Coolness und durchaus nahe gehenden Texten. Klar, die Rede ist von Linkin Park. Meteora und Hybrid Theory sind aus meiner Sicht die beiden prägenden Alben der Band, die bis heute Bestand haben, trotz oder wegen des Todes von Chester. Letzteres feiert in diesem Herbst tatsächlich sein zwanzigstes (in Zahlen: 20.) Jubiläum. Mit den persönlichen, eindringlichen Texten, die sich um Paranoia, Kindesmisshandlungen oder dem Leiden durch die Gesellschaft drehen, haben Linkin Park zusätzlich Themen in die breit Öffentlichkeit gebracht, die einem insbesondere als Teenie damals nie präsent waren. Ein Album, das von vielen Stimmen als absolut prägend für den (aufkommenden) Nu-Metal gilt. Ein Album, das so heute sicher nicht mehr so erfolgreich wäre, ideal in die Zeit gepasst hat, wo Alben noch mit großen Absatzzahlen verkauft worden sind und der Band eine irre Karriere verschafft haben. Zurecht.
Wie es sich mittlerweile gehört, wird die Platte zum Geburtstag neu aufgelegt. Und das in mehreren, sehr umfangreichen Editionen: DVDs, unveröffentlichtes Material, Demos oder auch das Remix-Album Reanimation. Für Nostalgiker ein Muss, für alle anderen ein beeindruckendes Andenken an das weltweit erfolgreichste Debut-Album des 21. Jahrhunderts. Unter anderem ist dieser bislang nicht zu hörende Track erhalten:


Peter Broderick
(ms) Ach, Folkpop, dass ich mit dir auf Kriegsfuß stehe, habe ich hier schon öfter in den Äther geschrieben. Und ich danke dir! Zum Einen für die Konfrontation und zum Anderen für die immer wieder kleinen, schönen, runden Gegenbeispiele. Bestes Beispiel dieser Tage ist Peter Broderick. Seine heute (!) über Erased Tapes veröffentlichte Platte Blackberry ist ein fein austariertes Ding. Denn den Begriff Folkpop nimmt man nur am Anfang wahr, danach muss man ihn streichen, weil es immer facettenreicher und pfiffiger arrangiert wird als diese beliebige Surfer-Camper-Dudelei. Dazu eine ganz wichtige Information: Die Platte hat Broderick im letzten Jahr komplett im Alleingang eingespielt. Jedes Instrument. Von der gezupften Gitarre über die Trompete bis zum Percussion. Vielleicht klingt es genau deshalb wie aus einem Guss. So hat der Beginn ein wenig Flair und Leichtigkeit von Jack Johnson in seiner Unbeschwertheit und lockeren Unterhaltung, das hört man auch den Texten an. Immer wieder schwirren kleine Spoken-Word-Schnipsel in den Songs entlang, die das Gesamtbild noch ein wenig mehr auflockern. Man muss es wirklich sagen: Blackberry ist eine enorm entspannte Platte. Die Lieder drehen sich inhaltlich um die Wichtigkeit von menschlicher Interaktion, um die Frage, ob technischer Fortschritt immer gut ist oder die Koexistenz von Stadt und Land. Es wird nicht zu hart, das muss es aber auch gar nicht sein. Denn im Laufe des Albums kann man einen schönen Schwenk beobachten, der eine textliche Tiefe gar nicht braucht. Ist What Happened To Your Heart noch teils comedyesk verspielt, so klingt The Niece im Gitarrenspiel, Gesang und der ausgestrahlten Atmosphäre schon nach José Gonzáles. Also: Ritterschlag.
So wie Peter Broderick hier Leichtigkeit, feinen, quirligen Sound und immer wieder andächtigere Momente miteinander kombiniert macht unglaublich viel Freude. Diese Platte ist ein wirklich seltenes, wunderschönes Fundstück!


Jonas David
(ms) So, liebe Leserschaft. Jetzt müsst ihr euch warm anziehen. Denn nicht nur diese Musik lässt euch auf gute Weise eiskalt erschauern, sondern es geht nochmal ganz, ganz grob in Richtung Folkpopgitarrenirgendwas. Mit großer Stimme. Keiner Angst vor großen Melodien. Keiner Angst vor großen, starken, harten Gefühlen. Denn auch heute ist das neue Album von Jonas David erschienen. Ja, dieser etwas zottelige, manchmal auf der Bühne seltsam unsicher wirkende, große, unfassbar nette Kerl, der in der Tour of Tours die Sau raus lassen kann und solo so sanft und bedächtig ist. Heute erscheint Goliath. Genau: Große Gefühle. Die große Stärke an dieser herrlichen, runden Platte ist nicht nur, dass der Sound nie weinerlich ist, obwohl die Lieder oft so zart sind. Auf dieser neuen Platte spielt er erneut mit der immer weider effektverzerrten Stimme, an die man sich mittlerweile bei ihm so gut gewöhnt hat. Und noch mehr Schönes: Bei Every Thing sind einzelne Zeilen sogar auf Deutsch zu hören. Der Sprachenmix - insbesondere auf ein und demselben Song - ist oft heikel, doch bei Jonas David herrlich harmonisch und dennoch schön überraschend. Traumwandlerisch ist die Atmosphäre, die die gesamte 41-minütige Spieldauer beim Hören erzeugt. Sie ist Ergebnis eines guten Kampfes. Denn goliathgroß war Jonas David auch der Weg zu diesem Werk. Es sammelten sich immer mehr Ideen, Fragmente, Texte und Melodien an. Doch sie waren in Gänze nie reif und rund genug für ein Album. Die nötige Erlösung brachte eine Zeit auf Sizilien. In der Nähe des Meeres und mit genügend Abstand von allem, gelang es ihm, sein Album fertig zu stellen. Dass es ihm so extrem gut gelungen ist, hätte er wahrscheinlich selbst nicht geglaubt! Stark!


Fluppe
(sb) Was hat es nur mit Billstedt auf sich, dass immer wieder namhafte Bands von diesem Hamburger Stadtteil in den deutschsprachigen Musikkosmos schaffen? Tomte und Schrottgrenze haben es vorgemacht, Fluppe werden folgen. Warum? Weil sie es tatsächlich schaffen, Musik zu machen, die sich trotz intensivster Bemühungen meinerseits nicht mit anderen Künstlern vergleichen lässt. Just in dem Moment, in dem ich dachte "hat ja was von Tocotronic" gings schon wieder in eine andere Richtung, klang ein wenig nach The Cure, wurde dadurch aber kein bisschen uninteressanter. Spannend, das Ganze, ohne dabei angespannt zu sein. 09.10., Billstedt EP, sei dabei! Musik kann so herrlich vielfältig sein und hier gibts tatsächlich mal wieder was Neues für die Gehörgänge, sehr interessante Lyrics inklusive. Oder lässt Euch so eine Songbeschreibung wirklich kalt?
"Zwei Schüsse Alte Kanzlei - Der Titel wird dadurch gefährlich, dass er einerseits gesellig klingt, andererseits nach Attentat. Produzent Gregor Hennig bezeichnete den Song anlässlich der Aufnahmen in Bremen als eine Art umgekehrtes „Marmor, Stein und Eisen bricht“, womit er sehr richtig liegen könnte, denn es ist ein todernster kleiner Spaß geworden und einer der ersten Songs, den Fluppe überhaupt komponiert haben."


Lina Maly
(sb) Ihr kennt ja alle TV Noir, ne, dieses wunderbare Format von Tex Drieschner? Ich Gott sei Dank auch, denn sonst wäre mir Lina Maly vermutlich entgangen und das wäre einfach nur schade, denn die 23-Jährige verfügt über die bezaubernde Gabe, Popmusik interessant klingen zu lassen, indem sie Unvollkommenheit zelebriert und zu etwas Besonderem macht. Auf diese Weise gelingt es der Norddeutschen, die es mittlerweile nach Berlin verschlagen hat, dass sich selbst Leute, die mit derart Musik in der Regel wenig anzufangen wissen, auf sie einigen können. Ihre neue HushHush / Hamburg EP (VÖ: 04.09.) umfasst insgesamt sechs Tracks - drei eigene Songs und drei Coverversionen inklusive des überragenden Dein ist mein ganzes Herz, das dem Original von Heinz-Rudolf Kunze eine völlig neue Dimension und Tiefe verleiht. Veröffentlicht wird die EP übrigens erstmals über Drei Tulpen Records, der eigenen Plattenfirma der Künstlerin, die sich kürzlich von ihrem Majorlabel getrennt hatte. 


Gregor McEwan
(ms) Ey, Selektion! Was ist diesen Freitag hier los?! Keine außergewöhnliche Neo-Klassik? Kein auf-die-Fresse-Gedröhne, sondern so viel gefühlvolle Singer/Songwriter-Musik? Ja, liebe Lesende. So sieht es aus. Der Zufall des Veröffentlichungskalenders und unser (guter) Geschmack lassen das entstehen. Doch wir sind halt auch zutiefst überzeugt. Auch davon, dass Gregor McEwan hier einen wirklich brillanten Song zu bieten hat.
Diese Brillanz liegt zwischen Humor, Visuellem, Text und musikalischem Arrangement. Und das mit dem Außergewöhnlichen hier am Anfang müssen wir auch noch mal korrigieren. Denn Gregor McEwans Song Halloween Costume ist genau das: Außergewöhnlich. In jeglicher Hinsicht. Video: Vier Protagonisten singen diesen Song, sie geben die Stimmen des Inhalts wieder und sind unglaublich toll gefilmt! Ob es der Joker oder ein Till-Lindemann-Krümelmonster auf Crack ist. Super witzige Idee. Super schöne Menschen! Text: Man könnte den Text (steht unter dem Video bei YouTube) natürlich für bare Münze nehmen, dann wäre es ein seltsamer Mix aus Melancholie und Romantik. Doch man kann es auch irgendwie humorvoll interpretieren. Und das ist hier in jedem Fall angedacht. Hingegen der größte Überraschungsmoment in puncto Außergewöhnlichkeit liegt im Musikalischen! Denn lange Zeit ist es eine unscheinbare Nummer, wo mit der Stimmhöhe gearbeitet wird. Recht genau auf der Hälfte wendet sich das Blatt (auch im Text!). Wenn Jörkk Mechenbier (Love A etc.) auf einmal im Hintergrund sanft brüllt, geht's ab. Plötzlich scheppern auch die Schlagwerke, es setzt eine 80er-Jahre-Metalgitarre ein und es treibt nur so vor sich hin. Was verdutzen mag: Es ist weiterhin ein absolut harmonischer Track. Das ist kein Bruch. Nicht in einer Sekunde. Und wie Gregor McEwan das geschafft hat... das ist wohl sein Geheimnis!
Das ist nicht nur ein vielschichtiger Song, sondern zu gleich und zum Glück eine Auskopplung seiner kommenden EP Autumn Falls (VÖ 16.10 und logisch nach der Veröffentlichung Spring Forward!). Wir berichten!

Donnerstag, 27. August 2020

Calman - Kann Grad Nich

Bild: facebook.com/calmanmusik
(sb) Gerade einmal 209 Follower hatte Calman Anfang Juli 2020 auf Facebook. 209! Sogar unser Kuschelblog luserlounge weist da schon über 700 Likes auf und selbst das ist, wenn man ehrlich ist, eine sehr kleine Anzahl, wenn man bedenkt, wie viel Zeit und Herzblut wir hier reinstecken. Aber zurück zur Kunst: Trotz der sehr überschaubaren Reichweite in den Sozialen Medien ist der Berliner Rapper kein ganz Unbekannter und konnte bereits 2018 den Kollegen Fatoni für ein Duett gewinnen - mein persönlicher Lieblingstrack des Jahres! Jetzt folgt endlich das dazugehörige Album und es ist von A bis Z großartig.

Was aber macht Kann Grad Nich (VÖ: 28.08.) so besonders? In erster Linie sind es - natürlich - die Texte, die das Album aus der Masse hervorheben und den Fokus gezielt auf das Thema "Verantwortung" lenken. Verantwortung für seine Mitmenschen, seine Kinder, sein direktes Umfeld und nicht zuletzt für sich selbst.

Calman scheut sich nicht, selbst die härtesten Themen wie Suizid aufzugreifen, das "Warum" anzusprechen und sich selbst und sein Verhalten in Frage zu stellen. Hätte ich es wissen müssen? Gab es Anzeichen, die ich hätte erkennen können? Das Schuldbewusstsein ist in Jan hat sich das Leben genommen geradezu greifbar und ungemein beklemmend. Gänsehaut.

Auch Manchmal lüg ich meinen Arzt an, besagter Track mit Fatoni, lädt aufgrund der beschriebenen Selbstverleugnung keineswegs zum Partymachen ein, dürfte vielen Menschen jedoch aus der Seele sprechen. "Es ist nur ein kleines "d" zwischen "sorglos und glücklich" und "sorglos unglücklich"" - geht's noch treffender? Mir lief es bereits beim ersten Hören des Songs eiskalt den Buckel runter und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Bild: facebook.com/calmanmusik
Generell bleibt festzuhalten, dass der Künstler zu keiner Zeit versucht, unbedingt gefallen zu müssen. Die Texte sind sehr persönlich, der Rap-Stil klingt meist beiläufig, ist tatsächlich jedoch sehr eindringlich und intensiv. Wenn Calman in Schwimmer von seiner Kindheit erzählt, sieht man den kleinen, verschüchterten Jungen in seiner Badehose bildlich vor sich und empfindet auf der Stelle Mitleid. Und fühlt sich mitunter selbst an unangenehme Situationen mit übersteigerter Erwartungshaltung seitens der Eltern erinnert. Schön ist das nicht, aber ungemein heilsam, wenn man erkennt, dass man damit nicht allein ist.

Während Laura tanzt ein flammendes (und zwingend notwendiges) Plädoyer gegen Sexismus und die Reduzierung der Frau als Objekt darstellt (aber auch Missverständnisse thematisiert!), beschreibt Weg/Hier eine toxische Beziehung, wie sie - zumindest ansatzweise - jeder schon mal erlebt hat. Wünsche, Lebenseinstellungen, Erwartungen und Träume passen nicht immer zusammen, obwohl die Voraussetzungen eigentlich stimmen. Was bleibt, sind unerfüllte Hoffnungen und Enttäuschung.

Alles andere als enttäuschend - und damit kommen wir zum Fazit - ist hingegen Kann Grad Nich. Das Album vereint 14 bockstarke Tracks, die das gesamte Gefühlsspektrum ansprechen und die ohne negativen Ausreißer auskommen. Für mich das bislang beste deutschsprachige Rap-Album des Jahres mit den Höhepunkten Tour de France, Taifun und Weg/Hier.




Montag, 24. August 2020

Im Interview: Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys

Foto: facebook.com/abbrunzatissima
(sb/ms) Greatest Hits – der Name ist Programm, denn genau so heißt das fantastische Album, das Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys im März veröffentlichten. Ein Hit jagt den anderen und so manch Evergreen lässt den geneigten Hörer beschwingt mitschunkeln und von längst
vergangenen Adria-Urlauben träumen. Die erste Liebe, das erste Peroni und der erste Vino Rosso. Herrlich! Wir freuen uns riesig, dass sich die Legenden des Italo-Pop mit unserem Kuschelblog getroffen haben und uns Rede und Antwort standen.



Luserlounge:
Ciao ragazzi! Erstmal danke, dass Ihr Euch die Zeit für ein Interview mit uns nehmt. Jetzt
geht’s ja live endlich wieder los und zumindest ein paar Sommer-Termine sind angedacht.
Erleichtert?


Roy Bianco:
Die Erleichterung ist natürlich da, die Situation ja aber noch nicht vorbei. Wir freuen uns wahnsinnig auf die kommenden Shows, es wird aber sicher alles anders.

Die Abbrunzati Boys:
Das stimmt natürlich, trotzdem bleibt alles irgendwie beim Alten: Große Schau, große Gesten, große Gefühle, das, was wir bieten können und das, was uns schließlich auszeichnet.


Luserlounge:

Eure Konzerte in München und Augsburg waren innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Bei München als nördlichster Stadt Italiens ja eh klar, aber wie erklärt Ihr Euch Eure Popularität im Schwabenland?

Roy Bianco:
Wir sind natürlich immer noch ganz baff, wie schnell das heutzutage geht. Früher gab's noch kilometerlange Schlangen vor den Verkaufskassen, heute sind Konzerte mit einer Seitenaktualisierung ausverkauft. Die Popularität, vor allem in Augsburg, hängt natürlich mit unserer langen Freundschaft mit Roy Black zusammen. Der deutsche Elvis Presley hat uns in der Fuggerstadt einen großen Stein zum Erfolg gelegt.

Die Abbrunzati Boys:
Ja und München, die Stadt der 80er, die Stadt von Freddy Mercury und vor allem die selbsterklärte „Weltstadt mit Herz“ - etwas anderes haben wir da gar nicht mehr erwartet.


Luserlounge:
Als italienische Band hat man es hierzulande ja nicht leicht, der Weg von Sirmione am Gardasee auf den Italo-Pop-Thron nördlich der Alpen ist steinig. Zu steinig, oder wie war die zwischenzeitliche Auflösung der Band Mitte der 90er zu erklären?

Die Abbrunzati Boys:
Es gibt Dinge, die geschehen von Innen und es gibt Dinge, die geschehen von Außen. Hier hat eine Sache von Innen etwas Äußeres bewirkt. Zum Zeitpunkt der Bandauflösung Anfang 1997 schrieb Natalie Imbruglia, übrigens eine sehr gute Freundin von mir, den Welthit „Torn“. Muss ich noch mehr sagen?


Luserlounge:
Es hält sich auch hartnäckig das Gerücht, dass Ihr während Eurer Auszeit so manche Disco zerstört habt. Was hat es damit auf sich?

Roy Bianco:
Ja, dieses Gerücht hält sich hartnäckig. Ich bin selber verblüfft davon, welche Ähnlichkeiten der Sänger der Gruppe „We Destroy Disco“ mit mir hat. Eigentlich ein ganz kecker Typ! Und singen kann er auch. Aber die Klamotte, Mamma mia, che cosa fai? Spätestens da muss es jedem klar sein, dass es sich hierbei unmöglich um mich handeln kann. Ich erkläre diesen Fall somit für geschlossen.

Die Abbrunzati Boys:

Wer oder was ist „We Destroy Disco“?


Luserlounge:
Jetzt seid Ihr ja Gott sei Dank wieder aktiv und beglückt den deutschsprachigen Raum mit Euren Weisen. Wie ist es Euch gelungen, das Comeback so erfolgreich zu gestalten? Euer Publikum verehrt Euch ja abgöttisch und gerade in Bayern spielt Ihr meist vor ausverkauftem Haus.

Die Abbrunzati Boys:
Ja hallo? Ja. Ja. Und du? Wohin, zum Kaufland? Vor'm Kaufland oder zum? Ah ok.
Moment, ich war gerade am Telefon. Scusa, um was geht’s?

Roy Bianco:
Ja, lieber Die Abbrunzati Boys, worin liegt denn das Geheimnis unseres Erfolgs?

Die Abbrunzati Boys:
Ah ja, das liegt vermutlich daran, dass ich immer und überall zu erreichen bin. Wie siehst du das?

Roy Bianco:
Wir haben immer ganz fest daran geglaubt und das empfehle ich auch allen Leserinnen und Lesern dieses Interviews. Außerdem würden wir uns nie als Götter bezeichnen. „Halbgötter“ ist vollkommen ausreichend.


Foto: facebook.com/abbrunzatissima
Luserlounge:
Wieso singt Ihr eigentlich auf Deutsch? Und sind auch mal italienische Songs geplant? Dürfen wir uns eventuell sogar auf das langersehnte Feature mit Eros Ramazzotti freuen?

Die Abbrunzati Boys:
Wer unser kürzliches Konzert auf der Freilichtbühne in Augsburg aufmerksam verfolgt hat, es wurde ja schließlich im Internetz gestreamt, wird wissen, dass wir einen brandneuen Titel im Repertoire haben, der grundsätzlich und in Gänze auf Italienisch stattfindet. Der gute Eros ist verdienterweise mittlerweile in Rente gegangen, oder?

Roy Bianco:
Ich würde Die Abbrunzati Boys erstmal zustimmen. Es wird sicher bald Titel auf italienischer Sprache geben. Allerdings sicher ohne den Eros. Der konnte mich nie ab. Auf Deutsch schreiben und singen wir vor allem, weil es sich richtig gut verkauft. Was soll ich da sonst antworten?


Luserlounge:
Werfen wir mal einen gemeinsamen Blick auf den deutschen Schlager: Zu viel Amore? Zu viel Kommerz? Und wie grenzt Ihr Euch davon ab? Tut Ihr das überhaupt?

Roy Bianco:
Jaja, der deutsche Schlager. Der ist naturgemäß eine heikle Aufgabe. Zu plump, zu viel Plastik, zu viel Mallorca. Aua!

Die Abbrunzati Boys:
Wir sehen uns natürlich in einer Tradition der Liederschreiber der späten Nachkriegszeit. Man denkt an Peter Alexander, man denkt an Caterina Valente. Große Hymnen für große Gefühle! Daraus ziehen wir unsere Inspiration und an diese Meisterwerke wollen wir anknüpfen. Denn gute Unterhaltung bezieht Haltung und ich war noch nie auf einem Bett im Kornfeld. Und will es auch niemals sein.


Luserlounge:
Was ist denn Euer Lieblingslied von Euch selbst? Bei uns stehen ja Ponte di Rialto, BaciMaranello und Capri `82 ganz hoch im Kurs…

Die Abbrunzati Boys:
Ich liebe alle unsere Lieder, denn ich habe sie schließlich geschrieben. Und ich hasse alle unsere Lieder, denn ich habe sie schließlich geschrieben.

Roy Bianco:
Es gibt einen geheimen Titel, aber der ist so geheim, den sage ich jetzt nicht.


Luserlounge:
Corona hat Euch ja auch gewaltig ausgebremst, die große Tour nach der Veröffentlichung
Eurer Greatest Hits fiel der Pandemie zum Opfer. Porca miseria, oder? Und wie kamt Ihr auf
die Idee, dann Dolce Vita TV ins Leben zu rufen?


Roy Bianco:
Wir erinnern uns: Samstagabend, 20:15 Uhr, Tommy Gottschalke 05, „Wetten, dass...?!“. Wir waren auch mal eingeladen, leider gab es auf dem Weg dorthin einen Zwischenfall im Taxi mit Marcel Reich-Ranicki. Es ging um ein Buch und Günter Grass. Danach konnten wir unmöglich noch in die Sendung kommen. Deshalb haben wir uns diesen unerfüllten Wunsch zur Realität machen lassen und mit Dolce Vita TV ein digitales Fernsehformat ins Leben gerufen, dass an die großen Erfolge des Samstagabendprogramms anknüpfen sollte und, wie ich finde, auch konnte.

Die Abbrunzati Boys:
Stimmt, die Geschichte hatte ich schon fast vergessen! Es ging während der großen Krise natürlich auch darum, unseren Fans, unseren Tifosi, weiterhin einen Mehrwert und Unterhaltung bieten zu können. Keiner wusste Mitte März ja, wie es denn in den nächsten Wochen weitergehen würde. Nachdem uns sämtliche Konzerte der „Greatest Hits“-Tour abgesagt wurden, wollten wir dann mindestens über das Internetz für uns und unsere treue Fanschaft verfügbar bleiben.


Luserlounge:
Bis kurz vor Veröffentlichung des Albums wart Ihr ja noch als Roberto Bianco & Die Abbrunzati Boys unterwegs. Fand da jemand, dass ein bisschen Spaß doch nicht sein muss, sodass eine Umbenennung notwendig wurde?

Roy Bianco:
Es gibt Dinge, die geschehen von Innen und es gibt Dinge, die geschehen von Außen. Diesmal hat etwas Äußeres im Innern bewirkt. Wie Saulus aus der Taufe steige ich als Paulus empor!


Luserlounge:
Roy Bianco ist ja indirekt auch eine sehr schöne Hommage an Augsburg und einen seiner bekannten Söhne. Was haben denn Augsburg und San Remo gemeinsam?

Roy Bianco:
Relativ wenig. Ich verstehe die Frage nicht. In Augsburg gibt es kein Casino und in San Remo keinen Roy Black. Was von beiden schöner ist, kann ich als glühender Spieler nicht sagen.


Luserlounge:
So, kommen wir zur Schnellraterunde!
Pizza oder Schweinshaxn?
Foto: facebook.com/abbrunzatissima


Die Abbrunzati Boys:
Tagliatelle al salmone.

Roy Bianco:
Pizza Salto Mortale.


Luserlounge:
Augustiner oder Moretti?

Roy Bianco:
Peroni.

Die Abbrunzati Boys:
Moretti, Peroni, Hauptsache Italien!


Luserlounge:
Tegernsee oder Gardasee?

Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys (gemeinsam):
Gardasee!

Roy Bianco:
Dort haben wir uns schließlich gegründet.

Die Abbrunzati Boys:
Am Tegernsee wurden mir mittlerweile auch zu viele Steuern hinterzogen. Da kann ja nicht mal mehr die Mafia mithalten.


Luserlounge:
Wie habt Ihr denn eigentlich die Corona-Pause genutzt? Dolce Vita TV hatten wir ja bereits angesprochen, aber sonst? Eher dolce vita und entspannt oder kreativ und an neuen Songs gearbeitet?

Die Abbrunzati Boys:
Nach dem Ende der ersten Staffel von Dolce Vita TV habe ich mich erst einmal länger in den Flügeltrakt West unserer Villa Altavista am Gardasee zurückgezogen, um die leeren Akkus wiederaufzuladen und Inspiration für neue Titel zu gewinnen. Das war eine sehr langatmige, aber auch sehr schöne und entschleunigende Phase, wie ich sie seit langem nicht mehr erleben durfte. Aber wie das so immer ist, kann man auch nicht ewig still halten und sobald die Lockerungen bei uns eintraten, haben wir uns eigentlich schon wieder im gemeinsamen Studio eingefunden, um das restliche Jahr gebührend durchzuplanen, an den neuen Songs zu arbeiten und uns auf die nun anstehenden Konzerte vorzubereiten.

Roy Bianco:
Ein großer Dank an dieser Stelle auch an unsere Amici von Innsite Booking, die es geschafft haben, in diesen unsteten Zeiten den Konzertbetrieb für uns zumindest ein kleines bisschen möglich zu machen.


Luserlounge:
Wir freuen uns schon mega auf die bevorstehende Tour und hoffen natürlich, dass da noch zahlreiche Termine dazukommen. Ist da was in Aussicht?

Roy Bianco:
Wir setzen einen Schritt vor den anderen und sind realistisch und denken, dass diese Situation, wie sie gerade ist, noch länger anhält. Um jede Show, die wir mehr spielen, sind wir natürlich froh. Wie wahrscheinlich ein solches Szenario jedoch ist, bleibt abzuwarten. Wir können und möchten nicht zu viel versprechen.

Die Abbrunzati Boys:
Für uns wäre es ja schon das Größte, wenn im kommenden Jahr die „Greatest Hits“- Tour in dieser Form stattfinden kann, wie sie jetzt verlegt und dann auch noch erweitert wurde. Inklusive der vielen Festivals, die für uns im kommenden Sommer 2021 im Kalender stehen, kommt da nächstes Jahr schon einiges zusammen. Wenn alles klappt und das Konzertjahr 2021 nicht ausfällt, wird Mitteleuropa beben!


Luserlounge:
Jungs, mille grazie. Es war uns ein Fest.

Roy Bianco:
Grazie mille an Euch für die Einladung. Bleibt gesund, wir sehen uns bald!

Die Abbrunzati Boys:
Ciao Grazie und a dopo!




Freitag, 21. August 2020

KW 34, 2020: Die luserlounge selektiert

Bild: www.kunstraum34.de/
(ms/sb) Klar, Musik ist die große Leidenschaft. Ab und an mache ich auch Sport oder schaue solchen. Klar, Freunde, sowieso. Lesen auch. Aber hauptsächlich Musik. Doch wenn ich im Urlaub bin, spielt Musik komischerweise kaum eine Rolle. Mehrere Tage bin ich durch Polen gereist und mir war fast egal, was aus den Boxen tüdelte, das waren natürlich die üblichen Verdächtigen, aber wenn dann sowas wie Eros Ramazzotti oder Vicky Leandors ist, stört mich das nicht. Zuhause würde es mich durchaus aggressiv machen und stressen. Doch nicht unterwegs.
Auch interessiere ich mich dann kaum für die Musik, die vor Ort läuft. Ist mir egal. Ich genieße die tolle Zeit mit lieben Menschen, sauge visuelle Eindrücke auf wie nicht gescheit und lasse mich treiben. Fertig.
Doch ein Moment hat mich nachhaltig schockiert. Oder amüsiert. Es ist ein kruder Mix aus beidem. Im südlichen Polen befindet sich die Hohe Tatra, der höchste Gebirgszug zwischen Alpen und Kaukasus, der sich dann weit in die Slowakei zieht. Erst vor Ort - ich hatte keine wirkliche Vorstellung im Kopf - wurde mir bewusst, dass da ja auch massiv Wintersport betrieben wird. In so einem Ort, ein Mix aus Ischgl und Willingen, sind wir gelandet. Am letzten Abend saßen wir in der örtlichen Brauerei, dazu gehörte ein großer Saal, der okay besucht war für einen Dienstag. Auf einer Bühne spielte dann ein mittelaltes Trio polnische Lieder. Wir haben nix verstanden. Doch einiges kam uns bekannt vor. Als ob gecovert wird. Und ja! In der Tat! Einige Knaller haben wir auf polnisch dargeboten. Also: Knaller im Skigebiet wohlgemerkt. Als dann eine polnische Version von Schatzi, schenk mir ein Foto lief, habe ich sehr schnell noch ein groooßes Bier bestellt. Nun ja.

Zum Glück sind wir die luserlounge. Zum Glück ist Freitag. Zum Glück haben wir selektiert. So!

Tocotronic
(ms) Mit Best Ofs ist das ja so eine Sache. Häufig werden sie als vorläufiges Ende einer Band interpretiert (was bei den Künstlern hier ausgeschlossen ist). Doch noch öfter haben sie den Beigeschmack des Geldmachens. Doch auch dieser schimmert hier nicht durch. Was Tocotronic heute (!) unter dem Titel Sag Alles Ab raus bringen, ist schon sehr sinnvoll. Also als Kompilation der eigenen Diskografie. Das war nicht immer so. Denn 2005 haben sie auch schon ein Best Of veröffentlicht, das - aus der heutigen Sicht betrachtet - eher Richtung Geldmachen ging. Dennoch hat mir die damalige Zusammenstellung geholfen, auf den Geschmack zu kommen und aufgrund chronischen Geldmangels (ich war gerade mal 15, habe mir die Platte daher sicher später gekauft) einen guten Überblick über ihr Schaffen gegeben.
Nun ist aber 2020. Und die Feuilletonlieblinge, die mittlerweile in Berlin wohnen, hauen ordentlich einen Raus. Sag Alles Ab. Das muss man tun, um dieses Monster zu hören. Denn darauf warten nicht weniger als 70 (!!!) Lieder, die 1995 starten und in diesem Jahr mit Hoffnung enden. 25 Jahre Bandgeschichte, gut viereinhalb Stunden Material! Wahnsinn. Einem sehr ausführlichen Trip durch alle Alben folgt eine umfangreiche Sammlung an raren Livemitschnitten von früher und heute sowie einige Demo-Versionen unveröffentlichter Songs. Für Sammler ein unverzichtbares Stück im Regal. Und sollte es tatsächlich Menschen geben, die Tocotronic nicht kennen, dann ist das hier die perfekte Anschaffung. Mehr braucht man nicht. Dann gilt es erneut: Sag Alles Ab. Schließ dich ein. Tauche ein in dieses Werk einer Band, die stets zwischen intellektuellem Wahn, bizarrer Ironie, Divenhaftigkeit und programmatischen Ansagen oszilliert.



Mammal Hands
(ms) Letztens sprach ich mit einer Bekannten über Bücher. Bücher, die man mindestens zwei Mal gelesen hat. Ich meinte, dass ich keins der Bücher, die im Regal stehen, zwei Mal gelesen habe, dafür gäbe es zu viel zu entdecken. Doch beim näheren Betrachten fielen mit zwei, drei ein, die ich nochmal in die Hand nehmen würde. Weil. Weil ich sie nicht verstanden habe, als ich sie als Oberstufenschüler gelesen habe. Ja, es gibt Inhalte, die man einfach später erst versteht und zu schätzen weiß. Das ist bei Literatur einleuchtend, doch zunehmend wird mir das auch bei Musik bewusst. Das kann man auch hier ablesen, dass seit geraumer Zeit mehr instrumentale, experimentelle Musik Einzug erhält. Dazu gesellen sich in idealer Weise Mammal Hands. Das Trio aus UK spielt Schlagzeug, Klavier und Saxophon. Man könnte es als poppige, hypnotisierende Art von modernem Jazz verstehen. Oder einfach nur als gut und elektrisierend, wenn das Saxophon singt, das Schlagzeug nach vorne prescht und die Klavierakkorde dem Ganzen ein wundervolles, harmonisches Kleid überzieht. Jesse, Jordan und Nick spielen seit acht Jahren unter diesem Namen zusammen, ihre Songs können sowohl beruhigend als auch aufwühlend sein. Vielseitig, tief, berührend. Aber in erster Linie auch tanzbar! Das beweisen sie auch auf ihrem vierten Album, das Captured Spirits heißt und am 11. September auf Gondwana Records (u.a. die von uns sehr geschätzte Hania Rani) erscheint. Wir werden noch ausführlich berichten! Lasst euch schon mal anfixen:


Illuminine
(sb) In der Stille der Nacht erwachte Kevin Imbrechts als Illuminine. In seinem Schlafzimmer, begleitet von einer Gitarre und einer Handvoll Style-Effektpedalen. Der gebürtige Leuvener hatte jahrelang heimlich an Klanglandschaften und ausgefeilteren Gitarrenspuren herumgebastelt - die beste Therapie für seine Generalisierte Angststörung und sein Asperger-Syndrom. In der Regel balanciert der Flame geschickt zwischen Neo-Klassik und Einflüssen aus dem Post-Rock, für sein neues Werk Dear, Piano (VÖ: heute!) hat er sich jedoch etwas ganz Anderes ausgedacht: Obwohl er selber nicht Klavier spielt, hat er zahlreiche Klassik-Künstler aus der ganzen Welt gebeten, die Tracks seines dritten Albums mit dem Piano neu zu interpretieren. Spannender Ansatz und extrem gut umgesetzt! Mit dabei sind u.a. Sergio Díaz des Rojas, Akira Kosemura, Simeon Walker und Dominique Charpentier und verleihen der Musik von Illuminine ein völlig verändertes und doch unverkennbares Antlitz.


Psychedelic Porn Crumpets
(ms) Seit März (oder so) versendet Christopher Amend und sein Team des Zeit Magazin Newsletters eine tägliche Sonderausgabe für Kreative, Kulturschaffende, die berichten, wie sie momentan ihre Zeit füllen, wenn ihr normaler Job nicht stattfinden kann. Auffallend dabei ist - so zumindest meine Wahrnehmung - dass einige dort intensiv Müßiggang betreiben. Sehr schön, Pause, durchatmen. Doch es gibt auch die Arbeitstiere, die dort nicht auftauchen. Dazu gehören die Jungs von Psychedelic Porn Crumpets. Die Australier machen nicht nur durch den sehr griffigen Namen auf sich aufmerksam, sondern auch mit enorm energiegeladener Gitarrenrockmusik, die nur wenig Augenblicke zum Pausieren mit sich bringen. Denn so nach vorne preschend wie ihre Musik, ist auch die Band. Letztes Jahr erschien mit And Now For The Whatchamacallit ein ziemlich wahnsinniges, weil extrem temporeiches und wildes Poweralbum; es folgte eine außerordentlich erfolgreiche Tour über den Globus. Und bald wird nachgelegt. Für den Nachfolger im kommenden Jahr gibt es noch keinen Namen und kein VÖ-Datum. Doch ein Vorbote befindet sich im Kosmos, der in bester Manier weitermacht: stets kratzt der Sound ein wenig, will sich nicht zur Ruhe setzen und stellt ganz klar die druckvolle Gitarre in den Vordergrund. Fertig ist Mr Prism, ein Alter Ego von Sänger und Texter Jack McEwan, das sich aufgrund intensiven Tourens medizinisch behandeln lassen musste. So sieht es aus. Auf die nächste Platte darf man sehr gespannt sein. Wir haben Bock!


Carsten & Carsten
(ms) Ach, liebes Musikuniversum. Es gibt so Lieder, die will ich nur genießen, da will ich gar keinen kleinen Text zu schreiben, weil das Lied für sich selbst spricht. Doch wenn Carsten und Carsten zusammen kommen und einen Song einspielen und es uns darbieten, dann muss man darüber freudig berichten. Und es kommt noch besser, weil diese beiden Menschen an Kreativität nur so übersprudeln: Sie haben sich sinnigerweise Carsten & Carsten genannt. Der eine heißt Meyer und besser bekannt als Erobique, der andere Friedrichs und ebenso ein Urgestein, Sänger, Gitarrist und Texter bei Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen. Großartig. Purer Genuss, was da zusammen herauskommt. Eine Ode an den Menschen. Ein Danke für alle. Jeder auf Erden ist wunderschön. Und das muss erneut gesagt werden in Strophen und Refrains. Ich Mag Leute ist der kreativ-sympathische Output, der schnell zu gefallen weiß. Ein bisschen Easy Listening, ein paar Streicher, viel gute Schwingungen, einfach mal gut drauf sein und sagen was man denkt: Ich mag alle. Ja. So ist es. Und jetzt: Bitte zurücklehnen, liebe Damen und Herren und dieses Stück Musik genießen!


Violet Cheri
(sb) Die schwedische Band Violet Cheri wurde 2015 gegründet und kann als Releases bislang die EP Youth (2015) und die Single I'll always be alone (2017) veröffentlicht. Seit zwei Jahren konzentriert sich das Quintett aus Stockholm voll und ganz auf sein Debütalbum. Der Weg zum fertigen Endprodukt war/ist lang und steinig, schön langsam nimmt jedoch alles Gestalt an und für den Herbst 2020 ist die Veröffentlichung angedacht. Einer der insgesamt elf darauf vertretenen Tracks ist Shy Hurricane, dessen Entstehungsgeschichte Sänger Daniel Hoff wie folgt beschreibt:

„Ich war wegen meines Alkohol- und Drogenmissbrauchs total am Ende. Alle, die ich für meine engsten Freunde hielt, hatten sich mehr oder weniger von mir abgewendet. Es war dort unten sehr einsam und es war so einfach, der Sucht nachzugeben, nur weil ich nichts zu verlieren hatte. Weil ich innerlich ohnehin schon abgeschlossen hatte, löste alles einen Sturm in mir aus. Es war ein Sturm, der alles um mich herum völlig zerstörte und die letzten Freundschaften aus meinem Leben hinfortblies. Jemand nannte mich damals einen "schüchternen Hurrikan" und jetzt verstehe ich, was damit gemeint war. "

Kurz schlucken und dann in Lyrics á la "I don't hate life. I fear it." abtauchen...


Ida Laurberg
(sb) Es ist immer wieder schön, wenn man positiv überrascht wird. Und umso mehr, wenn es einer Künstlerin gelingt, deren Genre eigentlich so gar nicht dem entspricht, was man eigentlich so zu hören pflegt. Ida Laurberg ist aber nicht zu überhören, denn was die 20-jährige Dänin da auf ihrer EP Phase Five (VÖ: heute!) fabriziert, ist ungemein emotional und zutiefst berührend. Die Künstlerin lässt ihren Gefühlen freien Lauf und so finden Verzweiflung, Trauer, Wut, aber auch gelegentliche Hoffnungsschimmer genügend Raum, sich zu entfalten. Stimmlich und atmosphärisch ist das Ganze ohnehin herausragend und geht weit über einen Geheimtipp hinaus. Meine Favoriten: Lost All Hope (siehe Video) und Why Don't You. Großes Gefühlskino!

Kid Dad
(sb) Eigentlich wollten sie nur Grunge machen - und das haben sie. Sehr gut sogar. Irgendwann hat das nicht mehr gereicht und die musikalische Reise ging weiter. Viel weiter. Gut so, denn in Kid Dad steckt so viel Talent, dass es schade wäre, wenn sich das Quartett selbst limitieren würde. Die Band verfolgt auch in der visuellen Umsetzung ihrer Tracks ein sehr stringentes Konzept, das mir persönlich außerordentlich gut gefällt und das den alternativen Touch ihres Debütalbums In A Box perfekt transferiert. Abwechslungs- und facettenreich präsentieren sich die Paderborner, es lohnt sich, auch auf die Details zu achten. Die eher ruhigen Songs sind schon hörenswert, so richtig ans Eingemachte gehts aber, wenns laut wird und die Videoauskopplung A Prison Unseen ist das beste Beispiel dafür. Ich könnte mir vorstellen, dass Kid Dad in England sogar besser funktionieren als hierzulande, lasse mich aber natürlich gerne eines Besseren belehren. Sidefact: Happy klingt, als hätte man das komplette Album Nevermind von Nirvana auf weniger als drei Minuten Spielzeit eingedampft.


U96 & Wolfgang Flür
(ms) Kleiner Exkurs über große Kooperationen. Wenn Namen ihren Schatten voraus werfen, erwartet man natürlich Großes. Wenn wichtige Vertreter ihres Genres und der Musikgeschichte sich zusammen tun, dann muss da ja der nächste Geniestreich draus werden, auch wenn ihre große Zeit schon sehr lange zurück liegt. Ist das nicht schräg? Ist die Fallhöhe nicht viel zu groß? Wenn es dann nicht das non-plus-ultra ist, dann ist man schnell enttäuscht. Und das sollte man hier halt nicht sein. Let Yourself Go ist ein guter Techno-Song, der die 90er Jahre wieder aufleben lässt. Zum Glück nur musikalisch. Er arbeitet mit breiten, sphärischen Tönen und einem eingängigen Beat, was zusammen gut in eine nächtliche Großstadtsituation passt.
Man erwartet vielleicht ein wenig mehr Kreativität und Finesse, weil der Song von U96 und Wolfgang Flür ist. U96 waren in den 90ern wichtige Techno-Pioniere, die heute noch auf ihren Welthit Das Boot zurück schauen. Zurecht. Wolfgang Flür war Mitglied von Kraftwerk, als sie ihre wichtigen Alben produziert haben: Autobahn, Trans-Europa-Express oder Mensch-Maschine. Oft wird behauptet, er sei Gründungsmitglied, was so nicht stimmt; es gab ja vor Autobahn schon experimentelle Kraftwerk-Alben, die heute aber aus der Sicht von Ralf Hütter eher unter den Tisch gekehrt werden.
Nun. U96 und Wolfgang Flür arbeiten jetzt erstmalig auf Albumlänge miteinander. Ja, Let Yourself Go ist solide, kein Kracher. Man darf dennoch sehr gespannt sein, was auf Transhuman (VÖ: 4. September) alles zu hören sein wird. Wir informieren Euch!



Donnerstag, 20. August 2020

Alin Coen - Nah

Foto: Sandra Ludewig
(ms) Kommt eine neue Platte heraus oder hört man ein bis daher noch nicht gehörtes Lied erstmalig, beginnt ein spannender Prozess zwischen Künstler und Rezipient. Diesbezüglich muss ich eine Schwäche meiner Musikhörgewohnheiten zugeben: Bei deutschsprachigen Liedern achte ich wesentlich intensiver auf den Text als bei nicht-deutschsprachigen Songs. Die Texte sind dann oft Ausschlusskriterium, ob ich das Lied höre oder nicht und schlussendlich auch maßgeblich für das Urteil darüber.
Der Prozess, der dann beginnt, dreht sich um den Sinn der Worte. Einige Musikerinnen sagen, dass die Interpretation der Hörer viel krasser und tiefer sei, als der Text je dacht war. So Marcus Wiebusch über Kettcars Wäre Er Echt. Um wen es da genau geht, um Gott beispielsweise, entscheidet die Hörerin.
Heißt wiederum auch in diesem Austausch: Will ich als Hörer wissen, was die Texterin damit meint? Will ich wissen, aus welcher Situation heraus, diese Worte entstanden sind? Will ich mir das erklären lassen, was ich da höre? Wohlgemerkt: Wir sprechen dabei am besten um sinnlich-emotionale Lieder. Wenn es um Gesellschaftskritik oder Politik geht, kann ich das gut annehmen.
Doch. Doch ansonsten: Möchte ich nicht viel lieber meine eigene Geschichte dazu entwerfen? Meine eigenen Bilder malen? Mir das Lied aneignen und auf Situationen meines Lebens münzen oder mich in Träumen verlieren?



Genau diese Grundentscheidung im bewussten Hören von Musik wird für mich beim neuen Album von Alin Coen in seinen Festen erschüttert. Ich bin Team Hineinträumen und sich für mich aneignen. Meistens. Doch die wunderbaren, zarten, klaren, feinfühlig arrangierten Lieder auf Nah sind zum Teil derart intensiv, dass ich voller Fragen zurück bleibe und staune.
Ich wünsche mir, dass Alin Coen die schönen Seiten ihrer eigenen Lieder selbst durchlebt und erfühlt hat. Ich hoffe, dass die dunklen, verzweifelten, zerbrechlichen Strophen aus einer tiefen, großen, wundervollen Empathie entspringen, aus unermesslichem Menschsein. Sonst hätte Alin Coen für einige Lieder schlimme, wirklich erschütternde zwischenmenschliche Phasen durchlebt.
Und genau da sind wir beim Punkt: Will ich wissen, ob Alin Coen die Liebeslieder und die Verzweiflungslieder aus persönlichen, echten Situationen heraus geboren hat oder nicht? Etwas arg überspitzt formuliert: Will ich in Alin Coen eine wunderbare Romantikerin sehen, die pure Liebe zulässt und sich vor ihrem Publikum emotional nackt macht oder nicht?
Ganz ehrlich: Diese Frage kann ich nicht beantworten. Oder ich bin noch dabei. Denn in erster Linie bin ich unglaublich angetan von diesem Werk Nah. Denn es als reine "Platte" zu bezeichnen, wäre zu wenig. Dies ist es lyrisches und musikalisches Werk.



Dieses Werk beginnt ganz sanft, ja beinahe zerbrechlich mit einem Lied, das nur aus Stimme und Klavier besteht. Du Bist So Schön. Herrje, wann hat man das jemandem zuletzt mal gesagt? Und wann hat man zuletzt jemanden beim Schlafen beobachtet und genau das für sich festgestellt? Dieses Lied darf durchaus als kleiner Seitenhieb verstanden werden, genau das mal wieder zu machen. Die Reaktion dürfte umwerfend sein!
Der Track darf auch durchaus als Liebeslied verstanden werden. Davon gibt es einige Momente, Strophen und Refrains auf diesem Album. Und die anderen angesprochen Seiten gibt es auch. Beispielsweise auf Du Machst Nichts oder Entflammbar. Bei beiden Liedern geht es um nicht erwiderte Liebe, um die furchtbare Ernüchterung, wenn von der Gegenseite nichts kommt, emotional und auch verbal. Wenn man investiert und investiert und es verpufft nur. Argh. Schlimm. Was Alin Coen mit diesen Liedern schafft, sind nicht nur mit Worten sanft erzählte Situationen, die erdrückend sind. Ergo große Songwriterqualitäten zeigt sie auch dort. Diese zarten Stücke können auch ein direkter, brennender Pfeil ins Herz sein. Das schaffen nicht viele in diesem Genre!
Das bestechende auf diesem Werk sind die unausgesprochen Momente, in denen das Lied stattfindet. Bestes Beispiel: Bei Dir. Locker lässt auch das sich als Liebeslied interpretieren. Das dazugehörige Video suggeriert etwas anderes und verleiht dem Song noch mehr Drive. Denn Lockerheit und frohes Jauchzen kann nicht nur von der Liebe kommen. Nähe und Verletzlichkeit zulassen kann man auch bei den Eltern oder Geschwistern. Du gibst meinem Herzen Mut / Du tust meinem Herzen gut. Aus dem Stehgreif könnte ich Menschen benennen, auf die das zutrifft, die aber nicht die Liebe sind. Sondern anders wichtig. Schön, dass Alin Coen derartig Zwischenmenschliches in Musik transformiert. Und dies stets in wunderschönsten klaren Harmonien! Man kann sich schnell in dieses Album fallen lassen.
Ein für das gesamte Gewandt des Albums beinahe unübliches Lied ist Held, da hier nicht nur Klavier, gezupfte Gitarren und klarer Gesang dominieren, sondern die Gitarren leicht aufgedreht werden. Tut dem Album sehr gut, um nicht zu zerbrechlich zu sein. Das Verspielte im Refrain, das Temporeiche, ja, Energische ist ein toller Effekt und auf etwa der Hälfte der 37 Minuten klug platziert.


Nah ist ein Album, was ganz herausragend als Ganzes funktioniert. Ich bin eh ein Album- statt Playlistenhörer. Und es ist von vorne bis hinten extrem rund, gut aufgebaut. Es erschüttert und deckt gleichsam zu. Es geht irre nah, da verspricht der Titel nicht zu viel. Daher sei nur noch ein Lied hier erwähnt - es sollte klar sein, dass das hier eine sehr große Empfehlung ist, eine toller Kandidat für das Album des Jahres! Der Schluss ist mit Ultimatum nochmal ein musikalisch großartig arrangiertes Lied! Wie mit Höhen, Tiefen, Klavierläufen, Cello etc. gearbeitet, ja, gespielt wird, beeindruckt ganz stark. Auch textlich schwingt es zwischen fester, entschlossener Liebe und all den Zweifeln, die stets damit verbunden sind. Nein, Alin Coen ist nicht nur eine herausragende Songwriterin von der Kombination Wort und Ton, sie ist auch eine Poetin, die auf diesem Werk Großes geschaffen hat, das berührt, sticht und doch immer wieder gut tut.

Nah erscheint am 28. August auf Pflanz Einen Baum.
Hoffen wir, dass ihre große Tour im kommenden Jahr stattfinden wird. Wir werden da sein!

24.08.20 Köln, Jugendpark (Silent Concert auf der Summerstage)
29.08.20 Hamburg, Knust (Lattenplatz)
20.04.21 Magdeburg, Moritzhof
21.04.21 Erlangen, E-Werk
23.04.21 Dresden, Alter Schlachthof
24.04.21 Erfurt, HsD Gewerkschaftshaus
25.04.21 Essen, Weststadthalle
26.04.21 Köln, Gloria
27.04.21 Saarbrücken, Garage
29.04.21 Leipzig, Täubchenthal
30.04.21 München, Technikum
01.05.21 Stuttgart, Im Wizemann
02.05.21 Karlsruhe, Tollhaus
03.05.21 Frankfurt, Batschkapp
05.05.21 Osnabrück, Lagerhalle
06.05.21 Oldenburg, Kulturetage
07.05.21 Rostock, Mau-Club
08.05.21 Lübeck, Riders Café
09.05.21 Hannover, Pavillon
11.05.21 Hamburg, Docks
12.05.21 Berlin, Festsaal Kreuzberg

Freitag, 14. August 2020

KW 33, 2020: Die luserlounge selektiert

Bild: https://twitter.com/33interiors/
(sb) An dieser Stelle greifen wir ja gerne mal aktuelles Zeitgeschehen auf oder nehmen generell Bezug auf die Auswüchse unserer Gesellschaft, um uns dann langsam an die Selektion heranzutasten. In der Regel klappt das danke des Kollegen (ms) sehr gut, heute aber will mir ums Verrecken nichts einfallen. Zu müde, zu erschöpft, zu viel Arbeit und sehr urlaubsreif. Also wirklich sehr. Und das, obwohl ich eh schon in einer Urlaubsregion wohne. Wie macht Ihr das denn dieses Jahr? Bleibt Ihr daheim? Oder fahrt Ihr weg und wenn ja, wohin? Aus eigener Erfahrung der letzten paar Wochen scheint der Bodensee dieses Jahr hoch im Kurs zu stehen. Die Straßen sind dicht, die Strände und Bäder sehr gut gefüllt und sowas wie Abstandsregeln in Wassernähe leider allzu schnell vergessen.

Wie dem auch sei: Ich bin im Büro. Es ist Freitag. Wir sind die luserlounge. Es wird lamentiert, äääh, selektiert! So, los gehts:

Maxim
(sb) Es gibt ja so Bands, die man prinzipiell sehr gerne mag, über die man gerne was Positives schreiben würde und bei denen das dann aber einfach nicht klappt, weil der Release einfach nicht zu überzeugen weiß - siehe Liedfett letzte Woche.
Und dann gibt es Künstler, die man in der Vergangenheit mal negativ abgespeichert hat, bei denen man per se wenig Lust verspürt, sich überhaupt damit auseinanderzusetzen und die einen dann positiv überraschen. Das bringt uns direkt zu Maxim. Ich bin vor zig Jahren mal über die Musik des Kölners gestolpert und konnte rein gar nichts damit anfangen. Als dann vor ein paar Wochen vermehrt Emails zur Veröffentlichung des neuen Albums Grüne Papageien (VÖ: heute!) ins luserlounge-Postfach flatterten, wehrte ich mich zunächst, spätestens als dann der Download kam, konnte ich jedoch nicht mehr widerstehen und bin jetzt froh darüber, die Chance wahrgenommen zu haben. Diese Kombination aus teils schwermütigen Texten mit luftigen Melodien wirkt sehr reizvoll, gerade auch in Zeiten wie diesen. Festzuhalten bleibt, dass sich Maxim sehr angenehm vom deutschsprachigen Radio-Singer/Songwriter-Pop abhebt und nicht auf Teufel komm raus versucht, sich in den Vordergrund zu stellen. Er lässt Worte sprechen, Bilder, Metaphern und regt somit das Hirn an, die Phantasie des Hörers. Gerade ein Track wie Alter Freund wird dadurch zur gerne angenommenen Herausforderung, der man sich wieder und wieder stellt. Stark!


Jamie Lenman
(sb) "Es ist eine schmutzige, dunkel klingende Platte, die auf unangenehmen und widersprüchlichen Emotionen basiert." So beschreibt Jamie Lenman sein neues, am 25.09. erscheinendes Mini-Album King Of Clubs. Und tatsächlich präsentiert sich der Künstler darauf so politisch und wütend wie lange nicht mehr. Steht ihm gut und macht ihn greif- und nahbar, nachdem er zuletzt ein reines Cover-Album veröffentlicht hatte. Als Produzent trat erneut Space (Black Futures, Idles) in Erscheinung, mit dessen Hilfe der Brite sogar ein neues Wort (neisty, eine Mischung aus nice und nasty) kreierte, das als Credo für den Sound der Scheibe dienen sollte. Gefällt mir deutlich besser als seine beiden letzten Releases und macht besonders dann Spaß, wenns so richtig laut wird.


Leitkegel
(sb) Vier Menschen, drei Städte (Essen, Düsseldorf, Ravensburg) - bei Leitkegel kommt einiges zusammen und nachdem das Quartett erst im letzten Dezember sein Album veröffentlicht hat, legt es nun direkt nach: Am 28.08. erscheint die EP Bis zum Ende und vereint drei Songs, die zwischen Emo, Pop, Punk, Hardcore und Indie verankert sind und sich nicht scheuen, auch unangenehme Themen anzusprechen. Exemplarisch dafür steht Das darf man doch wohl sagen, das die gefühlt ungebremst zunehmende Alltagsidiotie beschreibt und zu Recht an den Pranger stellt - denn Menschenrechte sind halt doch größer als Meinungsfreiheit und diese deckt Diskriminierung ohnehin nicht ab.


Elm Tree Circle
(sb) Ich könnte Euch ja jetzt erzählen, Elm Tree Circle kämen aus Newark wie My Chemical Romance oder aus Chicago wie Fall Out Boy und vermutlich würdet Ihr es mir sogar glauben, wenn Ihr die Band bislang noch nicht kennt. Musikalisch ist das ganz großes Tennis, was das Trio da auf ihrem neuen Album NO FOMO (VÖ: 04.09.) an den Start bringt und muss darf sich gerne mit genannten etablierten Bands messen lassen. Inspiriert vom Punk der 90er und 00er Jahre klingt das Album dennoch sehr modern und frisch und lässt das Genre Emo/Indie in frischem Glanz erstrahlen. Auch textlich bewegt sich NO FOMO (No Fear Of Missing Out) auf der Höhe der Zeit und thematisiert die ständige Angst, etwas zu verpassen ebenso wie Rastlosigkeit und eine latente Aufbruchstimmung.
Ach ja, eins bin ich Euch noch schuldig: Elm Tree Circle kommen aus Iserlohn.


Holly Humberstone
(sb) Als die Sängerin/Songwriterin Holly Humberstone begann, mit ihrem Produzenten Rob Milton an der Debüt-EP Falling Asleep At The Wheel zu arbeiten, kamen sie recht schnell überein, welche Art von Lyrics sie anstrebten. "Wenn wir zusammen schreiben, müssen wir diese Texte wirklich sehr persönlich und herzzerreißend machen. Also so, dass sie jemand lebenslang auf seine Haut tätowieren möchte. Wenn sie keine Tattoo-Texte sind, schaffen sie es nicht auf die Platte." Klare Ansage der Britin und entsprechend deep klingt die EP auch. Behaltet die unbedingt mal auf dem Schirm, das könnte klappen!



Freitag, 7. August 2020

KW 32, 2020: Die luserlounge selektiert

Bild: davingreenwell.com
(sb) Spotify-CEO Daniel Ek tat diese Woche seine Meinung kund, dass es für Musiker/-innen nicht reiche, alle drei bis vier Jahre ein Album zu veröffentlichen. Nicht ganz zu Unrecht hagelt es von Seiten der Künstler/-innen reihenweise Kritik an dieser Einstellung. Mike Mills, Bassist von R.E.M., twitterte beispielsweise recht unzweideutig:

"Music=product, and must be churned out regularly, says billionaire Daniel Ek. Go fuck yourself."

Wie seht Ihr das? Macht es Sinn, Kreativität zu erzwingen oder braucht Kunst einfach ihre Zeit?

Fragen über Fragen! Fest steht: Es ist Freitag. Wir sind die luserlounge. Es wird selektiert.

Blitzen Trapper
(sb) Album Nummer 10! Im schnelllebigen Musikbusiness ist sowas heutzutage ja alles andere als alltäglich, doch Blitzen Trapper bleiben als Konstante bestehen und schaffen es immer wieder, sich neu zu erfinden und sich dennoch treu zu bleiben. Im Singer-/Songwriter-Kosmos dreht man sich textlich ja gerne mal um existenzielle Fragen zu Leben und Tod, die Band aus Portland wagt auf Holy Smokes Future Jokes (VÖ: 11.09) jedoch den nächsten Schritt und beleuchtet die Zwischenperiode zwischen dem Leben einer Person auf der Erde und dessen Ende. Blitzen Trapper bewegen sich dabei stilistisch zwischen Teenage Fanclub, The Weakerthans und Ben Folds, ganz stark wirds in den Passagen, an denen man sich an die späten Beatles erinnert fühlt. Herrlich unprätentiös trotz der spannenden Materie, die den Hörer geradezu durch spannende Szenarien der Existenz peitscht.


100 Kilo Herz
(sb) BrassPunk aus Leipzig, eine klare musikalische Kante, tanzbare Politik - das sind 100 Kilo Herz! Die eindeutige Positionierung zur Weltoffenheit und gegen ekelhAfDe Tendenzen und Auswüchse in unserer Gesellschaft ist nicht nur zwingend notwendig, sondern in diesem Fall auch extrem gut gelungen. So traurig und beschämend es auch ist, dass eine thematische Auseinandersetzung mit Alltagsrassismus und -sexismus überhaupt notwendig ist, so froh sollte man sein, dass es Musiker wie 100 Kilo Herz gibt, denen es gelingt, ihren Standpunkt so eindrücklich in Worte zu fassen. Ich möchte gar nicht zu weit ausholen und zu viel verraten, aber Stadt Land Flucht (VÖ: heute!) ist bislang das beste deutschsprachige Punkrock-Album des Jahres. Kauft es Euch, hört es Euch an und geht ab! Lieblingstrack: Drei vor Fünf vor Zwölf!


Forkupines
(sb) In schwachen Momenten klingen die Forkupines a bisserl wie Billy Talent, in allen anderen möchte man die drei bisher bekannten Tracks des neuen Albums Islands (VÖ: 23.10.) gar nicht mehr ausschalten. Trotz eher düsterer Themen wie Depressionen, Selbstzweifel und Einsamkeit gelingt es dem Trio aus Braunschweig, ordentlich Gas zu geben und nicht im Selbstmitleid zu versinken. Die Forkupines bewegen sich auf hohem internationalen Niveau und dürften problemlos mit den Szenegrößen mithalten können. Es fehlt quasi nur die Initialzündung, der Durchbruch - aber sie arbeiten dran. Und wenn die anderen Songs des Albums an das Niveau der Teaser heranreichen, kann das klappen.


Schatzi
(sb) Unsere Lieblinge von Turbostaat beginnen ihre Social Media-Posts ja gerne mal mit den Worten "Velten hat gesagt, macht das". Velten, das ist der Leiter ihrer PR-Agentur - und der Typ macht nen verdammt guten Job, denn tatsächlich gelingt es ihm regelmäßig, die Neugier in mir zu wecken, mir "seine" Künstler anzuhören. Bestes Beispiel: Schatzi
Der zugehörige Pressetext ist so dermaßen abgedreht und over the top, dass man gar nicht anders kann, als sich das mal anzuhören. Und siehe da: stark! Zwar bei weitem nicht so innovativ, revolutionär und weltbewegend wie man es erwarten durfte, aber halt doch sehr catchy und gefällig. Mir persönlich sagt die Ästhetik des Videos leider nicht sonderlich zu (ist halt Geschmackssache!), Glock, die erste Single aus der Debüt-EP Animalia Parc (VÖ: 23.10.), ist aber doch ein ziemlich lässiges Biest, das hängen bleibt und Lust auf mehr macht. Wieder mal alles richtig gemacht, der Velten...


Sophie Hunger
(sb) Sie ist Weltbürgerin und auf ihrem neuen Album präsentiert sie sich einmal mehr auch als solche: Die Schweizer Sängerin Sophie Hunger wuchs in Bern, London, Bonn und Zürich auf und lässt diese Erfahrungen sprachlich in ihre Musik einfließen. Auf ihrem neuen Album Halluzinationen (VÖ: 28.08.) führt diese Zweisprachigkeit jedoch zu dem Paradoxon, dass man das Werk als zwei Alben in einem empfindet. Das Störende daran ist vor allem der merkliche Qualitätsunterschied, denn während der Großteil der englischsprachigen Tracks zu überzeugen weiß, fallen die deutschen Songs doch deutlich ab und klingen (mir) zu künstlerisch, zu gewollt. Exemplarisch dafür steht der Titel Rote Beeten Aus Arsen - puh, ganz schwierig! Da halte ich mich doch lieber an die Perlen dieses Albums wie Liquid Air oder Security Check...


Christy
(sb) Wenn man was von "Singer/Songwriter" liest und dann auch noch von "The Scottish Rihanna", dann lädt das nicht zwingend zum Anhören ein. Da ich gestern jedoch eine längere Autofahrt zu absolvieren hatte, habe ich mir die Homegrown EP (VÖ: heute!) von Christy aber dennoch auf den mp3-Stick gezogen. Und so lief erst Jamie Lenman, anschließend Maxim (beide kommende Woche in der Selektion) und dann eben der Schotte. Die Sonne brannte, der Bodensee flog nur so vorbei und aus den Boxen tönten leichte Melodien und eine intensive Stimme, die phasenweise fast ein wenig an Chris Martin (Coldplay) erinnerte - nur halt in angenehm. Ich muss ja gestehen, dass ich bis gestern noch nie von Christy gehört hatte, bin aber sehr optimistisch, dass er - zumindest im UK - erfolgreich werden kann. So lass ich mir gefühlvolle Popmusik eingehen!


Liedfett
(sb) Ach Mann, ich würde Euch jetzt sososo gerne erzählen, wie genial und super und überhaupt das neue Album von Liedfett ist, weil die Band seit ihrem überragenden Schlaflied (einer der wenigen Songs, die bei mir immer und überall laufen können!) bei mir einen fetten Stein im Brett hat. Aber man soll ja nicht lügen und so befürchte ich, dass beim Titel Durchbruch (VÖ: heute) der Wunsch leider Vater des Gedankens bleiben wird und eben dieser nicht erfolgen wird. Warum? Irgendwie plätschert das ganze Album so vor sich hin, es ragt nicht wirklich etwas heraus (am ehesten noch Alle wissen Bescheid - siehe Video), die Texte sprechen mich nicht an und insgesamt wirkt die Scheibe viel zu heterogen, alsdass man sich darauf einlassen möchte. Und wenn die PR-Nachricht dazu dann von "Punk" spricht, dann komm ich darauf so gar nicht klar, denn als solchen empfinde ich die Musik der Hamburger quasi zu keiner Zeit. Hm, das klingt jetzt alles viel negativer als es gemeint ist... Man kann sich das schon anhören, aber zum Durchbruch wird es nicht reichen.